Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.07.1853
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 04.07.1853
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18530704
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-185307046
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18530704
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1853
- Monat1853-07
- Tag1853-07-04
- Monat1853-07
- Jahr1853
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1008 und Unnatürliche des heutigen Betriebs zu beklagen, und doch um wirksame Mittel zur Aufbesserung dieser Lage verlegen zu sein- Und riese Wahrnehmungen sind nicht vereinzelte, sondern mit mehr oder weniger fühlbarem Gewicht in Süd und Nord, in Ost und West zu machen*)! Sic begegnen ebensowohl dem Verleger von streng wissenschaftlichen, wie dem von asketischen Werken oder von Bellc- rrisiik; demjenigen, der nur wenige Conti in seinen Büchern führt, wie demjenigen, der mit allen Firmen in allen Winkclstadtcn und Marktflecken des lieben deutschen Reiches verkehrt. Sie sind ein Druck, der auf Allen lastet. Fragt und forscht man nun nach der Ursache dieser Erschlaffung des öffentlichen Interesses an der Literatur, dieses Sinkens eines sonst so blühenden und gemeinnützigen Gewerbes, so begegnen uns von vorn herein drei crfahrungsmäßig feststehende Thatsachcn. Die ersteist,daßbercitszu viel Bücher vorhanden sind; die zweite, daß noch immer zu viel erzeugt werden, und die Dritte, daßdiejetzigenVcrtriebsmittclcntwedcrihrcm Zwecke nicht mehr zu entsprechen vermögen oder daß das Vücher-kaufendc und -lesende Publicum sich in Folge einer rationel len Reaktion v on der Li teratur der Gegenwart, dieser un ruhigen, concurrircnden, compilircnden, aller Originalität entbeh renden, hastigen und flüchtigen Fabrikation, abwendct, um zu Den gediegeneren Erzeugnissen früherer Mcnschcnalcer zurückzukehren. Denn wie anders ließe sich sonst, bei der notorischen Uncrgicbigkcit Des buchhändlcrischen Absatzes, die Thalsachc erklären, daß dieCotta- Göschcn'schc Volksbibliothek deutscher Classiker bereits über dreißig- laufend, daß die Riegcr'schc Ausgabe von Hauff's Werken, im Format der Classiker, schon gegen zwanzigtauscnd Abnehmer zählt, — Auflagen und Absatzcrgebnissc, wie sie selbst in den Hal- <yon-Tagcn des Vcrlagshandels und in der Periode seiner schönsten Z8lülhe,von 1833—1844, selten waren!? Wie anders könnten wir uns sonst erklären, daß die Classiker des Alterthums, jene Gci- stcsherocn, zu deren Schöpfungen jedes Gemüth und ,eder Verstand mit immer neuem Genüsse wieder zurückkehrt, wie zu einem stär kenden, erfrischenden und reinigenden Bade, wenn ihn die erkün stelte und hohle Literatur der Gegenwart mit Ekel und Unruhe und ilcbcrsättigung erfüllt hat, >— daß, sagen wir, die Classiker des Alterthums, die ja in den Ursprachen und in Uebersetzungen so überaus stark und zahlreich vorhanden sind, ja, daß die Schöpfungen von Cervantes und Shakespeare und Anderen, die den Stempel ewiger Jugend tragen, noch immer dankbare Gegenstände buchhändlerischcr Spekulation und buchhändlerischen Vertriebs sind, sowohl für den Verlags- wie für den Sortiments- und Antiquarhandcl!? Wohinaus also mit unserm Buchhandel, wenn cs so steht? Wie soll da geholfen werden, um dem Ruin vorzubeugen? Diese Fragen sind schon oft gestellt, aber noch nie befriedigend beantwortet worden. Die in solchen Dingen vermöge ihrer Erfahrung und Um sicht im Buchhandel und vermöge ihrer höher» Bildung rathcn könn ten, die schweigen zumeist, und scheuen zumeist die Oeffcntlichkcit, 2ind die wohlgemeinten Rathschläge Anderer fallen aus, wegen Schüch ternheit oder — noch häufiger — weil man zum Voraus weiß, daß sie verhallen und vergeblich sind. Und doch sollte man sich darüber klar werden, wie dem abzuhelfen. Es sei uns vergönnt, einige An sichten über mögliche Abhilfe hierzu äußern, wenn sie auch im Grunde wenig Neues enthalten. *) Man vergleiche hierüber nur die öffentlichen Erklärungen von Gustav Mavcr, Otto Wigand u. A. m. der tüchtigsten und an gesehensten Fachgcnoffcn, über das Unverhältniß des Absatzes zu den bezogenen Büchern; man sehe, wie einige der größten Sortimentsge schäfte Oesterreichs