Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.07.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-07-07
- Erscheinungsdatum
- 07.07.1917
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19170707
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191707070
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19170707
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1917
- Monat1917-07
- Tag1917-07-07
- Monat1917-07
- Jahr1917
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
j ^ki^^er Dezugop^st» im Mitgl?ed»beitrag einßescklo^ea -- " . . — ' ^ --»-7, K AdMar» ^ »jährlich trai GrjchSstsstelle oder 3S MarS Dostliöerweiluog I» innerhalb des^ Deichen L^esche»^ Richtmttg^der WMMmdLsBör'leiwÄe rr—, ' Die ganze ^ite umfapi 3S0 vier^ejpalt. 'Petitzeilen. die ^eil» 1 M^^der^ü^die^Äle^o^s.. !b M." ^ Aeile berechnet. — 2n dem illust^ert^, Teil: für Mitglieder ' 2S M.; für Mch " « ien^ 22 Nr. 156. Leipzig, Sonnabend den 7. Juli i9i7. 84. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Der Büchervertrieb in Flandern. Was man bei uns unter Buchhandel versteht, eine derart wohlausgebildete und allgemein verbindliche Geschäftseinrich tung, ist in Flämisch-Belgien etwas Unbekanntes, Auch auf diesem Wirtschastsselde zeigt Flandern sehr im Gegensätze zu den Staaten, die es einschließen, zu Frankreich, Deutschland und Holland, die merkwürdigste Rückständigkeit, Roch wird, wie vor Jahrhunderten, vielerlei Durcheinander ausgellbt: Wer immer Lust hat, kann in seinem Kramladen neben Schreib utensilien, neben Zigarren und Spezereien, neben Ackergeräten und Galanteriewaren auch die Werke der Wettermacher und der Dichter auslegen und den Preis ansetzen, wie cs ihm zweck mäßig scheint. Wohl haben die Städte Gent und Antwerpen einige gediegene und wissenschaftlich geführte Buchläden aus- zuwetsen, aber lieber sehen es die Leute, wenn nach Altväter brauch die Bllcherverkäufer vor ihre Türen kommen; erwiesener maßen sind es Kolporteure und Jahrmarktströdler, die die größten Absätze erzielen. So wenig man diese Kolporteure, dieweil sie auch vielerlei anderes feilhalten, einen abgesonderten Buchhändlerstand nen nen kann, und so sehr es ihnen meistens an Vorbildung und Fach wissen gebricht, vorderhand wissen die Verleger jedenfalls nicht, wie sie ohne sic auskommen sollten. Unentbehrlich machen sie ihre Orts« und Personenkenntnis, die Beherrschung der bäuerlichen Mundarten, die Kunst, mit dem Volke bei jeder passenden Ge legenheit anzuknüpfen. Die großen Firmen, namentlich Hol lands, haben darum einen oder mehrere solcher »AnbiedingS- reizigers« in ihrem Dienste stehen, die für sie, nach Art anderer Handelsreisender, das ganze Jahr über bei den Buchkrämern der Provinz Aufträge einsammeln, Reisende, die in den Häu sern Privat borsprechen und ihre Bücher direkt an den Mann zu bringen versuchen, heißen »Boekleurder« — Bücherhausiercr, Unter ihnen gibt cs deren genug, die nicht fest für eine Firma, sondern auf eigene Kosten als ihre eigenen Unternehmer »rond- venten« trundhausieren), in Rordniederland sind cs die eigent lichen »Kolporteure«, in Flandern haben sie den Namen »Make laer in Boekhandel«, Einer dieser Buchmaller, der bei allen Bücherliebhabern Flanderns wohlbekannte und wohlgelittene Jos, Goudswaard, berechnet den Absatz an niederländi schen Büchern, den er während seiner zwanzigjährigen Reise- tätigkeit in Belgien erzielte, auf weit über eine Million Frcs, Derselbe Goudswaard <vgl, Jos, Goudswaard: Vit 't Ueven van een Ueuräer, Amsterdam, »Elsevier«, ISIS) gibt über den so regellosen und wenig bekannten Buchhandelsbetrieb Flan derns eine Menge wertvolle Aufschlüsse. Er zeigt nämlich, wie es keineswegs nur die im Preise und im geistigen Gehalte nicdrigstehenden Druckerzeugnisse wie Kalender, Volksbücher, Kirchentraktate usw, sind, die hier durch Kolportage Vertrieben werden. In einem Lande, wo kein Buchhändler