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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.12.1916
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- 1916-12-05
- Erscheinungsdatum
- 05.12.1916
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- Deutsch
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2b2, 5. Dezember 1916. Redaktioneller Teil. doobeg« zu überschwemmen! Unsrerseits schienen wir dazu nur zu sagen: es sind zu viel! Wozu sich anstrengen, wozu Dämme errichten? Die steigende Flut wird sie wegreiben. Bleiben wir hübsch beiseite und pflegen wir unfern Garten, unser Gärtchen, leben, wenns möglich ist, von seinen Früchten und begehren nichts weiter! Ach! Wieviel Leid hat er uns — wirtschaftlich gesprochen — schon gebracht, dieser Garten Candides! Sicher ist, das; wir um unsere Sittenrcinheit niemand zu fürchten gebraucht hätten! Und während wir uns um die Wette befleißigten, dem Muster Candides »achzuleben, haben die ausländischen Buchhändler — das bitte ich, mir zu glauben — keineswegs auf ihrer Ware geschlafen. Ihre Lager erneuerten sie beständig. Und an wen glaubt man wohl, daß sie sich um Beschaffung der nötigen Vorräte gewandt haben? Zunächst und zumeist an die wohlgeordneten und vollständigen Bücher verzeichnisse, die von den großen Leipziger Kommissionsbuchhandlungen herausgegeben werden. Hier fand sich auch das französische Buch. Ohne den Katalog würde man es kaum gekannt haben. Der Grund davon ist sehr einfach: unsere Verleger lassen das Ausland nicht regel recht bereisen. Wie so viele französische Kauslente und Fabrikanten warten sie daheim auf Bestellungen und sagen sich dabei: »Um so schlimmer für den Kunden, wenn er nicht kommt«. Fa, um so schlimmer für den Kunden, aber gleichermaßen auch um so schlimmer für die Ware, die nun auf Lager bleibt, und für den Fabrikanten, der es nicht verstanden hat, sie abzusetzcn! Dazu kommt, daß wir nirgendwo französische Gehilfen in den großen Anslandsbnchhandlnngen haben, während die jungen Boches dort reichlich vertreten sind. So jung sie sind, so sind sie doch keine Kinder mehr: auch wissen sie schon recht gut, daß es ihre Aufgabe in dieser Welt ist, vorzugsweise deutsche Waren an alle anderen zu ver kaufe», ob es nun ein Buch, ein Hut oder irgend ein Hausgerät ist. Daraus kann man das Schicksal eines französischen Buches er messen, das durch Zufall in eine Auslandsbnchhandlung geraten ist. Cs verläßt sie nur, um als unverkauft, unansehnlich geworden, an den erstaunten Verleger zurückgesandt zu werden. Es gibt übrigens nur ihn, der das ist. Eine nichts weniger als ungenügende öffent liche Ankündigung hat ja eben erst das neue Werk gemeldet, — warum will man nun, daß jedermann sich gleich darauf stürzen soll? Einige bekannte Autoren, einige immer gangbare Bücher finden von selbst ihre Käufer, obwohl die Notwendigkeit, sich mit seinen Bestellungen erst nach Paris (oder nach Leipzig) wenden zu müssen, wenig Er mutigendes für den zur Eile gedrängten Leser hat. Und alle Leser sind in Eile. Das Buch, von dein man ihnen erzählt hat, hört in dem Augenblicke auf, ihnen zu gefallen, in dem inan sie darauf warten läßt. Am nächsten Tage denken sie nicht mehr daran. Diese Abwegigkeit in unserem Geschäftsbetriebe ist noch in mancher anderen Richtung ärgerlich, und auch noch weitere, für den französi schen Einfluß verhängnisvolle Übelstände sind mir im Verlaufe einer kleinen Neise im neutralen Lande gerügt worden. Man hat ja schon manchmal die Art und Weise getadelt, nach der unsere Werbetätigkeit im Anslande