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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.01.1873
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- 29.01.1873
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- Deutsch
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358 Nichtamtlicher Theil. 23, 29. Januar. und Wirken in den nächsten Jahren fehlt jeder Anhalt. Daß Franke mit ihm nicht mehr als nöthig zu thun haben wollte, scheint daraus hcrvorzugehcn, daß er ein 1804 von ihm be arbeitetes Merkchen, „Dramatische Kleinigkeiten", bei einem andern Verleger (Sommer) erscheinen ließ. Um dieselbe Zeit wahrscheinlich bcrkanfte nnn Leupold das Konversationslexikon,sowie scinenübrigen Verlag an I. K. W crther in Leipzig; wenigstens erschien in dessen Berlage im Jahre 1806 der fünfte Baud jenes Werkes. Der Herausgeber entschuldigt sich in der Vorrede wegen der langen Verzögerung und spricht von höchst unangenehmen Hindernissen, die sich hauptsächlich dem Ver leger entgcgcnstcllten. Indem er ferner um Nachsicht bittet, daß der bei der ersten Entstehung des Werkes zu Grunde gelegte Plan in mancher Beziehung erweitert worden ist, fährt er wörtlich fort: „Es würde überflüssig sein, hier viele Erläuterungen aufzu- sührcn, nur Eine mag statt aller dienen. In dem Buchstaben B konnte damals, als der erste Theil unsers Lexikons erschien, noch keine Ahnung von dem Helden des Tages (Bonaparte) sein, der seit dem die ganze Welt in Erstaunen und — in banges Erwarten der Dinge, die noch kommen sollen, gesetzt hat. Und welche Veränderungen der Reiche und Staaten, welche neuen Verhältnisse in Rücksicht der Regenten und Regierungsverfassungen sind seitdem eingctretcn! Alles das bedarf in den künftig zu liefernden Nachträgen Zusätze, Abänderungen re." Das sind für die Verzögerung in der Herausgabe und für die Ausdehnung des Werkes gewiß Gründe, die stichhaltig sind und denen man seine Anerkennung Wohl kaum versagen konnte. Obgleich nun Franke in seinem Vorworte die schleunige Fort setzung und Beendigung des Konversationslexikons versprach, so stellten sich ihm doch neue Hindernisse entgegen. Dasselbe war nämlich abermals in andern Besitz übcrgcgangeu, und zwar hatte es Werther an I. G. Herzog in Leipzig verkauft, welcher nun den sechsten und letzten Band zum Druck beförderte. Derselbe er schien endlich im October 1808, und in einem kurzen Vorworte, in welchem er seinem gedrückten Herzen Luft macht, nimmt der Herausgeber Franke von seinen „gütigen Lesern und Leserinnen, wenn auch nicht für immer", Abschied. So sehen wir denn endlich, nach Verlauf von zwölf Jahren, das mühsame Werk vollendet. Mit welchen unendlichen Mühselig keiten, Sorgen und Widerwärtigkeiten namentlich der letzte Heraus geber Franke zu kämpfen und welchen wahrhaft jämmerlichen Lohn er für die angestrengteste Arbeit, für allen Kummer und für so viele schlaflose Nächte hatte, geht aus der bisherigen Dar stellung wohl zur Genüge hervor. Der öftere Wechsel der Verleger, dem das Konversationslexikon fast vom Anfänge an unterworfen war und der der Verbreitung desselben unendlich schadete, blieb ihm aber bis zum Ende treu. Der auf dem sechsten Bande als Verleger genannte Herzog hatte denselben nämlich bei Friedrich Richter, dem Besitzer des „Leipziger Tageblatts", drucken lassen. Wahrscheinlich war der Erstcre mit der Zahlung in Rückstand geblieben und hatte dafür dem Letzteren die sämmtlichen Vorräthe des Konversations lexikons als Pfand übergeben. Da kam im October 1808 Friedrich Arnold Brockhaus, welcher in Amsterdam eine Buchhandlung unter der Firma „Kunst- und Industrie-Comptoir" besaß, zur Leipziger Messe. Seine Auf merksamkeit wurde auf das Konversationslexikon gelenkt und mit richtigem Blicke erkannte derselbe sehr bald, daß dem ganzen Werke eine vortreffliche Idee zu Grunde lag und daß dasselbe bei richtiger Bearbeitung und bei einer umsichtigen geschäftlichen Ausbeutung der weitesten Verbreitung fähig sei. Nachdem es aus einer Hand in die andere übergegangcn, war Richter, bei dem cs