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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.03.1873
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 24.03.1873
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- Deutsch
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1108 Nichtamtlicher Theil. 68, 24. März. Gedanken nach Lesung des nenen Buchdrucker-Tarifs. Aus den Kreisen des deutschen Bcrlagsbuchhandcls sind bei Gelegenheit des Strikcs der Buchdrucker Stimmen laut geworden, welche die Verleger ausfordertcn, die Buchdruckercibesitzer in ihrem durch die äußerste Nothwcndigkeit bedingten Vorgehen gegen die dem Gchilsenverbande augehvrcnden Schriftsetzer und Drucker da durch zu unterstütze», daß nur die dringlichsten Verlagsartikel zum Druck gegeben werden mochten. Diese Anregung hat allgemeinen Anklaug gesunden und wenn die von dem Vorstande des Deutschen Buchdrnckervereins angeordnetc Kündigung der Vcrbandsglicdcr in der Mehrzahl der Druckereien anr 8. März erfolgen konnte, so ist dies zum Theil der Unterstützung zu verdanken, welche der Verlags- Handel in der angegebenen Weise den Druckereien zu Theil werden ließ. Früher oder spater wird der Friede in die Druckereien wieder zurücktehrcn. Den ersten Schritt hierzu hat der Verein der Buch- druckcrcibcsitzcr durch den in diesen Tagen veröffentlichten neuen, für ganz Deutschland berechneten Normaltarif gcthan, welcher in der Erfüllung der von der Gehilfenschaft geäußerten Wünsche bis an die äußerste Grenze geht. Am 24. März wird dieser Tarif in Weimar von der Generalversammlung des Deutschen Buchdrucker- Vereins berathcn und festgcstellt werden und es darf wohl kaum einem Zweifel unterliegen, daß derjenige Theil der Gehilfenschaft, dem es in dem ausgebrochencn Eonfliete um die Lohnfrage und nicht um die Machtsragc zu thun ist, jenen Tarif mit Befriedigung aufnchmcn undihnals dicGewährschafteines dauerndenFricdens betrachten wird. Mit bei weitem geringerer Befriedigung werden die Bnch- drnckcrcibesitzer und der Verlagshand-l diesen Normaltarif begrüßen. Die erstercn werden durch ihn in dem Ertrage ihrer Geschäfte we sentlich beeinträchtigt werden, indem cs ihnen in vielen Fällen un möglich sein wird, den ganzen Mehrbetrag des Lohnes ihren Com- mittenteu zu berechnen, und der letztere wird seine Productionskosten in einer Weise erhöht sehen, die auch ihm seine Erträgnisse wesentlich mindert und ihn in vielen Fällen selbst zum Aufgeben gc- wisftr Verlagsunternehmungen zwingt. Doppelt fühlbar wird der Verlagshandel von der Vcrthcucrung des Druckes insofern berührt werden, als im abgelansencn Jahre die wiederholte Erhöhung der Papierpreise den Calcül des Verlegers bereits nachtheilig beeinflußte. Die Gründe für die im Jahre 1863 beginnende und seit dieser Zeit schnell wachsende Erhöhung der Drucklöhnc sind nicht allein in der Vertheuerung aller Lebensbedürfnisse zu suchen; zum weitaus größeren Theile sind sie durch die rapide Entwickelung der Tages presse und durch die Ueberproduction des Verlagsbuchhandcls her- vorgerusen, mit denen die Vermehrung namentlich der Setzerkräfte in den Druckereien nicht Schritt halten konnte. Nicht weniger hat die Umgestaltung der politischen und mercantilcn Verhältnisse wäh rend der letzten Jahre dazu beigetragcn, welche Ansprüche nament lich an die Druckereien der Centralpunkte des politischen und mer cantilcn Lebens stellte, wie sie bisher in Deutschland unbekannt waren und deren Befriedigung selbstverständlich auf die Lohnver hältnisse der säinmtlichen Druckereien von Einfluß sein mußte. Nach und nach wird sich diese Differenz wieder ausgleichen. DerNückschlag auf den Gebieten derJudustrie und des Geldverkchrs wird voraussichtlich nicht lange mehr ans sich warten lassen und den Umfang des Jnseratcntheils der größeren Zeitungen, deren Num mern jetzt zuweilen zu förmlichen Büchern anschwellcn, annähernd wieder auf das frühere Maß zurücksühren. Dagegen wird die früher oder später eintretende Aufhebung der Stempelsteuer in Preußen neue Ansprüche an die Druckereien stellen, indem die meisten Zei tungen dann ihren Umfang