Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.04.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-04-28
- Erscheinungsdatum
- 28.04.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19200428
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192004287
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19200428
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1920
- Monat1920-04
- Tag1920-04-28
- Monat1920-04
- Jahr1920
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«»rl-nll-t, d. »Ilch». «L«d-»d-N Redaktioneller Teil. X- 81, 28. April 1920. derben, gehe deinen Gang! Aber ich hege die Hoffnung, daß man über kurz oder lang wieder zur Besonnenheit kommt, daß man einsieht, man habe Besseres für Schlechterer weggeworsen, und daß man dann gern wieöer das gute Alte, das unserer Sprache Angemessene hcrvorsucht». Zurzeit ist eine mächtige Strömung vorhanden, die Groß schreibung auf die Satzanfänge und die Eigennamen zu beschrän ken. Warum wird hier Halt gemacht? Offenbar bloß, um auf derselben vermeintlichen Kulturhöhs zu stehen wie die Engländer und Franzosen. Der geringe Nutzen, den alsdann noch die Ma juskel böte, stünde in gar keinem Verhältnis mehr zu der Mühe, die die Einübung der Großbuchstaben erfordert, und ich möchte dann lieber meinen Namen klein schreiben, als mir von Nietzsche sagen zu lassen: Auch jetzt noch ist der Mensch mehr Affe als irgend «in Affe. — M. E. muß der große Anfangs buchstabe allermindestens noch für diejenigen Fälle gefordert wer den, wo er zur Vermeidung von Mißverständnissen dient. Bil- ligcrweise kann dieser Forderung nur der widerstreben, der für alle meine Beispiele angeben kann, was ihre Urheber darin durch die Majuskel ausgezeichnet haben. Ohne weiteres sei zuge geben, daß sich der Sinn sehr häufig bei kurzem Nachdenken erschließt, besonders dann, wenn der Satz im Zusammenhang auftritt. Ich bin aber trotzdem überzeugt, daß auch im letzteren Falle niemand in deutschen Landen die von mir gestellte Aufgabe binnen einer Woche restlos lösen könnte. Man wird einwenden, daß diele meiner Beispiele der altertümlichen Sprache ange hören und daß sich die dem Verständnis entgegenstellenden Schwierigkeiten durch Umschreibung oder andere Satzstellung be seitigen lassen. Letzteres ist z. B. 1912 in der Lutherbibel bei Hesekiel 7, 24, Römer 12, 13 und 16, 23 geschehen, ist aber im Gesangbuch, das ja zu den am meisten gelesenen Büchern gehört, bei Schiller und anderen klassischen Dichtern unmöglich. So halte ich es für das beste, das Gebiet des großen An- fangsbuchstabenS nicht zu verringern; ich möchte sogar seinen Bereich erweitern und z. B. schreiben: Er bekam von Manchem Bier und Wein; wir atzen Alle Erdbeeren; haben sie Alle Ga ben?; da war Alles Salz; es ist in keinem Andern Heil; und daß Der Gott im Schoße sitze, der reich und groß und mächtig ist; das reckt nun, es will sich ergötzen sogleich, so Arm und so Jung und so Alt und so Reich. Damit käme wieder die Schreibweise zu Ehren, die in der Mitte des vorigen Jahrhunderts üblich war. Damals (1855) schrieb Adelbert Keller, Schüler Uhlands und später Pro fessor der germanischen und romanischen Philologie, in der An leitung zur Sammlung des schwäbischen Sprachschatzes: zu Nutze machen, im Ganzen, im Besonder«, am Besten, am Unge zwungensten und Unzweideutigsten, am Frischesten hat sich Der artiges erhalten, im Großen, Statt findet, hängt auss Engste zusammen, eines Einzelnen, zu Theil geworden, fürs Erste, das Gleiche. Roch in unserem Jahrhundert schrieb Prof. vr. Her - mann Fischer im Vorwort zu seinem Schwäbischen Wörter buch: » . . . und Dank meinen Vorarbeiten bin ich dazu öfters mehr im Stand als Andere. Wie viel noch fehlt, weiß Niemand besser als ich«. In der 1918 erschienenen Deutschen Lautlehre des Hochschullehrers Otto Bremer steht S. 87 und 88: seit Alters, und in der Christlichen Welt 1917 fand ich in Spalte 95 zu Liebe, 98 außer Acht lassen, 114 Stand hält, 132 und 137 zu Gute kommen, 167 zu Teil werden. Heutzutage gilt als richtige Schreibung: das Folgende <— das später Geschehene), in dem Obigen (— dem oben Er wähnten), ein Mal über das andere, an den Tag kommen, Sonn tags, am Abend, ich bin Schlitten gefahren, er hat weder Maß noch Ziel, Gott Lob und Dank!, nicht aufs Äußerste treiben, mit Bezug auf. Man erlaube auch zu schreiben: das Folgende (— das