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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.07.1873
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 07.07.1873
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- Deutsch
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2448 Nichtamtlicher Theil. .V 154, 7. Juli. Vorlage entsprechender Probeexemplare ersucht wird, cs fast stets zu erreichen, daß die Einführung eines Buches aus dem Verlage einer nicht ausliefernden Handlung vermieden wird. Der Grund, weshalb trotz der großen Nachtheile, welche, ab gesehen vom Sortimenter, auch den Verleger bei Nichtausliefcrung seines Verlages treffen, so viele Firmen kein Lager in Leipzig hal ten, liegt theils wohl darin, daß den Verlegern, namentlich bei stark gehenden Artikeln, die Uebcrsicht etwas erschwert wird, theils auch darin, daß die Meisten der Meinung sein mögen, daß bei regel mäßiger täglicher Eilsendung die Differenz im Eintreffen nur 2—3 Tage betragen könne. In letzterem liegt aber ein großer Jrrthum. Die Differenz beträgt eben 10—12 Tage. Der Grund liegt wohl theilweise bei den Bahnen, theilweise auch in den Leipziger Verhältnissen. Bei gewöhnlichen Bestellungen dauert auch der Empfang von in Leip zig ausgeliefcrten Sachen circa 8 Tage, es kommt jedoch bei diesen schließlich wenig darauf an; man kann aber, wenn Bestellungen eilig sind, dieselben von Leipzig ohne besondere Unkosten mit den gewöhnlichen Eilballcn in zwei Tagen haben, und darin liegt der große Werth der Auslieferungslager, darauf beruht hauptsächlich der Ruf, den der deutsche Buchhandel wegen seiner praktischen Ein richtungen durch die ganze Welt genießt. Gehen wir nun auf den Beschluß der Stuttgarter Verleger über, so wird derselbe erstens damit motivirt, daß bei Anfhörung der Guldenrechnung Stuttgart als Commissionsplatz überflüssig würde und nur durch Zurückzieheu der Lager von Leipzig seine Be deutung behalten könnte; zweitens damit, daß das Leipziger Com missionsgeschäft durch zu starke Ueberbürdung mit Arbeiten an der regelmäßigen Expedition ihres Verlages verhindert sei. Nehmen wir durch die frühere Auseinandersetzung als bewiesen an, daß durch Zurückziehung der Lager die schnelle Expedition der Stuttgarter Ar tikel für den größten Theil Deutschlands erheblich vermindert und die Interessen des Gesammtbuchhandels in bedauerlichster Weise be schädigt werden, so brauchen wir den ersten Punkt kaum noch zu be rühren, da nicht anzunehmen ist, daß die Stuttgarter Collegen ge neigt sein sollten, aus egoistischem Particularismus, nur um Stutt gart als Commissionsplatz zu conserviren, die erheblichsten Interessen des größten Theils des deutschen Sortimentsbuchhandels in so em pfindlicher Weise zu beeinträchtigen. Eine eingehendere Würdigung verdient allerdings der zweite Grund: „Der Leipziger Commissionshandcl hat mit der Ausdeh nung des Leipziger Geschäftes nicht gleichen Schritt gehalten und ist nicht mehr in der Lage, unsere Interessen in geeigneter Weise zu vertreten. Eine Decentralisation ist deshalb nothwendig." Man wird diese Beschwerde als wenigstens theilweise begründet anerken nen müssen. Constatirt wurde diese Unfähigkeit der Leipziger Commissio- näre, den Bedürfnissen des Buchhandels zu entsprechen, zuerst in der Erklärung derselben, am Freitag Vormittag eingehende eilige Be stellungen wegen Ueberbürdung mit Arbeit nicht vor Sonnabend expediren zu können. Bedenkt man, daß die meisten Firmen sich nur Dienstag, Donnerstag und Freitag Eilballcn kommen lassen können, weil am Sonnabend und Montag fast nichts in Leipzig eingcht, daß also — und dies wird in fast allen Städten Deutschlands der Fall sein — die am Donnerstag eingehenden eiligen Bestellungen, welche Freitag früh in Leipzig eintreffen und die bei der früheren Art der Auslieferung mit Bequemlichkeit dem Frcitagsballen beigcpackt werden konnten, nach obiger Erklärung nunmehr stets Sonnabend mit Extrapostpacket und einem Kostenaufwand von 8 —10 Ngr. gesandt werden mußten, so läßt sich