vergrößern und neue Blätter in großer Zahl entstehen werden. Das Beispiel in England hat allerdings gezeigt, daß nur einem sehr kleinen Procenttheile der durch den s Wegfall jener Steuer entstandenen Blätter ein längeres Leben beschieden zu sein Pflegt, aber diese Erfahrung wird wohl kaum zur Lehre dienen und es steht zu erwarten, daß, wenn auch nurvorübcr- gehend, die Arbeitskräfte der Druckereien dann nicht ausrcichen wer den, die erneuten Ansprüche der Tagesprcsse ohne eine abermalige Erhöhung der Preise befriedigen zu können. Mittlerweile werden die Buchdruckereibesitzer zwar dafür sor gen, daß der schon gegenwärtig ungenügende Personalbestand ihrer Officinen durch Heranbildung einer vermehrten Zahl von Lehr lingen und durch die bereits in diesem Blatte empfohlene Heran ziehung von Setzerinnen verstärkt werde, aber dies kann nur all mählich geschehen und es werden Jahre vergehen, bevor die Zahl der Setzer und Drucker die Höhe erreicht hat, welche schon das heutige Bedürfniß erfordert. Unberechenbare Ereignisse freilich, namentlich eine Geld- oder Handclskrisis dürften die Nachfrage nach Setzern und Druckern sehr vermindern; aber unberechenbare Factoren wollen wir von unfern Betrachtungen fern halten und nur das Wahrscheinliche ins Auge fassen. Mehr als wahrscheinlich ist es aber, daß im Laufe der nächsten Jahre die Nachfrage das Angebot auf dem genannten Gebiete weit überwiegen wird. Mag die Tagespresse, Handel, Industrie und Verkehr den Druckereien noch so belangreiche Aufträge zuführcn, ihr nam haftester Auftraggeber ist doch der Verlagsbuchhandel mit seinen 13,925 Büchern, Zeitschriften und Broschüren, welche er im Jahre 1872 producirte. Es ist schon oft dem Verlagsbuchhandel der Vorwurf gemacht, daß er nicht »ach kaufmännischen Grundsätzen betrieben werde. Dieser Vorwurf ist einfach zurückzuweisen, soweit mit demselben gemeint ist, daß das Einmaleins der einzige Factor bei unfern Unternehmungen sein solle; er ist sehr zu beherzigen, wenn damit gesagt sein soll, daß bei seinen Unternehmungen sehr häufig diejenigen Grundsätze außer Acht gelassen werden, welche der Buch händler, der zugleich Kaufmann ist, zu beachten die Pflicht hat. Der Verlagshändler darf nicht wie der Krämer rechnen, er soll sich vielmehr den großen Kaufmann zum Muster nehmen, wenn er auch nur mit Hunderten und Tausenden rechnet, während dieser mit Hunderttausenden zu rechnen Pflegt. Er soll sich stets bewußt bleiben, daß er der Verwalter der geistigen Schätze der Nation ist, und als solcher Pflichten zu erfüllen hat, welche die übrige kaufmännische Welt nicht kennt. Er soll, wenn die nöthigcn Mittel ihni zur Seite stehen, selbst vor sicher in Aussicht stehenden Ver lusten nicht zurückschrccken, wenn es sich pm ein Werk handelt, welches die Wissenschaft wesentlich fördert und trotzdem keine Aus sicht auf hinreichende Verbreitung hat. Er soll jeden und den größten Gewinn verschmähen, wenn dieser ans einem Unternehmen zu hoffen sein sollte, welches der Literatur nicht zur Ehre gereicht. In jedem Falle aber soll er, auch bei dem kleinsten Unternehmen genau prüfen, ob dasselbe würdig ist, in die Oeffentlichkeit zu treten, ob es einem wirklichen Bedürfnisse entspricht, ob cs Aussicht auf äußern Erfolg hat, und wenn dieser nicht zu erhoffen ist, ob es der ihm zu bringenden Opfer werth ist. Legen wir nun dieses Kriterium bei der Beurtheilung der in jeder Nummer dieses Blattes als erschienen verzcichneten Neuigkeiten des deutschen Buchhandels zu Grunde, so müssen wir freilich bekennen, daß eine sehr große Zahl derselben nach keiner der angegebenen Rich tungen hin von ihren Verlegern geprüft zu sein scheint. In früheren Zeiten, als Papier und Druck noch wenig kosteten und viele Ver leger, welche zugleich Drucker waren, oft Bücher verlegten, um nur ihre Setzer und Pressen zu beschäftigen, mochte cs zu entschuldigen sein, wenn hin und wieder eine Schrift erschien, welche besser ungc- druckt geblieben wäre; daß unter den jetzigen, der Herstellung von Druckwerken so außerordentlich ungünstigen Verhältnissen die Zahl
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