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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.10.1873
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 15.10.1873
- Sprache
- Deutsch
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3766 Nichtamtlicher Theil. ^ 239, 15. October. Unternchnier, ferner aber in besonders anziehender Partie die Ge schichte der einzelnen allgemeinsten Prcßinstitutionen in ihrer stetig fortschreitenden Entwicklung, woran sich Streifzüge knüpfen in das Gesichtsfeld der generellen Hanptträger dieser Institutionen, auch wohl individuelle Lebensläufe berührt sind. Die tastenden Änfaftgö zu öftrer Art Zeitürtgstvesen fallen in die Zeit der großen Königin Elisabeth; ein ergötzliches Bild von einem der ältesten Exemplare bietet (nach Macaulay) die „Londoner Zeitung" unter Karl II., zweimal wöchentlich erscheinend; das erste tägliche Blatt war seit 1702 der „Daily Courant"; die älteste der noch bestehenden Morgenzeitnngen ist die gerade 100 Jahre alt gewordene „Morning Post"; die „Times" unter ihrem jetzigen Namen ist 16 Jahre jünger. Wer einen mit Zahlen belegten Be griff von dem riesenhaften Steigen des Zeitungswesens nach Masse und Umfang der Blätter gewinnen will, der vergleiche nach Grant die 100jährige Periode 1753—1853. Man sagt: Jedes Buch hat sein Schicksal; manches hat sein ganz eigenes Fatum, wie auch mancher Mensch. Genau so die Zei tungen und Zeitschriften. Das Schicksal ist nothwendig Entwicklung, ist Geschichte. Unter den eigenartigsten, die hier berührt sind, und uns gerade wie die Geschichte der Individuen und der Völker eine bunteste Musterkarte überraschender Existenzwechscl darstellcn, merke sich der Leser als besonders interessant etwa folgende: „Morning Chronicle", ein neunzigjähriges Leben, wechselschwer, in allerlei Windungen und Wendungen versucht, bis an den noch nicht ganz vergessenen Tod aus Altersschwäche; als Gegensatz Disraeli's „Re präsentative", nach 6 Monaten unter einer schweren Schuldenlast erdrückt; „Daily News", nach ungeheuren Opfern und bei völliger Erschöpfung der Mittel allerneuestcns durch eine Kraftanstrcngung, wie sie nur der vor nichts zurückschreckcnde Unternehmungsgeist der Britten und Amerikaner durchzufüyren wagt, wieder frisch in die allerersten Reihen gerückt; „Daily Telegraph", durch ähnliche ge schäftskundige Gewaltmittel in kürzester Zeit zum verbreitetsten Blatte der Welt aufgestiegen. Endlich und vor allein prüfe man die Carriöre der „Times", jenes nach Rang königlichen Blattes der Familie Walter. Wer nach Amerika überschreiten will, der mag wieder, des ganz eigenthümlichen Interesses wegen, das eigentlich königliche unter den Blättern jenes Contincnts herausgreifen, den „New-Iork Herald" und seinen Verleger Hrn. Gordon Bennet; wir nennen in einem Zuge den Mann und das Blatt, denn ihre Wescnseigenschaften und ihr Schicksal verflechten sich innigst, sind eins. Will man endlich niehr eine Abenteurerlaufbahn in diesem Capitel begleiten, so nehme man Hrn. Merle, den in Frankreich baronisirten Merle, einstigen Mitarbeiter am „Globe" und Begrün der einer ganzen Reihe von Zeitungen, die alle ebenso schnell ver schwanden wie auftauchten. Eine höchst bedeutsame und an überraschenden Thatsachen reiche Geschichte haben folgende Institutionen und ihre Träger: das Re- porterwcsen (Berichterstattung aus deni Parlament), ans naiv ein fachen Anfängen zu einer ingeniös ausgebildeten und complicirten Einrichtung aufgestiegen mit wunderbarer Raschheit des Dienstes. Die ins Ungeheuerliche cmporgetriebene Zeitungsreclame. Amerika ausschließlich eigen sind das sogen. iutervisevinA (Bericht über Staatsvisiten bedeutender Personen) und die Schiffsnachrichten. Ebenfalls jenem Erdtheil sind bis heute eigen geblieben die regel mäßigen weiblichen Mitarbeiter an der Rcdaction. Eine ebenso ge wichtige als schicksalsschwere Stellung nehmen ein die Spccial- correspondenten (man vergl. die erstaunlichen Anstrengungen ein zelner Blätter im letzten preuß.