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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.07.1873
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 07.07.1873
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- Deutsch
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^ 154, 7. Juli. Nichtamtlicher Theil. 2449 lange genug demselben Zwange unterworfen, wie die Mehrzahl seiner Nachbarn. Seine Presse stand bei den Behörden in schlimmer Gunst. Schon Schiller rühmte der deutschen Literatur nach, daß sie sich ohne Schutz von König und Papst ruhmreich durchgckämpst habe. Die deutsche Zeituugsprcssc aber hatte gegen Stärkeres als diese bloße Negativität anzukämpsen. Bei jedem Schritte traten ihr die Behörden hemmend in den Weg. Hohe Personen haßten sic, der Polizei war sie ein Gegenstand finsterer Ueberwachung; Beschlag nahmen, Prozesse, Bußgelder und Gefängnißstrascn waren alltäg liche Ereignisse ihrer Laufbahn. Und heute noch ist die deutsche Zeitungspresse vielfach verdammt, einen Grad von polizeilichem Zwang und Terrorismus zu erdulden, der in schmerzlichem und lächerlichem Widerspruche steht mit der geistigen Bildung und der maßvollen Haltung des deutschen Volkes. Gemeiniglich erscheint es den deutschen Behörden als eine feststehende Thatsache, daß eine Zeitung, welche nicht ihr bloßes Echo oder ihre unbedingte Anbeterin sein will, zu ihrem Gegner gerechnet werden müsse. In einem Lande, welches die Freiheit speculativer Forschung weiter als irgend ein anderes ausdehnte und die Geburtsstätte so vieler neuen und gründ lichen Untersuchungen auf dem Felde der literarischen und Kunst kritik ist, scheint die alte Vorstellung noch immer geduldet zu werden, daß der Widerspruch gegen einen Minister in der Presse einer ver- rätherischcn Handlung gleichkommt. Wir würden uns freuen, glauben zu dürfen, daß die Einigung Deutschlands und seine Sicherstellung gegen den Einfluß des Auslandes diesen Zuständen ehestens ein Ende machen werde. Vor nicht gar langer Zeit verschanzten sich die deutschen Regierungen hinter der jedenfalls traurigen Ausrede, daß sie dem Zwange srenider Mächte ausgcsetzt seien. Bald war es Rußland, bald Napoleon I. oder III., die die deutsche Zeitungspresse ihre Hand fühlen ließen. Heutzutage, wo diese Zwangsmethodc nicht mehr gilt, muß auch der frühere Entschuldigungsgrund fallen. Und wenn cs in Zukunft noch Tyrannen gegen die deutsche Presse geben sollte, so müßten sie in Deutschland selbst ausgesucht werden. Die Berliner Zeitungen betonen mit Recht die große Mäßigung, durch die ihre politischen Erörterungen sich in der Regel auszeich- netcn. Bei uns in England würde man diese Mäßigung vielleicht Zahmheit nennen. Und gleichzeitig betonen sie die loyale Unter stützung, welche der Regierung während des Krieges von den Blättern aller Parteien zu Theil geworden war. Verdienste dieser Art verdienen billige Berücksichtigung, aber es gibt Epochen des Er folges, in denen selbst die mildeste und freundlichste Kritik für em pfindliche Ohren unliebsam klingt. Nie vielleicht gab cs eine Zeit, wann der gesunde und nervenstärkende Einfluß einer freien Bcur- thcilung bessere Wirkungen ausüben könnte, als in dem heutigen Deutschland. „Steigt doch einmal vom Pferde und schaut euch selbst au", so bedeutete einmal Jemand einen pomphaft dahertrabenden Reiter. So paradox dieser Rath auch klingen mag, hat er doch eine gesunde Bedeutung. Fürst Bismarck rühmte sich einmal mit gutem Rechte, daß er Deutschland in den Sattel gehoben habe. Wenn Deutschland dazu vermocht werden könnte, für einen Augenblick vom Pferde zu steigen, um sich zu betrachten, dürfte die Selbstbeschauung ihm vielleicht recht wohl thun. Die freie Kritik einer unabhängigen deutschen Presse könnte ihm den Dienst, dessen cs bedarf, im vollen Maße leisten. Wir wollen nur hoffen, daß die Nothwcndigkeit desselben nicht ein Element in der Berechnung ihrer Gegner abgeben werde. Auch der conscrvative „Standard" legt ein freundlich colle- gialisches Wort für die Beschwerden der Berliner Presse ein. Er lobt den würde- und maßvollen Ton ihrer Eingabe, die auch nicht den geringsten Versuch gemacht habe, zu dcelamatorischen Hilfs mitteln zu greisen, scheint jedoch über den Erfolg derselben von gelinden Zweifeln geplagt zu sein. Mitwelten. Nach einer Bekanntmachung vom Vorstand des Dcutsch-Oester- reichischen Buchdruckervereins, ä. cl. Wien den 23. Juni, soll daselbst am Sonntag den 13. Juli eine Versammlung der Buchdrucke - rci-und Schriftgicßcrei-Eigenthümer Deutschlands, der Schweiz und Oesterreichs stattfinden. Als Gegenstände der Be sprechung für diese Versammlung sind festgesetzt: l) Fassung einer Resolution über die Einführung eines Minimal-Tarifcs in Deutsch land, der Schweiz und Oesterreich auf Grundlage des von den Prin zipalen und Gehilfen Deutschlands angenommenen Minimal-Tarises; und 2) Anbahnung einer innigen Vereinigung des deutschen, schwei zerischen und ocstcrrcichischen Buchdrucker-Prinzipalvercins. Curiosum. — Armer Rabbi Ben Akiba! wie müßte er ob seiner vielgepriesenen Weisheit erröthen, wenn ihm jetzt ein Zettel von der Sch 'scheu Buchhandlung in L ... a zu Gesicht käme, worin dieselbe an einen Geschäftsfreund also schreibt: „Aus dem Jahre 1871 kommt uns ein Saldo von 3 Pfennigen zu, um dessen Zahlung wir ersuchen, um Ihr Conto endlich einmal abschließen zu 'können"! — Dergleichen ist doch wohl noch nicht „dagewcscn"! Pcrsonalnachrichtcn. In der am 16. Juni abgchaltenen Generalversammlung des Süddeutschen Buchhändlervereins wurden in den Vorstand gewählt (und zwar, nach der eben angenommenen neuen Wahlordnung, auf 3 Jahre, wobei in den nächsten beiden Jahren das Loos, von da ab aber die Länge der Amtsdauer den Austritt bestimmt): die Herren E. Rohmcr (Nördlingcn), A. Bonz (Stuttgart) und C. Detlosf (Basel); zu Ersatzmännern: A. Kröner (Stuttgart) Ehr. Limbarth (Wiesbaden) und W. Meck (Constanz). Am 19. Juni feierte der Hamburg-Altonaer Buchhändler- vcrcin die fünfundzwanzigjährigen Geschäftsjubiläen der Herren Will). Jowien und Otto Meißner, welche diese am 1.Mai bez. 16. Juni begingen. In den schönen Räumen des Andreasbrunnens in Eppendorf versammelte sich die ca. 50 Personen starke Gesellschaft von Herren und Damen zum fröhlichen Mahle. An das vom Präses des Vereins, Hrn. Nolte, ausgebrachtc Wohl auf die Jubilare und deren Familien reihte sich eine große Anzahl ernster und heiterer Trinksprüche, abwechselnd mit dem Gesang von Festgedichten, für die Freund ,4. H. in gewohnter Weise gesorgt hatte. Nach aufgehobener Tafel erfreute sich der ältere Theil der Gesellschaft des schönenAbends in den prachtvollen Gartcnanlagen, oder saß in gemüthlichen Gruppen plaudernd zusammen, während die junge Welt in dem rasch ausgeräumtcn Eßsaal ein lustiges Tänzchen aufführte. Die Stim mung war sowohl während des Essens wie nachher eine so heitere, daß erst der anbrechende Morgen die Festthciluehmer auseinander trieb.*) Nachdem wir erst im November das Geschäftsjubiläum des Hrn. C. Gaßmann (welcher mit den Hrn. Jowien und Meißner im Jahre 1859 den Verein gründete) in ähnlicherWciscgcfcicrt hatten, legte das jetzige Fest aufs neue den Beweis dafür ab, ein wie schöner Geist der Freundschaft und Collcgialität den Verein beseelt und einen wie segensreichen Einfluß derselbe nicht allein auf ge schäftlichem Gebiete hat. L. Am 3. Juli starb, nach längerem Leiden, Herr Julius Bud- dcus in Düsseldorf in seinem 62. Lebensjahre. *s Ucbcr die Jubelfeier von Hrn. Otto Meißner geht dem Bör senblatt noch von anderer Seite die weitere Mittheilung zu, daß dem Jubilar außer vielen mündlichen und schriftlichen Gratulationen vom Hamburg-Altvuacr Vuchhändlcrvercin ein silberner Pokal, und von seiner Familie ein in Aquarell- und Arabeskenzeichnung gemaltes Tableau mit den Portraits von den bedeutenderen Autoren und Freunden des Geschäf tes überreicht wurde.
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