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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.01.1873
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1873-01-08
- Erscheinungsdatum
- 08.01.1873
- Sprache
- Deutsch
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5, 8. Januar. Nichtamtlicher Theil. 63 Arbeit bei der Entzifferung von Fractur und Antiqua ist im elfteren Falle größer als im letzteren. Die im Vorstehenden entwickelten Gesichtspunkte gestatten nun die Ausstellung einiger Normen, deren Erwägung bei der Pro duction neuer Schriftmuster ich hiermit anheimstellen möchte. Der Umstand, daß im Allgemeinen die Helle unbedruckte Fläche des Papiers die bedruckte dunkle an Ausdehnung bedeutend über trifft, demgemäß die dunklen Flächen im Ganzen kleiner erscheinen als sie wirklich sind, führt zu der Forderung, die Grundstriche nicht schmal zu zeichnen, sondern ihnen einen gut sichtbaren kräftigen Kör per zu geben. Da ferner unvermittelte Contraste zwischen den Größcnver- hältnissen benachbarter Flächen und Linien möglichst zu meiden sind, dürfen die Haarstriche keinen unverhältnißmäßig geringeren Durch messer besitzen als die Grundstriche. Ein Verhältniß von 3 : 5 im Minimum möchte etwa geeignet erscheinen. Dasselbe Verhältniß gilt auch für die horizontalen Striche an den freien Endigungen vertical oder schief gestellter Grundstriche. Diese horizontalen Striche sollen überhaupt nur dem Zwecke dienen, eine freie Endigung zu markiren, die Endigung als solche zu charak- terisircn, daher dürfen solche Striche die Grundstriche so wenig wie möglich seitlich überragen. Es folgt aber auch schon aus der oben erwähnten Eigentümlichkeit des Auges, sich für horizontale Linien schwieriger zu accommodiren als für verticale, die Forderung, alle unnützen horizontalen Verlängerungen zu vermeiden und diesen Linien durch größere Breite eine vermehrte Sichtbarkeit zu ver leihen. Geknöpfte Endigungen sind wegen der unvermeidlichen Bil dung spitzer Winkel gänzlich zu verwerfen; wo daher der gerade Endstrich unanwendbar ist, wird der Knopf zweckmäßig durch eine con- tinuirliche Anschwellung (Keulcnform) ersetzt. Frei endende Biegungen nach oben und unten sind kurz zu halten, damit bei etwaiger Bildung von Zerstreuungskreisen kein vollständiger Schluß stattfindcn kann. Auf die regelmäßige Gestaltung des Schriftauges ist eine be sondere Sorgfalt zu verwenden; man behandle bei der Zeichnung die Helle Figur, also gleichsam das negative Bild des Buchstabens, als selbständiges Object, dem man eine möglichst regelmäßige, elegante Gestalt gibt. Gerade in dieser Beziehung wird von den Schrift zeichnern vielfach gefehlt, indem die Bemühungen meistens nur aus die dunklen Contouren gerichtet sind und die Gestaltung der Hellen Figur dem Zufall überlassen bleibt. Die beiden Bilder, das positive und das negative, sind in Einklang zu bringen und es darf nirgend das eine zu Gunsten des anderen an seiner Form Mangel leiden. Das Verhältniß der Höhe zur Breite an den mittelbreiten Buchstaben innerhalb der Linie gemessen, dürfte am geeignetsten 3:2 sein, damit die Curven sich der Kreisform oder doch einer brei teren Ellipse nähern und die Grundstriche mit ihren markirten Endigungen leicht als getrennte Elemente unterschieden werden können, ohne daß die Endigungen seitlich zusammenfließen, und so horizontale Linien ergeben, welche eine unnütze Accommodations- anstrengung bedingen. Die Breite des Kegels, aus welchem der Buchstabe steht, muß eine solche Dimension haben, daß der Raum, welcher ihn von dem benachbarten trennt, der Durchschnittsbreite des Schriftauges mög lichst proportional bleibt. Endlich ist jeder Anhang, welcher nicht zur Charakteristik der Buchstaben unmittelbar gehört, zu vermeiden; die Linien und die um schlossenen Flächen müssen sich zu einer Configuration vereinigen, welche den Typus in einfachster und gefälligster Gestalt darstellt. — Vor längerer Zeit bereits habe ich, auf Anregung des Hrn. Professor Reuleaux, Ziffern für eine Wandtafel nach ähnlichen Grundsätzen construirt. Ich setze einige derselben hierher und da neben zur Vergleichung dieselben Ziffern einer anderen Schnittsorm, deren Größe und körperlicher Gehalt die elfteren übertrifft. 25680 2568« 25680 2 z 6 8 0 Man wird sich leicht überzeugen, daß die elfteren Ziffern noch aus Entfernungen erkannt werden können, in welchen die letzteren bereits unkenntlich sind. Ich bin übrigens gern bereit, denjenigen Herren Collegen, welche sich für den Gegenstand interessircn, eine solche Tafel zu übersenden, damit sie die Gesammtwirkung beur- theilen können. Ich bemerke nur noch, daß die stricte Durchführung meiner damaligen Forderungen an dem Schönheitssinn des be treffenden Schriftzeichners scheiterte und die Kürze der Zeit eine nochmalige Umformung nicht gestattete; außerdem stehen die Ziffern auf der Tafel wegen Mangel an Raum zu eng. Wie weit nun obige Andeutungen bei dem Schnitt der Brot schriften Berücksichtigung finden können, kann nur der Versuch lehren. Daß dieselben eine vermehrte Deutlichkeit herbeiführcn und den Ge setzen der Schönheit keinen allzugroßen Zwang auserlegen, beweisen diejenigen Inschriften und Titelschriften, bei welchen dieselben bereits theilweise Anwendung gefunden haben. Die vorstehenden Mittheilungen erheben nicht den Anspruch, die Frage: ob Fractur oder Antiqua? einer Entscheidung nahezu führen; ich beabsichtigte mit denselben vielmehr nur ein bei der Be handlung der Frage bisher ganz vernachlässigtes, aber ungemein wichtiges Gebiet zu der ihm gebührenden Geltung zu bringen. Dabei bin ich mir wohl bewußt, die optischen Verhältnisse der Schriftzeichen keineswegs auch nur annähernd erschöpfend dargestcllt zu haben; es sind nur einige der wesentlichsten und auffallend sten hierher gehörigen Erscheinungen besprochen worden. Dieselben dürften aber genügen, um einerseits verständlich zu machen, daß und warum der Antiqua gewisse Vorzüge zukommen, welche der Fractur mangeln, andererseits auf die Wege hinzudeuten, welche zu einer besseren Ausnutzung jener Vortheile führen könnten. Die Mittheilung von Schriftproben und Mustern, welche den obigen Vorschlägen mehr oder weniger entsprechen, würde ich dank bar anerkennen. Berlin, December 1872. Otto Müller. 9*
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