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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.07.1868
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 27.07.1868
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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.6 171, 87. Juli. Nichtamtlicher Theil. 1987 oder eine Anweisung, wie inan leichtlich schöne Kinder erzeugen möchte. Oder, daß ich noch mehr nenne, du kauftest billige alte Bü cher, so noch aus heidnischen Zeiten herrühren und verkauftest sie wieder mit Nuzzen. Mancheiner hat schon ein artig Sümmlein da mit verdienet. Doch möchte ich dir davon abrathen, großgünstiger Leser, so du ein frommer Christenmensch bist. Denn vom Auti- guario leben gemeiniglich nur die Kinder des verfluchten Stammes llaän, der in alten Zeiten Christenkinder als Opferschmaus gebraten anfzutischen pflegte. Ist ein unreinlich Handwerk, das Autiguarium, voll Staub und Schmuz und Unfläterei, davor sich ein Christ zu sei ner Seelen Heil wol hüten möge. Oaput II. Was der Leser thnn soll, so er Opera edirenwill. Gewaltig nüzzlich znlescn. Cs sind schon etliche Männer anfgestanden, so gesagt haben, es sey nöthig und nüzzlich, daß der Verleger sich nicht thörichten 8ps- oulatiouibus widme, sondern nur drükke im Dienste göttlicher und menschlicher Wissenschaft!. Solche scheinen mir aber greuliche Thoren zu sein, die einemUbautasma nachjagen und dabey ihre paarObulos thörichtermaaßen znsezzen. Denn eitel Wind und Dunst ist das, so manche Narren „Wissenschafft" gcnennet haben. Was ist das wol Werth, großgünstigcr Leser, was etliche Ooctore« und Rroks88ors8 zu nachtschlafender Stunde ans alten gottlosen Scharteken imHöllen- pfuhle bratender Heiden mühsam herausgeklaubet? Haben wir doch gesehen, daß in der kkilosoplua das heute nicht einen Pfifferling wieget, worauf sie gestern noch schworen, und daß die IbeoIoKia, seit vootor iVlartinus seine 95 tl,o868 publioiret, jeglichen Tag an ders tractirct wird und einer den ander» als Kczzer vcrschimpfiret! Von der llwtoria gantz zu schweigen. Desshalb wende dich, lector bsuevals, ab von jenen Übeln Berathern und bedenke, daß nur das 8cientiam traetiren heisset, wenn das Geld in dem Kasten klin get. Du musst also Schriftlein drükken, so nicht viel kosten und doch viele Tsetore« haben, Schriftlein, so autori leichtlich ans der Feder fliesten und nicht so viel Kopffschweiss bedürften, wie jene opi-ra, so aus den Kammern der liisterio^raplii oder pliilosopbi kommen. Drumb verlege hübsche Oaleuäaria, die duOollv^ae leicht lich nachdrükken kannst; oder ein Schriffllein über den *) Weltuntergang et cetera. Auch magst du darauf *) tores zu finden, so dir ein Büchlein schreiben ,,Persöhn *) Worinnen du eine arhney anprcissest, gewaltig nüzzlich, wenn man mit schlechtem Erfolge in Vsnsrs ercediret. Und die arhney, so du auch ans etlichen unschuldigen Krcutern präparirest, verkäuffest du dann für 50 Gülden das Fläschlein. Oder du drükkcst etwelche von der Art Schrisften, Romane gcnennet. Autors«, die solche schreiben, findest du so viele, daß du, mit Vergunst zu reden, die Säue damit füttern möchtest. Von allen diesen autoribus suche solche aus, so für wenig Geld recht pignaut zu schreiben wisse». So du schon längere Zeit Diener bey Buchführcrn gewesen, weißt du gewißlich, daß pi- cznant und unfläthig in der lin^na bibliopolica gemeinhin 8^no- n^wa sind. Also sey daiauff bedacht, daß deine Büchlein sehr piguant *) so Herr Chesterfield oder das Ver- - tona verleget. Dann musst du das Buch verkleiben, *) ans eigener Erfahrung, daß am meisten das Verbotene reizet und findest du dich leichtlich mit deinem Gewissen ab, weil an diesem Uebel die Urmutter Rva schuld träget. Der Umschlag des Büchleins aber sei mit einem pignaaten Bildlcin gezieret, daß der geneigte Leser wie durch einen Vorhang ahne, was er in den ver- kleibten Blättern findet. Gar mancher, der so trefflich speculiret, fährt jetzo in einer Gntschen, besizzet grosse Güter und wird sogar Dealer gcnennet. Wonach zu achten, großgünstiger Leser. So du aber ein Werklcin zu Stande gebracht, musst du es den *) Brandstelle, Herren Oollsgi« sehr anpreissen, daß sie cs recht kauften. Auch dem hochvcrehrlichen Rublic» musst du durch lunsrtiouss, Brieflein, so man „Eingesandt" nennet, Rsdawss, Kritiken und allcrley fürsich tige Praktiken das Maul recht wässerig machen. Du sag . . . '*) daß cs dir endlich gelungen, den weltberühmbten Noams zum Autoren» zu acquiriren, wenn du auch selbst wei .....