wagt, sich aus eigene Rechnung ein größeres Lager zu halten, wo keine Kata loge regelmäßig versandt werden und Städte von 40 000 Ein wohnern ohne einen einzigen flämischen Buchladen glücklich dahinleben, gibt es als Mittelsmann und Pionier des Geistes auch für die kostspieligsten Werke, z, B. Kunstbücher über Rubens und Rembrandt, Meisterdrucke, Konversationslexika, mithin Stücke bis zu 400 Frcs, Wert, eben nur den Buchhausierer, Sein Geschäft ist schwierig genug. Verhält sich der Arbeiter und der Bauernstand zu den Büchern, soweit es nicht Andachts literatur ist, von vornherein mehr mißtrauisch als begehrlich, so fehlt es den Gebildeten, die in Flandern lesen können und lesen möchten, den Dorfpastoren und Dorfschullehrern, den Schriftstellern, Nonnen und Patern, Gemeindebeamten usw. nur zu oft an den nötigen Mitteln, »Das schreiende politische Un recht in Flandern«, sagt Goudswaards, »liefert wahre Pracht kerls von flämischen Streitern, aber Streiter, denen weder Zeit noch Geld llbrigbleibt, sich ein flämisches Buch zuzulegen. Den- noch tun sie es, sie tun es, weil sie an dem flämischen Buche mit tiefstem Gefühle hängen und weil sie wissen, wie notwendig ihnen ihre Muttersprache ist, , , Die Frau des Leiters einer flämischen Mittelschule, wo in jedem Jahre zum Ankäufe von Büchern für zehn Lehrer zusammen 40 Frcs, ausgesetzt waren, tröstete ihren Mann mit den Worten: »Kauf das Buch, wir werden etwas weniger Petroleum in die Lampe, etwas weniger Kohlen in den Ofen tun«. Als Goudswaard eines Tages in der Dorfpfarre des großen flämischen Lyrikers Guido Gezelle vorsprach, tröstete ihn dieser: »Gedichte zu schreiben und sie zu verlegen, mag nicht schwer sei»; sie aber nbzusetzen, das ist ein schlimm undankbares Werk. Euch soll dafür gelohnt werden später«. So erfüllt der flämische Buchhausierer für das Land eine tiefbedeutsame Sendung: in dem er überallhin kommt, wo das arme flämische Volk sein Tagewerk tut, hinein bis in die entlegensten Winkel selbst Französisch-Flandcrns, bringt er unter die Menschen den geistig politischen Zusammenhalt und wahrt mit den Büchern nieder ländischer Sprache, die er feilbietet, das Stammgefühl und den Heimatstolz, Dagegen steht den Werken mit französischem Texte eine weit zahlreichere und zahlungsfähigere Kundschaft zu Gebote, Es ist die Oberschicht der in Sprache und Lebenshaltung nach Paris gewendeten Landcdelleute, Bürgermeister, Großgewerbetrciben- den, Abgeordneten, denen ein Buch zwar weit weniger jene bittere Notdurft wie dem mittellosen, bildungshungrigen Fla men ist, die aber für Beruf und Liebhaberei, zur lluterhaltung für die Frauen, als Schmuck im Bücherschränke alles, was immer aus Paris kommt, willkommen heißen. In diesen Kreisen gehen am besten Bücher über Pferdezucht, Pariser Modetafeln, die neuen Saisonromanc und dergleichen. Die Advokaten und Land ärzte verlangen Fachbücher, An solchen in flämisch-holländischer Sprache ist ohnehin kein Überfluß; da bleibt nichts übrig als die französische Wissenschaft. Erst jetzt mitten im Kriege, da die Flamen ein eigenes Ministerium auch für Gewerbe und die öffentlichen Arbeiten besitzen, regen sich Vorschläge, für Stein metzen, Schreiner, Kunstschmiede, aber auch für Baumeister, Fabriklcitcr usw, eine brauchbar-billige Fachliteratur flämischen Ursprungs zu schassen und in den Handel zu bringen. Sehr beliebt in Flandern ist der Handel auf Subskription, Nicht allein um fertige Bücher abzusetzen, sondern um Druck, Bindearbeit und Ausgabe eines Buches überhaupt zu ermög- ichen, ist die Vorausbestellung das landläufige Mittel. Die über zahl neuer Romane, Gedichtsammlungen, aber auch der wissen schaftlichen Literatur erscheint erst, nachdem die Unternehmer die Kostendeckung dadurch geregelt haben, daß sie der entsprechen den Abnehmerzahl durch Namensunterschrift sicher sind. Zur 797
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder