Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.04.1873
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 26.04.1873
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18730426
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187304264
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18730426
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1873
- Monat1873-04
- Tag1873-04-26
- Monat1873-04
- Jahr1873
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1532 Nichtamtlicher Theil. S5, 26. April. rend der letzten Jahre ihres Lebens schwer bedrücken sollte: sie er blindete im Jahre 1860, nachdem sic schon seit mehr als zwanzig Jahren des Gebrauchs der Sehkraft des linken Auges beraubt ge wesen. Nun folgte Schicksal auf Schicksal: 1861 starb die Pflege tochter und die Greisin war verwaist, — ihre nächsten Verwandten wohnten in Braunschweig und Leipzig: die Buchhändlerfamilien Vicwcg und Brockhaus. Indessen war durch treue Pflege aufopfe rungsvoll für das Wohl der alten Dame gesorgt. Trotz ihrer Erblindung aber hörte Frau Campe nicht äuf, theilnchmcnd an jeglichem Geschick des Vaterlandes und ihrer Freunde zu sein. Ja, sie fuhr sogar fort, mittelst einer selbst erfundenen, äußerst sinnreichen Maschinerie zu schreiben; nament lich aber beschäftigte sie sich mit Handarbeiten. Zahlreiche Sen dungen an Bazars-Verloosungen für wohlthätige Zwecke rc. sind davon Zeuge. „Welch' ein Segen ist die Handarbeit für mein Geschlecht", Pflegte sic oft zu sagen. Die moderne Emancipation war ihr zuwider; bescheiden, fast scheu hielt sie sich im Hintergründe, immer beflissen, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen. Und doch war sie reichbegabt: sie zeichnete, malte, dichtete, declamirte vortreff lich, kurz dilettirte in allen Fächern. Gewinnende Liebenswürdig keit, edle Anmuth, Höflichkeit des Herzens und ein unerschütterliches Gottvertrauen war ihr Erbtheil geblieben bis in ihre letzten Lebens lage; Heiterkeit, Wohlwollen und Frohsinn trug sie noch kurz vor ihrem Tode sogar ganz Fremden entgegen. Sie war eine durch und durch harmonische, allseitig abgerundete Natur. Hermann Hettner sagt einmal sehr schön: „Wer noch das Glück gehabt hat, Menschen zu kennen und zu lieben, welche unter den Eindrücken jener mächtigen Zeit — der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts — geboren und erzogen waren, der weiß aus unvergeßlicher Erfahrung, wie der Geist Heller Verständigkeit, schlichter und selbstloser Tüchtigkeit, dieser wohlthucndc Geist stillwaltender Liebe und Menschenfreund lichkeit immer weiter und weiter alle Kreise durchdrungen und eine Einfachheit und Milde der Gesinnung erweckt und verbreitet hatte, welche wir Nachgcbornen unter dem Drang und Trubel künstlicherer Lebensverhältnissc uns nicht in gleicher Weise erhalten haben." — Zu diesen Menschen gehörte Elisabeth Campe. Die Buchhnnüler-Vcreinsbank. II.*) In einem vom 16. April datirten neuen Circular der Buch- Händlcr-Vereinsbank heißt es: „Die dem Unternehmen von einem großen Theil des Buch handels entgegengebrachten Sympathien, sowie das durch vielseitig eingegangene Vorschläge, Anträge rc. an den Tag gelegte Interesse berechtigen uns schon jetzt, die Zukunft der Buchhändler-Vereinsbank für völlig gesichert anzusehen." Trotzdem kündigt das nämliche Circular an — und dies ist die eigentliche Bedeutung desselben —, daß die Gründer „auf vielfachen Wunsch" den Schlußtermin für die Actienzeichnung bis zum 15. Mai prolongirt haben. Man muß demnach annehmcn, daß ein wahrer Sturm auf die betreffenden Bankhäuser zur Zeichnung von Buchhändler-Actien stattgefunden habe, so daß es nicht möglich war, den Andrang in der zuerst bestimmten kurzen Zeit zu bewältigen. Denn die andere etwa zu machende Annahme, daß die Zeichnungen bis jetzt sehr un genügend gewesen seien, würde mit den auf Gründerwort constatirten „von einem großen Theil des Buchhandels entgegengebrachten Sympathien" einigermaßen