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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.07.1870
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- Erscheinungsdatum
- 13.07.1870
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- Deutsch
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uns wohl vcrmuthen, daß die Beredsamkeit mit zu den Lehrfächern gehörte, welche der gebildete Araber bei seiner Erziehung getrieben haben mußte. Die Blüthczcit der arabischen Literatur beginnt jedoch erst mit der Erhebung der Abassidcn zur Kalisenwürde (750 n. Ehr.). Meistens waren diese Fürsten selbst Männer mit tüchtiger literari scher Bildung, und an ihrem Hofe wurden die herrvorragenden Ge lehrten aller Völker empfangen; sie bekämpften damit das Vorurtheil der Araber gegen Fremde, und suchten dadurch, daß sie Be lohnungen ausschten, zu dem Studium fremder Sprachen das Volk anzuregen. Unter ihrer Herrschaft wurden dann auch viele Bücher aus dem Syrischen, Koptischen, Persischen, den indischen Sprachen und namentlich aus dem Griechischen in's Arabische übersetzt, die Araber wurden auf diese Weise mit manchen, ihnen bis dahin fremden Wissenschaften bekannt und ihre eigene Literatur er weiterte sich mehr und mehr. Außerdem wurde die arabische Bildung ungemein gefördert durch griechische Aerztc, welche am Hofe der Ka lifen und in vielen größeren Städten sich aufhielten. Die Werke des Hippokrates, Galenus und Thcophraftus, ferner die des Euclides, Ptolemaeus und Aristoteles wurden auf Befehl der Kalifen Alman- sor, Harun-al-Rasjid, Al-Mamun und Motawakkel in's Ara bische übersetzt. Harum-al-Rasjid war ein eifriger Beschützer der Wissenschaften, übcrtrofse» wird er jedoch noch von Al-Mamun. Dieser gründete Hochschulen in Bagdad, Bassora, Kufa und Bokhara, er brachte kostbare Bibliotheken zusammen und stellte sie unter die Aufsicht gelehrter Männer. Außerdem bot er dem griechi schen Kaiser eine beträchtliche Summe Geldes und dauernden Frieden an, wenn er ihm den berühmten Philosophen und Mathematiker Leo für eine gewisse Zeit überlassen wollte, welches Anerbieten der Kaiser jedoch ablehnte, da er die Wissenschaften auf Griechenland beschränken wollte. Zur Zeit der Regierung Al-Mamun's und Motawakkel's trat unter der Leitung des syrischen, zum Christen- thum bekehrten Arztes Johannes Messe ein Verein von Ueber- sctzern auf, die hervorragende griechische Werke in das Syrische oder Persische übertrugen, welche Uebersetzungen dann im weiteren Ver laufe in ein arabisches Gewand gekleidet wurden. Diese wissenschaftlich-literarische Entwickelung dauerte auch noch fort, als im 10. Jahrhundert die Macht der Kalifen beträcht lich geschmälert wurde und in Folge dessen das Geld zur Unter stützung von Gelehrten und wissenschaftlichen Einrichtungen spar samer zu fließen begann. Die arabische Bildung fand eine zweite Heimath in Spanien, hier wetteiferten die Kalifen aus dem Hause der Ommajadcn mit den Abassidcn des Ostens; Ackerbau und Handel, Kunst und Wissenschaft begannen zu blühen, namentlich unter Almondir, Abdorrahman III. (912 u. Ehr.) und Hakcm II. (961 n. Ehr.). Cordova durfte seine Universität das europäische Bagdad nennen, andere Hochschulen erstanden in Granada, Toledo, Murcia, Valencia, Almena und in anderen Orten; zusammen besaßen die Araber oder Mauren in Spanien 14 Universitäten, auf welchen Unterricht in allen Fächern der Wissenschaft crtheilt wurde. Auch die Juden nahmen Theil an dieser wissenschaftlichen Entwickelung, und Jahrhunderte lang war Spanien der.Hauptsitz und Mittelpunkt ihrer Literatur. Von der Pyrenäischcn Halbinsel aus drang der Ruhm der arabischen Wissenschaft über ganz Europa, und nach dem Jahre 900 ging man aus Frankreich und anderen Ländern nach Spanien, um dort die mathematischen und medieinischcn Wissen schaften zu studiren. Bekannt ist, daß die lateinische Uebersctzung des Aristoteles, deren die Scholastiker sich bedienten, nicht dem ur sprünglichen Texte, sondern arabischen und hebräischen Uebcr- sctzungen entlehnt ist. Diese Blüthczcit der arabischen Literatur in Europa