sich von einzelnen, besonders verlagsthätigcn Hand- Zungen, die Zusendung von Novitäten verbitten, — und man wird zu- Lkstehen müssen, daß unsere Klage keine isolirt dastehende ist! Zunächst möchten wir wünschen, daß auch bei uns im Süden die gesetzlichen Prüfungen im Buchhandel cingeführt würden, damit jeder Aspirant auf selbstständiges Wirken, auch bewähre, daß er im Besitz der nölhigcn Kenntnisse, Bildung und Intelligenz für seinen Stand und Beruf sei- Man prüft ja die Apotheker auch, um das Publicum, um die gemeine Wohlfahrt zu sichern; und was sind die Buchhändler im Grunde anders, als die Apotheker für den Geist, unter deren Dispensation die Literatur zerstörendes Gift oder nütz liches Heilmittel werden kann! Eine gewisse Vertrautheit mit der Wissenschaft und gründliche Litcraturkennlniß werden dem Zuviel- Verlegen am besten Einhalt thun, denn sic setzen ein richtigeres Ur- theil und die Bekanntschaft mit Dem voraus, was über einen ge wissen Gegenstand oder ein gewisses Thema schon in der Literatur vor handen. Blicken wir in die neueste innere Geschichte des Buchhandels, so sehen wir eine Menge Eindringlinge, die der Ruf von der Rentabili tät des Buchhandels aus anderen Kreisen bürgerlicher Thätigkeil in unfern Stand hercingelockt hat; wir sehen, daß sic nicht eben dazu beigctragen haben, die Würde der Literatur und die Achtbarkeit des Buchhandels zu heben; wir sehen, daß sic zumeist cs waren, die zu Grunde gingen und mit theurem Lehrgeld nichts erzielten, als daß sie das Gewerbe, welches sie betrieben, ohne es zu verstehen, in Miß kredit brachten und noch Andere in den Strudel zogen, der sie ver schlang.— Gott versteht uns, wenn wir sagen: cs wäre sehr zu wünschen, wenn namentlich in Stuttgart schon vor fünfzehn Jah ren und früher Prüfungen der Buchhändler vorgeschriebe» gewesen wären, — cs wäre dadurch vielen Einzelnen wie dem Gcsammt- buchhandel manche Prüfung erspart geblieben. Sodann möchten wir wünschen, daß sich allenthalben ein re geres Corporationslcbcn und Wesen entwickle, das die nothwcndige Selbsthilfe des Buchhandels übe und leiste. Wir Deutschen sind freilich die Selbstregierung freier und mündiger Völker noch nicht gewöhnt, und erwarten lieber Alles vom bevormundenden Staate und vom Gesetz. Allein wer nur je die Luft eines freiern politischen Lebens geathmcl hat, der weiß, welche Macht in dem Corporations- lebcn liegt, und wie hier durch Einmüthigkcit und Charakterfestigkeit sogar dem Ge setz, wo cs mit dem Recht im Widerspruch liegt, begegnet werden kann. Sind die Corporationen einig und fest, so mag das Gesetz Conccssioncn und Privilegien ertheilen, so viel cs will, — es hängt von dem Willen und der bessern Einsicht einer ! Corporation ab, ob sie einen schädlichen Concurrentcn oder einen un fähigen Blcchschädel, den die Verzweiflung oder die verblendende Habsucht vom Käsckram oder Leisten hinweg in den Buchhandel her- cintrieb, aufkommen lassen will oder nicht. — Das Leben von Ver einen aber, wie cs deren gicbt, deren ganze Lcbensthätigkeit sich nur in den vorgezeigten Quittungen für die Jahresbeiträge äußert, ist — O, ist nur gemaltes Feuer. Der dritte Wunsch, den wir hegen, um dem Buchhandel auf- zuhclsen, ist eine gänzliche Umgestaltung des Creditsystems und der Versendungsweise. Wir wünschen Abrechnung von Halbjahr zu Halbjahr, Abschluß mit den Kalendermonaten Deccmber und Juni, Saldirung zwei bis drei Monate später. Feste Geschäflsgcundsätze und Usancen, vereinbart unter Ehrenmännern, die sich nicht nur auf dem Papier zur Festhaltung ihrer Pflichten gegen die Gemein schaft verbinden, und unter diesen Usancen zunächst: Alle Nova nur nach Wahlzcttcln und in einfacher Anzahl versendet; alle Remitl?n» den krsnoo bis auf einen gewissen Ccntralpunkt, wie die Sendungen selbst; nur je 1 Exemplar eines Artikels zu disponircn verstauet; kein Rabatt in Rechnung über 33^A>; Kundenrabatt abgeschafft; Particprcisc und Baarbezüge dem Abkommen zwischen Consumcn- ten und Producenten überlassen; Rechnung in einer einzigen Wäh rung, sagen wir in Thalcrn » 300 Pfennigen u. s. w. — Wir verkennen nicht, daß dieser Wunsch vorerst noch auf vielen Wider-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder