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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.05.1855
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- Erscheinungsdatum
- 25.05.1855
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- Deutsch
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1855.^ 913 drucks ganz abzusehen, zumal wenn es, wie in obigem Falle mit Heine's Reisebildern, ein Ding der Unmöglichkeit sein wür de, noch ein Exemplar der Original-Ausgabe ä 6 Dollars zu ver kaufen, wenn der Nachdruck in noch hübscherer Ausstattung für weniger als den vierten Theil der ersteren zu haben ist. Ist es außerdem nicht einleuchtend, daß Tausenden von hier lebenden Deutschen erst durch diese billigen Ausgaben die Schätze der deut schen Literatur erschlossen und zugänglich gemacht werden? Leuten, die mit Vergnügen die Gelegenheit ergreifen, sich durch geringe wöchentliche Ausgabe bald die Werke eines Autors zuzueigncn, den sie bisher wohl dem Namen nach kannten, an deren Erwerbung oder Lectüre sie aber nie denken konnten? In Deutschland kann der wißbegierige Leser leicht in einer Leihbibliothek den Drang nach einer Lectüre stillen, deren käuflichen Erwerb seine Mittel nicht ge statten; hier fällt diese Möglichkeit aber weg, und so hart es den deutschen Verlegern auch klingen mag, dem hiesigen Nachdrucker weiß das große Publicum Dank. Ob demselben dabei diese edle Absicht oder die des Gelderwerbs vorgeschwebt hat, ist eine andere Frage, gehört aber nicht zur Sache, wenn man das gute Resultat aus un- parthciischem Gesichtspunkte in Betracht zieht. — Die Zahl solcher Autoren, die durch die hohen Preise ihrer Verleger der großen Masse des Publikums vorenthallen werden, ist nicht unbedeutend, und es ist in der That zu verwundern, wie solche Verleger, selbst für Deutsch land, noch immer foctfahren, solche Preise zu halten, nachdem ihnen doch in den meisten Fällen dieselben bereits einen schönen Nutzen abgeworfen haben, und nachdem ihnen die günstigen Resultate der lel^n Jahre bei billigen „Volks-Ausgaben" gezeigt haben, daß sie Esi durchaus nicht gegen ihr Interesse handeln! Doch wir be- ,chäftigen uns nicht mit Deutschland, sondern mit Amerika, wo der deutsche Verleger des Schutzes entbehrt, den ihm drüben unter allen Umständen die Gesetze gewähren. Je höher der Preis eines Buches ist, das einen mehr als ge- -hnlichen Absatz hat, und das im großen Publicum seine dauern- i Käufer findet, desto mehr reizt cs zum Nachdrucke. Schiller's Äerke wird Niemandem einfallen hier nachzudrucken, denn Papier und Druck können kaum billiger geliefert werden, als der Verleger das Buch an amerikanische Handlungen verkauft. In der Billig keit liegt sonach das einzige Mittel und der sichere Schlüssel für die Verleger, sich vor Nachdruck zu schützen, abgesehen davon, daß sic den Absatz solcher Werke, die auf ein größeres Publicum berechnet sind, an und für sich für hier immer befördern wird. Viele Auto ren, die mehr oder minder zu den Classikern gehören, und von denen verhältnißmäßig wenige Exemplare nach Amerika gingen, lassen sich bei Billigkeit noch in größerer Anzahl vertreiben. Dessen sind sich auch die Verleger obiger beiden Nachdrücke recht gut bewußt, denn Heine's Schriften eröffnen nur den Reigen einer „Wohlfeilen Deutschen Volksbibliothek", welchen Gesammr-Titel beide Ausgaben führen. Welche Autoren Heine zunächst folgen werden, ist uns nicht bekannt, auch sprechen sich die Prospecte nicht varüber aus; Börne — E. T. A. Hoffmann — Jean Paul — Jmmer- mann — Tieck— Kotzebue — Spindlcr, gewiß auch die neueren bekannteren Dichter, als Lenau, Geibel rc., gehören zu denen, deren Werke, in Auswahl gebracht, auf einen großen Lesekreis rechnen und schwerlich dem praktischen Auge der hiesigen Nachdrucker entgehen werden. An die deutschen Verleger solcher ist gegenwärtiger Aufsatz rzüglich gerichtet; noch ist es Zeit für sie alle, ihr Interesse zu >ahren! Mancher unter ihnen wird den bisherigen geringen Absatz ach Amerika als nicht der Mühe werkh erachten, billige Ausgaben .. veranstalten, oder die vorhandenen Ausgaben für Amerika bil liger zu stellen; aber, meine Herren, es handelt sich hier