Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.06.1870
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- 27.06.1870
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- Deutsch
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Jk 144, 27. Juni. Nichtamtlicher Theil. 2167 derung das Prinzip des Untcrstützungsvcreins, eine Quelle der Wohlthätigkcit zu sein, in Frage stelle und aus dem Unterstützungs verein eine Casse nach Art der auf Selbsthilfe basirten zu schaffen bezwecke. Obgleich für den Augenblick in der Praxis keine merkliche Aendcrung damit stattfände, sei doch ersichtlich, daß die Annahme dieses Antrages nicht ohne weitere Konsequenzen für das Wesen des Unterstützungsvereins bleiben würde. Die Gründung des Unterstützuugsvereins, wurde ausgcführt und in diescrHinsichtaufdie auch von dem Vorstande desselben aus gesprochene gleiche Ansicht verwiesen, sei zum eigentlichen Zwecke der Humanität erfolgt, und nicht falsche Humanität könne es, wie geschehen, genannt werden, wenn es sich der Verein zur Aufgabe gemacht hat, da überall Hilfe zu leisten, wo die Noth anklopft. Ge wiß sei es gerecht, in erster Reihe die Mitglieder des Vereins zu be rücksichtigen, aber auch menschlich und eigentliche Pflicht eines Hu man itäts Vereins, Hilfe in der Noth zu leisten; nicht da gerade einen Nothruf ungehört verhallen zu lassen, wo ein Recht auf Hilfe sich zu sichern vielleicht nur aus Saumseligkeit unterlassen Wurde. Sollte dem Anträge gemäß nach dem erworbenen Recht ver fahren werden, so müßten auch die Unterstützungen nach der Höhe der Beiträge bemessen werden. In die Casse des Unterstützungsver- cins niedergelegt, fänden in der Gcsammtheit auch die kleinsten Gaben oft segensreiche, immer nützliche Verwendung; höre aber der Unter- stützungsverciu auf, seine Thätigteit in der bisherigen Weise fortzu- führcn, so seiDcnen, die mit ihren Beiträgen rein dem Menschlichkeits gefühl einen, wenn auch dürftigen Ausdruck gäben, der Altar zerstört, auf dem sie dieses Opfer gebracht haben. Wolle man auch ferner seiner Humanität genügen, so würde daraus folgen, daß dem Be dürftigen, der kein Recht an die Casse habe, diese kleinen Spenden nur einzeln zufließcn und so nicht entfernt den Nutzen gewähren könnten, den sie, aus einer Händ und in einer Summe durch den Untcrstützungsverein geboten, unzweifelhaft brächten. Endlich hob die Minorität hervor, daß die Verwendung der Zinsen des Reserve fonds nur für Mitglieder der Tendenz der Geber solcher Beiträge, die so ixso zu diesem Fonds geschlagen würden, nicht entspreche, in sofern dieselben in der Absicht der Humanität geleistet wären und Allen gleichmäßig zugut kommen müßten. Soweit die Minorität. Die große Majorität sprach sich im Einklänge mit dem Weid- ling'schen Anträge etwa in dem Folgenden aus. Den Hilfsbedürftigen des Buchhandels innerhalb desselben eine Zufluchtsstätte zu gründen, entstand imJahre 1836 der Unterstützungs- Verein. Die Angehörigen des Buchhandels sollten dem Druck gänz licher Hilflosigkeit möglichst überhoben werden und ferner kein Hilferuf ungehört bleiben. Die damalige Zeit, die in politischer und socialer Hinsicht krankte und wohl in der Heilung vorhandener Schäden ein größeres Verdienst fand, als in derVerhütung derselben, mußte einem derartigen Wohlthätigkeitsinstitute zustimmen. Man erkannte jedoch bald, daß zeitweilige Opfer für die Fortdauer des Vereins nicht ge nügten, und führte deshalb eine gewisse Besteuerung in den regel mäßigen jährlichen Beiträgen ein, forderte auch, wie noch jetzt, zu möglichst allseitiger Betheiligung auf, um den Verein mehr und mehr zu einem sichern Hafen ausbauen zu können. Damit näherte man sich bereits unbemerkt den genossenschaftlichen Schöpfungen der Neu zeit, ohne freilich neben dem materiellen den sittlichen Gewinn jener zu erreichen. Jede össentlicheArmenversorgung wirkt hemmend auf den Fleiß, die Sparsamkeit