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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.02.1873
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- Erscheinungsdatum
- 03.02.1873
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- Deutsch
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424 Nichtamtlicher Theil. 27, 3. Februar. bewegung das schlummernde Selbstgefühl in ihnen erweckt, nachdem sie ihre Arbeit anders zu schätzen gelernt hatten als vorher. Nur das coustatirt Strasburger: wo damals eine Lohnaufbesserung stattgcfunden habe, sei dies nicht durch Bekriegung erwirkt worden, sondern durch Vereinbarung der Prinzipale mit de» Ge hilfen. Vom Jahre 1848 an ist der Setzerlohn in stetem und zuletzt rapidem Steigen. So fuhrt Strasburger an, daß die Preise der Hauptbcdürfnisse eines Arbeiters in Jena für die Periode von 1860 —1870 nm 16,7U gestiegen seien, es würden sich aber noch weniger als 16U ergeben, wenn alle Bedürfnisse des Arbeiters in Rechnung gebracht würden. Der Setzerlohn sei jedoch in Jena von 1860— 1870 um 43,7o/o gestiegen. 1870 stand laut obiger Nachweisung der Lohn in Halle auf 30 prcuß. Pfennige pro 1000 u und 1871 in Halle wie in Leipzig auf 36 preuß. Pfennige — 30 sächs. Pfennige. Am 1. December 1871 fand dann in Leipzig abermals eine Auf besserung von 16^0/, statt, der Halle alsbald zu folgen hatte. Diese Sätze und Normen gelten nur für die einfachste Leistung, die Arbeit in glattem Satz; für gemischten, tabellarischen rc. und für den Satz in fremden Sprachen ist die Steigerung procentualisch höher. Es gehört sich, diesen Lohnsteigerungen die Arbeitszeit gegen- überzustcllen. Strasburger bemerkt, daß nach der Hausordnung des Waisenhauses zu Halle im Jahre 1743 die Arbeitszeit für Buch drucker und Setzer von 5 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends war. In den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts war die Arbeitszeit (wenigstens in größeren Städten) eine 12 ständige; jetzt sei sie eine SH ständige. Für Leipzig kann letzteres nicht stimmen; nach den Mittheilungen von Buchdruckereibesitzern muß sie hier im Durch schnitt factisch geringer als 9 Vs Stunden sein. Trotz alledem jedoch ist die Qualification zum Setzer keineswegs auf erhöhte Bedingungen gestoßen, im Gegentheil. Strasburger, der ein Freund und Förderer der Arbeiterinteressen ist — denn nur ein Freund aus vollem Herzen und mit ganzer Hingabe an seine wissenschaftlich-humanitäre Aufgabe kann sich solchen höchst müh seligen Untersuchungen unterziehen —, Strasburger bemerkt in dieser Beziehung wörtlich: „Mit der größeren Ausbreitung der Volksbildung hat sich die Zahl Derer vermehrt, die als Setzer functio- uiren können. Andererseits wird vom Setzer weniger Bildung be ansprucht als früher. Ein sehr geringer Theil der heutigen Setzer ist befähigt, andere Werke als deutsche zu setzen, während früher meistens lateinische Bücher gedruckt wurden." Strasburger zieht aus den: Ergebniß seiner Untersuchungen — allerdings unter einer gewissen Reserve — den Schluß, daß eine Steigerung des Arbeitslohnes durch rein moralische Einflüsse verursacht werden könne. Diesen Glauben haben auch wir — eben falls unter einer gewissen Reserve. Fortschreitende Bildung befördert bei den Arbeitern Einsicht in ihre wahren Interessen und bei den Arbeitgebern, wenn nicht immer Humanität (denn das ist schon mehr Sache des Charakters), doch mindestens, sofern halbwegs Geschäfts- Verstand vorhanden ist, Einsicht in das ABC des Geschästskatechismus, daß ein unzufriedener und darbender Arbeiter ein unzuverlässiger Arbeiter ist. Wo aber irgend eine dieser Voraussetzungen im Stiche läßt, da ist die Concurrenz der Unternehmerthätigkeit unserer Ansicht nach ein höchst schätzbarer Regulator. Das alles ist jedoch heutzutage, auf diesem Felde mindestens, eine überwundene Betrachtungsweise. Schon damals, wo Stras burger seine verdienstvolle Arbeit schloß, schwante es uns in der Praxis, daß die Lösung der „socialen Frage" sich allmählich in die Function einer Schraube ohne Ende verwandele, welche noth- wendig und in nicht zu langer Zeit zu einer Hemmung der industriel len Thätigkeit führen müsse, einer Thätigkeit, von deren freier Ent- faltungdasWohldesArbeiterstandesdoch in ersterReihe abhängig ist. Die 16^/g°/o Zuschlag vom 1. December 1871 haben nicht ganz vierzehn Monate vorgehaltcn. In der Relation eines, wie anzu- nehmen, Buchdrnckerei besitz er s heißt cs, daß der Lohntarif von 1865, worauf auch dieser jüngste Zuschlag von 1871 erfolgt war, in seiner Fassung allseitig als nicht genau und klar genug betrachtet wor den sei, daß demnach der allgemeine Deutsche Buchdruckcrverciu einen Normal-Lohntarif für ganz Deutschland aufzustellcn beschlossen nnd neben seinen eigenen Mitgliedern, den Prinzipalen, auch die Ge hilfenschaft zu dessen Berathung nach Eisenach entboten habe. Die Prinzipale erschienen, aber die Gehilfenschaft blieb aus. Uns scheint es, und das bestätigt der uns nachträglich zugehende „Volksstaat" vom 29. Januar, die Unklarheit des Tarifs von 1865 war nicht der einzige Grund, welcher die Prinzipale zur Anbahnung eines Normal tarifs bestimmte. Sie fühlten vielmehr unmittelbar nach dem letzten Zuschlag von Ende 1871, daß die Gehilfenschaft bald neue Forde rungen und zwar sehr beträchtliche ankündigen werde und wollten deshalb mit einem neuen Zugcständniß, nicht bloß mit formellen Sicherstellungen, entgegenkommen. Die Gehilfenschaft wollte sich aber, auch selbst in so kurzer Zwischenfrist nicht entgegenkommen lassen, und deshalb erschien sie zur Eisenacher Konferenz nicht. Die in Eisenach anwesenden Prinzipale wählten unter solchen Umständen nur eiue Commission, welche sich mit der Ausarbeitung des Normaltarifs zu beschäftigen hatte und der der alljährlich hier in Leipzig zur Ostermesse stattfindenden Generalversammlung des Deutschen Buchdruckervcreins in einigen Monaten vorgelegt wer den sollte. Allein, nachdem die Gehilfenschaft zur Eisenacher Con- ferenz nicht erschienen war, kann es Niemanden wundern, daß sie von der Leipziger Ostermeß-Versammlung auch nichts wissen wollte. Vielmehr ist die Gehilfenschaft nunmehr der Voraussetzung ge mäß selbständig mit einem Tarif hervorgetreten, zu dessen For- cirung sie sich aus ihre Organisation, den „Deutschen Buchdrucker verband", gewöhnlich bloß „Verband" genannt, stützt. Nach der oben erwähnten Nummer des „Volksstaates", deren Leipziger Be richterstatter unterrichtet scheint, zählt der „Verband" gegenwärtig 7000 Mitglieder, während es in ganz Deutschland ungefähr 10,000 Buchdruckergehilfen geben soll. Der Verband wurde im Jahre 1865 gegründet, und der Berichterstatter des„Volksstaates" meint, daß »ach achtjähriger rüstiger und unausgesetzter Arbeit die deutschen Buch druckergehilfen in Ansehung ihrer Organisation allen übrigen Ar beitern des Continents voraus seien. Wir gratulircn zu diesem Resultate, und bedauren nur im Interesse des Verbandes, daß er statt eines so schwierigen und vergleichsweise windigen Industrie zweiges, wie der deutsche Verlagshandel ist, nicht die englischen Kohlenwerksbesitzer mit ihren unerschöpflichen Gruben an „schwarzem Golde" zur Erprobung seiner Thätigkeit vor sich hat. Das Ziel wäre zweifellos ein würdigeres und lohnenderes. Am 15. Januar traten dann nach dem „Volksstaat" die Vertreter der Gehilfen von neun der größten deutschen Druckorte in Leipzig zusammen und forderten den Buchdrucker-(Prinzipal-)Verein auf, seinerseits eine Commission zur Feststellung des Tarifs abzuordnen. Das Letztere geschah nicht — worüber sich nach den Erfahrungen von Eisenach abermals kein Mensch Wundern kann — und „die Gehilfen besorgten die Arbeit allein". Der Tarif der Gehilfen fand keine Annahme und daraus kündigten sie am 25. Januar Partiell d. i. nnt Ausschluß der größeren Druckereien, um diese zu nöthigen, ge mäß der dem Prinzipalverein gegenüber übernommenen Verpflichtung ihrerseits den Verbandssetzern selbst zu kündigen. Schon seit 6 Wochen jedoch, fügt der ,)Volksstaat" hinzu, hätten 250 Gehilfen Leipzig verlassen, die vom Strike-Counts ca. 1500 Thlr. Reise unterstützung erhielten. Es kommt nun darauf an, daß das Comits außer diesen 1500 Thlrn. noch recht viel Geld hat. Wir hörten eine Summe nennen, doch nehmen wir an, daß sich das Comits nicht in
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