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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.05.1873
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1873-05-07
- Erscheinungsdatum
- 07.05.1873
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- Deutsch
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.V 104, 7. Mai. Nichtamtlicher Theil. 1675 (Etikette) verwandelt. Vor allem aber ist das lateinische oder französische o mit dem Laute k im rapiden Aussterben begriffen.! Akten, aktiv, Advokat, Doktor, Respekt, Fiskal, Dekret, Klausel, Kritik rc. sieht man fast nur noch mit k geschrieben, und in Wöriern wie Akkusativ, objektiv, Kandidat, korrekt, Lokal, Rektor, Sekte, Vokabel rc. übcrwiegt cs dergestalt, daß die allgemeine Tendenz auf Beseitigung des undeutschen Tonzeichens und auf dessen Er setzung durch k oder ch um so unverkennbarer ist, als selbst Eigen namen z. B. Köln, davon betroffen werden. Doch ich ermüde den Leser nicht länger, ich übergehe den Ver- einsachungsprozeß in den Wörtern mit ie, mit dt, th, mit ae (Eltern, Ermel), die Wegwerfung des dritten Konsonanten in Schiffahrt, Mittag, die Beseitigung des y, selbst in griechischen Wörtern, wie Sistem, Silbe, stilistisch, das CH mit dem Laute K (Karte, Karfreitag) ich übergehe alle weiteren Symptome des Ab- schlcifungsprozesscs, und wende mich schließlich zu der Frage: Zugegeben, daß die orthographische Entwickelung nicht unter dem Prinzip grammatisch-historischer Herleitung, sondern unter dem der allmählichen Vereinfachung und Reduzirung auf das Noth- wendige steht, wie wäre dann dies nutzbar zu machen für die Praxis? Soll ich hieraus in aller Unmaßgcblichkeit antworten, so muß ich zunächst die Schule und deren Bedürfniß ausschlicßcn, weil sic außerhalb meines Gesichtskreises und meiner Erfahrung liegt. Ich gebe sogar hier unbedenklich zu, daß ein Zurückgreifen auf Etymo logie und Geschichte der Sprache hier nöthig sein kann, um feste Anlehnungspunkte und ein gewisses Sistem von Regeln zu ge winnen. Zu fragen wäre aber doch auch hier, ob es mit der Ortho graphie sich nicht ähnlich verhält wie mit der englischen Anssprache, von der viele behaupten, daß man sie besserund leichter oyr.c Regeln als mit Regeln lerne. Jndeß dies sei der Schule überlassen. Wie ist cs aber sonst im praktischen Leben? Einen großen Vortheil haben die Bemühungen der Sprach- gelehrtcn, Schulmänner, Konferenzen allerdings erzielt, der nicht hoch genug angeschlagen werden kann: man vereinigte sich in dem Grundsätze: nur das thatsächlich Schwankende in den Bereich der Prüfung und Festsetzung zu ziehen. Alle Wörter also, worüber die übliche Schreibweise nicht schwankt, ließ man unangefochten, selbst dann, wenn die Schreib weise offenbar gegen Ableitung und Grammatik verstößt. Gab man hiermit allerdings das historisch-grammatische Prinzip preis, so gewann man dafür den sichern Boden der Thatsache. Hiermit wurde sofort der bei weitem größte Theil unscrs Wörterschatzes aus dem Gebiet des Streits ausgeschieden, und die Erörterung ans dje verhältnißmäßig kleine Zahl der wirklich schwankenden Wörter eingeschränkt. Man gewann die Möglichkeit, kleine Wörterver zeichnisse für den Schüler und sonst Ungeübten anzulegen, aus denen sie sich Raths erholen können, wo die Regeln und der Laut in Stich lassen. Mau konnte nun als Generalregel sagen: „Schreib wie du sprichst, nur mit folgenden Ausnahmen." Dies für den Schüler. Für den Erwachsenen aber, der sich den Schwankungen und Wendungen der Orthographie gegenübersieht, tritt das Gesetz und Prinzip der Abschleifuug in Kraft, dergestalt, daß wo ein Wort ins Schwanken geräth, er sich für die vereinfachte Schreibweise zu entscheiden hat, auch dann, wenn sie der Ableitung widerspricht. Ich sage aber ausdrücklich: wenn ein Wort ins Schwanken geräth. Mit Nichten sollen wir Wörter, die noch nicht schwanken, ins Schwanken ziehen. Wir sollen der Sprachentwicklung folge», nicht ihr vorauseilen. Solche radikale Ungeduld duldet der souveräne Sprachgcist nicht, er duldet sie nicht einmal von Männern wie Jakob Grimm, obwohl dessen Vorausgehen offenbar ! cn der rechten Richtung und in prophetischer Voraussicht geschah. Sind wir aber daraus beschränkt, der Entwicklung nachzu folgen, so geschehe dies denn auch um so entschlossener und un- verweiltcr, und diese Entschlossenheit zu bewirken, scheint es mir ein Wesentliches, die Richtung der Sprachentwicklung im allgemeinen erkannt zu haben. Hiernach ergäbe sich für den Praktiker ein Zwiefaches: 1. In allen nicht schwankenden Wörtern Anschluß an die bestehende Schreibweise, gleichviel ob sie der Herleitung entspricht oder nicht. 2. In allen schwankenden Wörtern Anschluß an die Verein fachung, an die vereinfachte Form, ebenfalls ohne etymologische Rücksichtnahme. Die orthographische Entwicklung wird auch künftig eine langsame und allmähliche bleiben, sic wird weder durch Ungeduld beschleunigt noch durch Dekrete abgeschlossen werden können. Es gilt eben auch hier, in Geduld sich dem ewigen Gesetze allmählicher Entfaltung, das alle geschichtlichen Daseinsformcn beherrscht, zu unterwerfen. Allerdings scheint der Prozeß der Vereinfachung jetzt stärker wie je in Fluß zu sein und darum auch die Unsicherheit größer wie sonst. Aber das wird auch den entsprechenden Vortheil haben, daß, wenn diese Krisis überstanden ist, auch eine verhältnißmäßige Ruhepause eintritt. Jedenfalls wird ein entschlossener Anschluß an diese Bewegung nicht in die Mißlichkeit beschämenden Rückschritts führen, sondern die Krisis beruhigen und abkürzen. A. K. Miscellen. Das Reichskanzleramtchat sich durch Gesuche, die kürzlich aus Frankreich, angeblich von Privatpersonen, an einzelne Bewohner von Festungsstädten um Mittheilung über die Lage und Einrichtungen der Bahnhöfe gerichtet worden sind, zu der Aufforderung an die Bun desregierungen veranlaßt gesehen, in ihren Bezirken die Bestimmung der Nr. 1. des tz. 360. des Reichs-Strafgesetzbuches in Erinnerung zu bringen, wonach mit Geldstrafen bis zu 50 Thlrn. oder mit Haft zu bestrafen ist, wer ohne besondere Erlaubniß Risse von Festungen und einzelnen Festungswerken aufnimmt oder veröffentlicht. Die Polizeibehörden sind beauftragt worden, diese auf alle innerhalb des Deutschen Reiches gelegenen Festungen Bezug habende Be stimmung streng zu handhaben, auch den Buch- und Kartenhandel in dieser Beziehung sorgfältig zu überwachen. Einem vortrefflichen Artikel über das Wesen und die Entwick lung des modernen Holzschnittes von H. Obst in der neuesten Nummer von Lindau's „Gegenwart" entnehmen wir folgende für den Buchhandel besonders interessante Stelle: „ ... Georg Wi gand's Name wird stets genannt werden, wenn mau der deutschen Holzschneidekunst der Neuzeit gedenkt. Seiner Initiative und seinem energischen und thatkräftigcn Eingreifen ist eS zu danken, daß eine Reihe der herrlichsten Werke, die so recht aus dem Innersten des deutschen Geistes- und Gemüthslebens hcrvorgcwachsen sind, das Licht der Welt erblicken konnten. So entfaltete sich aus dem freund schaftlichen Verhältnis;, in welchem Wigand zu Ludwig Richter stand, ein künstlerisches Schaffen des Letzteren, das die herrlichsten Früchte trug. Mit Bezug hierauf sagt Otto Jahn: »Wie in früheren guten Zeiten nicht selten Buchhändler, Gelehrte und Künstler sich als Ver bündete und Befreundete im Dienst höherer Geistesbildung ansahcn und zu gemeinsamem Wirken vereinigten, so ist auch hier eine Reihe schöner Leistungen durch das Zusammenwirken praktischer Erfahrung und künstlerischer Production, die sich in wahrhaftem Interesse für die Kunst begegneten, hervorgerufen worden. Durch Wigand's An regung ist Richter zumeist veranlaßt worden, sich dem Holzschnitt 225*
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