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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.04.1920
- Strukturtyp
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- Band
- 1920-04-28
- Erscheinungsdatum
- 28.04.1920
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- Deutsch
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X- 91, 28. April 1S2V. Redaktioneller Teil, schar mit gramgesenkten blicken dem Heiland spezereien dar. Diese lugen alle! Was sollte der moderne sohn in dem kabinett der reaktion? Seit wir Maubeuge eingenommen haben, schlafe ich in einem fort. Und schon tönt Heller klang der frommen glockcn, in eile aufgerichtet zum gebet. Bei mir soll der stab sanft über dich geschwungen werden, Sepp hätte über der fremden schönheit beinahe seine alle, treue Marie vergessen. Schon sind sie dunkler und munkler. Gleich mühlwecken arbeiten sie und stampfen. Aus einem neuen Gesangbuch sind folgende Beispiele entnommen: Umschließet uns der liebe schoß, so können wir im frieden sitzen. Er macht uns erben in seinin saal. Meine seele voller fehle suchet in dem dunkeln licht. Hilf uns pilgern ins Vaterland, Treuer Heiland, wir sind hier in der andacht stille. Stärke die schwachen, demütige dis stolzen geisler. In der Lutherbibel fand ich: Ich habe noch von gottes wegen was zu sagen. Es ist besser, das gegenwärtige gut gebrauchen, denn nach anderm gedenken. Viel studieren macht den leib müde. Wir haben eine feste stadt, mauern und wehre sind heil. Ich will der gewaltigen Hoffart ein ende machen. Der Herr hat mancherlei weise unter ihnen geordnet. Er kann doch niemand strafen, der ihm leid tut. Nehmet euch der heiligen notdurst an. Trachtet nicht nach hohen dingen, sondern haltet euch herunter zu den niedrigen, Haben sie alle gaben gesund zu machen? Christum liebhaben ist besser denn alles wissen. In einer zürcherischen Bibelübersetzung steht: Und gott nannte das trockene land. In einer andern Übersetzung steht: An die heiligen und gläubigen brüder in Christus zu Kolossä, Solcher Beispiele, die von anderer Seite gesammelt worden sind, seien nur wenige angegeben: Der verfolgte floh, in banger Sorge für sein leben, von Häschern cifrigst gesucht, mit dem nächsten schiffe nach Amerika, Wer ist bräutigam und braut zugleich? Die gesellschaft kann vermeiden, daß schwer belastete linder d, h, leid erzeugen. Man hörte großes rühmen und Preisen, Braten mag der ketzer nicht, doch braten mag er. Sie stunden unter der fremden aufstcht. Auch der größte Feind der Großschreibung, und wäre er noch so klug und gelehrt, wird gestehen müssen, daß ihm bei ge wöhnlicher Schreibweise sehr viele dieser Sätze rascher ver ständlich gewesen und darum beim Vorlesen mit größerer Sicher heit und besserem Ausdruck über die Lippen gekommen wären, Göthe sagte am 25, Januar 1830 zu Eckermann: »Die guten Leutchen wissen nicht, was es einem für Zeit und Mühe gekostet, um lesen zu lernen. Ich habe 80 Jahre dazu gebraucht und kann noch jetzt nicht sagen, daß ich am Ziele wäre-. Wer wird künftighin ohne den großen Anfangsbuchstaben auch nur halb zum Ziel gelangen, vollends dann, wenn noch beschlossen wird, weder die Dehnung noch die Schärfung zu bezeichnen?') Ich glaube, daß mit mir noch viele dem Seminarlehrer W, Pick ert zu Darmstadt vollständig beipflichten, wenn er sagt: »Grimm und seine Nochfahren merken nicht, wie die großen An fangsbuchstaben die schnelle Auffassung eines Satzes ebenso er leichtern wie die auffallenden Buchstaben das Lesen der Wörter"), zumal in unserer Sprache, die viele Dingwörter hat, welche gleichlautig mit Zeitwörtern u, a, sind, z. B, Ritt, ritt; Wagen, wagen; Wegen, wegen; Gaben, gaben; Liebe, liebe; Milde, milde. Wer Grimms Schriften benutzt, kann den Nach teil seiner Druckart genug spüren; das Wörterbuch krankt ge- ') Auch das deutsche Schriftgießergewerbe würde durch diese Re form empfindlich geschädigt werden; denn durch die fast völlige Ausmer zung der großen Buchstaben würden die ganz bedeutenden Werte, die in den Stempeln und Matern stecken und einen Teil des Besitzes der Schriftgießereien bilden, sofort der Vernichtung zngesllhrt werden, D, Red, ") Das Gleiche belegt Gustav Ruprecht in seinem Aussatz »Umsturz der Rechtschreibung?