zuletzt verblieb, wahrscheinlich froh, dasselbe los zu werden und sich dadurch für seine Forderung an Herzog zu decken; Brockhaus dagegen war zum Ankäufe schnell entschlossen, und so gingen denn, noch bevor der sechste Band ausgcgebcn und im Drucke vollständig beendet war, die gesammten, freilich wohl nicht bedeutenden Vorräthe des Werkes für die Summe von achtzchnhnndcrt Thalcru an denselben über. Mit diesem Augenblicke beginnt nun für das Werk eine ganz neue ungeahnte Ära. Brockhaus läßt cs schnell im Druck vollenden und veranstaltet sofort unter dem Titel „Konversations lexikon, oder kurzgefaßtes Handbuch für die in der gesellschaftlichen Unterhaltung aus den Wissenschaften und Künsten vorkommcudcn Gegenstände mit beständiger Rücksicht für die Ereignisse der älteren und neueren Zeit" eine neue Ausgabe davon. Er bringt sehr bald (1809—1811) die im Vorworte zum fünften Bande versprochenen Nachträge, welche unser Franke bearbeitet und redigirt und wofür er für sich und seine Mitarbeiter ein Honorar von achtThalern für den Bogen erhält; er geht überhaupt mit einer den bisherigen Verle gern ganz unbekannten Energie, mit Thatkraft und großem Ver ständlich an die Bekanntmachung und Verbreitung des Werkes, und — sein Wirken hat einen nicht voransgesehenen Erfolg. So unvoll kommen auch das Konversationslexikon in seiner ersten Auflage er schien, so bewies der Anklang, den cs jetzt im Publicum fand, daß das Bedürfniß eines solchen Buches wirklich vorhanden war, denn schon im Jahre 1812 stellte sich die Nothwendigkcit einer zweiten Auflage heraus, und an die Spitze der Rcdaction trat Brock haus selbst. Ueber den weiteren großartigen Erfolg des Unternehmens zu berichten, geht über die Grenzen dieses Aufsatzes hinaus. Wer sich spccicller dafür interessirt, der findet Ausführliches darüber in einem unlängst erschienenen, vom Verfasser dieses Aussatzes auch mehrfach benutzten Werke über Friedrich Arnold Brockhaus. Das selbe wurde zur Feier des hundertjährigen Geburtstages des Letz teren ausgegeben und in ihm setzt der Enkel (Heinrich Eduard Brockhaus) dem würdigen und allgemein geschätzten Großvater ein Denkmal der Liebe und Dankbarkeit. In dem vorstehenden kleinen Aufsatze versucht es der Sohn, seinem theuren Vater, dem Advocaten Christian Wilhelm Franke, ein Gleiches, wenn auch im bescheidensten Maße, zu thun. Franke war ein Ehrenmann im vollsten Sinne des Wortes; voll der liebenswürdigsten Eigenschaften, geistig befähigt und vielseitig gebildet, besaß er trotz einer sehr schwankenden Gesund heit eine unermüdliche Arbeitskraft und eine Ausdauer, wie sic nur Wenigen vergönnt ist. Vielfach von Mißgeschick und Unglücks schlägen verfolgt, war sein ganzes Leben der aufreibendsten Thätig- keit und Arbeit und der sorgsamsten Erziehung seiner Kinder ge widmet, bis ihn der Tod am 7. April 1831 den Seinen entriß. Aus der bisherigen Schilderung geht wohl hinreichend hervor, daß Franke mit Recht zu den Gründern des Konversationslexikons zu rechnen ist, und wenn es, wie in der oben erwähnten Brock- haus'schen Schrift gesagt wird, bei buchhändlerischen Unter nehmungen viel weniger auf die erste Idee, als auf die geschickte und praktische Ausführung derselben ankommt, so gilt dies wohl vorzugsweise von der geschäftlichen, von der pecuniären Seite der Sache und in dieser Auffassung trifft jenes Wort wohl nirgends so zu, wie in dem vorliegenden Falle. Das Konversationslexikon wurde, wie Brockhaus wörtlich fortfährt, zum Grundstein seines end lich fest begründeten Hauses und zum Mittelpunkt der umfassendsten Thätigkeit desselben; für unfern Franke war es ein Quell der unendlichsten Sorgen, die frühzeitig seine Gesundheit untergruben, ein Quell, der allein nicht hinreichte, um ihm und den Seinen den nothwcudigen Lebensunterhalt zu gewähren. Wie sehr er übrigens mit der dem Konversationslexikon zu Grunde liegenden Idee verwachsen war, geht daraus hervor, daß er später, wahr scheinlich nach Abbruch seiner Verbindung mit Brockhaus, im
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