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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.04.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-04-20
- Erscheinungsdatum
- 20.04.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. Portokosten zahlen sollen, sondern das 3- bis 5-fache dieses Betrags; mit Recht weisen besonders die Auslanddcutschcn darauf hin, bah ihnen genügend gleichartige fremdsprachliche Zeitschriften ihres derzeitigen Aufcnthaltlandes weit billiger zur Verfügung stehen, und sie betonen weiterhin, daß sie durch diese Konjunkturpolitik deutscher Zeitschriften- verlegcr dahin gebracht würden, ihr Lesebedürfnis mit fremdsprach licher Literatur zu befriedigen, und sie dadurch dein Deutschtum mehr und mehr entfremdet würden. Die Mitglieder unserer Vereinigung halten es mit ihrer Aufgabe als ehrliche Maller nicht vereinbar, ihrer Auslandkundschaft einen erheblich höheren Ausland-Abonuemcntspreis, als es der Jnlandpreis ist, für die Besorgung deutscher Zeitschriften abzuforderu. solange es jedem Auslauddeutschen möglich ist, die von ihm gewünschten Zeit schriften durch die Vermittlung seiner inlanddeutschen Verwandten, Freunde und Bekannten ohne Preisaufschlag zu beziehen; sie werden infolgedessen ihren Abonnenten im Ausland zunächst von dem Sach verhalt Kenntnis geben und deren Entschließung abwarteu. Nach den bereits gemachten Erfahrungen glauben wir schon heute mit Bestimmt heit sagen zu können, daß der Exportbuchhandcl den größten Teil seiner Zeitschriftcnliefcrungen ins Ausland verlieren wird, ohne daß dem! Verlag daraus der geringste Nutzen erwächst, daß dieser vielmehr sehr erhebliche Nachteile durch das vollständige Ausfallen derjenigen Zeit-' schrifteuabonnemcnts, die von den seitherigen Auslandabouueuten voll-, ständig aufgcgeben werden, erleiden wird. Wir richten deshalb in letzter Stunde die eindringliche Aussoröc- rnng au den gesamten Zeitschvifteuvcrlag, seine Auslandabonncincnts- preisc so maßvoll zu bemessen, daß sie der Exportbuchhandcl seiner Auslandkuudschaft gegenüber auch befürworten kann, und neunen hierbei als vorbildlich den Verlag des »Echo«, der für seine von den! Auslanddeutschen besonders gern gehaltene Zeitschrift einen Ausland preis von 72.— gegenüber 40.— Jnlandpreis festgesetzt hat. Bei der Wichtigkeit der Angelegenheit halten wir es für erforder lich, sic weiteren Kreisen des Buchhandels zur Kenntnis zu bringen; wir veröffentlichen unser vorliegendes Schreiben deshalb im Börsen- ^ blatt und bitten Sie, auch Ihre Antwort an gleicher Stelle zum Ab druck zu bringen. Mit der Bitte um baldige Antwort begrüßen wir Sie hochachtungsvoll Vereinigung Hamburg-Bremer Exportbuchhändler. „Der kommunistische Buchladcn" oder Herrn Wittfogels Verstadtlichung des Sortiments. (Vgl. Nr. 76 u. 82.) Allgemeine kommunistische Theorien und Redensarten in ihrer ' Anwendung auf den Sortimentsbuchhandel — so charakterisiert man am besten die Ausführungen Wittfogels, denen Herr K. Loele in Nr. 76 des Bbl. cntgegentritt. Herr Wittfogel hat entschieden die Fähigkeit, die Gedanken des j »kommunistischen Manifestes« zum 1001. Male zu reproduzieren, indem ^ er sich als Zielscheibe die drei Lüneburger Buchhandlungen aussucht — ! dieselben Buchhandlungen, die noch vor wenigen Jahren