-franz. Kriege und im langen amerikanischen Bruderkampf). Seit 1858 ist die Telegraphie im Zeitungsdienst ein Factor, von dessen enormer Einwirkung zuvor kein Mensch eine Ahnung haben konnte, während die Leistungen der Dampfpresse, zwar ncuestens immer höher getrieben, älter und be kanntes sind. Eine Art Parias im Dienste der großen Blätter sind die Correctoren, deren große Mehrzahl das Epitaph verdienen dürfte: Gestorben aus Mangel an Luft und Raum und aus lieber sülle an' geisttödtend erschöpfender Nachtarbeit. — Eine eigene Art Debit ist der Straßenverkauf, zum größten Umfang gediehen in Paris und den Hauptstädten Amerikas, wenig bedeutend für London. Grant gibt eine Zahlenparallele über die englische und die amerikanische Journalistik; eine für Viele überraschende Folgerung aus derselben ist diese, daß wir gewöhnlich ganz übertriebene Vor stellungen haben von dem Umfang der amerikanischen Presse, deren erstaunliche Zahlen nur dadurch gewonnen werden, daß man alles Mögliche unter den Begriff der Zeitung wirft. (Allg. Ztg.) MiScellen. Die Statistik der schweizerischen Journalistik für das Jahr 1872, welche die Eidgenössische statistische Commission für die Wiener Ausstellung hat ausarbciten lasten, zeigt folgende Resul tate. Die Gesammtheit aller Zeitungen und Zeitschriften der Schweiz (mit 2,669,147 Einwohnern) erreicht die Ziffer 412 (inbegriffen die Blätter, welche während 1872 aufhörten oder erst anfiugcn zu erschei nen). Sprachlich vcrtheilt sich die Hauptziffer auf 266 deutsche, 118 französische, 16 italienische, 5 romanische Blätter und ein englisches Blatt („Zuisoe lilnso" in Genf); 6 Blätter enthalten thcilwcije Titel und Ueberschriften französisch und deutsch, auch abwechselnd Artikel in beiden Sprachen; durchgängig in zwei Sprachen (wie z. B. niehrere der elsaß-lothringischen Blätter) erscheint in der Schweiz nicht eins. Das älteste Blatt der Schweiz ist die „Züricher Freitags-Zeitung", welche schon im 17. Jahrhundert gegründet wurde. Im Jahre 1740 kam sie in das Eigcnthum des Advocaten Bürkli, und seit dieser Zeit ging sie als Erbe von Vater auf Sohn über. Sieben schweizer Blätter sind in der Zeit von 1700 bis 1801 gegründet worden. Nach Cantonen geordnet, ergeben sich folgende Zahlen: Bern 64, Zürich und Waadt je 47, Aargau 40, Genf 25, St. Gallen 24, Neuenburg 18, Baselstadt und Thurgau je 16, Graubüudcn 15, Tessin 14, Solothurn 13, Frciburg 12, Luzern 11, Schwyz und Schaffhansen je 10, Bascl- land 6, Appenzell A.-Rh. und Wallis je 5, Glarus 4, Obwalden und Zug je 2, Uri und Appenzell Jn.-Rh. je 1. Der Gesammt- durchschnitt ergibt I Blatt auf je 6479 Bewohner; über diesem Durchschnitt stehen 13 Cantone in folgender Ordnung: voran Basel stadt mit je einem Blatt auf 2985 Bewohner, dann Genf, Schaff hausen, Schwyz, Obwalden, Waadt, Aargau, Neueuburg, Solothurn, Thurgau, Nidwalden, Zürich, Graubündcn; unter dem Durchschnitt in absteigender Ordnung stehen die Cantone: Zug, Bern, St. Gallen, Tessin, Glarus, Baselland, Frciburg, Appenzell A.-RH., Appenzell Jn.-Rh., Luzern, Uri und Wallis; letzterer Cantou mit einem Blatt auf je 19,377 Bewohner. Im Jahre 1872 wurden in der Schweiz 90,875,388 Zeitungsnummern gedruckt, die einen Werth von 5,104,394 Frcs. rcpräscntiren, so daß per Kopf ans jeden Einwohner der Schweiz mehr als 2 Frcs. für Zeitungen kommen. Dazu kommt noch, daß aus Deutschland allein 1,250,275 Zeitungsnummern ein- gesührt wurden, und die Zeitungseinfuhr aus dem nahen Frankreich, Italien und Oesterreich, ja selbst aus England, eine bedeutende ist. In den letzten zehn, fünfzehn Jahren insbesondere hat die Presse in der Schweiz einen riesigen Aufschwung genommen. Interessant ist wohl auch der Umstand, daß die Zunahme an Verbreitung bei den romanischen Blättern eine bedeutendere ist, als bei den deutschen; der Grund dafür liegt darin, daß die elfteren eine finanziell bessere Stellung haben und durchschnittlich besser bezahlt werden.
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