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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.11.1868
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 25.11.1868
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18681125
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der zu weisen, in welchen kein Post-Zeitungsdcbit eristirt. Der eigentliche Sortimentsbuchhandel hätte durch das Aufgcbcn des letz teren in Deutschland keinen Vortheil! Das Publicum aber hätte davon wesentlich Nachtheil. Den ken wir uns Abonnements-Agenturen, ähnlich wie sie in England sind. Es liegt auf der Hand, daß solche nur in den größeren Städten cristircn konnten; von diesen Agenturen gelangen die Jour nale durch Krcuzbandscndungen an die Unter-Agenturen in den klei neren Städten und von diesen weiter durch directe Krcuzbandscn- dung nach denOrten, wo sclbstUnter-Agcnturen nicht cristircn könn ten, an die Abonnenten selbst. Nicht nur, daß hierdurch ein Zeit verlust ganz unvermeidlich wird, cs vertheuert auch das Pfennig- Porto für jede Nummer einer, z. B. 15 Sgr. quartaliter kostenden Wochenschrift das Abonnement um beinahe 25 Procent! — von den täglich erscheinenden Zeitungen, wo die einzelne Nummer oft das 2- und 3fache sous dsuäo-Porto kostet, gar nicht zu sprechen. Schon die Unter-Agenturen in der kleinen Stadt, die jedes debitirte Journal unter Kreuzband beziehen müßten, da eine P acketsendung nothwendig ein späteres Eintreffen zur Folge hat, wären gar nicht im Stande, z. B. die Gartenlaube am Orte selbst für 15 Sgr. quartaliter zu liefern, denn dieselben haben, gleichviel ob sie ein oder zwanzig Exemplare saus dauäs beziehen, selber für jedes Exemplar quartaliter 4^ Sgr. Porto-Auslagen zu tragen. Und die Abonnenten auf dem Lande müßten nicht nur diese 4!4 Sgr. er statten, sondern noch weitere 4>4 Sgr. für das Kreuzband-Porto bis zu ihren Händen zahlen! Bei den täglich erscheinenden Zeitschriften treten noch ganz andere Verhältnisse ein. In Deutschland ist der Bedarf an Zeitschriften gerade an den kleineren Orten und auf dem Lande ein sehr bedeutender, der Einfluß der Zeitungsprcsse auf Bildung und Leben dort nicht minder bedeutend, und es dürfte nicht falsch sein, zu behaupten, daß der leichte, wohlfeile Bezug der Zeitungen bei den Postämtern jedes Ortes dies überhaupt zu Wege gebracht hat! Hier nun die eigen nützigen Bestrebungen eines Theilcs des Sortimcntshandcls zer störend cingrcifen zu lassen, muß sehr bedenklich erscheinen; bedenk lich in cnlturfördcrlicher Beziehung, da notorisch gerade durch Zeit schriften die Bildung überallhin schnell und leicht getragen wird; be denklich in materieller Beziehung, da mit den höheren Abonnements- Preisen der Leserkreis schwindest Und in letzterer Beziehung haben eben die Zeitungs- undJour- nal-Verleger bei der Sache ein Wort mitzureden. Wenn nicht klar vorauszuschcn wäre, daß die gegenwärtige Agitation für das Aufhörcn des Zeitungsdebites durch die Post sich im Sande verlaufen wird, so würden die Zeitungs-Verleger schon Fronte gegen solches Vorhaben gemacht haben, und sie werden das, sollte die Sache wirk lich ernster werden, — denn ihnen droht daraus nur Verlust. Nicht davon zu reden, daß die Post einen viel geringeren Rabatt an den ihr zu liefernden Journalen beansprucht, als zur Zeit der Buchhan del, und als solcher auch den gedachten Abonnements-Agenturen be willigt werden müßte. Die Erschwerung des Bezuges, sobald die Post den Debit aufgcgeben, und die unerläßliche Vcrthcuerung für die nach den kleineren Orten gehenden Journale werden sicher das Journal-Publicum an letzteren bald dccimircn, und die Verleger dürften nicht mit Ruhe zusehcn, daß derlei vorbereitet wird. Wenn unlängst im Börsenblatte der Verleger einer Modenzei tung durch Mittheilung der Scala des Fallens und Steigens der Abonnentenzahl seiner Zeitung in bestimmten Quartalen, bei dem Bezüge durch die Post und bei dem durch den Buchhandel beweisen wollte, wie die Verwendung durch den letzteren ganz andere Resul tate zu Wege bringe, als der bloße Debit durch die Post, so hat das noch Niemand bestritten. Die Post will und darf für die Gewin nung neuer Abonnenten nichts thun; aber der Herr hat nicht berech net, ob ihm nicht der größere Theil der Post-Abonnenten vollstän dig verloren gehen möchte, wenn der Debit durch die Post auf hört; ob nicht die meisten seiner Post-Abonnenten an Orten sich be finden, wo wohl ein Postamt — aber keine Buchhandlung ist, und ob sie das Abonnement der wohlfeilen Zeitschrift nicht aufgcben werden, wenn cs ihnen durch dicKreuzbandsendung um 20—25 Pro cent vertheuert wird. Ein Journal-Verleger, der es für sein Journal für schädlich erachtet, wenn dasselbe auch von der Post debitirt wird, oder der den Buchhandel dadurch für sein Unternehmen zu gewinnen hofft, wenn er dasselbe dem Debit durch die Post entzieht, hat ja nur nöthig, dies zu thun; er wird sehr bald gewahr werden, ob das seine Abnehmer zahl mindert oder vermehrt. Es ist Niemand gezwungen, ein Journal der Post zum Debit zu liefern.^ Und nun der Staat, die Post selbst — wird sie wirklich einigen Herren zu Liebe, die sich irriger Weise einen großen Gewinn davon versprechen, den Zeitungsdebit aufgeben?! Der Nettogewinn, wel cher aus dem Zeitschriften-Dcbit der Bundcscasse des Norddeutschen Bundes zufließt, dürfte jährlich mehr als 150,000 Thaler betragen; liegen gegenwärtig die Verhältnisse wirklich der Art, daß zu erwar ten steht, man könne auf eine solche Einnahme füglich verzichten?! Die Zumuthung nun gar: die Post solle den, die meisten Kosten, die Haltung der großen Beamtenzahl rc. verursachenden Debit der politischen, täglich erscheinenden Zeitungen wohl behalten, aber den leichteren, nur mit geringen Mehrkosten verbundenen von allen Wochen- und Monatsschriften aufgcbcn— hat geradezu etwas Lächerliches und bedarf an sich keiner weiteren Erläuterung. Die Kämpfer für das Aufhörcn des Zeitungsdcbitcs durch die Post gestehen selbst: daß dann freilich nothwendiger Weise das Kreuzband-Porto »och ermäßigt werden müßte: — ganz natürlich, weil, wie man vorhin ausgeführt, die jetzigenAbonnc- mentsprcise sonst gar nicht cingehaltcn werden können! Aber ist für die nächste und folgende Zeit irgend welche Aussicht, daß, nachdem das seitJahresfrist allgemein so bedeutend ermäßigte,Postporto z.B. dem preußischen Staate eine Minder-Einnahme gegen früher von über eine Million Thaler verursacht hat — und mit Schuld an dem vielbesprochenen 5-Millionendeficit trägt —, daß da der Staat nicht nur den ihm durch ein Aufgcbcn des Zeitungsdebits zugcmuthetcn Ausfall von 150,000 Thalcrn geschehen läßt, sondern denselben durch eine weitere Minderung des Kreuzband-Portos noch vergrößert! Das der Postcasse durch den buchhändlcrischenDcbit dcrZeitschriftcn zufließende vermehrte Porto würde jenen Ausfall wenig auswicgcn! Die Kämpfer gegen den Zeitungsdebit durch die Post behandeln die Einrichtung, gegen welche sie Sturm laufen, als das Product einer alten, überholten Zeit, das den Anforderungen der jungen neuen Zeit, in welcher der Buchhandel ein beinahe freies Gewerbe geworden, weichen müsse und das nur von den alten Zöpfen noch vertheidigt werde. Sie irren sehr. Die Einrichtung selbst ist wohl eine alte; aber die solche festhalten wollen, thun dies eben, weil sie die Bedeutung der Journalprcssc für unsere neue Zeit würdigen und weil sie nicht gestatten wollen, daß die allgemeine Verbreitung der Erzeugnisse der Zeitungspresse durch das Aufhören ihres Debiles durch die Post um deshalb gefährdet werde, — weil einige befangene Freunde daraus für sich einen Gewinn zu ziehen gedenken. Das von einer Seite angedeutete politische Moment des Zeitungsdebits durch die Post ist unverständlich; die dadurch angeblich über die politische und geistige Nahrung geübte polizeiliche Aufsicht ist—eine Phrase; nicht minder: cs müsse ein Ende gemacht werden, daß die Post dem Staatsbürger Concurrenz mache! — n§ —
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