den Vorzug hatten, Herrn Wittfogel mit Schulbüchern zu versorgen. Anläßlich seiner Schulbücherkäufe wird Herr Wittfogel wohl zu der Überzeugung gelangt sein, daß die drei Lüneburger Geschäfte »im allgemeinen gleich- > artige Lager« unterhalten. Diese Tatsache wird allerdings außer Herrn Wittfogel und seinen Anhängern kanm jemand wundern, denn, das Aussuchen von Schulbüchern besorgt nicht der Buchhändler, son-! dern die Behörde. (Wenigstens war es so bis zum Geschichtsbüchcr- Erlaß von Minister Harnisch, der es den Herren Schülern freigestellt hat, ihr Geschichtsbuch selbst zu bestimmen!) Ich will zugcbcn, daß auch in anderer Beziehung die Lager »Gleich artigkeiten« aufweiscn, z. B. hat jeder von den drei Lüneburger Buch händlern mehrere Goethe-Ausgaben vorrätig. Ich überlasse Herrn Wittfogel die Entscheidung darüber, ob hierin ein Nachteil liegt. »Goethe« und »Goethe« ist indes nicht dasselbe. Es gibt nämlich ein fache und Luxus-Ausgaben, ausgewählte und vollständige usw. Je nachdem nun der einzelne Buchhändler den Geschmack seines Publi kums beurteilt, wird er von der einen oder anderen Art mehr auf Lager haben. Dadurch wird jedenfalls erreicht, daß in ganz Lüneburg mehr »Goethes« vorrätig sind, als ein sparsamer, mit bureaukratischer Behäbigkeit arbeitender »kommunistischer Bnchladen« nach Wittfogels Muster anbicten könnte. Im übrigen scheint Herr Wittfogel den Charakter der einzelnen Lüneburger Buchhandlung doch nicht so genau zu kennen, wie cs wün schenswert wäre, wenn er Artikel darüber schreiben will. Es wird jedem Bücherfreund und -käufer klar sein, daß wir in unser« Heide- städtchcn, das einen Karl August Wittfogel gebar, nicht so weit hinter der Kultur zurück sind, um nicht jeder einzelnen Buchhandlung ihren besonderen Stempel aufgedruckt zu haben. Dafür sorgen bereits die Tradition eines jeden Geschäfts, die Anschauungen des Inhabers und, Isst not l6L8t, die Wünsche des Publikums. Trotzdem verlangt Herr Wittsogel eine »feinere Differenzierung der Arbeit«. Da Herr Wittfogel in seinem Artikel an die öffentliche Regelung der Milchwirtschaft anknüpst, so darf vielleicht auch in dieser Entgeg nung darauf Bezug genommen werden. Früher erfreuten wir uns hier der Bedienung durch zuvorkommende Milchfrauen — seil der »öffentlichen Bewirtschaftung« dagegen sind wir, je nach Lage der Wohnung, einer bestimmten Milchlicferantin preisgegebcn. Stunden lang liegen die Hausfrauen im Fenster (sei cs Sommer oder Winter), um die Annäherung der Milchdame zu erspähen. Sobald sie im An marsch ist, rennt alle Welt auf die Straße (denn ins Haus bemüht sich solche »städtische Lieferantin« natürlich nicht) und wartet zähne klappernd, aber mit freundlichem Lächeln, ob die Milchdame die Lie benswürdigkeit haben wird, etwas Milch zu verabfolgen. So ist, ganz nach Herrn Wittfogels Wünschen, eine »feinere Diffe renzierung der Arbeit« durch Verstadtlichung erreicht. Mau male sich diese Verhältnisse, übertragen auf den Buchhandel, aus — und inan hat das Zukunftsbild, das Herrn Wittfogel und anderen weltfremden Leuten als Ideal vorschwebt. Praxis! Herr Wittfogel, Praxis! — Mit theologischen und natio- nalökonomischcn Studien allein läßt sich die Welt nicht regieren! »Grau, alter Freund, ist alle Theorie!« Wittfogel behauptet sodann, getreu seinen kommunistischen Vor bildern, der Buchhandel frage nicht, was die »Allgemeinheit fordere, sondern was ihn fördere«. Eine derartige Verkennung der Tatsachen des Wirtschaftslebens ist in dem Munde eines Studenten der National ökonomie ein testiinonium paupertatis! Denn wenn 5er Buchhandel nicht das anbietet, was die Allgemeinheit verlangt — ja, Herr Witt fogel, wodurch macht er denn eigentlich Geschäfte? Oder sind Sie viel leicht zu der Überzeugung gelaugt, daß ein Buchhändler dem Käufer alles verkaufen kann, was er gerade will? Dann soll allerdings hier durch festgestcllt iverdeu, daß der größte Teil des Publikums nicht so hemmungslos darauflos kaust, wie Herr Wittfogel annimmt. Herr Wittfogel scheint zu glauben, daß die Kritiklosigkeit der breiten Mas sen. die seinen kommunistischen »Idealen« ohne Besinnung anhängen. auch in den gebildeten Schichten vorhanden sei! Damit tauscht er sich allerdings gewaltig über das geistige Niveau des bücherkaufeuden deut schen Publikums! Also, Herr Wittfogel: Nachfrage und Angebot wirken bei Zu standekommen eines Geschäfts zusammen! Dieses natkonalökonomische Grundgesetz steht nicht bloß in Ihren Lehrbüchern, damit Sie eS zum Examen auswendig wissen, — sondern weil es in der Praxis täglich in Millionen, Milliarden von Fällen in Wirksamkeit tritt! Und des halb weise ich auch im Namen der Lüneburger Buchhändler und im Namen der Lüneburger Gebildeten (wie der deutschen Gebildeten überhaupt!) den Vorwurf auf das schärfste zurück, »der Buchhandel spekuliere auf die primitiven Instinkte seiner Käufer, Sexualität und Sensationslust«. — Die drei Lüneburger Buchhandlungen bieten diese Art Literatur nicht an (beweisen Sic gefälligst das Gegenteil!) — und ihr Publikum kauft sie nicht, d. h. also: weder Angebot noch Nach frage sind vorhanden, orxo kommt kein Geschäft zustande (siche oben!). Sollte so viel Kenntnis des Buchhandels nötig sein, um eine deutsche Buchhandlung von einem Schmutzliteratur-Laden unterscheiden zu können? Wenn Sie jedoch erfahren wollen, Herr Wittfogel, wo auf »primi tive Instinkte« spekuliert wird, so denken Sie nur an gewisse Richtun gen, die »roten Terror« und »Diktatur« propagieren. Sie werden nicht weit nach solchen Spekulanten zu suchen haben! G. A. Delbanco, stucl. rsr. pol. Pünktliche und unpünktliche Zahler. Es mehren sich die Anzeigen, daß durch saumselige Zahlweise dcS Sortiments mit Recht erboste Verleger schärfere Maßregeln androhen und ergreifen. Das ist zu verstehen, und ich würde es auch so machen. Aber — nur nicht verallgemeinern! Der Verlag ersieht doch aus den Bankkonten, wer pünktlich zahlt oder nicht. So mag er die schlechte n Zahler strafen. Aber alleincincn Topf zu werfen ist Unsinn! Das schafft Verärgerung bei den guten Zahlern! Wieviel Unlogik ist doch auf dieser und jener Seite, wenn man in der Praxis steht! Lernt doch beim Arbeiten denken! ! Dann würden viele Kehler we niger gemacht, viele Schärfen vermieden. Darmstadt. Otto CariuS. Verantwortlicher Redakteur: EmtlThomas. — Verlag: Der Bürsenverein der Deutschen Buchhändler zu Letvzig, Deutsches Buchhändlerhaus. Druck: Ramm L Seemann. Sämtlich in Lelpzifl. — Adresse der Redaktion und Irvedttion: L'etvzta. GerichtSwea 2« sBuchhändlerhauS).
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