« in der »Deutschen Vcrlegerzeitung« vom 1, April folgendermaßen: »Um auch den versuchsmäßigen Beweis zu erbringen, hat Marx Lobsien Lescvcrsuche mit Schitiergruppen an verschiedenartigem Druck in Fraktur wie in Antigua, darunter auch an einem Text angestellt, des sen Worte ich ausnahmslos mit großen Anfangsbuchstaben hatte setzen lassen. Das Ergebnis war nicht etwa schwerere,sondern leichtercLeS- radezu an der Kleinschreibung der Dingwörter, am Druck der Stichwörter in lauter Großbuchstaben, am Lateindruck über haupt«. Joseph Lammertz in Aachen, der Verfasser des durch Kosogs Versuche berühmt gewordenen Diktats (Säemann-Schrif- ten, Heft 1, S. 9—11), sagt in seiner Ausführlichen Rechtschreib- lchre: »Beim Lesen bewirken die Großbuchstaben die Übersicht lichkeit der Schrift und dadurch das schnellere Aufsassen und Er fassen des Lesestoffs, indem sie dem Auge des Lesers Ruhepunkte gewähren. Es entspricht dem Tonsall unserer Sprache, daß vorzüglich die Hauptwörter durch die Großbuchstaben ausge zeichnet werden. Das Grundgesetz der Betonung ist, die Gegen sätze sowie das Neue und Wichtige stärker zu betonen , , , Es müssen in der fortlaufende» Rede, wenn nicht Gegensätze vor liegen, die Hauptwörter den Hauptton haben. Das dem Lesen stets vorauseilende Auge strebt geradezu auf die Hauptwörter los. Durch das Vorauseilen des Auges wird das ununter brochene Lesen zusammengehöriger Satzteile und das Ver ständnis des Lesestoffs für Leser und Zuhörer gefördert . . , An folgendem Beispiele ist ersichtlich, wie ein Satz sich ganz naturgemäß nach den Hauptwörtern in seine Teile zerlegt: über der Beteiligung an weltlichen Angelegenheiten — verabsäumte Erzbischof Willigis — während seiner 3Kjährigen Regierung — keineswegs die ihm obliegenden apostolischen Pflichten, In manchen Fällen wird durch die Großbuchstaben der Sinn der Schrift erst recht klar. Benutzten wir keine Großbuchstaben, so wären z, B, die Worte ,wenn wir weise reden hören' völlig unklar. Sie könnten bedeuten I, wenn wir weise (wie?) reden hören, 2, wenn wir Weise (wen?) reden hören, 3, wenn wir weise Reden (was?) hören«. Der Berliner Lehrer Franz Sauer äußerte sich: »Auch die Großschreibung der Hauptwörter hat ihren Zweck, Welchen? Diesen Zweck zu verfolgen, seine Wichtigkeit anzuerkennen oder abzuweisen, das übliche Mittel zu verteidigen oder ein besseres ausfindig zu machen, darin besteht unsere Ausgabe, darin, nicht in der leichten Mühe, die Großschreibung einfach zu verdammen, d, h, die Schreibung zu erleichtern durch das vr. Eisenbartsche Radikalmittel der Verstümmelung . . , Die Großschreibung der Hauptwörter belastet das Schreibe», um das Lesen zu erleich tern, Sie ist geeignet, Verwechslungen des Hauptworts mit Angehörigen anderer Wortklassen vorzubeugen , . .« Zu Gunsten der Majuskel schrieb vr. Herman Schrä ke r in seinem prächtigen Buche »Der Bilderschmuck der deutschen Sprache« unter anderem folgende Sätze: »Seit nun die sonst so trefflichen und so gut deutsch gesinnten Grimms die Laune ge habt haben, lateinische Schristzeichen und Ausmerzung der großen Anfangsbuchstaben anzuwenden, und viele Nachahmer finden, kann ich auch hier nicht umhin, zu beklagen, daß sie leider das Eine übersehen haben, daß gerade unsere deutsche Sprache und Rechtschreibung der großen Anfangsbuchstaben be darf , , , Wenn wir lesen: recht sprechen: soll das heißen richtig reden oder ein richterliches Urteil fällen? — Ich habe einen genossen — heißt das: habe einen kleinen Schnaps ge trunken oder ich habe einen Gefährten? , . . Wenn Schiller sagt: führe den alten dichter in den Wald: ist da ein alter Poet gemeint oder: weiter in den Wald? — Kein Dichter darf fortan mehr nach Schillerscher Art schreiben: in der Hohen Gnade, in der Mächtigen Gunst; denn wenn es künftig geschrieben werden soll: in der hohen gnade, in der mächtigen gunst, so muß erst ein Apollo kommen, der aus dem orakelhaften, scheinbar sinnlosen Ausdruck den richtigen Sinn herausgrübelt , . , Wäre es denn ein zu hartes Wort, wenn man eine solche Änderung keine Recht-, sondern Schlechischreibung nennen möchte? — Freilich fürchte ich, daß im Augenblick kein Haltens ist auf dieser abschüssigen Bahn, Vorerst wird's Wohl noch mit Shakespeare heißen: Ver- barksit solchen Textes gegenüber gewöhnlichem, und zwar ergaben die Fraktur-Großbuchstaben eine weit größere Erleichterung als die der Antigua — umgekehrt wie beim Vergleich der Erkennbarkeit der Einzel- buchstaben, wie überhaupt diese Versuche eine um 2Ü v, H, bessere Les barkeit der deutschen Schrift (Fraktur) ergeben haben. LobsicnS Be richt ist 1818 In Langensalza als 14V, Heft der .Beiträge zur Kinder- forschung' erschienen, also der Kontrolle zugänglich.» D, Red, 411
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