und die Sorge für die Selbsterhaltung; dagegen können, wenn schon die Armuth nicht gänzlich zu heben ist, die Be troffenen mindestens gänzlicher Hilflosigkeit ohne Verletzung des sittlichen Gefühls entzogen werden, indem man Mittel und Wege dazu ihnen an die Hand gibt. Dieses Gefühl möge Jeder wahren durch selbstthätige Sicherstellung für Zeiten etwaiger Erwerbs unfähigkeit. Jene wahre Humanität aber, die nicht nur Almosen gibt, sondern auf den zugleich sittlichen Gewinn binMist', einen be rechtigten Anspruch auf Unterstützung zu besitzen, und damit die Sorge für die Zukunft zu größerer Pflicht macht, sie sollte das Ziel des Unterstützungsvereins sein. Sollte der Antrag des Hrn. Weidling angenommen werden, so befürchten wir nicht, daß Diejenigen, die bisher den Verein in namhafter Weise bedacht haben, ihre Hand zurückziehen, oder den Beitrag reduciren werden: denn das Prinzip des Vereins erleidet insofern keine Aenderung, als Wittwen und Waisen von Nichtmit gliedern auch in Zukunft unterstützt, und zur Zeit bewilligte Unter stützungen fortgezahlt werden sollen. Auch das Bedenken, daß der Verein künftig in erhöhtem Maße in Anspruch genommen werden wird, erscheint hinfällig, denn cs wird die Zahl der Unterstützungen keine größere und durch den Beitrag kann ein Recht auf eine be stimmte Summe nicht erkauft werden. Die Prüfungscommis sion entscheidet nach wie vor über die Nothwendigkeit und die Höhe der zu gewährenden Unterstützung. Selbst wenn endlich die Annahme des Antrages den Verlust der vom Börsenverein mit der Bestimmung, auch Nichtmitglieder zu unterstützen, jährlich gezahlten 1500 Thlr. nach sich zöge, so würde dies effectiv die Casse des Vereins nicht in Nachtheil versetzen, wenn eben nur Mitglieder dieselbe in Anspruch nehmen dürfen, was an sich bekanntlich bedeutende Ersparnisse gestatten würde. Das letzte Bedenken der Gegner, der Reservefonds dürfe in die Neugestaltung nicht hineingezogcn werden, weil die Geber in der Meinung dazu beigetragen hätten, ihn in bisheriger Weise verwen det zu sehen, scheint nicht stichhaltig, weil die Statuten, allen Even tualitäten Raum gebend, eine freie Verfügung über denselben zulassen; dann aber auch in Staat und Gesellschaft eine Verwendung überkommener Mittel nicht anders, als im Sinne der Gegenwart, ohne Rücksicht auf frühere Zustände gedacht werden kann, sofern nur die Gegenwart den Heraustritt aus veralteten Institutionen gebietet. Für den „Krebs" rc. A. Träger, Vorsitzender. Miscellen. Rüge. — Es geschieht gewiß im Sinne vieler Verleger, einmal auf einen Mißbrauch hinzuwcisen, der sich durch nichts rechtfertigen läßt. — Bei Aufstellung der Zahlungsliste Pflegen die meisten Sor timenter die Bruchtheile der Silbergroschen als gute Prise zu erklären und einfach nicht zu zahlen; dem Verleger steht cs dann frei, sich in einen Notenwechsel einzulassen, welcher schließlich lächerlich undnutzlos wird. In der Regel wird der Dreier oder Sechser mit oder ohne Murren als Decort verschmerzt. Was soll man aber dazu sagen, wenn einzelne Handlungen selbst bei ganz geringen Summen 9 Pfg. grundsätzlich nicht zahlen und andere gar stattIeines sich ergebenden Saldos von z. B. 12 Sgr. nur 11s4 Sgr. anweisen?! Wenn der Verleger, dem der leidige Trost: „besser etwas, als gar nichts" manchmal recht nahe liegt, Lust und Muße hat, den Betrag dieser Zwanassteuer aufzurechuen, so kommt ein ganz erkleckliches Sümm chen zusammen, das manche kleine Verleger schmerzlich vermissen wer den. — Aber nsns 68t t^rannus, und der Rest — Schweigen. —k. Entgegen der neulichen Mittheilung, daß bei dem Brande in Pera auch die Buchhandlung des Hrn. Roth mit verbrannt sei, geht uns die sichere Nachricht zu, daß dem nicht so ist. Hingegen soll Hrn. Roth's Wohnhaus, welches Eigenthum seiner Frau unb nicht versichert war, ein Raub der Flammen geworden sein. 307*
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