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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.08.1873
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 25.08.1873
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- Deutsch
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Z082 Amtlicher Theil. ^ 196, 25. August. kennung der Verdienste und Anhänglichkeit den Herren Benziger den gan- > zen Geschäftszweig überließ. — Langsam nur entwickelte sich der Buch- j Handel, da einerseits von Augsburg und Nördlingen her stark colporrirt wurde, die Leselust eine sehr unbedeutende war, und andererseits die erste Baumwollspinnerei in Einsiedcln Zeit und Kräfte des einen Bruders wesentlich in Anspruch nahm. Erst mit dem Eintritt des Sohnes, unseres Jos. Carl B. und später seines Bruders Nikolaus gewann die Buchhändler-Branche in den 20er Jahren an Bedeutung und es ging Anno 1833 die Buchhandlung und die Buchdruckerei ganz an sie über unter der noch bestehenden Firma Gebr. Carl L Nikolaus Benziger. — Beide Brüder ergänzten sich in ihrer Thätigkcit, Carl hatte auf mehreren Universitäten philologische Kenntnisse erworben, sein jüngerer Bruder Nikolaus dagegen sich eine vorherrschend mcrcantilische Bildung ungeeignet. Als erster Begründer der Verlagsthätigkeit darf Carl angesehen wer den, der schon sehr früh die Herausgabe wirklich bedeutender und dauernd sich Bahn brechender Werke unternahm; bald jedoch und für lange Zeit ward er in die kantonalen Wirren hineingezogen und der MNge Raths herr nahm sich niit Energie und Erfolg, in fortschrittlichem Sinne der Sache seiner Partei an. Daß die im Jahr 1833 infolge innerer Diffe renzen erfolgte Spaltung des Kanlons Schwyz in inneres und äußeres Land, resp. Schwyz und Einsiedeln-March, sich zu keiner bleibenden ge staltete, war hauptsächlich der klugen Mäßigung und dem weiter gehenden Blick des mittlerweile zur höchsten Würde, der eines Landammanns, be förderten Carl Benziger zu verdanken. Seit dem Sonderbundskriege wirkte B. in versöhnendem Sinne, doch vergeblich; er wurde mit seinem Anhänge überstimmt und kehrte für kurze Zeit in sein Privatleben zu rück Nachher ward er mit Herrn Landammann Reding an die Spitze der Kantonsregierung berufen, wo er mit unermüdlicher Arbeitskraft an der Erneuerung und Verbesserung der Gesetzgebung arbeitete, dabei freilich vielfach verkannt wurde. Im Jahr 1860 zog sich B. von allen Aemtern zurück, und schied, nachdem seine, der des kräftigsten Alpensohncs ebenbürtige Kraft zu wanken begann, auch aus dem mächtig emporblühenden Geschäfte, an dessen Spitze sodann bis zu seinem Tode 1864 sein Bruder Nikolaus blieb und welches nun in seinen verschiedenen Zweigen, und an den Orten Eiusiedeln, New-?)ork und Cincinnati von den strebsamen drei Söhnen des Herrn Carl unb drei Söhnen des Herrn Nikolaus geleitet und gefördert wird. Um Ihnen einen ungefähren Begriff des Umfanges des Etablissements in seiner jetzigen Gestalt zu geben, erwähne ich noch, daß 700 Arbeiter allein in Einsiedeln und Umgebung beschäftigt werden. Das Andenken dieses bedeutenden Geschäftsmannes und wackern Patrioten bleibe im Segen und zeige sich fruchtbringend in unserm Verein! Heinrich Appenzeller wurde in Höngg bei Zürich im Jahre 1815 geboren. Seine Eltern waren sehr brave, aber wenig bemittelte, schlichte Landleute. Neben einem kleinen Bauerngütchen, welches hauptsächlich die Mutter besorgte, betrieb der Vater den Berus eines Schiffmanns und hatte dehalb wenig Zeit für ländliche Arbeiten. Unser Heinrich war das älteste von vier Kindern und genoß bis zu seinem elften Lebensjahre den spär lichen Schulunterricht, wie ihn eine mit 120 Kindern bedachte Dorfschule der damaligen Zeit bieten konnte. Der Schule entlassen kam er als sogenannter Streichbube in eine Kattunfabrik. Von Jugend auf hatte er Neigung zum freien Handzcichnen und verwendete ohne allenUntcrricht seine Mußestunden auf diese Kunst. Seinen verständigen Eltern entging die in dieser Lieb haberei zu Tage tretende Neigung nicht und sie gaben daher den Knaben, nach dem er einige Zeit in der Fabrik zugcbracht hatte, einem damals sehr bekannten Zeichenlehrer in die Lehre. Später wurde er zum Fabrikzeichner bestimmt und nach einer, für diese Specialität extra bestandenen Lehrzeit begann er als solcher seine berufliche Laufbahn. Er arbeitete in diesem Berufe viele Jahre. Neben bei pflegte er, obwohl ihm außer seinem bescheidenen Erwerbe keine anderen ökonomischen Mittel zu Gebot standen, seinen Sinn für die Kunst und allerlei nützliche damit verwandte Beschäftigungen, weshalb er denn auch in sehr vielen Dingen Rath wußte, den man sonst nur bei Fachleuten finden kann. Während dieser Periode war Appenzeller mehrere Jahre von Zürich abwesend. Im Jahre 1846 kehrte er zurück und miethete sich im Thalacker in Zürich ein Plainpied, lediglich in der Ab sicht, daselbst seinen Berus als Dessinateur zu betreiben und nebenbei sich mit dem Malen von Vereinsfahnen, worin er sich bald als Virtuose zeigte, zu beschäftigen. Aus den Rath eines Freundes richtete er nebenbei noch einen kleinen Handel ein mit Schreibmaterialien; bald vermehrte er den selben mit Lithographien, später auch mit Kupferstichen und gründete auf diese Weise nach und nach sein Kunstgeschäst, welches, nun groß ge worden, er 1860 in sein inzwischen angekauftes eigenes Haus am Rath hausplatz verlegt hatte, und das bei seinem Tode wohl das größte der artige Geschäft in Zürich und eines der blühendsten der Schweiz war. So hatte der Dahingeschiedcne, ausgerüstet mit einem klaren Ver stände und einem seltenen praktischen Talente, durch redliches Streben und ausharrenden Fleiß sich eine schöne Lebensstellung errungen; er war geliebt und geachtet von Allen, die ihn kannten, dienstfertig und wohl wollend gegen Jedermann, und in seinem Thun und Lassen gab sich eine biedere Offenheit und Geradheit kund. Von früher Jugend an war sein Gemüth stets mit einem warmen religiösen Sinn erfüllt und diesem Zuge seines Herzens blieb er mit aller Kraft einer redlichen Ueberzeugung sein ganzes Leben hindurch treu, ohne in eine kopflose Frömmelei zu verfallen. Der redliche Mensch, welchem Stande und welcher religiösen Richtung er angehörte, ging ihm über alles und stets war sein Urtheil über Anders denkende rücksichtsvoll und bescheiden. Für Nothleidcnde hatte Appen zeller immer eine offene Hand. Wir haben hier das Lebensbild eines unbemittelten, einfachen Bauernsohnes aus dem Zürichbietc. Welch' nachahmungswerthes Beispiel für junge, strebsame Kräfte in Kunst und Buchhandel, welchen auch von Hause aus keinerlei Glücksgüter mit aus die Lebensreise gegeben werden können, denen aber Kopf und Herz am rechten Flecke sitzt und die im klebrigen Gott vertrauen, wie dies unser seliger Appenzeller gethan hat. Max Fiala, das jüngst erst verstorbene Mitglied unseres Vereines, kam, in die politischen Wirren Deutschlands 1848 verflochten, nach der Schweiz, arbeitete anfänglich in der Buchhandlung Jent L Reinert in Bern, später übernahm er die Buchhandlung Blom daselbst auf eigene Rechnung. Thätig im Sortimente verlegte er auch einzelne schweizerische Artikel, so den wohlbekannten „Taschenkalender für schweizer. Aerzte'. Fiala war seiner Kenntnisse und seines leutseligen Wesens halber beliebt und geachtet. Nähere Notizen über sein Leben stehen mir leider nicht zu Gebote. Bewahren wir ihm ein freundliches Andenken! Das Präsidium ersucht die Herren Jent aus Bern und Kieschke aus Winterthur, das Amt der Stimmenzähler zu über nehmen und geht hierauf zu den Tractanden über. 1. Vorlage zweier Entwürfe eines Tarifs zur Reduction der Bücherpreise aus der neuen Reichswährung in Schweizer Valuta. Dieselben differiren in einzelnen Ansätzen, und zwar in dem Sinne, daß der eine (von Herrn Fehr und Schult- heß befürwortet) eine kleine Steigung in Aussicht nimmt, während der andere (von Herrn Detloff, Körber und Wirz befürwortet) sich möglichst genau an die bisherige Re duction hält. Herr Geering aus Basel spricht sich für den letztgenannten Entwurf aus, indem er eine weiter als bisher gehende Reduction als nicht wünschenswerth annimmt. Herr H. Wild aus Zürich erklärt sich ebenfalls für den zweiten Ent wurf, findet aber, daß die Liste in einigen Ansätzen der nieder» Zahlen den bisherigen Modus zu Ungunsten des Sortimenters verlassen habe, daß man mit Berücksichtigung der in diese An sätze fallenden billigen Licferungswerke und Broschüren Wohl bei der bisherigen Reduction stehen bleiben könne. Bei der Abstimmung erhält die zweite Liste, mit dem Abänderungs- antrage von Hrn. Wild die Mehrheit und soll den Mitgliedern in einer für den praktischen Gebrauch besser entsprechenden, kurzen und übersichtlichen Form gedruckt mitgetheilt werden. 2. Rechnungsablage des Cassirers. Die Rechnung schließt mit einem Saldo-Uebertrag von 450 Fr. 54 Et., wovon 300 Fr. zinstragend angelegt sind. Herr Körber, der mit dem Refe rat über dieselbe beauftragt war, trägt auf Genehmigung an, die von der Versammlung dann auch ausgesprochen wird. Der Jahresbeitrag bleibt, wie bis anhin, auf 2 Fr. gestellt. 3. Wahl von drei Vorstandsmitgliedern an die Stelle der statu tengemäß austretenden Herren Schultheß, Fehr und Wirz. Es wurden genannte drei Herren im ersten Scrutinium wieder gewählt. Der Vorstand besteht für 1873/74 aus den Herren F. Fehr, Präsident, P. Wirz-Christen, Actuar und Cassirer, F. Schultheß, C. Detloff und H. Körber.
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