99Ö6 Börsenblatt f. d. Dtschu. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. F° 207, r4, September ISA. Deninächst gelangt zur Ausgabe: ^ Paul Kellers neuester Roman In fremden Spiegeln Broschiert 14 Mark, in Pappband 20 Mark, in Ganzleinen 24 Mark 1. bis 30. Auflage ^v^on allen Werken Paul Kellers,' schreibt Gustav W. Eberlein in seiner unter der Presse befindlichen großen Biographie des schlesischen Dichters (.Paul Keller, sein Leben und sein Werk"), hat dieses Buch die größten Ausmaße,« Dreifällig in dem Aufriß der Beziehungen des Menschen zu seiner Umgebung, seiner Geschlechterliebe, Leimatliebe nnd Liebe zur Natur, steht es über den Dingen und doch in der Zeit, Paul Keller schrieb diesen machtvoll ins Anbegrenzte ausschwingenden Roman unter dem Krachen des einstürzcnden Reiches, unter dem Grauen des Revolution genannten Irrtums und seiner furchtbaren Folgen, Es gehörte ein ungewöhnlicher Loffnungsmut dazu, sich in dieser Zeit zu dem Dennoch I zu bekennen, das noch immer ein Zeichen selbständiger, weit vom Weltspießbürgertum stehender Geister gewesen ist. Die un zerstörbare Liebe des Dichters zur Scholle und ihren Menschen war es, die ihm den Lalt gab. Seins Altäre konnte der Novemberwahn nicht zertrümmern, denn es standen Götter auf ihnen, nicht Götzen Mit fester Land schrieb er sein Kredo hin: Vaterland! So wurde der Roman, wenn man will, zu einem politischen Buche. And doch, Paul Keller müßte sich selber untreu geworden sein, wenn der Dichter nicht über den Politiker hinausgewachsen wäre. Es ist der Dichter des „Letzten Märchens", der die Feder führt, der lachende Philosoph, der romantische Realist, Über dem zeitlich Wechselvollen steht ihm das ewig Anvergängliche. Träger der .Handlung ist ein Mann, der, beinahe Typus des Deutschen dieser Tage, an seinem Vaterlands verzweifelt, angewidert von all den Bildern der Auflösung in die Fremde flüchtet, möglichst weit fort von Deutschland, bis nach Indien, dem Land der Wunder, dem Land der Sehnsucht. Aber in fremden Spiegeln muß er doppelt erkennen das Bild der Leimat, schmerzlich und freudig: das Schlechtere und das Bessere, das, was morsch und reif zum Fallen war, das, was über allen Schätzen Indiens groß und unvergleichbar bleibt.