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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.06.1852
- Strukturtyp
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- 1852-06-18
- Erscheinungsdatum
- 18.06.1852
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- Deutsch
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838 ^ 57 klaren Wein über diese Gcschäftsverhältnisse erlange, die ihm, so viel mir bekannt ist, nie offen und treu dargcstcllt sind. Es fand sich nun, daß die Schleuderei bei einigen Londoner Sortimentern sehr stark um sich griff, und daß Krämer und Papier- Händler noch außerdem mit Büchern handelten, was sehr leicht ging, da man die Bücher „als Händler" von den Verlegern holen ließ, die natürlich den Rabatt gestatteten — so wurde auch diese Klasse den i-stsil buoksellers (Sortimentern) sehr gefährlich, denn sie untcrminirtcn die Ladenpreise. Um dieser Schleuderet ein Ende zu machen, traten schon vor mehreren Jahren die englischen Buchhänd ler zusammen, und bildeten eine Association, um sich gegenseitig zu schützen. Vor zwei Jahren gewann man die bedeutendsten Verleger, wie Longman, Murray, Sceley rc. und die großen Häuser Whittakcr, Simpkin, Hamilton rc. zum Beitritt, die dieser Association eine entschiedcncHaltung gaben, und ernsthaft auftratcn, um dieSchleu- derci mit neuen Büchern zu hintcrtreiben. Nur diejenigen Buch händler, die dieser Lookseilers Association bcitraten, und sich zu den Statuten verpflichteten, sollten von den Verlegern den üblichen Ra batt eines Buches genießen. Es mußten sich deshalb die Buchhänd ler Londons ausweisen, mußten dieUules und LoZuliitions unterzeich nen und erhielten ein Bildet „ticket", welches nummcrirt und mit dem Namen des Hauses bezeichnet war, für welches cs ausschließend gebraucht werden durfte. Jedes Mitglied der Association verpflichtete sich durch eigenhän dige Unterschrift, der Schleuderet entgegen zu arbeiten, seinen Kun den nur 10?o, Bibliotheken, Instituten und Schulen höchstens 15 LH Rabatt zu gewähren, und kein neues Buch an die Schaufenster zu niederem Preise auszustellen, und das System scstzuhalten, daß der Ladenpreis eines Buches der wirkliche Verkaufspreis sei. Derje nige, so heißt es in den Statuten, der diese Regeln systematisch Über tritt und schleudert, dem solle sein „ticket." entzogen und dessen Name der Association bekannt gemacht werden, damit ec fernerhin von den Verlegern kein Buch mit Rabatt beziehen könne. Da, wie schon angedeutct, dir meisten großen Verleger diese Association beschützten und streng auf die Vorzeigung des „ticket" hielten, so arbeitete der Verein im Allgemeinen ziemlich gut und hielt die Schlcuderci in Schranken. Es zeigte sich im Verlaufe der Zeit, daß eine Firma „Biggcrs u. Bush" der Association angc- hörcnd, jedoch hauptsächlich mit Antiquariat handelnd, Bücher, wie Macaulay's England, mit 25 Lo Rabatt ans Publikum verkaufte und eine sehr bedeutende Anzahl absetzte, die ihr, da sie dieselben zum Subskriptionspreise mit Freiexemplaren bezog und gegen baar ver kaufte, immerhin einen sicheren Gewinn abwarfen. Bei diesem ein zelnen Falle blieb es indessen nicht stehen, sondern das Haus schleu derte systematisch und wurde deshalb cxcommunicirt. Das war frei lich ein harter Schlag, that aber seine Wirkung. Bald darauf trat der amerikanische Buchhändler Ehapman auf und annoncirte: daß er für Publikum und Buchhändler nur einen Preis machen würde, um den Verkauf amerikanischer Bücher zu heben — er that dies, wie der Händler leicht erkennen wird, aus Gründen der Eon- currenz — da Ehapman nun aber durch diese enAeos-Herabsetzung aller Preise, mehreren großen englischen Häusern sehr schädlich wurde, und ein System cinfükrtc, welches verderblich auf den ganzen Buch handel wirken mußte, so wurde auch ihm das licket entzogen. Ehap man fühlte diesen Verlust aber noch weit mehr als jene Biggers u. Bush, da er nicht nur amerikanisches Sortiment importirte, sondern auch englisches Sortiment exportirte; er stand also durch die Entzie hung seines ticket auf dem Wege einen bedeutenden Zweig seines Geschäftes einzubüßen, und deshalb suchte er eine