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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.02.1873
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- Erscheinungsdatum
- 03.02.1873
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- Deutsch
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27, 3. Februar. Nichtamtlicher Theil. 425 die Tasche sehen läßt. Soviel scheint gewiß, daß seit längerer Zeit hohe Beisteuern erhoben worden sind. Der von den Gehilfen vorgelegtc Vcrbandstarif verlangt zu nächst dicAlphabet-Bercchnnng an Stelle der 1000 n, d. h. die 1000 Buchstaben-Berechnung als Maßeinheit wird bcibehalten, nur daß nicht ein bestimmter Buchstabe, sondern das Alphabet als solches als Norm dient. Deutscher Satz mit Fracturlettern soll nach dieser verkürzten Maßeinheit ebenfalls mit 35 Pf. bezahlt werden. Das würde ein abermaliger Aufschlag von 18—20 Yb sein, je nachdem die Schrift breiter oder schmäler ausläuft. Lorck's „Annalen der Typographie" nehmen „wenigstens" 16Uyb an. Dieser Zuschlag ist die Grundforderung, derjenige Vortheil, welcher der elementarsten Setzerleistung zu gute kommen soll. Alles, was nicht deutscher Satz oder vielmehr deutsche Schriftsprache ist und nicht ans Fraeturschrift gesetzt wird und mit gewisser Ausnahme stets höher bezahlt worden ist, wird extra gesteigert. Daneben wer den noch andere Vorbehalte zu Gunsten des Setzers gemacht, so zwar, daß wohl wenige Werke aus den Leipziger Pressen künftig hervor gehen würden, die von sich behaupten könnten, daß sie nach dem neuen Tarif nur um 18—20 Yb gesteigert worden seien. Um aus den Einzelbestimmungen nur einiges hervorzuhebe», so soll deutscher Satz mit Accenten, Romanisch, Englisch, Alt- und Plattdeutsch w. neben dem Vortheil der Alphabet-Berechnung noch mit 16NU, Russisch mit 66U Yb, Griechisch bei angegossenen Ac centen mit 66Uyb, bei anzusetzenden Accenten mit 100yb Aufschlag bezahlt werden. Gemischter Satz in seinen verschiedenen Graden, mathematischer, tabellarischer Satz u. s. w., alles das und anderes ist nnt Zusätzen bedacht, die das schon seit langem umdnsterte Vcrlegergcmüth un möglich rosig stimmen können. Namentlich spielen auch die Extra stunden, die bei eiligem Aufträge jede Satzart treffen können, eine gewichtige Rolle. So kosten 50,000 Buchstaben Petit (die Arbeit etwa von 45-/r Stunden) nach Lorck auf Grund des neuen Tarifs 6 Thlr. 9 Ngr. In Extra-Stunden jedoch vor 10 Uhr Abends 8 Thlr. 28 Ngr. 6 Pfg., Sonn- und Feiertags 14 Thlr. 7 Ngr. 8 Pfg. und nach 10 Uhr Abends 16 Thlr. 27 Ngr. 4 Pfg. Verständlich wird der ganze Verbandstarif erst, wenn man ihn sich in's geliebte Deutsch übersetzt, resp. seine Bestimmungen auf concrete Fälle anwendet und den so ermittelten Bogenpreis, wie ihn der Drucker dem Verleger berechnet, mit den in den letzten 6—10 Jahren vorhcrgcgangenen Berechnungen in Vergleich bringt. Wir entnehmen unserer nächsten Praxis nachstehende Beispiele, An fänge und Fortsetzungen von Werken, die in den verschiedenen bcige- sügten Jahren in der nämlichen Satzeinrichtung und Auflage zur Verrechnung gelangt sind. Die ersten drei Fälle haben wir auch genau nach dem neuen Tarif calcnliren lassen. Den vierten Fall, das griechische Wörterbuch in verschiedenen Auflagen betreffend, geben wir mit einigem Vorbehalt; dies Beispiel gehört fremder Praxis an, und der Kostcnpreis wurde nach dem neuen Tarif nicht genau cal- culirt, sondern nur approximativ angenommen. Die faktische Druckerrcchnung, sowie die Calculation auf Grund des Verbandstarifs beläuft sich also bei stets gleicher Leistung für den Bogen Satz und Druck wie folgt: 1862 1865 1866 1870 1872^^/ Tarif. Kunstgeschichtliches Werk (glatter Fracturs.) Literargeschichtliches Werk (Antiqua, theilweise gemischter Satz, das Manu skript bei den späteren Bän den etwas schwieriger) 8 ^ 9-/s 11 Thlr. Thlr. Thlr. 7-/e — 9 Yb 10yb 14 Thlr. Thlr. Thlr. Thlr. 1862 1865 1866 1870 1872 Vrbds.- Tarif. 16^ 22-/« Thlr. Thlr. Ein periodischer Bücherkatalog (achtfach 11-/8 gemischter Satz, stets gleich- Thlr. mäßig) Griechisches Schul wörterbuch (in verschic- 18-/z 37 ca. 50 denen gleichmäßigen Auf- Thlr. Thlr. Thlr. lagen) Hiernach sieht man, wie sich die Sache in der Praxis aus nimmt. Im Zeiträume von 7 — 8 Jahren in verschiedenen und wichtigen Fällen Aufschläge von mehr als 100 Yb, entweder schon wirklich eingetreten oder für die allernächste Zeit angcdroht. Und trotzdem ist noch gar kein Ziel für die Endigung dieses Taumels abzusehen! 1865 wurde der Tarif hier in Leipzig von 25 Pf. auf 28 Pf. erhöht, Johanni 1870 auf 30 Pf., am 1. December 1871 auf 35 Pf. und 13 —14 Monate später kommen obige Forderungen. Die Termine werden dabei immer kürzer. Gesetzt nun: der Verbands-Tarif würde rund angenommen. Auf wie lange wäre damit der Friede hergestellt? Denn an die Nutzbarkeit oder auch nur an die Möglichkeit eines fortgesetzten Krieges wird doch kein verständiger Mann glauben wollen. Eins geben wir hier zu bedenken. Die Buchdruckergehilfen stehen nicht aus dem Bode» der Groß-, sondern ans dem der Klein- und, wenn man gewisse Ausnahmen in Rechnung gebracht haben will, der Mittelindustrie. Die Großindustrie duldet auch keinen fortgesetzten Krieg, aber sie hat das Zeug, nicht bloß durch ihre Capitaltüchtigkeit, sondern auch durch ihre durchgängig schnelle und glatte Geschäftsabwickelung bald wieder, nachdem sich der Sturm gelegt hat, da anznknüpfen, wo sie stehen geblieben ist. Eine so ängstliche, ihre Geschäfte von so langer Hand einleitende und ab wickelnde Industrie aber wie der Verlagshandcl — die Haupt- nahrungsquclle des Buchdrucks — erholt sich nicht so bald von den Wunden, die man ihr muthwillig geschlagen hat. Es wäre eine Thorheit, die Folgen hier ohne Weiteres zeichnen zu wollen, die die seit 1865 unablässigen, in immer engeren Galgenfristen erfol genden Mehrforderungen der Buchdruckergehilfen zuletzt haben können, denn ein solcher oder ähnlicher Vorgang ist niemals an den deutschen Verlagshandel in seiner bis jetzt so stetigen Fort entwickelung herangetreten. Aber soviel darf man als ausgemacht annehmcn: diese Folgen werden keine zusammenstürzenden Paläste sein, sondern höchstens eine Anzahl weinender Frauen! Miscellcn. Ein typographisches Unicnm. — In der vor kurzem ab- gchalteuen Versammlung des historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg legte der Vorsitzende des Vereins, Graf Hugo v. Walderdorff, ein Druckwerk vor, das aller Wahrscheinlichkeit nach ein Unicnm ist, nämlich eine croatische Uebcrsetznng der Postille des württembergischen Landessupcrintendenten Johann Brenz vom Jahr 1568. Der Druck dieses Buches wurde besorgt durch die slavischen Priester Anton Dalmatin und Stipan Jstrianin bei Burger in Regcnsburg, und es ist wahrscheinlich die ganze Auflage des Werks, das zum Zweck der Reformation in den slavischen Ländern dienen sollte, bei der Einführung in Oesterreich confiscirt und vernichtet worden. Das einzige erhaltene und jetzt in der Kreisbibliothek zu Regcnsburg aufbewahrte Exemplar dürfte dem Rathe der Stadt als Anerkennung für die bei der Herstellung des Werks geleistete Unter stützung geschenkt worden sein. Das Buch hat Quartformat und ist schön ausgestattct. Die Initialen rühren vielleicht von dem mit Recht gerühmten Regensburger Künstler Ostendorffer her. Ein Holzschnitt, Christus am Kreuz, ist eine Arbeit von H. Schäufelein.
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