*) cyn armer Teufsel ist, so sehne Opera nach der Ellen schreibet, und den niemand noch kennet, als die, von denen er etliche Gröschlein ab- gepumpet. Thut nichts! denn munllu« vult ciscipi, und du wärest ein Narr, wenn du das nicht ex kunäamsnto erecutirtest. Denn be- dencke: Klappern gehört zum Handwerck, so nur dann einen goldnen Boden hat, wenn du beim Klappern 8ensu8 irritirest und die Sup pen auch richtig zu würhen verstehest. Freylich gilt auch der weise Spruch Rrrars kumanum s«t, und wirst du, so du stark ins Zeug gehest, manches Büchlein zur Ostsr- Messen als unabgesetzet zurückcrhaltcn. Doch thut das nichts. Auch der Geschcutste kommt aufs Irrwege. Du setzest dann in das Blatt derBörse, daß dein piquanterRoman oder dein Persö *) bis aufs das letzte Eremplar abgesetzet worden, wofür d *) 0oIIsK>8 gratias agirtest. Dann kündigst du säitioasia 8sc . . *) an und so mandirvicle undramponirte RxempIaiiaremittiret, giebst du ihnen ein neues Gewand, verkleidest sie frisch, bestreichest den Schnitt, so er schwarz geworden, mit Kreiden und schikkest alles aufs neue hinaus. Solche Opera halten sich wie ihre Heroins« lange, wenn sie nur freundlich geschnünket sind und äußerlich glänzen. Denn bedencke: die Welt ist dumm, sehr dumm sogar, und so der Mensch alt wird, bleiben die lidicliasa allewege jung. Miscellen. Antwort auf die offene Frage in Nr. 167 d. Bl. — Das fragliche Reinittendenpacket war angeblich von Hrn. C. Winiker in Brünn an mich durch Hrn. E. Heitmann hier abgesandt worden, was ich jedoch nicht empfing und folglich auch nicht dem Absender gut schreiben konnte. Vor nicht langer Zeit wurde in meinem Geschäfts local ein ganzer Stoß diverse Buchhändlerpackete von einem Be diensteten des Hrn. Heitmann irrthümlich ohne Weiteres abgeworfen, entweder aus Unwissenheit oder auch aus Bequemlichkeit, die Pallete los zu sein. Die betreffenden Pallete wurden erst auf meine Ncela- mation wieder bei mir abgeholt und an den richtigen Ort befördert. Diese und noch manche andere Erfahrungen, die man nach und nach macht, beweisen, daß falsche Beförderungen bei Commisfionären na mentlich durchs Personal nichts weniger als zu den Seltenheiten ge hören. Für dergleichen Schaden, der daraus erwächst, kann aber wohl der Verleger nicht stehen! Die richtige Absendung von Anschlüssen nach Leipzig kann ferner der auswärtige Absender allerdings stets durch seinen Advis beweisen. Daß aber dieselben vom Commissionär in Leipzig richtig weiter befördert worden sein sollen, ist nicht be weisbar, weil der Commissionär nicht gesehen hat, ob die Pallete an die Adressen in Leipzig wirklich abgegeben wurden. Diese Art Be weise sind, so oft sie sich auch im Buchhandel wiederholen, mangel haft, oder besser gesagt, es sind keine Beweise. Leipzig. C. F. W. Siegel. Personalnachrichten. Am 22. d. Mts. ist Herr Eduard Trcwendt in Breslau auf einer Gebirgsrcise in Altwasser in Schl., im 52. Lebensjahre, plötzlich gestorben. Der Entschlafene stand in dem Kreise seiner Collegen wie in dem seiner Mitbürger in hohem Ansehen; von den ersteren wurde er durch seine wiederholte Wahl in den Rechnungsausschuß des Bör- senvcreins (1857 bis 1863) ausgezeichnet, und unter den letzteren bekleidete er das Amt eines Stadtraths. Wir hoffen dem Andenken desselben noch einen ausführlicheren Nachruf widmen zu können. ') Brandstelle. 300*
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