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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.04.1925
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- 1925-04-04
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- 04.04.1925
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einsichtigen Verlag lieber sein wird, von Sorttmentssirmcn nur SV Firmen zu wissen, die sich in der Tat intensiv für seine Verlagswerke verwenden, als die 30- oder mehrfache Anzahl, die sich nur lau und kaum spürbar für seine Verlagswerke interessiert. Daß ich den Reinigungsprozeß im Verlag nicht mehr und nicht weniger für notwendig halte. als den im Sortiment, habe ich unzwei deutig zum Ausdruck gebracht. Wenn Herr Kollege Kleitcr meint, daß die Herren Kollegen aus dem Sortiment so wenig Zeit haben, um zu der Sache Stellung zu nehmen, so steht diese Feststellung in einem — zum mindesten scheinbaren — Widerspruch zu der an sich glaubwürdigen Klage eines geradezu katastrophal schlechten Geschäfts gangs. Wenn ein Teil der Herren Kollegen vom Sortiment trotz schlechtestem Geschäftsgang zu nichts Zeit findet, so glaube ich die Ursache darin zu sehen, wo sie zu meiner Sortimenterzeit zu suchen war: in der allzugroßcu Anhäufung unproduktiver, wenn nicht un rationeller Arbeitsmethoden. Daß im Sortiment auch anders ge arbeitet werden kann, habe ich ln genügend Fällen bei fortschrittlich gesinnten Sortimenter-Kollegen feststellen können. Es wird wohl im Buchhandel so wenig wie wo anders Geschäftsleute, insbesondere Firmeninhaber geben, die heute nicht einen ungenügenden Geschäfts gang beklagen. Aber je größer die Not, desto stärker die Forderung nach zeitgemäßen Arbeitsmethoden sowie nicht nachlassendem Arbeits mut und Arbeitsfreude trotz vieler herber Enttäuschungen. — Vivant osquontes! G e r h. T r e n k l c. „Wurfsendungen" — ihre Wertlosigkeit. Folgender Einsendung geben wir Raum, um auch »och andere Meinungen über die Neueinrichtung zu hören: Die Reichspost — im Bestreben, sich neue Einnahmequellen zu schassen, hat eine neue Idee gehabt und vom 1. April an »Wurfsen dungen« cingesllhrt (vergl. Bbl. Nr. 84, 88 und 72). Das sind Mas- fensendungen, die ohne Adresse zur Verteilung an bestimmte Berufs- kreise gelangen sollen. Sie werden weder mit Briefmarken versehen noch abgcstcmpelt, erhalten also keines der gebräuchlichen und bekannten Merkmale der Postbeförderung, sondern sollen nur »nach den Grund sätzen für die Aushändigung gewöhnlicher Briefsendnngen« »ansge händigt« werden. Eine Kontrolle ist nicht vorgesehen und ist auch aus geschlossen: reicht die der Post übergebene Anzahl nicht aus, wird ent sprechend weniger abgeliefert; ist zu viel da, wird der Überschuß auf Antrag an Angehörige »verwandter« Berufe bestellt, dagegen ohne Antrag dem Papierkorb einverleibt. Irgendwelche Haftung oder Ersatz gibt es nicht. Liest man diese Und die sonstigen amtlichen Bekanntmachungen über die neue Einrichtung, so fragt man sich erstaunt, worin denn eigentlich ein Vorteil für das Publikum, ja auch nur für die Post selbst bestehen soll. Es sind hier Gedankenaufwand, Mühewaltung und Instruktion der Postbeamten und viel Druckerschwärze vergeudet worben. Leute haben sich dieser Sache angenommen, ohne Verständnis für sie zu haben, und ohne baß irgendein Sachverständiger auf diesem Gebiete, deren es viele gibt, vorher befragt oder verständigt worden wäre. Die von Sachkenntnis nicht im mindesten getrübte Neueinrichtung stellt den Ver sendern