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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.08.1870
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 10.08.1870
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- Deutsch
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2608 Nichtamtlicher Theil. 181, 10. August. damit cr aus ihr ersehe, daß der Gesangene „unverzüglich nach Brau nau abgeführt und dort einem Militärgericht unterworfen werden soll". Um 9 Uhr Abends ging Andrian von Augsburg ab. In einem dem König zu überreichenden Schreiben war mit Nachdruck hervorgchoben: daß es „die Sicherheit, Freiheit und viel leicht gar das Leben eines allerhöchsten Untcrthanen" gelte, daß „die größte Gefahr auf dem Verzug vorhanden", und der Erlaß eines königlichenBefehls um so dringender nothwendig sei, alsderGeneral „aus die ihm vorläufig gemachte mündliche Vorstellung nur mit vieler Mühe dahin zu bewegen war, die Abführung des Gefangenen bis Freitag den 15. August Morgens zu verschieben. In der Vorstellung an den König wurde auch mitgetheilt, daß der kgl. bayerische Stadtcommandant Oberst Neumann mit den Be schlüssen der beiden kgl. Commissäre „vollkommen" einverstanden, und entschlossen sei, „zugleich die nöthigen Befehle zu crtheilen, um die Abführung des Verhafteten ohne seine und der beiden Commis- flrre Vorwissen zu verhindern". Auf die Verwahrung, welche dem GeneralRöne zugesandt wurde, antwortete dieser plötzlich und erklärte, daß er als Militär dem Be fehl seiner Obern unbedingten Gehorsam schuldig sei, und auf einen solchen Befehl nur habe er die Verhaftnahme anordnen müssen. Er verkenne nicht, daß derVerhastcte ein Bewohner derStadt sei, dieses ändere aber die Beweggründe Derjenigen nicht, denen er im Dienste subordinirt sei, und seine Pflicht gründe sich auf den Gehorsam. Er habe bereits an den Fürsten Alexander geschrieben, ihm Bericht über seine Maßnahmen erstattet und ihn von der Verwahrung der kgl. Commissäre unterrichtet. Am 14. August Mittags 12 Uhr 5 Minuten war Andrian schon in der Lage, folgende Zeilen aus München nach Augsburg anWidc- mann zu senden:^ Nack einer von Sr. Mas. mir selbst gemachten bestimmten Acußerung bat der französische KriegSministcr Fürst Alexander dem König schon vor gestern ausdrücklich versprochen, daß er den Buchhändler Stage (Jenisch) dem Civilgericht übergeben werde. ES wird sohin auf der Stelle von dem Baron Montgclas Exccllenz eine freundschaftliche Note an ihn erlassen, die wahrscheinlich erwünschten Erfolg haben wird. Aus Auftrag Sr. Ercellenz bitte ich dich also dieses dem Hrn. General zu eröffnen und ihn dringend umSuSpcnsion aller weitern Gewaltthätigkcit zu ersuchen. Ich bleibe hier, um Ordre an gedachten General bei dein Kriegsministcr Berthier zu betrei ben und sie sodann dem General Rens selbst einzuhändigen. Vals! Andrian. Die weitere Lage der Sache iu Augsburg bis zum 15. Aug. Mittags erhellt aus dem Schreiben Widemauu's an Andrian in München: Lieber! Deinen gestern Mittags mit Estassetle an mich gesandten Brief erhielt ich Abends 8 Uhr richtig; allein er ließ mich in dem wichtigsten Punkt unbefriedigt; cs ist jetzt Mittags 12 Uhr, und doch habe weder ich noch der Oberst Neumann eine entscheidende Ordre von oben erhalten können. Ich bitte dich, beschleunige deine Hieherkunst, oder sende mir durch Estafette so gleich bestimmte Nachricht, ob und inwieweit ich mich ferner der Abfüh rung widersetzen soll. Jetzt steht die Sache so: General Rene sagte mir nun nach vielen Kämpfen zu, daß er noch bis morgen in der Frühe längstens warten will, ob cr keine andere Ordre von München erhalte. Hast du also eine andere Ordre erwirkt, so beschleunige ihre Ucberbringung. Schon zweimal waren Gendarmes mit Wagen vor dem Gefängniß des Jenisch, um ihn gegen Adelzhausen sortzutransportiren; diese und andere mehr Versuche ihn sortzubringcn, war ich so glücklich noch ohne Gewalt ab- zuwendcn. Die Franzosen sind gcgcgenwärtig nicht im Besitz des Kerker- schlüsscls, sondern er ist unter meiner Disposition; schnell kann man mir den Gefangenen also auf keinen Fall entreißen: sechs Polizeidiener halten L»i seiner Thür Wache, um mich und den Officier von der bayerischen Wache -sogleich zu avertiren, wenn man den Gefangene» fortführcn will. Der Officier