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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.05.1873
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- Erscheinungsdatum
- 28.05.1873
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- Deutsch
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eingehen. Uebrigens ist er, was Sauberkeit und Verzierung des Drucks und Wahl der Schriften betrifft, mit uns von einerlei Ge schmack und Meinung: das heißt, daß er es dahin zu bringen wünscht, daß der bloße Name der typographischen Gesellschaft gleichsam die Gewähr für die Güte des Werkes leisten und ihm den Stempel der Vollkommenheit ansdrücken und die sämmtlichen Verlags-Artikel eine Bibliothek ansmachen müßten, die kein Mensch von Geschmack ent behren kann." Bachman» kann Gleim nicht verhehlen, daß die Vorschläge Bode's ihm wohl einleuchten, und nicht bloß aus „den Gründen, die auf das Interesse gehen". Die geringen Fonds der typographischen Gesellschaft — und Bachmann's Umstände lassen es vorerst nicht zu, ein mehreres zu wagen — verbieten größere Unternehmungen. „Will man sich durch Schönheit des Drucks und Papieres von den gemeinen Verlegern unterscheiden (welche Absicht doch zu dem Wesen des Etablissements gehört), so laufen die Kosten gleich sehr hoch und man muß in den" Der Brief Bachmann's tritt hier aus ein neues Blatt über, und dieses ist leider verloren. Es ist also unmöglich, weiter zu verfolgen, was an Gedanken und Plänen der Besuch Bode's in dem Magde burger Geschäftsgenossen rege machte. Soviel ergibt sich jedoch dem Leser des Briefs: Bachmann fühlt sich unsicher und sucht bei Bode den nöthigen Halt. Und er hatte ja, wie er selbst gesteht, solchen Halt wohl nöthig. Die Mittel, die er ins Geschäft schießen konnte, hatte er eingeschossen ; der reiche Bode, von dem man sich vor einem Jahr nicht wollte irre machen lassen, wäre jetzt ein erwünschter Ge- schäftstheilhaber. Wie Gleim über die Sache dachte, wissen wir nicht. Er scheint in der That mehr den stillen Gesellschafter gespielt zu haben, der Geld hergab, nebenbei auch Rath und Urtheil, die eigent liche Führung des Geschäfts aber Bachmann überließ. Auch über Annahme oder Ablehnung von Manuscripteu scheint dieser frei ver fügt zu haben. Hat er vor einem Jahr noch bei Gleim angefragt, was er Klopstock gegenüber thun soll, so schreibt er jetzt, am 5. März 1768, er habe sich aus vielerlei Gründen entschlossen, den Verlag des „Hermann" Herrn Bode zu überlassen.*) Erstens konnte er aus verschiedenen Umständen schließen, daß Klopstock sein Stück lieber in Hamburg würde gedruckt sehen, denn er hatte das Heft wirklich Boden übersandt. Zweitens zweifelte Bachmann nicht, daß die Ver einigung der beiden Gesellschaften würde zu Stande kommen, drittens erbot sich Bode, auch wenn die Vereinigung nicht erfolgen sollte, der typographischen Gesellschaft für „das bloße Druckerlohn" soviel Exemplare, als sie verlangte, zu überlassen. Endlich hat Bachmaun noch einen Grund, den er Gleim nur ins Ohr sagen möchte: „Ich habe beim Lesen mehr als einmal bedauert, daß der Sänger der Messiadc das Werk, das vornehmlich ihn unsterblich machen soll, liegen läßt, und lieber unter den Sophokles, als neben den Homer sich stellen will. Es ist ein historisches Drama, das in eins fortgeht, ohne Verwickelung und (das Ganze betrachtet) ohne Interesse." — Die eingeflochtenen Gesänge der Barden sind theilweise „vortrefflich, hinreißend und in dem wahren Geist und mit dem Feuer der alten Barden gesungen, einige gedehnt, durch eine harte Wortfügung hol- pricht und dunkel gemacht und mit falschem Schwulst angcfüllt." — Bode zeigte Bachmann auch Gerstenbcrg's Ugolino. „Das Drama enthält die fürchterliche Geschichte, die Dante so schön be schrieben hat. Die Scene ist der Gefängnißthurm, die Acteurs der Vater mit seinen dreiSöhuen, von denen der jüngste nur sieben Jahre alt ist; der Anfang der Handlung an dem dritten Morgen, nachdem ihnen keine Nahrung mehr ist gebracht worden. Sie können denken, was hier für Austr itte Vorkommen müssen ; mehr als tragisch, fürchtcr- *) Es muß hiernach doch auch a» die Möglichkeit gedacht worden sein, die für die Bodc-Lessingische Zeitschrift bestimmten Manuskripte der „Hermannsschlacht" und des „Ugolino" besonders zu drucken lich, schauervoll, gräßlich sind die meisten Scenen. Indessen hat Gcrstenberg mit vielem Glück in diese simple Handlung einen Knoten zu verweben und sic durch fünfAufzüge durchzusührcn gewußt. Das jüngste Kind, der kleine Gaddo, ist ganz vortrefflich geschildert. Bis auf einige Scenen, darin er die sterbenden Jünglinge ans eine ganz unnatürliche Weise rasen läßt (eine unglückliche Imitation des Schakspcars)" hat Bachmann das Stück mit dem größten Ver gnügen gelesen und häufige Thränen dabei vergossen. Aber weder dieses Stück noch Klopstock's Hermann sind so eingerichtet, daß sie aufs Theater könnten gebracht werden und dies „halte ich für einen großen Fehler — und dies (um wieder als Buchhändler zu sprechen) ist auch der Grund, warum ich von ihrem Absatz nicht die größte Hoff nung habe." Klopstock's Hermannsschlacht und Gerstenbcrg's Ügo- lino erschienen dann bei dem früher genannten Joh. Heinr. Cramcr in Hamburg und Bremen, letzterer bereits M.-M. 1768, erstere O.-M. 1769. Während der Verfasser in dem Michaelismeß-Katalog 1767 und Ostermeß-Katalog 1768 nach einem Titel mit der Firma „typo graphische Gesellschaft, Berlin" vergeblich suchte, war die Berliner Firma dennoch thätig. Zu derselben Zeit, da Bachmann einen sehr lustigen Brief an Gleim schreibt und fragt, ob man sich wohl zum Dichter schlafen könne — er hat nämlich im Schlafe Verse gemacht und einige derselben beim Erwachen behalten — sind die „Briese des Herrn Gleim und Jacobi", die dem Magdeburger zu seinem poeti schen Schlaf verhelfen haben, für Gleim und Bachmann im Druck, jedoch ohne Bezeichnung der verlegenden Firma. Sie erschienen, wie die „Briese des Herrn Johann Georg Jacobi", einfach in „Berlin". Es ist also sehr möglich, daß unter den nur mit „Berlin" bezeichnten Titeln der betreffenden Meßkataloge einige von Bachmann ein gesandte sich verbergen. Jedenfalls denkt Gleim daran, seiner Hand lung als neuestes Verlagswerk seine Sinngedichte zu übergeben. Doch Bachmann räth von einem besonderen Druck ab. „Ich glaube", schreibt er, „Ihnen etliche Male schon gesagt zu haben, daß ich wünschte, Sie möchten alle Ihre neueren Arbeiten als Zusätze zu der neuen Ausgabe Ihrer Werke*) ersparen, damit diese desto unent behrlicher würde. Scheint Ihnen aber dieser Grund nicht erheblich zu sein, so will ich gleich Anstalten zum Drucke machen." Die Wochen vergingen und einige neue Briefe Bachmann's kamen in Halberstadt an. Doch ist ihr Inhalt unwichtig genug, um hier übergangen werden zu können. Es bleibt also nicht nur ver borgen, ob der Canonicus der Ansicht war, daß sein Geschäststheil- haber durch die Verse: Wären statt der Regenbogen Mädchen-Wangen aufgestellt, Schöner wären dann die Bogen, Besser noch die beste Welt. sich in der That zum Dichter geschlafen hatte, sondern auch was er über die anderenMitthcilungen Bachmann's dachte. Zweifellos ist nur, daß Gleim mit dem Gang des Unternehmens steigend unzufrieden wurde. Der „sestgemachtc" Grillo war im dritten Stück von Klotzens Biblio thek unbarmherzig gegeißelt worden, so daß Bachmann glaubt, das Publicum werde nun vollends von seinen Uebersetzungen abgeschreckt werden. „Ich dächte, wir bezahlten ihm seine Manuscripte, um sie ins Feuer zu schmeißen. So bleibt der Verlust doch noch geringer. An dem Bion und Moschos gehen 200 Thlr. verloren." Solche Mittheilungen konnten freilich für Gleim wenig Reiz haben; doch wirkten noch andere Ereignisse mit, dem Halberstädter die Lust an seincin Unternehmen mit Bachmann zu vertreiben, vornehmlich des Letzteren Lässigkeit. *) Die Herausgabe der Werke unterblieb vorläufig noch, obgleich die Nachricht zur Pränumeration darauf bereits versandt war. Bon und an Herder. Von Düntzer und Herder. I. Se. 9. — Die Sinngedichte, wie die Oden nach dem Horaz erschienen 1769 (Goedeke). 260*
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