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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.06.1920
- Strukturtyp
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- 1920-06-21
- Erscheinungsdatum
- 21.06.1920
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- Deutsch
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688» Börl-Ndlau s. d. Dtzchn. Buchhandel. Fertige Bücher. ^ 134. 21. Juni IS2Ü. Vofsische Zeitung Literarische Umschau vom 6. Luni schreibe S Oer neue Abenteuerroman. Karl Figdor: „Die Lerrin der Welt". Die lärmende Reklame sitr einen vielteiligen Sensationsfilm, die son jeder Straßenecke und Plalalsäule dem Vorübergehenden ins Gesicht springt, könnte einem iiteraiisch Feinnervigen leicht die Lust verleiden, zu dem Roman von Karl Figdor zu greifen, der sim Ver lag Dr. Eysler 61 Co., Berlin, erschienen) der Urquell jenes wild bunten Geschehens auf der flimmernden Leinwand ist. Und doch täte man unrecht daran, solch idiolynkratischer Regung nachzugeben und einen Roman unq-l-s-n zu lassen, der in einer um dt- Milte unseres Jahrhunderts erscheinenden Literatur-Geschichte vermutlich als Muster, wo nicht als Urbild des neuen deutschen Abenteuerromans verzeich. net werben wird. Die Generation, deren Blütezeit in die Jahre zwischen Achtund vierzig und dem Tode Bismarcks fällt, hatte in den vielfach an Looper ankljngenden Erzählungen Friedrich Gerstäckers ihre Nahrung für den allererbten Lang zu phantafievoll ersonnenen und spannend verschlungenen Abenteuern in entlegenen Welten gefunden. Das nachwachsende Geschlecht war auf Karl May eingeschworen, dessen Bücher noch in den Schützengräben des Weltkrieges zu den eifrig» verlangte» und g-lesensten gehörten. Jetzt kommt ein neues Geschlecht auf, das gleich allen seinen Vorgängern nach seinem Abenteuerroman verlangt, der aber mit wesentlich anderen seelischen Voraussetzungen rechnen muß. Er wird namentlich darauf bedacht sein müssen, die ganze Fülle technischer Fortschritte und Errungenschaften unseres Zeitalters, die durch den Weltkrieg auch den Mafien plötzlich zu Be wußtsein und Anschauung gebracht worden find, in den Dienst der dichterischen Phantasie zu stellen. Die Silberbüchse Old Shatter- hands, das Entzücken der vorige» Generation, würde von der heu tigen, durch Maschinengewehre, Minen und Äandgranaten verwöhn ten Leserschaft mitleidig belächelt werden; ihr erscheint bereits das Automobil beinahe ein wenig vieux jeu angefichts der Flugzeuge und Luftschiffe, die den Aether bevölkern, Telegraph und Telephon gelten kaum noch als vollwertig, wenn ste noch an Lettungsdrähte ge bunden find. Diesem neuen Bedürfnis nach Aktualität in allen technischen Dingen kommt Figdor in vollstem Maße entgegen. Gleichzeitig aber auch der alten deutschen Neigung, die Phantasie zu fernen Völkern, in entlegene, unserer Kenntnis nur unzureichend erschlossene Welt teile und Länder schweifen zu lassen, indem er seine Landlung in unaufhörlichem Wechsel des Schauplatzes durch die Welt führt, von Europa nach Ostasiea, dann nach dem Lerzen Afrikas, dem geheim nisvollen Ophir, dann wieder — aber es geht wirklich nicht an, ein Ztinerar dieser Landlung zu geben, die an kühner Erfindung, kunst voller Verschlingung und dramatischer Steigerung Unerhörtes btet-t. Und in welch rasendem Tempo ist diese Landlung durchgeführt! Da gibts kein Stocken, kein Verweilen, ohne Atempause wird der Leser mitgeriffen. daß ihm die Sinne wirbeln und die Pulse stiegen, bis endlich das grause Geschick der schönen und edlen Maud Grsgaards sich erfüllt hat und das Buch der Land entsinkt. Doch die neue Abenteuer»,Shlung, wie sie Figdor vorschwebt, will löblicherweise nicht nur unterhalten, fesseln und aufregen, sondern auch eine ethische Aufgabe erfüllen; diesem Nebenzwecke dient in seinem Roman die »Akademie der Menschheit", in der junge Leute aus allen Ländern zu Bürgern einer kommenden Welt allgemeiner Völkerverbrüderung und ewigen Friedens herangezogen werden sollen. Lier freilich regt sich mein Skeptizismus. Da ich zu den verbohrten alten Leuten gehöre, die sich von gewissen, zurzeit ab gesetzten und unter Ententeverschlutz genommenen Idealen nicht trennen können, muß ich immer unter Schmerzen lächeln, wenn ich von W-ltdürgerei unter Preisgabe des angestammten Volkstums, von einer nahen Allerweltsverbrüderung und ähnlichen Hirngespinsten höre. And ich fürchte, die Lerrin der Welt hat den Schatz oer Königin von Saba fruchtlos vertan, indem sie ihn zur Gründung der Akademie der Menschheit verwandte. Schade um die vielen schönen Milliarden, mit denen sich die internationale Valulamisere so prächtig hälte beseitigen lassen! Daran hätte Lerr Figdor wirk- lich denken könne». «. 8. ° Der Sortimenter irrt, der annimmt, daß sich der große phantastische Abenteuer-Roman Figdor, Die Lerrin der Welt, nur so lange verkaufen lasse, als an dem betr. Platze gerade der gleichnamige Sensationsfilm, der nach dem Roman hergestellt ist, vorgeführt wird. Die nebenstehend abgedruckte glänzende Kritik der Vosfischen Zeitung bietet Gewähr da für, daß es sich hier um ein Buch handelt, dem ganz unabhängig vom Film und der durch diesen veranstalteten Reklame eine ganz außergewöhn liche literarische Bedeutung zukommt, um eine neue Art glänzender Erzählerkunst, die berufen sein dürfte, noch Lunderttausende von Lesern in atemloser Spannung zu fesseln und zu unterhalten, wenn der Film längst vergessen ist. Es ist also verkehrt, den Vertrieb des Romans von der Vor führung des Films abhängig zu machen oder ihn einzustellen, wenn der Film abgelaufen ist. In der nebenstehenden Besprechung ist mit Recht auf die Bücher von May und Eooper hinge wiesen; Karl Figdor, Die Lerrin der Welt, dürfte berufen sein, sich für die Dauer die Gunst des deutschen Lesepublikums ebenso zu erhalten, wie es bei den Büchern von May und Eooper der Fall war. Wir bitten also um weitere Verwen dung für den Roman, von dem das 9l. bis 95. Tausend demnächst zur Versendung gelangt. Or. Eysler s Eo. in Berlin EW. SS
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