Bewegung hervorzurufen!, von der ich in dem hier folgenden II weiter reden werde. II. Die Bewegung. Ehapman, Jmporter amerikanischer Bücher, Verleger und um sichtiger Geschäftsmann, mit vielen Schriftstellern bekannt, begann, nachdem ihm sein trolle ticket entzogen war, die Association und den von den Mitgliedern Unterzeichneten Eontract zu veröffentlichen. Er entdeckte die geheime Gesellschaft den Schriftstellern und dem Publicum, die dieselbe als eine Verschwörung gegen sich ansahen. Es begann nun ein Plänkeln hin und her, kleine Artikel erschienen hier und dort über die Association in Zeitungen und Zeitschriften, bis endlich der Sturm sich durch die Times auf Verleger und Buchhändler warf. Ehapman selbst schrieb eine ausführliche Abhandlung über den Buchhandel im Wcstminster-Revicw vom Januar 1852, der für den deutschen Bücherhandel sehr interessant sein muß, weil der Buchhänd ler dort von der freiesten kaufmännischen Seite aufgcfaßt wird und dessen Ucbcrsetzung im Börsenblattc gewiß wünschenswert!) wäre. Ehapman faßt den Buchhandel als Kaufmann, kauft und verkauft, wie es eben geht, und will Freihandel in Büchern. Diese Phrase „lese trolle in books" schlug ganz vortrefflich ein. Die Times nannte die Association Pcotcctionistcn, die ihre Zeit überlebt hätten; sie schrieb dem bis dahin im Buchhandel verfolgten Systeme alle überlieferten Sünden zu, vor allem die entsetzlich hohen Preise neuer Bücher und proclamirtc nun aller Welt den Freihandel in Büchern, der nur zu erlangen sei, wenn diese Association aufgelöst würde. Der Frei handel, sagte die Times, bestehe darin, daß der Sortimenter die Bü cher nach Gutdünken verkaufen könne; dagegen sei die Association protektionistisch; ein Polizeisystem, das in der Association bis dahin geherrscht, und eine Excommunication, die wirklich stattgcfunden hatte, sei etwas abscheulich polizeilich Despotisches, und müsse ein Ende nehmen. Die Buchhändler, so deutete der Sinn an, die 25 LH in den Sack steckten, seien halbe Spitzbuben, wenn man dasselbe Buch mit 25 LH Abzug vom Ladenpreise anderswo kaufen könne. Ja, die Times ging noch weiter, und stellte einen etwas kühnen und eben nicht sehr ehrenvollen Vergleich mit Büchern an, indem sie meinte, sic sehe nicht ein, warum ein Unterschied zwischen Fleisch und Buch als Waarc bestehen solle: beides sei eine Waare, die stei gen und fallen könne und an verschiedenen Orten mehr oder weniger kosten müsse, je nach Bedarf und Verbrauch. Die Times vereinbarte somit das Publicum in die praktische Geschästsbetriebsfragc des Buchhändlers, und es zeigte sich auck sehr bald, wie groß die Partei lichkeit des Publikums gegen die Buchhändler wurde, denn man glaubte im Allgemeinen, wenn die Association falle, so müßten auch die Bücher ganz bedeutend im Preise sinken. Die Times fuhr nun fort, leitende Artikel gegen die Verleger und die Association, als Pro- tectionistcn zu liefern, und die Schlcuderec erschienen mit dem Nimbusals „Freihändler". Das Publicum war durch die utopischen Artikel der Journa listen gewonnen, und der alte verbissene Haß unglücklicher Schrift steller machte sich vollkommen Luft- Da hieß cs: die Buchhändler ruiniren die Schriftsteller und werden fett, das Publicum muß un geheure Preise bezahlen, und die Literatur sei nur zu retten, wenn die Schriftsteller zusammen kämen und die Sache ordneten; wo mög lich eine große Actiengesellschaft errichteten, um den Geschäftsbetrieb der Literatur selbst in die Hand zu nehmen (was schon einmal ver sucht, auch richtig fchlschlug). Die fabelhaftesten Artikel erschienen in der Presse und zeigten dem Geschäftsmann deutlich, wie groß die Unwissenheit selbst gebildeter Leute sein kann, wenn sie sich heraus- nchmen, die Praxis nach ideeller Theorie zu modellier», und sich mit einem Worte in Geschäftsverhältnissc mischen, die sic nicht verstehen. Der Ausschuß der Association, worunter die Herren Longman, Murray, Henry Bohn, Seclcy und Andere, waren letzt genöthigt Schritte zu thun, zu welchen sie durch ihre ehkcnwcrthe Stellung gezwungen wurden. Sie wollten dem Publicum gegenüber sich als
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