won der bayerischen Hauptwachc hat Befehl, sich der Abführung des Gefangenen ^zu widersctzen. Daß ich den Kcrkcrschlüsscl den Franzosen vorenthielt, gab großen Lärm; allein ich sagte: die Wichtigkeit eines solchen Gefangenen, selbst mein Eifer für den französischen Kaiser befehle mir, mich der Person des Gefangenen §uf eine gewisse Art zu versichern. Ich bin auch ganz dasür, daß solche Verbrecher (!?) mit Strenge ge richtet werden müssen; aber allein von der competentcn Behörde unseres allerhöchsten Souveräns, und des Bürgers, worüber aus allen Kräften zu wachen meine Pflicht ist. Ich bitte dich nochmals, beeile dich eine entscheidende Ordre an Rene, Ncumann und mich zu bewirken, denn meine Lage ist die kritischste. Dein Widemann. Augsburg am 15. Aug. 1806, Mittags 1 Uhr. Kannst du nicht selbst kommen, so sende auf der Stelle eine Estafette, damit ich längstens bis morgen früh 6 Uhr bestimmte Verhaltsbcfchle habe, die, mögen sic sein wie sic wollen, ich gewiß mit allem Nachdruck erequiren werde. Die Lage war also diese. Die königl. Stadtbehörde war des wärmsten Willens, den Gefangenen nicht abführcn zu lassen, ihn den bayerischen Landesgerichten zur Aburtheilung zuzuweisen und ihn in keinem Falle dem französischen Militärgericht zu überlassen, das ihn unzweifelhaft zur Hinrichtung führen würde. Es ist nur die Frage: welche Mittel stauden dieser königl. Be hörde, nämlich den beiden Männern, in deren Hand die vollziehende Macht lag, zu Gebot? (Schluß folgt.) Miscellen. Russischer Nachdruck. — In Nr. 168 d. Bl. ist eine rus- sischeKlage enthalten über denNachdruck russischer Werke inDeutsch- land. Wir sind weit davon entfernt, denselben irgendwie rechtferti gen zu wollen. Was jedoch die russischen Buch Verleger dadurch etwa einbüßen, gewinnen die russischen Nachdrucker deutscher Musikalien mehr als zehnfach! Es ist unglaublich, mit welcher Schamlosigkeit diese Herren verfahren; man kann Wohl annehmen, daß ungefähr drei Viertheile aller guten deutschen Originalmusikwerke in Rußland nachgedruckt worden sind und noch werden. Der Schaden, welchen die deutschen Musikverleger dadurch erleiden, ist unberechen bar und um so größer, alsRußland cinHauptabsahfeld für deutsche Musikwerke ist. Ein Vertrag mit Rußland ist also nicht nur aus den in Nr. 168 angeführten spccicll literarischen Gründen, sondern noch weit mehr zum Schutze des deutschen Musikalien Verlages drin gend nothwendig. K. O. Wobleibtdcr Sortimentsbuchhandel? — Die Serbe'- sche Vcrlagshandlung in Leipzig versendet ihren neuen Vcrlagsar- tikel „ Sächsis ches S chriftstellcr-Lerikon" an Bibliotheken, Gelehrte :c. direct mit einem Circular, in welchem cs lautet: Der Preis unseres vorliegenden Werkes, welches in 7—8 Lieferungen complct erschienen sein wird, wird über 2 THIr. betragen und haben wir uns entschlossen, denjenigen geehrten Herren, welche ihre Subscription direct bei uns anmclden, dasselbe zu dem ermäßigten Subscriptionsprcise von 1 THIr. 15Ngr. zu überlassen. Wir werden nach geschehener Bestellung die folgenden Lieferungen sofort nach Erscheinen stets franco übersenden und bei Ueberjcndung der vierten Lieferung uns erlauben den entfallenden Betrag pr. Post auf Sic zu entnehmen, wenn Sie nicht verziehen sollten, denselben vorher an uns einzusenden. — Wir lenken Ihre Aufmerksamkeit noch ans das gegenwärtig im Druck befindliche Prachtwerk „Rom rc." sowie auf s „Jerusalem" und bitten um die Güte, sich dieselben zur Ansicht bei ! uns zu verschreiben. Glücklicherweise ist ein solches Verfahren nur eine Ausnahme ! im Verlagsbuchhandel, und müßte, wenn es allgemeiner würde, zum Ruin des Sortimentsbuchhandels werden. Gut wird cs jedoch sein, einen solchen einzelnen Fall im Gedächtnis; zu behalten. — ä — Unter dem Titel: „Unter dem Halbmond" sind kürzlich von einem Fachgenossen, Ludw. Salomon, gegenwärtig Gehilfe in der Hofbuchhandlung von Fr. Wagner in Braunschweig, drei Novellen erschienen (Halle, Barthel. Preis 1 Thlr.), die nach dem vorangestelltcn Vorwort von George Hcsekiel „mit ihrem sau beren, anmnthigcn und vollkommen sichern Vortrag, sowie mit ihrer glücklichen Mischung von tiefem Ernst und neckischem Scherz" dem doppelten Interesse der Collegenschaft empfohlen zu werden verdienen.
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