nicht allein um das augenblickliche Resultat, sondern um die Zukunft; cs han- 'elt sich darum, ob Sie sich für lange Zeiten, vielleicht für immer, Zweiundzwanzigster Jahrgang. aus hiesigem Markte der von Jahr zu Jahr bedeutender werden muß, schlagen lassen wollen oder nicht! Sie dürfen auch nicht schon im Voraus auf Gewinn rechnen wollen, ja Sie müssen sich vielleicht zuerst auf Verlust vorbereiten, auf den es Ihnen aber nicht ankom men darf, wenn Sie Speculationsgeist genug besitzen, um die Zu kunft im Auge zu haben! Cotta'S haben dies sehr richtig erkannt, als sie im vorigen Jahre sofort eine spottwohlfeile Ausgabe von Gocthe's Wecken eigens für Amerika druckten, um dem Philavel- phiaer Nachdruck die Spitze zu bieten, und sie griffen die Sache energisch genug an, um letzterem in Bezug auf Schnelligkeit des Erscheinens, Wohlfeilheit und Schönheit der Ausstattung vollständig den Rang abzulaufen. Man frage sie, was sie augenblicklich für Gewinn davon gehabt haben? Gewiß haben sic Geld dabei zuge- sctzt, aber sie haben sich vollständig den Markt bewahrt, und schwer lich wird Jemandem sobald wieder die Lust beikommen, Goethe's Werke oder überhaupt Eotta'schen Verlag Nachdrucken zu wollen. — Aber nicht alle des Nachdrucks werthen Werke erfordern so lange Zeit, als Goethe's, um ihm noch während des Erschei nens so kräftig entgegen treten zu können, und che dem deut schen Verleger eine Kunde davon zu Ohren kommt, liegt viel leicht schon die Hälfte seines Verlags - Artikels gedruckt vor. Dann aber ist es schon zu spät! Die Subscribenten sind ge wonnen, das Fett ist abgeschöpfl, und kommt der Original-Ver leger günstigen Falles auch bald mit einer gleich billigen Ausgabe nach, so muß er nehmen, was übrig geblieben ist. Der hiesige Nachdrucker macht das Hauptgeschäft während des Erscheinens in Lieferungen, das Buch wird stereotypirt und bei Vollständigsein ist er sicher mindestens auf seine Kosten; es wird ihm daher leicht sein, dem Original-Verleger durch noch größere Billigkeit von Neuem die 'Spitze zu bieten und sei es zum Herstellungspreise! Heine's Schrif ten, jetzt auch in einer billigen und hübschen Original-Ausgabe ge bracht, haben schwerlich Aussicht auf Erfolg, es ist zu spät und der Absatz nach Amerika dem Verleger ein für allemal verdorben. Es ist dem Schreiber nur ein anerkennenswerthes Beispiel eines deutschen Verlegers bekannt, der aus eigenem Antriebe, d. h. okne sich erst durch daS Gespenst eines Nachdruckes dazu bewegen zu las sen, die Nichtigkeit des oben Gesagten anerkannt und darnach ge handelt hat. Es sind dies die Herren Bassermann sc Mathy, die im vorigen Jahre Auerbach's Dorfgeschichten in einer nur für hier um die Hälfte wohlfeileren Ausgabe gebracht haben und zwar in gleich eleganter Ausstattung als für drüben. Schreiber glaubt nicht zu irren, wenn ec behauptet, Saß das Resultat denselben keine Ursacbe zur Unzufriedenheit über ihren Entschluß gegeben haben wird; wenigstens wünscht er ihnen aufrichtig ein recht günstiges Ergeb nis Warum sollten nicht andere Verleger diesem Beispiele eben so gut folgen können? Warum sollten dieselben überhaupt nicht für Amerika, dessen Absatz sic doch schwerlich bei ihrem Calcül in Betracht gezogen haben, einen andern Preis als für Deutschland stellen kön nen? Man behalte meinetwegen immerhin die alten Preise für Deutschland bei; man setze aber andere und weit billigere für den hiesigen Vertrieb und übergebe denselben irgend einer Handlung, zu der man Vertrauen hat, die dann im Stande ist, die andern Hand lungen zu günstigen Bedingungen wieder zu versorgen. Da wo Ausgaben sämmtlicher Werke eines Autors zu voluminös sind und trotz Billigkeit noch zu theuer werden, da wo unter den Juwelen auch minder edle Perlen sind, veranstalte man eine Auswahl und gebe das Beste und Bekannteste! Die Sympathien des Schreibers sind unbedingt nur für die deutschen Verleger und er ist Feind aller Nachdrücke, wie dies schon aus der Absicht, die diesem Artikel zu Grunde liegt, deutlich genug hervorgeht, er wird sich deshalb auch innig freuen, wenn gegenwärtige Zeilen bei einem oder dem andern den Zweck errei- 136
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