Zumutungen, die kein Auftraggeber erfüllen kann oder er füllen wird, will er sich nicht mehr schaden als nützen. Willst Du, geschätzter Leser, tief in den Geldbeutel greifen, um eine tüchtige Reklame zu machen, so läßt du zuerst Prospekte drucken. Willst du diese der Post zur Verteilung geben, so mußt du zuerst scststellen, wieviel von diesen Prospekten jedem einzelnen Postamte und jeder ein zelnen Post agentur, und zwar über bas ebenfalls erst noch zu er mittelnde »Abrechnungspostamt« zuzugehen haben. Woher wird dir diese Weisheit kommen? Nehmen wir an, du beschränkst dich mit deinem Versand auf den engeren Bezirk deines Wohnsitzes, so kannst du auf deinem Postamte die Prospekte aufltefern, mußt aber — um die richtige Anzahl geben zu können, wissen, wieviel Angehörige des in Frage kommenden Berufs im Bezirke dieses Postamts wohnen. Wie kannst bn bas erfahren? Vielleicht gehst du von Haus zu Haus und stellt die Anzahl selbst fest. Will du aber über die ganze Stadt propagieren oder über mehrere Städte, Dörfer und aufs flache Land, womöglich durch das ganze Reich, dann bist du sicher am Ende deiner Kunst. Wer sagt dir beispielsweise, wieviel von den rund 8000 Apo- thckenbcsitzern des Reichs auf jedes Postamt kommen, wieviel Ärzte von den rund 31000, wieviel von den etwa 16 000 evangelischen Geist lichen? Denn du mußt jedem Postamt, dessen Bezirk du beschicken willst, wenigstens 20 Stück deines Prospekts überweisen, auf jedes Stück mußt du schreiben oder drucken, für welche Empfängergattung cs bestimmt ist, für jedes Postamt (mit Ausnahme des Einlicferungspost- amts selbst) mußt du die Prospekte je nach ihrer Menge als Druck- sachensenbung oder als Paket »postordnungsmätzig« verpacken und jede Sendung mit einem weißen Zettel bekleben, der Angabe der Anzahl und des Bestimmungsortes enthalten muß. In jedes Paket hinein kommt nochmals ein Zettel, den du mit allen erforderlichen Angaben vorschriftsmäßig genau ausfüllen mußt. Außerdem mußt du dem Einlieferungspostamte noch eine Liste überreichen, in der die Be stimmungsorte, die für jeden derselben bestimmten Mengen, das Einzel gewicht. die Gebührenbeträge auszufüllen sind. Ein »Pslichtstllck« der zu verteilenden Drucksache ist beizufttgen; alles sauber und übersicht lich zu bündeln. Leser, hast du bis hierhin den Atem noch nicht verloren, so mache dir klar, was du gewinnst. Zunächst kostet dich das Heraussuchen der Postämter und Postagenturen sowie die Erfüllung aller postalischen Vorschriften etwa 20—30 Mark je 1000 Prospekte. Dafür ersparst du aber bei einem Portosatze von 3'Pfg. — 30 Mk. je 1000 volle 10 Mk. an Postgebühren, sodaß du nur 10—20 Mk. je 1000 mehr zu bezahlen brauchst, als wenn du adressierte Einzelsendungen abschickstI Gehen die Rundschreiben ohne Briefumschlag, werden sie in vielen Fällen den Weg aller Makulatur gehen (siehe die auf der Straße ver teilten Handzettel); nimmst du einen Briefumschlag, so mußt du diesen mit der allgemeinen Bezeichnung der Empsängergattung versehen. Die Wirkung wird dadurch nicht viel besser, ein persönliches Interesse wird jedenfalls nicht erreicht. Das Einzig^ was du ersparst, ist das Schreiben der Adressen. Aber diese Ersparnis ist eine trügerische, denn nur durch die Adresse wird jede Drucksachensendung zu einer rein persönlichen Angelegenheit zwischen Absender und Empfänger. Der letztere soll und wird auch häufig glauben, bah er und mit ihm viel leicht nur wenige andere vom Absender ausgesucht worden sind. Bei ausschriftlosen »Wurfsendungen« sieht er klar, daß es sich um einen Massenversand an Krethi und Plethi handelt. Der Nachteile, die ein Versender bei diesen »Wurfsendungen« hat, sind so viele, daß man unmöglich alle Einzelfälle aufführcn kann. Um die etwa 100 000 Gutsbesitzer zu erreichen, muß man erst alle Post agenturen und nach diesen alle Landbriefträger in Bewegung setzen. Sind bei einer Postagentur nicht wenigstens 20 Gutsbesitzer, also vielleicht nur 19, dafür aber sehr bedeutende und kaufkräftige, so fallen diese erbarmungslos aus. Wer aber garantiert dafür (die Postbehördc lehnt cs ausdrücklich ab!), daß ans 1—2stündigem Wege über Land bet heißem Sonnenbrand alle Sendungen zuverlässig in die richtigen Hände kommen? Wer trifft die Auswahl, wenn Sendungen an »gutes« Prtvatpubliknm bestellt werden sollen? Das bleibt dem Gut dünken des Briefträgers überlassen! Kann er die Qualität der ein zelnen Hausmieter unterscheiden? Und wenn dies wirklich der Fall sein sollte, dann doch erst nach längerer Tätigkeit im Revier; der Aus- htlfs- oder Ersatzbriefträger, der heute die Regel darstellt, oder der Amtsnachfolger kann es gewiß nicht. Wird der Briefträger 4 Treppen hinaufklettern, um einem Gelehrten den Prospekt eines wichtigen neuen Buches zu bringen, wenn im Erdgeschoß sich die Möglichkeit bietet, die Drucksache beim Pförtner oder irgendeinem anderen n i ch tinteresster- tcn Hausbewohner los zu werden? Welcher Briefträger weiß z. B. genau, wieviel Galanteriewarenhanblungcn in seinem Revier vorhan den sind? Woher soll es das Publikum wissen, um danach die 9000 Geschäfte dieser Art einteilen zu können? Was wird der Briefträger jeweilig unter »verwandten Berufen« verstehen? Oft genug die eigene Konkurrenz des Versenders, die dieser von seiner Propaganda durch aus in Unkenntnis halten will. Was trägt nun die Post für einen Gewinn davon? Sie ermäßigt die Gebühr von 3 Pfg. auf 2 Pfg. und erhofft dadurch eine so große Steigerung des Drucksachcnverkehrs, Saß der Ausfall mehr als wett- gcmacht wirb. Daß diese Hoffnung trügerisch sein wird, ergibt sich aus den vorstehenden Ausführungen für jeden klar Denkenden mit absoluter Sicherheit. Ebenso klar ist aber, daß die Post sich eine Arbeitslast aufbürden will, die ihr ungeheure Kosten verursacht, und der sie nicht gewachsen ist, wenn sie nicht ihr Beamtenheer beträchtlich vergrößert. Wie läßt sich das mit dem Abbau an Beamten zusammenreimen? Warum stellt die Post, von deren schönen Überschüssen überall rühmend erzählt wirb, nicht Beamte ein, um die elenden Bestellverhältnisse zu verbessern, damit die Kaufmannschaft die ersten Briefe um 8 Uhr an statt zwischen 9 und 9)4 Uhr erhält? Warum will sie die bewährten mit Aufschrift versehenen Drucksachen in völliger Unkenntnis der Be deutung der Aufschrift verdrängen zugunsten einer schon im Entstehen zum Tode verurteilten neuen Einrichtung? Ganz abgesehen von den vielen Tausenden, die mit dem Schreiben von Adressen ihr Brot ver dienen und bei dem Fortfall dieser Erwerbsmögltchkeit der öffentlichen Fürsorge zur Last fallen! »über die in diesem Dienstzweige gemachten Erfahrungen haben die Oberpostdirektionen, sofern nicht früher begründeter Anlaß vor- liegt, nach Jahresfrist zu berichten.« Dieser vorgeahnte »begründete Anlaß« ist 7chon jetzt gegeben; wozu also erst noch ein Jahr warten, Arger und Verwirrung stiften? Fort mit dieser Mißgeburt, die nicht lebensfähig ist und es nie werden wirb! Berlin. Felix Bab.
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