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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.09.1917
- Strukturtyp
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- Band
- 1917-09-19
- Erscheinungsdatum
- 19.09.1917
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- Deutsch
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Redaktioneller Leit. Quotient aus Reingewinn und Betriebskapital, in Prozenten ausgedrückt, Risiko und Rentabitität haben atso etwa eben soviel miteinander zu tun wie konvex und konkret. Man kann das größte Vermögen in einem fast risikolosen Geschäft vertieren, sobald dieses unrentabel wird. Die Ver- mögcnsantage in miindelsicheren Wertpapieren wird vielleicht auch Herr Staar als »nahezu risikoloses Geschäft« ansehen, Trondem sind dabei, wie ihm bekannt sein durfte, infolge stei genden Zinsfußes und entsprechend herabgesetzter Rentabilität recht erhebliche Vcrmögcnsteile verloren worden. Es ist also voreilig, ans einem Vermögcpisoerlust auf vorhandenes Risiko oder Unfähigkeit des Besitzers zu schließen. Risikofreie Geschäfte arbeiten mit ganz geringer Rentabili tät; Maklergeschäfte z, B, mit ein bis zwei Prozent und weniger. Bei höherem Risiko wird auch höhere Rentabilität erstrebt. Ob eine solche von 12 Prozent dem Risiko des Sortimentsbetriebs entspricht, bleibt eine offene Frage, Jedenfalls aber arbeitet das Sortiment im Durchschnitt mit unvergleichlich geringerem Risiko, als z, B, der Verlag, der zuweilen erhebliche Arbeit mit keinem anderen Ergebnis aufwendet als dem, die eingckaufle Ware Papier ans kostspieligem Wege wertlos zu machen. Steht die Rentabilität des Verlags in diesem Verhältnis höher, als die des Sortiments? Wir möchten es bezweifeln. Ist dem aber nicht so, so wäre es ein Unrecht, zu verlangen, daß er seine Rentabilität vermindern soll, um die des Sortiments zu er höhen. Auch muß mit Sicherheit darauf gerechnet werden, daß cs bei dem SOProzentigen Minimalrabatt, wenn er erzwungen werden könnte, nicht bleiben würde. Die durch erhöhte Steuern, Kohlenpreise, Gehälter nsw, immer weiter gesteigerten Spesen würden dem »zielbewußten« Sortiment bald genug den Vor wand bieten, um den Rabatt weiter ans 35, 40 »nd mehr Pro zent htnaufzuschrauben. In jedem Falle wird sich der Verleger bei der Rabatt- bemcssung von besseren und tieferschürfcnden Gründen bestimmen lassen, als der Rücksicht aus den Z 7 in seiner neuen Gestalt, die nichts ist als ein Lichtenbcrgsches Messer ohne Klinge, an dem der Griff fehlt. Schließlich müssen wir aber doch fragen: Wozu der Lärm? Niemand kann im Zweifel sein, daß der Sortimenterrabatt gegenwärtig im Zunehmen begriffen ist. Verursacht ist diese Rabattsteigcrung sicherlich nicht zum wenigsten durch die kräftige Agitation, die das Sortiment unter Führung von Kreis Norden und Hamburg-Altona in dieser Richtung entfallet hat. Hält diese Aufwärtsbewcgung an, so ist alle Aussicht vorhanden, daß das Sortiment auf diesem Wege alles erreicht, was es ver nünftigerweise zu erreichen hoffen kann. Diese von Fall zu Fall vorgchcnde, sich Schritt für Schritt Boden erkämpfende Richtung wird durchkreuzt von der anderen, stürmisch vorgehcnden, die durch Schematisierung und Majorisierung zum Ziele zu kommen hofft, Erstere hat bereits Erfolge erzielt und wird sie immer mehr erzielen: letztere hat zunächst nichts erreicht, als eine Ver tiefung der Gegensätze zwischen Verlag und Sortiment, Es ist nicht recht einzusehe», warum man nicht wenigstens erst ein mal abwartet, was durch erstere erreicht wird. Allerdings kom men dabei keine nach außen in die Augen springenden Erfolge heraus, sondern es ist mühsame, selbstlose Arbeit in der Stille nötig. Jedenfalls hat der Verlegervcrein zu beiden Richtungen voll Anfang an eine klare, folgerichtige Stellung eingenommen. Die eine mit ihren Majorisierungsversuchcn hat er nachdrück lich bekämpft, die andere so viel gefördert, als er das mit der Wahrung der ihm anvcrtrauten Interessen irgend vereinbaren konnte. Es kann ihm deshalb mit Recht weder Lauheit noch Halbheit vorgcworfen werden, wie das Kreis Norden in seinem Rundschreiben vom 30, Juni tut. Er steht nach wie vor auf dem Standpunkte, der Ostermcsse 1916 in der Entschließung Volckmar- Ehlcrmann zum Ausdruck gekommen ist, und er vermag keinen Schritt darüber hinanszugehcn in dem Sinne, daß er seinen Mitgliedern allgemeine Erklärungen über den von ihnen zu gewährenden Rabatt