erhielt den Todesstoß durch den Fall Eordova's im Jahre 1236. Nachdem die Kalifen aus dem Geschlecht der Abassidcn im Osten zu pontiüoes herabgcsunken waren, sehen wir den Emir Al Omrah und später die Sultane als Beschützer der Wissenschaften auftrcten; cs fanden sich unter den Schößlingen der verschiedenen Dynastien, welche nach der Zertrümmerung des Kalifenthums die Macht in Händen hatten, immer eifrige Förderer der Gelehrsamkeit. Unter diesen zeichneten sich namentlich aus Aglab, der Gründer der Aglabitischen Dynastie in Tunis (800); Kasjem, Beamrillah, der Fatimide, ein ausgezeichneter Redner; Jahia III-, der Edrisit, dessen Hofstaat einer Akademie der Wissenschaften glich; und auch Zeir, der Ahnherr der Zciriten (10. Jahrhundert). Man schätzte die Bibliothek des Kalifen Adad auf 2 Millionen Bände, worunter sich etwa 100,000 Originalhandschriftcn befunden habe» sollen. Auch in den Gegenden der heutigen Berberci blühten Kunst und Wissen schaften, und auf Sicilicn findet man jetzt noch viele Spuren der ara bische» Cullur, dagegen zeichnete sich das eigentliche Arabien in jener Periode weniger aus; die Macht der Kalifen erstreckte sich in Hedsjas nicht weit genug, um hier inmitten der religiösen Spaltungen der Literatur Aufschwung zu geben. Im Verlaufe des 14. und 15. Jahr hunderts scheu wir die arabische Literatur allmählich Hinsterben, nach dieser Zeit erfreute sie sich nur noch eines berühmten Repräsen tanten, nämlich des gelehrten Bibliographen Hadsj Khalfa in Con- stantinopcl, der im 17. Jahrhundert lebte und sich mit der gesammten früheren arabischen Literatur innig vertraut gemacht hatte. Die heutigen Araber kennen nur noch den Koran, die Tradition und das Gesetz, doch zeigt sich augenblicklich in Egypten die Morgenröthe eines hoffentlich erfolgreichen neuen Zeitabschnittes. Wenn wir die verschiedenen Abtheilungen der arabischen Lite ratur näher betrachten, so richtet sich unsere Aufmerksamkeit zuerst auf die Poesie; ihre erste Blüthczcit geht dem Auftrcten Mohammed's unmittelbar vorher. Es sei hier nebenbei bemerkt, daß viele jener uralten Gedichte, welche Schultens in seinen „ Nonurnöntu vstus- tiora (Leyden 1740) gesammelt hat, unecht sind. Der arabische Versbau hat einen ganz eigcnthümlichen Charakter, jeder Vers („dort", Haus oder Zelt) ist in zwei halbe Verse („inisru" oder Flügelthüren) cingctheilt, die ein gleiches Maß besitzen, während auch die Endreime („lenüub") der Verse gleichlautend sind. Die Ge dichte selbst werden nach ihrer Länge cingctheilt; es gibt solche von 7—14 „ boit" oder Versen, welche meistens erotischen Inhalts sind und Ghaselcn genannt werden; Gedichte, welche mehr als 30, doch nur selten mehr als 100 „bsit" zählen, werden „ka8Wiäa6" genannt, sie enthalten gewöhnlich Erzählungen. Andere Gedichte wieder weiden nach dem Endreime benannt, wie z. B. „lamijut" das heißt „ein Lied, dessen Verse mit »lum« endigen". Eine Sammlung von Gedichten desselben Autors nennt man „ckivvun" (Register), und muß eine solche Sammlung soviel Gedichte zählen, als das Alphabet Buchstaben hat. Einzelne Gedichte oder Abschnitte aus einem „cüwnu" heißen „roodasiut", wenn sie aus vier zweizeiligen, und „inosbuiussat", wenn sie aus fünf zweizeiligen Couplets bestehen, während die Frag mente einzelner Verse mit dem Namen „ mostarockut" bezeichnet werden, die sämmtlichen Werke eines Dichters aber mit „üullizat". In solchen Gcsammtwerken wechseln Liebeslieder mit Siegcsgesängen, Beschreibungen von Pferden und Kameclcn mit Betrachtungen der Natur, und Satyrcn; nach dem Erscheinen des Korans wurde auch das religiöse Element mit in die arabische Poesie ausgenommen. Um die Zeit der Abassidcn entfernte sic sich ziemlich von der Natur, um sich mehr in das Gewand der Kunst zu hüllen, auch war sie nicht mehr das muthwillige Kind der Begeisterung, sondern sie trat in die Dienste der Gelehrten und Schmeichler. Zu den berühmteren Lehr dichtern dieser Periode gehören unter anderen Abu Nawwas, Abu Altöl Hakemi (672 bis 810), Abubckr Mohammed ebn Doreid 335*
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