später Erwähnte), im Obigen (— weiter oben), ein für alle Mal, zu Tage kommen, Werktags, heute Abend, ich fahre Rad, er hält Matz, Gott Lob I, auf das Äußerste erregt, in Bezug auf. Auch sollte angeordnet werden, daß bei den Schulprüfungen nicht mehr solche Diktate gegeben werden, die ausgesprochenermaßen die besonderen Feinheiten der Groß- und Kleinschreibung zum Gegenstände haben. Dann wird die im Lehrerstand allgemeine 412 Abneigung gegen die Großbuchstaben, welche nur dem ober flächlichen Kenner der amtlichen Rechtschreibung und des Prü fungswesens rätselhaft erscheinen kann, verschwinden wie der Schnee vor der Frühlingssonne. Das von mir fürs Regelbllchlein Gewünschte wird sich un schwer in leichtfatzliche Regeln bringen lassen. Schließlich könnte noch bemerkt werden: »In zweifelhaften Fällen schreibe man mit großem Anfangsbuchstaben«. Das wäre keine größere Bankrott erklärung als die den kleinen Anfangsbuchstaben bevorzugende bisherige Bemerkung und wäre höchst ersprießlich: um richtig schreiben zu können, wäre es dann bloß noch in China, aber nicht mehr auch noch in Deutschland nötig, ein großer Gelehrter zu sein?) Feuerbach bei Stuttgart. Wilhelm Rathgeber. Kantate-Bugra-Messe 1920. Nachtrag zum Aussteller - und Vertreterverzeichnls der Kantate-Bugra-Messe 1920 in Nr. 86. Firma: AmAler L Ruthardt, Verlag, Berlin. Ver- Geschoß Stand Raum treter: Herr Otto Steinmetz Costcnoble, Hermann, Verlagsbuchhandlg., II 37/38 Jena. Vertreter: Herr Arthur Heyroth Feesche, Heinrich, Verlagsbuchh., Hannover. Vertreter: Herr Wilhelm Lippert, Ber- IV 259/80 lin Franckh'sche Verlagshandlnng, W. Keller L Co., Stuttgart. Vertreter: Herr Wil- I 21 Helm Goldmann Graser's Verlag (N. Liesche). Annaberg i. Erzgeb. Vertreter: Fräulein Johanna I 31/32 Liesche Gurlitt, Fritz, Verlag, Berlin W. Ver» II 52 treter: Herr E. Alexander Hädecke, Walter, Verlag, Stuttgart. Ver- II 37/3« treten durch Franz Wagner, Leipzig Hakenkreuz-Verlag, Hellerau b. Dresden. Vertreter: Herr Wilhelm Lippert, Ber- I 84/85 lin Hansa-Verlag f. mod. Literatur, Berlin- I S8 Tegel. Vertreter: Herr L. Kajet Heinrichshofens Verlag. Magdeburg. Ver- I 27/28 treter: Herr Theodor Heinrichshofen Herrmann, Joh., Zwickau. Vertreter: II 48 Herr Walther Herrmann Hitzel, S., Verlag, Leipzig. Vertreter: Herr Eckard Klostcrmann n. Herr K. II 8« Lohrenz Hobbing, Neimar, Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 48. Vertreter: Herr Wer- II 189/10 ner III 198/98 *1 Auch Gustav Ruprecht ist in seinem Aufsatz »Umsturz der Recht schreibung?« zu der Forderung »In zweifelhaften Fällen schreibe man groß« gekommen und sagt üder die amtlichen Regeln: Nach § 21, 6 sind »Wörter aller Art, wenn sie als Hauptwörter gebraucht werden«, groß zu schreiben, — also auch Fürwörter und Zahlwörter in solchem Falle, sonst hätten sie an dieser Stelle aus genommen sein müssen. Das ist um so zweifelloser, als es statt dessen in § 22 nicht nur heißt: Klein zu schreiben sind ... »3. alle Fürwörter und Zahlwörter«, sondern ausdrücklich hinzugcsetzt ist: »(vgl. aber § 21, 6)«. Diese ausdrückliche Nückverweisung kann gar nichts anderes bedeuten, als daß hier eben mit »alle Fürwörter und Zahlwörter« nur die eigentlichen und wirklichen gemeint sein, die als Hauptwörter ge brauchten aber ausgenommen werden sollten. In diesen eindeutigen Tatbestand ist Verwirrung gebracht durch verkehrte Auslegung der zu § 22, 3 gegebenen Beispiele »man, jemand, niemand . . der andere« usw., die hier eben lediglich als Bezugnahmen auf vorhergenannte Per sonen, d. h. als eigentliche Fürwörter und Zahlwörter gemeint und nur deshalb klein geschrieben sein können, weil sie sonst dem klaren Wortlaute der Regel, die sie erläutern sollen, widerstreiten würden. Die herrschende gegenteilige Auslegung setzt sich über die amtliche Rege! unter einseitiger Ausnutzung der untergeordneten Beispiele einfach hinweg. Mag das auch bequem sein, so ist es darum weder richtig noch gesund, sondern ein unsinniger Zwang. Widerstreitet es nicht dem natürlichen Empfinden — ganz abgesehen von der Preisgabe einer Er leichterung schneller Auffassung —, wenn die direkte Bezeichnung einer Person klein geschrieben iverden soll? Hier liegt ein Keim zur Ertötung des gesunden Gefühls für unsere Großschreibung. Drum lege ich den Finger drauf. D. Red.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder