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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.02.1873
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- Erscheinungsdatum
- 12.02.1873
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- Deutsch
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35, 12. Februar. Nichtamtlicher Theil. 551 Deutschland namentlich auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Lite ratur nahezu, wenn nicht vollständig erreicht. Ohne daß wir uns deshalb direct aus den Zisfernbeweis stützen können, wird man die Begründung unserer Behauptung nicht un wahrscheinlich finden, daß der deutsche Buchdruck Dank der deutschen Verlagsthätigkeit der meisiumworbene der Welt ist. In der geschäftlichen Pflege der wissenschaftlichen Literatur nach allen Richtungen und speculativen Ausläufern muß auch vor nehmlich der Grund der deutschen Mehrprvduction gesucht werden. Denn was die Unterhaltungslitcratur betrifft, so ist es in Frage zu ziehen, ob wir darin quantitativ z. B. England erreichen. Die intensive Verlagsthätigkeit auf wissenschaftlichem Gebiete hat einen zweifachen Segen über unser Land verbreitet; sie ist erstens der deutschen Wissenschaft und Volksbildung ungemein zu Statten gekom men und hat zweitens unsere deutschen Drucker geschäftlich hoch begünstigt. Die eigenthümliche Geschäftsoperation in dieser Litera tur, wo sehr viel aus Umwegen gearbeitet werden muß, bedingt es, daß der Verleger oft besten Falles kein anderes Geschäftsziel vor Augen haben kann, als Druck- und Papierkosten durch den Absatz zu erschwingen, da hier manche Publicationen mehr Mittel zum Zweck als Selbstzweck sind; nur der Drucker schöpft aus dem Vollen. Wieviel fachwissenschaftliche Zeitschriften, laufende Aufträge oft auf zwanzig, dreißig Jahre und länger sind bis jetzt durch die Leipziger Pressen gegangen, bei denen der Verleger, der sie im Interesse sei ner übrigen Thätigkeit zu stützen suchte, Geld zusetzte, die Mitarbeiter kaum ein Honorar empfingen und die Redacteure sich mit einer mä ßigen Entschädigung für ihre laufenden Mühen begnügen mußten? Der Drucker hingegen machte sein reguläres Geschäft. Die sprich wörtliche Redensart im Vcrlagshandel: „für den Drucker und Pa- pkcrfabrikanten arbeiten" hat in keinem anderen Zweige eine so un liebsame Bedeutung gewonnen als hier. Und gerade die wissenschaftliche Literatur ist schon durch den gegenwärtig geltenden Tarif so hart getroffen, daß manches von dem, was noch vor 10 Jahren dem Verleger möglich war, gegen wärtig nicht mehr möglich ist. Der neue'Verbandstarif treibt seine Ansprüche geradezu ins Komische. Vor uns liegt das Ver- lagscouto eines Werkes, ein wissenschaftliches Hilfsmittel von all gemeinerem Belang, welches im Jahre 1864 alles in allem (Ho norar, Druck und Papier) ca. 3500 Thlr. Herstellungskosten ver ursacht hat. Nach den drei Lohnaufbesserungen vom Strike 1865 bis 1. December 1871 würde dasselbe jetzt, genau calculirt, in der nämlichen Einrichtung 825 Thlr. mehr Druckerkosten machen, nach dem Vcrbandstarif jedoch von neuem um 900 Thlr. ge steigert werden, so daß in einem Zeiträume von acht Jahren ans einen Gesammtherstellungsctat von 3500 Thlr. 1724 Thlr.Druckcr- Znschlag kommen würden. Daneben dann noch Papieraufschlag und erhöhtes Honorar! Das Unternehmen ist ein ursprünglich gutes, iu 1500 Auflage hergestelltes, allein eine neue Auflage würde bei solchen Mehransprüchen an die Grenze des Unausführbaren kommen. Das Werk gehört trotzdem nicht zn den am schlimmsten be dachten, denn cs ist nur ein höherer Grad gemischten Satzes; die Philologie — und welche Ziffer vertritt die Philologie iu der jährlichen Production! — ist noch ungünstiger gestellt. DicsemDilcmma gegenüber, in das ein so großer und wichtiger Zweig der Literatur insbesondere geräth, heißt es nun: steigen die Productionskosten, so hat der Verleger den Ausgleich darin zu suchen, daß er seine Preise erhöht. Ja wohl! Gerade als wenn der Preis der Bücher sich wie der eines wichtigen Rohproducts, eines großen Consumartikels je nach Wind und Wetter um eine Scala höher oder tiefer schrauben ließe. Wohl ist bei manchen lite rarischen Zweigen ein gewisser Spielraum vergönnt, das sind die mehr oder weniger so zu nennenden Maffcnuntcrnchmungen: große Auflagen mit mäßigen Preisen, atso Unterhaltungsliteratur, prak tische Hilfsmittel u. dergl. Diese Unternehmungen sind meistens aus glatten Satz verwiesen, werden demnach von den permanenten Preissteigerungen am schwächsten heimgesucht und die dadurch her- beigesührtcn Zuschläge lassen sich zudem, wenn der Verleger keine Gefahr dabei wittert, aus eine große Menge mnthmaßlichcr oder sicherer Käufer vertheilen. Die drei- und unter Umständen vier fach härter mitgenommene wissenschaftliche Literatur arbeitet aber mit Auflagen von 500 — 750 Exemplaren, zuweilen höher, oft jedoch auch niedriger. Soll hier ein Ausgleich stattfiudeu, so müßten die Preise den Druckern zu Liebe wohl um 50o/g gesteigert werden. Sie stehen indeß vielfach schon so hoch, daß eher an eine Ermäßigung als an eine Erhöhung gedacht werden müßte. Deshalb behaupten wir auch, und wir haben Belege hierfür in Händen, daß die wissen schaftlichen und noch manche andere Verleger die Drucker-Zuschläge seit 1865 zum guten Theil, wenn nicht vollständig, aus ihrer Tasche gezahlt haben. Die Tendenz des Bücherpreises ist überdies ganz allgemein die, immer niedriger zu werden. Ein Hinauftreiben derselben nach den kühnen Sprüngen unserer Drucker würde unbedingt zur all gemeinen Verminderung der Production führen müssen. Das kann man am englischen Buchhandel lernen. In England besteht von Hause aus eine Neigung, theure Bücherpreise, sei es auch in künst licher Art, zu schaffen. Kostbare Prachtwerke in unzureichender Auflage Herstellen und dann die Vorrichtungen zerstören, ist englische Art. Dieser Zug, die Bücher im Preisausehen zu stützen, selbst durch Zerstörung eines Theils der Auflagcrestc, kennzeichnet den englischen Verlagshandel des achtzehnten Jahrhunderts bis zum ersten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts. Es ist der Nachweis geliefert (6b. LuiAbt, tbs olä Lriutsr null tbs moctsrn Lrsss), daß der englische Bücherpreis das achtzehnte Jahrhundert hindurch bis etwa gegen 1827 stets steigende Tendenz hatte; die Production stagnirte dabei. Endlich mischte sich eine Gesellschaft zur Verbreitung nützlicher Kenntnisse ins Spiel und bog der leeren Büchcrcuriositätcusucht ein Paroli. Einzelne Verleger folgten und bald zeigten sich die Re sultat. Im Jahre 1828 erschienen in England 842 neue Bücher in 1105 Bänden; jeder Baud kostete im Durchschnitt 12 Sh. 1 P. Im Jahre 1853 erschienen dagegen 2530 Bücher in 2934 Bänden und jeder Baud kostete im Durchschnitt nur 7 Sh. 2l4 P. Bei den Journalen ist das Verhältniß das nämliche und das Ergebniß ein noch günstigeres; 1834 wurden wöchentlich 300,000 Nummern Wochenschriften abgcsetzt und 1854 1,400,000. Auf welche Stufe mögen seitdem die englischen Preise herabgegangen sein? Das kann hier mit aller Bestimmtheit betont werden: an eine Preiserhöhung unserer am härtesten getroffenen Literaturzweige, die einem Ausgleich mit den erhöhten und ferner erstrebten Drucker- Preisen irgend nahe kommen würde, ist absolut nicht zu denken. Hiermit niöge man sich immer mehr vertraut machen. Allein das Vcrlagsgcschäft sucht nach Balance, und auf welche Weise kann diese allein hcrgestellt werden? Durch Verminderung der Production nach all denjenigen Anszweigungen der Geschäftsthätigkeit, die schon vor zehn Jahren mehr Problem als sonst etwas waren und bei denen der Drucker, der weniger als der Verleger verfänglichen und oft ungeschäftsmäunischen Passionen ausgesctzt ist, sich stets am wohlsten befunden hat. Diese Verminderung wird sich nicht alsbald merklich machen; dafür werden große wissenschaftliche Unternehmungen viel zu sehr von langer Hand eingeleitet. Vielleicht macht sie sich aber zu einem Zeitpunkte fühlbar, wo sie doppelt unangenehm wirkt. Denn wir glauben den deutschen Druckern für die kommenden Jahre noch eine andere Arbeitserleichtcrung iu Aussicht stellen zu können, auch wenn sic die alten Preise wiAer Herstellen wollten. Wir haben oben darauf verwiesen, daß das neueste Supplement 74*
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