im Widerspruch stehen. Die Hamburger „Reform" hat ebenfalls zwei Artikel zu Gun sten der Buchhändler-Vereinsbank unter dem Titel „Die Reform des deutschen Buchhandels" gebracht. Somit erhellt, was auch aus den *) 1. S. Nr. 83. Erläuterungen des „Berliner Actionair" schon mehr hervorging als aus dem Prospekt, daß die R eform des deutschen Buchhandels doch auch diesmal wieder das eigentliche Ziel des beab sichtigten Acticnunternchmens bildet. Die Gründer werden aber Wohlthun, für eine bessere Vertretung in der Presse zu sorgen; für eine Vertretung, die eincstheils mehr vom Buchhandel und andern- theils mehr vom Actienwesen versteht. Oder wenn Spaßvögel solche Artikel hinter ihrem Rücken schreiben und veröffentlichen, so sollten sie sich solche Hänselei verbitten. Denn sonst könnte cs dem neuen Project zuletzt gehen, wie der Berliner Buchhändler-Bank, von der ein dortiges Blatt wenige Wochen nach ihrer Constituirung ver sicherte: nach der Art und Weise, wie dies Unternehmen inangurirt sei, fühle man kaum die Lust, eine Buchhändlcractie anzusehen, ge schweige denn eine zu zeichnen. Fort mit dem Kundcnrabatt! Epistel eines sächsischen Provinzial-Sortimenters an seine Leipziger Collegen. Wer die im Börsenblatt Nr. 65 publicirtc Vereinigung der Berliner Musikalienhändler und in Nr. 21 diejenige der Braun schweiger Sortimenter zum Zwecke der Abschaffung des Rabatts gelesen, wird mit Einsender dieses gewiß der Ansicht sein, daß ein ähnliches Vorgehen der Leipziger Herren Musikalienhändler sowohl als der Sortimentsbuchhändler von allen sächsischen und auch wohl noch anderen Collegen mit Freude begrüßt werden würde. Einsender, welcher in Nord und Süd thätig gewesen, kann sich nicht entsinnen, daß das Rabattgeben irgendwo ein so alltäglicher Usus, und vor allem in solcher Ausdehnung, gewesen, wie gerade in Sachsen und dessen Perle, Leipzig. Gibt es doch Leute, die so verwöhnt sind, daß sie es geradezu als Wucher ansehen, wenn man ihnen den Laden preis berechnet, selbst nach Genuß eines 6 bis 12 monatlichen Credits. Der Leipziger sollte doch damit zufrieden sein, daß er sich in einer so glücklichen Lage befindet, fast gar keine Spesen verrechnen zu müssen, nicht aber diese ausbeuten zum Schaden seines nicht so günstig placirten Collegen und zum Nutzen des Publicums. Wie schwer es durch solche Manipulationen besonders dem Provinzial- Buchhändler gemacht wird, ehrenhaft zu bestehen, bedenken diese Herren nicht und erwidern derartige Klagen mit Ausreden wie „Concurrenz", „Kampf ums Dasein", oder gar mit Malicen, wie „das geht Niemanden was an" rc. Dem Provinzial-Buchhändler, welcher sich durch das Schreck bild Leipzig verführen läßt, Rabatt zu geben, halte ich meine Erfahrung vor, daß es immer nur Einzelne sind, die den umständ licheren Weg der Verschreibung von Leipzig wählen, und diese sind zu entbehren, wenn man grundsätzlich keinen Rabatt gibt, während nach dem Sprichwort „Gibt man dem Teufel nur erst den kleinen Finger, so hat er bald die ganze Hand" das Rabattgeben nicht bei Ordinär-Artikeln stehen bleibt sondern bald durchweg und von allen Kunden verlangt wird. Wer mit dem Publicum liebenswürdig verkehrt und es prompt bedient, wird es trotz alledem weiter bringen als Derjenige, welcher nicht den Muth hat, ungebührliche Zumuthuugcn zurückzuweisen oder mit der Aufhebung aller durch die veränderte Zeitlage nicht mehr eiuzuhalteuden Gebräuche vorzugehen. Vielleicht trägt diese Anregung etwas zur Beschleunigung der Realisirung oben ausgesprochenen Wunsches bei, dem ich noch diesen hinzufüge, daß die Verleger den Rabatt lieber nicht vergrößern, sondern in einzelnen Fällen eher verringern möchten, um allmählich zu einem einheitlichen Rabatt zu gelangen, was vielleicht das Ge eignetste ist, die Herren Rabattgeber zum Einlenken in vernünftigere Wege zu veranlassen. Ein sächsischer Provinzial-Sortimenter.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder