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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.09.1920
- Strukturtyp
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- Band
- 1920-09-14
- Erscheinungsdatum
- 14.09.1920
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- Deutsch
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VSrseublatt f. d. Dtschn. Buchhandel. >1- 207, 14, September 1020. So war ein zufälliges Naturereignis der Anlaß zu sorgfältigerer Behandlung alter Kartenwerke geworden?) Nun ist allerdings nicht zu verkennen, daß die äußere und innere Gestaltung der Kartensammlungen an den Bibliotheken des In- und Auslandes in den letzten Jahrzehnten schon er heblich besser geworden ist. Unsere größten Bibliotheken, die Preußische Staatsbibliothek?), die Bayerische Staatsbibliothek?), und letzthin auch die Deutsche Bücherei') haben mustergültige Magazineinrichtuugen und Benutzerräume für ihre Kartensamm- lungen bekommen, und auch manche andere Landes- oder Stadt bibliotheken besitzen schon vortreffliche Einrichtungen. Auch im Auslande hat man bei Bibliotheksneubauten mehr und mehr Gewicht auf modern ausgestattele Kartenabteilungen gelegt, vor allem in den prächtigen Bauten in Nordamerika. So besitzt z. B. das neue und schöne Haus der »Umericsii üeozrapiucal Society» in New Uork einen besonders gut ausgestattele» dlsp room und Einen weiteren Grund für die lange Vernachlässigung sehe ich darin, daß man früher glaubte, die Verwaltung der Karten- sammlung bedürfe keines fachlich vorgebildeten Leiters, sondern jeder Bibliothekar, sei er von Haus aus Historiker oder gar Philologe, der gelegentlich einmal Neigung zur Beschäftigung mit dem Kartenwesen verspürt habe, sei für die Organisalion der Kartensammlung geeignet. Das ist meiner Meinung nach'ein Irrtum. Wie z. B. nicht jeder Bibliothekar mit orientalischen Druckschriften umzugehen versteht, so vermag auch nicht jeder geographische Karten völlig zu lesen und auszunutzen. Das kann nur der Fachgeograph. Jeder Bibliothekar könnte wohl Kartenwerke katalogisieren und magazinieren, aber er würde sofort auf Schwierigkeiten stoßen, wenn er seine eigentliche wis senschaftliche Tätigkeit ausüben und zum Beispiel die Benutzer im Kartcnraum beraten soll. Das Katalogisieren der Karten ltfw. kommt mittleren Beamten zu, aber das Beraten des Publi kums, die Auskunfterteilung kann nur ein Bibliothekar erfolg reich unternehmen, der gleichzeitig Geograph ist, der täglich den Fortschritt seiner Wissenschaft verfolgt und in steter eigener literarischer Tätigkeit sich im Gebrauch jeder Art von Karten allen wissenschaftlichen Anforderungen gewachsen zeigt. Das ist eigentlich eine so selbstverständliche Forderung, daß es gar nicht nötig sein sollte, sie besonders erheben zu müssen. In der Tat ist aber auch erst in den letzten Jahrzehnten die Leitung unserer größten Kartensammlungen Fachgeographen oder solchen Herren, die der Geographie sehr nahe stehen, anvertraut worden. Aus der wachsenden Erkenntnis der Wichtigkeit der Karlen- sammlungen heraus werden also als erste Forderungen hier aus zusprechen sein, daß ihrer äußeren Gestaltung eine erhöhte Auf merksamkeit zu schenken ist, und daß ihre wissenschaftliche Lei tung mehr und mehr nur von Fachgeographen zu geschehen hat. Diese beiden Forderungen, der äußere Ausbau der Karten sammlungen und die innere Gestaltung und zweckmäßigste Nutz barmachung durch fachgeographische Leitung, sind Wohl begründet durch den enormen Aufschwung, den die Kartographie in der letzten Zeit genommen hat?) Wie die Geographie überhaupt an allgemeiner Bedeutung gewonnen hat und besonders der Krieg das Streben nach geographischer Bildung verstärkt und eine Fülle von landeskundlichen Kenntnissen auch in die untersten Schichten des Volkes getragen hat, so hat besonders das Karten wesen durch den Weltkrieg eine gewaltige Förderung erfahren. ') Erst kürzlich wurde in der Stadt. Bücherei In Ostende ein bestens erhaltenes Exemplar eines Mercatorschcn Attas mit 197 Kar ten (Amsterdam 1913) entdeckt. (Köln. Zig., Nr. 489'vom 29. Mai 1920.) ?> H. Met stier, Die Kartensammlung der Kgl. Bibi, in Berlin. Int. Wochenschr. für Wisst, Kunst u. Technik, 4. Jg. 1919, Sp. 97—119. ') Zbl. st Bw. 82. Jg. 1918, S. 391-62 <O. Hart! g). ') H. Praesent, Die Kartensammlung der Tentschen Bücherei und ihr systematischer Katalog. Zbl. s. Bw. 37. Jg. 1929, S. 66—89. °) Mio nerv bomo ol Ido Lmericsn deograpbioat Society. Lull. Xrner. Okvgr. Soo. 43, 1911, S. 481—88. »> Zum Folgenden vgl. best N. Krebs, Die Bedcntnng der geographischen Karte. Die Geographie als Wissenschaft und Lehrfach. Zehn geogr. Abende im Zentralinst. f. Erziehung und Unterricht. Berlin: Mittler L Sohn, 1919. 84 S. Ivso Die Erkenntnis des großen Werte« einer guten Karte ist in ^ weiteste Kreise gedrungen und überall Gemeingut geworden. Un gezählte neue Landkarten wurden herausgegeben; es gab wohl keine Familie, die nicht Karlen der Kriegsschauplätze benutzt hätte, !es gab keine Zeitung, die aus dieses einfachste Mittel, die Lel- ! türe der Kriegsereignisse zu unterstützen, hätte verzichten können. Wenn damit auch noch nicht volles Verständnis für den Karten« Inhalt verbunden gewesen ist, so hat doch der Krieg zunächst einmal das allgemeinere Interesse an kartographischen Erzeug nissen zu wecken und wachzuhalten gewußt. Auch im Schulunterricht spielt die Karte heutzutage ein« 'viel größere Rolle als ehedem. Wir sind über die Zeit hinaus, wo ein ödes Aneinanderreihen von Namen, Zahlen und Tat sachen den geographischen Unterricht ausmachte, einen Unterricht, der genügte, um einem das Fach für immer zu verleiden. Wort und Bild und Karte wirken jetzt einträchtig zusammen, di« Länderräume nicht nur zu beschreiben, sondern ihre Eigenart !zu ergründen und lebendige Vorstellungen beim Schüler wach- ^zurusen. Die heutige Jugend bekommt srllh die Umgebungskarte ' des Wohnorts in die Hand und wird in die Anfänge des Kartcn- ! lesen« und des Vergleichs der Karte mit der Natur eingefllhrt. Die wachsende Zahl der Schulausflüge, die Wandervogel- und Pfadfinderbewegungen haben die Jugend mit der Karte ebenso vertraut gemacht wie die Touristik und Reiselust das reifere Alter. Gutes Karlenlesen setzten sich auch unsere Jugendwehren zum Ziel, denen es darauf ankam, die Schüler für die kriegerische Ausbildung vorzubereiten. Hat doch das Militär von jeher da» 'größte Interesse an einer zuverlässigen Karte gehabt und darum !auch die Landesaufnahme und die Herstellung der offiziellen Karten in die eigene Verwaltung genommen. Der Kartenbenutzer mutz sich nicht nur auf der Karte zurechlfinden, sondern aus der Karte den ganzen dargestellten Raum vor sich sehen und über ihn verfügen können, mutz ihn geistig durchdringen und ihn aus zunutzen verstehen. Wissenschaftler aller Art, Soldaten, Verwaltungsbeamtk, Ingenieure, Kausleute und viele andere brauchen die Karte nicht nur. um die Lage irgend eines Ortes zu finden, sondern leisten selbständige Denkarbeit bei ihrer Benutzung und treten messend und vergleichend, kalkulierend und alle Möglichkeiten diskutierend an die Karte heran. Meist gibt die geographische Karte dem, der sie zu lesen versteht, viel mehr und orientiert ihn schneller und übersichtlicher, als die beste Darstellung in dicken Büchern. Ich brauche Wohl nicht ausführlicher über die Bedeutung der Karten zu sprechen, nur auf eins möchte ich noch Hinweisen, das ist die ungeheure Zahl der besonders während des Krieges entstandenen Karlen. Die großartigen Leistungen der deutschen und österreichischen Behörden auf dem Gebiete des Kartenwesens während des Krieges sind nur wenig bekannt geworden. Die Preußische Landesaufnahme in Berlin und das Militörgeo- graphische Institut in Wien hatten die Truppen mit dem nötigen ; Kartcnmaterial, besonders mit Übersichtskarten und Spezial karten der einzelnen Kriegsschauplätze zu versorgen. Ihnen ver danken wir aus allen Gegenden, besonders aus den topographisch bisher schlecht bekannten, wie Ost- und Südosteuropa') und den Orientländern?), eine Fülle neuer Karten, die teils aus eigenen neuen Aufnahmen beruhen, teils nach den besten vorliegenden Quellen oder durch Neukonstruktion entworfen, teils durch Nach druck von feindlichen Beutekarten gewonnen wurden. Daneben waren als besondere Formationen die Vermessungsabteilungen?) ') Vgl. H. Ginzcl, Ausgaben und Tätigkeit der KriegSniap- pieruug aus der Balkanhalbinsel. Ritt. Geogr. Ges. Wien, 61. Jg. 1918, S. 497-513. ?> Vgl. 6erman statt msps vk Ido noar esst. Ddo Scott. Oeogr. Usg. 35. Bd, 1919, S. 267. ?) A. R. Hinks, 6erm»n rear mups auck surve^. Oeogr. ckourn. 53. Bd. 1919, S. 39-44 <in btsch. übers. Hrsg. p. b. Preuß. Landks- ausn. sl929j). Dagegen schrieb Boelcke, Tie Engländer und da» deutsche Kriegsvermcssungswesen. Pct. Mitt. 88. Jg. 1929, S. 6—9; Kriegsvermessungen und ihre Lehren. Berlin 1929. Vgl. anch E. Fels, Das KriegsvermessungSwesen im Dienste der Geographie. Pet. Mitt. 65. Jg. 1919, S. 81—89.
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