empfiehlt, Kreis Norden glaubt aus dem Schweigen zu seinem zweiten Leitsatz, nämlich daß durch eine fllnfprozentige Erhöhung des '.0S6 ^ 219, 19, September 1917, Ladenpreises die Absatzmöglichkeiten wissenschaftlicher Literatur nicht beeinträchtigt würden, auf Zustimmung schließen zu dür fen, Ganz abgesehen davon, daß zur Erhöhung des Rabatts um 5 Prozent eine Erhöhung des Ladenpreises um 7 bis 8 Pro zent erforderlich wäre, so ist jener Schluß auch fatsch, Mau kann jenem Leitsatz nur deshalb nicht widersprechen, weil die Antithese in ihrer Allgemeinheit gerade so falsch wäre wie die These, Eine andere Entscheidung als von Fall zu Falt ist und bleibt eben unmöglich. Sicher ist so viel, daß es wissen schaftliche Bücher gibt, die keinerlei Preiserhöhung, weder eine 5- oder 7prozentige, noch eine geringere ohne Gefahr der Absatz schädigung vertragen, sei es, weil der Preis ohnehin scholl außergewöhnlich hoch steht oder sich an einer kritischen Preis- grcnze befindet; sei es, weil die Konkurrenzverhältnisse beson ders schwierig liegen. Wahrscheinlich ist ebenso auf der anderen Seite, daß es wissenschaftliche Bücher gibt, die eine müßige Preiserhöhung vertragen würden. Aber entscheiden kann dar über weder Kreis Norden noch der Verlegerberein, sondern ein zig und allein der betreffende Perleger, Kreis Norden glaubt auch statistisch nachgewiesen zu habe», daß die Zahl der Sortimentsgeschäfte im Verhältnis zur Ein wohnerzahl nicht zugenommen habe. Bisher hat Wohl gerade das Sortiment die ganz entgegengesetzte Meinung vertreten und Uber die überzahl von Buchhandlungen geklagt. Sieht man, welchen Widerstand es jeder an einem Platz sich auftuenden Buchhandlung entgegenstellt, so wird man diese Meinung auch in die Tat umgesetzt finden. Die Behauptung von Kreis Norden hat daher jedenfalls den Vorzug der Neuheit für sich. Nur scheint bei der Statistik zweierlei vollständig übersehen zu sein: der Rückgang der relativen Rentabilität und der des Geldwerts, Darüber hinaus aber dürften die Anforderungen an die Lebens haltung — und mit Recht — erheblich gestiegen sein. Infolge des gesunkenen Geldwertes ist ein erheblich höherer Betrag zur Bestreitung der Lebenshaltung nötig, und die verminderte Ren tabilität bedingt einen entsprechend höheren Umsatz, um auch nur den ursprünglichen, geschweige denn den gesteigerten Bedarf zu decken. Wäre also die Zahl der Sortimcntsgeschäfte im Ver hältnis zur Bevölkerung auch nur gleich geblieben, so würde das — ooteris Paribus — eine ganz wesentliche Verschlechterung in der wirtschaftlichen Lage des Sortiments bedeuten. Aber nicht genug damit! Das Sortiment hat gegen früher — wie doch auch Hamburg-Altona nicht unbekannt sein kann — ganze Geschäftszweige — und nicht die unrentabelsten — etngebüßt. Wie kommt es denn z, B,, daß gerade aus Universitätsstädten die Klagen nicht aufhören, daß es unmöglich sei, die gangbaren, aber teuren Artikel an den Mann zu bringen, weil sie alle aus Leipziger oder Berliner »Antiquariaten« bezogen werden? A» so schwerwiegenden Tatsachen sollte man nicht vorübergehen, wenn man anderen — Weltfremdheit vorwerfen will! Schließlich aber: wäre es nicht besser, wir ließen diese ganzen langatmigen und vielleicht manchmal auch langweiligen Debatten zu Hause und beschränkten uns ans herzhafte, be freiende Tat? Auf die tägliche, unermüdete Arbeit an dem, was zweckmäßig und erreichbar ist? Nämlich überall da, wo eine Preiserhöhung möglich ist, sie anzuregen und womöglich durchzusetzen. Das kann der Sortimenter mit Erfolg anstrcben, und hier winkt Wohl noch mancher Erfolg, Dagegen ist es ei» aussichtsloses Beginnen, dort eine Preiserhöhung durchdrücken, durch Mehrheitsbeschlüsse erzwingen zu wollen, wo sic aus wohl erwogenen Gründen als wirtschaftliche Unmöglichkeit erkannt ist. Im Interesse des guten Einvernehmens zwischen Verlag und Sortiment wäre es dringend zu wünschen, wenn derartige Versuche künftig unterblieben. Denn das, was sie erstreben, er reichen sie sicher nicht, können es nicht erreichen. Dafür zer stören sie aber gute, alte Geschäftsbeziehungen, schaffen tief gehende Beunruhigung und Mißtrauen und erschüttern die Grundlagen der gegenwärtigen Organisation des Buchhandels, auf die gerade das deutsche Sortiment noch viel mehr ange wiesen ist als andere buchhändlerische Geschäftszweige, (Aus Mitteilungen des Deutschen Verlegervereins Nr, 357.)
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