leicht ersehen, Ivie empfindlich der Sortimentshandel durch obige Maßnahme beschädigt wurde. Wenn nun auch eine Anzahl von Commissionärcn sich auf die Bitte des Vorstandes des Sortimentervereins herbeiließ, ausnahmsweise eilig empfohlene Bestellungen am Freitag expediren zu wollen, so blieb seitdem doch eine Unsicherheit bestehen, die zu den vielen Leiden des Sortimenters auch noch das fügte, bestimmte Versprechungen wegen Eintreffen von Büchern überhaupt nicht mehr machen zu können. Eine große Anzahl von Commissionären liefert nach wie vor am Freitag nicht aus, andere am Donnerstag nicht u. s. w. Es ist eine wirklich eigenthümliche Erscheinung, daß, während die Leipziger Commissionäre fast durchgängig als Vertreter ihrer Sortimenter-Committcutcn in der aucrkcnncnswerthesten Weise sich bemühen, den Wünschen derselben in Einholung empfohlener Sachen und überhaupt in jeder Weise soviel wie möglich zu entsprechen und an Accuratessc und Coulanz fast nichts zu wünschen übrig lassen, ein großer Theil derselben bei der Verlags-Auslieferung sich einer so unangenehmen Sorglosigkeit befleißigt. Können wir demnach nicht umhin, zugcben zu müssen, daß die Beschwerden der Stuttgarter Verleger in Betreff der Vernachlässi gung ihrer Interessen in Leipzig begründet sein mögen, so fragt cs sich denn doch, ob die beschlosscneZurückziehung der Lager vonLeipzig, durch welche die Expedition ihrer Artikel nach Norden unendlich ver zögert wird, das richtige Heilmittel dagegen ist. Wir sollten meinen, daß die vereinigten Stuttgarter Verleger doch eine Macht repräsen- tiren, welche auf andere Weise ihr Ziel erreichen könnte. Wir sollten meinen, daß, wenn z. B. der Ausschuß derselben einen Auf ruf im Börsenblatt erließe, in welchem die vereinigten Stuttgarter Verleger ein Leipziger Commissiousgeschäft suchen, welches nicht nur jeden Tag die bis 9 Uhr eintreffenden empfohlenen Verlangzettel bis 2 Uhr expedirt, sondern auch die von Stuttgart zu einer bestimm ten Zeit eintreffenden Beischlüsse in festgesetzter Weise sofort aus tragen läßt, eine größere Anzahl Leipziger Firmen sich melden würden, welche aus diesen Vorschlag sofort eingingen. Aber selbst, wenn wider Erwarten geeignete Firmen zur Uebernahmc der Commissionen sich nicht finden sollten, so dürfte es doch schließlich keine sehr großen Schwierigkeiten machen, wenn die Stuttgarter Ver leger selbst ein Haus in Leipzig begründeten und einen Procuristen an die Spitze stellten, welcher, durch das nöthige Personal unterstützt, ihre Interessen in entschiedenster Weise wahrnchmen müßte. Wenn es den genannten Herren wirklich darum zu thun ist, daß der Sortimenter ihre Artikel stets regelmäßig und exact empfängt, so bitten wir dieselben dringend, von ihrem Beschluß zurückzutreten und vielmehr durch vollständige Auslieferung in Leipzig mit dazu beizutragen, daß ein wirkliches Centrallager aller gangbaren Bücher dort geschaffen werde. Die angestrcbte Decentralisation würde keinen Fortschritt, son dern den entschiedensten Rückschritt in der Entwicklung des deutschen Buchhandels bedeuten. Die englische Presse und der Protest der Berliner Zcitungs- rcdkictionen. Die Zeitungen Berlins, jedenfalls die Mehrheit derselben, haben — so schreibt „Daily News" — einen würdigen und gewiß sehr milden Protest gegen die Repressivmaßregclu der Polizei ein gelegt. Das preußische Prcßgesctz hält nämlich mehrere der ge hässigsten Seite» des veralteten Systems fest und steht im Wider spruche mit der von Deutschland errungenen Bildung und Selbst verwaltung. Die deutsche Regierung, welche sich dem Auslande gegenüber so gewaltig gezeigt hat, sollte wahrlich zu beweisen im Stande sein, daß sie auch zu Hause Freisinn und Zutrauen walten lassen könne. Für die englisch sprechenden Völker bleibt es ein ewiges Räthsel, wie man sich wahre Freiheit vereinbar vorstcllen könne mit dem Verbote, Regierungshandlungen nach Ermessen einer Bcurtheilung zu unterziehen. In diesem Punkte war Deutschland»
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