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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.07.1873
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 09.07.1873
- Sprache
- Deutsch
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15tz, 9. Juli. Nichtamtlicher Theil. 2479 Ein Hauptschritt bleibt allerdings noch zu thun übrig: die Ausdehnung des Lagers auf gangbare broschirte Bücher, und wir möchten Hrn. Volckmar dringend bitten, die Sache in die Hand zu nehmen. Es würde sich darum handeln, solche Werke nichtausliefern- der Verleger, welche häufiger verlangt werden, jedoch nicht gangbar genug sind, um sie gebunden führen zu können, broschirt auf Lager zu halten und im Katalog aufzuführen, wie es ja bei Ollendorff's Lehrbüchern und anderen cartonnirten Sachen jetzt schon geschieht. Der Sortimenter würde gern den Nettopreis des Verlegers baar zahlen, wenn er nur auf diese Weise die Sachen schnell haben kann. Besondere Schwierigkeiten dürfte eine derartige Einrichtung kaum haben, da die Verleger, welche nun einmal eine unüberwind liche Abneigung gegen ein Auslieferungslager in Leipzig haben, diese Gelegenheit, einen erhöhten Absatz ihres Verlages ohne Kosten zu erlange», gewiß gern benutzen und ein ausgedehntes Commissions lager, das sie ja jeden Augenblick zurückhaben könnten, gern geben würden; von dem gesammten Sortimentshandel aber würde ein sol ches Lager mit Freuden begrüßt werden. Zur Gehilfenfrage. II.*) Aus Breslau. Die in den Nr. 98 und 102 d. Bl. ver öffentlichten Artikel über die Gehilsenfrage gaben auch dem Verein jüngerer Buchhändler zu Breslau in seiner Versammlung am 19. Juni Veranlassung zu einer Besprechung über diese An gelegenheit und wurden die Schritte, welche der Verein in dieser Sache thun könne, lebhaft debattirt. Im großen Ganzen beabsichtigte man den Resolutionen der Berliner Versammlung beizutreten, sprach sich aber noch speciell für Breslau für Abschaffung des Rabatts aus, da schon hierdurch die Prinzipale in die Lage kommen würden, bessere Gehalte zahlen zu können. Bei gründlicher Motivirung des schon längst berechtigten und durch die jetzigen Zeitvcrhältnisse besonders bedingten Wun sches nach Ausbesserung der Gehalte fanden auch die Uebelstände Erwähnung, welche die Gewährung freier Station fast immer mit sich bringt. Als ein Hauptübelstand wurde die oft ohne Ursache und meistens ohne Entschädigung verlängerte Arbeitszeit hervorgehoben. Allgemein wurde eine Arbeitszeit von 9 Stunden für vollgenügend erachtet, für die hiesigen Verhältnisse aber außerdem eine Beschrän kung der Sonntagsarbeit als sehr wünschenswerth bezeichnet. Da indessen bei der Organisation des Buchhandels zeitweise ein Arbeiten über die gewöhnlichen Geschäftsstunden nicht zu um gehen ist, so wurde dem Verlangen Ausdruck gegeben, die früher übliche und wohlverdiente Meß- und Wcihnachtsvergütigung wieder allgemein einzuführen. Wenn ernstlich auf Abhilfe der vorhandenen Uebelstände ge drungen werden soll, so kann dies nicht durch einen Einzelnen oder durch einen Verein geschehen, sondern es muß eine Centralvertretung gesucht werden, welche im Sinne Aller handelt. Diese Vertretung aber findet sich bereits in dem Allgemeinen Deutschen Gehilfenverband und sollte es sich jeder Gehilfe zur Pflicht machen, diesem Verbände anzugehören. Der Vorsitzende macht noch besonders aufmerksam, daß der Verein durch seine Zusammensetzung aus Prinzipalen und Gehilfen nicht in der Lage sei, als Verein etwas zu unternehmen, und wurde der Wunsch ausgesprochen, baldmöglichst eine Versammlung sämmt- licher hiesiger Buchhandlungs-Gehilfen einzuberufen, um über die nunmehr zu unternehmenden Schritte Beschluß zu fassen ; ebenso sollen *) I. S. Nr. 102 zu derselben auch die Collegen in den Provinzen Schlesien und Posen zu zahlreichem Erscheinen eingeladen werden. Um die hierzu nöthigen Vorbereitungen zu treffen, wurde von den Anwesenden ein provisorisches Comitd gewählt. An demselben Abende traten auch sämmtliche Anwesende, soweit sie dem Verbände nicht bereits angehörtcn, demselben bei. III. Nach dem Börsenblatt und verschiedenen Berichten in poli tischen Zeitungen haben jüngst in Berlin die Buchhandlungsgehilfen getagt und zu striken beschlossen. Daß die Herren damit sich selbst auf eine Stufe mit den stinkenden Maurergesellen stellen, könnte man ihnen schon hingehcn lassen; Jeder muß ja wissen, wie hoch er sich zu schätzen hat; da aber auch die Ehre des Buchhandels mit geschädigt wird, so mögen einige Bemerkungen gestattet sein. 1. Wir leben glücklicherweise in Verhältnissen, wo diepersönliche Freiheit j»des nicht dcmStrafgesetz verfallenen Menschen gewährleistet ist. Wenn ein Berliner Gehilfe also glaubt, daß er für seine Arbeit, für seine Kenntnisse nicht gehörig honorirt werde, so ist es ihm nicht im geringsten zu verdenken, wenn er sich darüber gegen seinen Prinzipal offen ausspricht und wenn er für den Fall, daß seinen Wünschen nicht entsprochen wird, kündigt und sich eine andere Stelle sucht; verabredet sich aber eine größere oder kleinere Anzahl dieser Herren zu gleichzeitiger Kündigung, um eine Pression auszuüben, so ste hen sie eben auf dem Standpunkte der Maurergesellen. 2. Das Salär mancher Gehilfen mag wohl niedrig bemessen sein; die Erfahrung hat aber gezeigt, wie kümmerlich es um die Kenntnisse und den Eifer mancher Gehilfen bestellt ist. Es sind gewiß ihrer recht viele, die selbst ein geringes Gehalt nicht verdie nen, und den intelligenteren, dem Geschäft wirklich nützenden Ge hilfen wird jeder Prinzipal nach freundschaftlichem Uebcreinkommen gern am Gehalt zulegen, wenn dieses wirklich den Leistungen nicht entspricht. 3. Nach den EtablissemcntS-Circularen, die ja meist ein our- rioutnm vitas enthalten, kann man annehmcn, daß durchschnittlich Jeder sich zehn Jahre nach seinem Eintritt in den Buchhandel ctablirt, Viele früher. Rechnen wir drei Jahre Lehrzeit ab, so genießt er, wenn durch das Striken wirklich eine Gehalts erhöhung erreicht wird, den Vortheil etwa sieben Jahre, und für den Rest seines Lebens, oder so lange er selbst ein Geschäft hat, zahlt er das Genossene reichlich zurück, vielleicht wenn es ihm recht schwer wird. — Ich denke hierbei lebhaft an die Petitionen gegen das Buchhändler-Examen. Es war allerdings eine Anomalie, einem Kaufmanne ein Examen aufzucrlegen, aber für den Buchhandel Wal es ein Glück. Er wurde dadurch in den Augen des Publicums be deutend gehoben, nur junge Leute mit besserer Bildung widmeten sich ihm, die freienStundcn wurden mehr zum Privatstudium benutzt und nicht in Bierhäusern verbracht; schließlich war das Examen kein übermäßig schweres, bei einigemFleißließsich selbstVersäumtes nach holen. Da waren nun aber die Herren Gehilfen in Breslau rc., die in der Mehrzahl entsetzliche Angst vor dem Examen zu haben schie nen; sie petitionirten um Aufhebung desselben, setzten alle Hebel in Bewegung und die Regierung sagte „Ja" dazu. Die Herren brauchen nun freilich kein Examen mehr zu machen, aber die Sündfluth brach herein: Barbiere, Buchbinder, Colportcurc, Commissionäre und an dere Leute von der elementarsten Bildung sind jetzt unsere „Colle ge«". — Als der Buchhändler Kanter in Königsberg bei Friedrich dem Großen um den Titel „Rath" einkam, schlug ihm der König sein Gesuch ab und schrieb dazu: „Buchhändler ist ein honetter Titel". — Was meinen Sie, meine Herren, wie cs jetzt mit diesem Titel in den Augen des Publicums steht? — Ich möchte wohl wiffen, ob nicht mancher der petitionirenden Herren jetzt gern das Examen 334*
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