eingerichtet ist. Die Aufwendungen der Boches zu diesem Zweck werden auf 350 Millionen geschätzt, die in der Zeit vom August 1914 bis Ende Juli 1916 restlos verbraucht worden sind: da ist es wohl möglich, daß ihre Durchdringung die unsere überflügelt hat. Indessen, was haben sie für ihr Geld? Das werden wir nach dem Kriege sehen. » seine Zeit damit zu verlieren, sich mit ihnen hcrnmzuschlagen und doch nicht zum Ziele zu kommen. Ernsthafte Bücher, bewährte gute Verlagswcrke, so hatte man ihm gesagt, würden keinerlei Aussicht auf Absatz haben. Er aber hatte seine Fächer ausschließlich mit solchen vollgepfropft: Geschichte, Knust, Mathematik, NaturwissenschafleN, Rechtskunde, Volkswirtschaft, Me dizin, Nachschlagebücher usw. Leichte, tändelnde, schlüpfrige Literatur, recht eigentlich französische Ware, wurde uns darüber nicht vorenthalten. »Wenn Sie davon haben wollen, hier ist es.« Und der liebenswürdige deutsche Buchhändler (wenn es nicht der »neutrale« gewesen sein sollte) läßt euch den Hintergrund des Ladens betreten, um euch da in aller Heimlichkeit Zweideutigkeiten in Kupferstichen deutscher Herkunft, aber gar so willfährig in Paris natu ralisiert, zu verkaufen! Was? Auch der Neutrale erlaubte sich mit uus diesen unpassenden Scherz? Aber gewiß. Und meist ohne böse Absicht. Auch er hat eben nur den Oornmw vo^a^aur boelre gesehen und nichts anderes gehört als seine überlaute Anpreisung. Für uns die Literatur der Verderbnis, für Deutschland Werte von Gewicht, die belehrenden Pflastersteine, die »Kultur« mit großem Orchester. Schlußfolgerung: Wenn durch irgend einen Zufall die Werke unserer Gelehrten, unserer Denker an den Ort kommen sollten, von dem ich spreche, so würde entweder der Deutsche sie verschwinden lassen, indem er brummt: »Wie kommen diese Leute dazu, sich hier einzumischen?«, oder aber es wird sie der Neutrale in der erheuchelten Vermutung, daß sie ihm irrtümlich zugekommen sein müßten, nach einiger Zeit an den Absender zurückschickcn. In jedem Falle würden wir unseren Ruf als gute Unterhalter und böse Sittenvcrderber bewahren, zumal er durch Schandbnben wie jenen flüchtenden Boche neuerdings dauerhaft gefestigt ist, in dessen Koffer man kürzlich eine Bildersammlung nichtswürdigen Inhalts, von ihm in — Paris hcransgegeben, entdeckt hat. Soll man denn jedem Unbe kannten mißtrauen? Er machte ja einen so ehrbaren Eindruck, als er den Spatzen in den Buttes-Chaumont Brotkrumen znwarf. Wer hätte da argwöhnen können, daß er nebenbei auch unschickliche Post karten, anscheinend Pariser Herkunft, unter den Fremden in Babylon verbreitete? Des Verhalten unseres rwrstehcnd geschilderten Buchhändlers ist also nur Rückwirkung: ... seine Tugend sei anerkannt. Man war zunächst überrascht, eine französische Buchhandlung sich auftun zu sehen, mehr aber noch, zu bemerken, daß diese Buchhandlung durchweg gute, gehaltvolle Bücher anboi. Schon heute hält sich dieses Neugeborene auf seine» Beinchcn aufrecht: in drei Monaten wird cs ohne Hilfe da herschreiten. Weitere Folge dieser glückverheißenden Frühreife: Die »eonenr- renls doasteg ou kookioplnleg« müssen, um nicht zurückzubleiben, unsere Veröffentlichungen, über die sie schon den Auslöscher gestülpt hatten, jetzt wieder besser behandeln und mehr in den Vordergrund rücken. Möchte die Ausfuhrgesellschaft der französischen Verlagswerke weiter voranschreiten auf ihrem vorgezeichneten Wege! Unsere Bücher, unsere guten Bücher nehmen im Anslande eine demütigende Stellung ein. Erhöhen wir sie wieder! Wir werden uns keine Undankbaren verpflichten: unsere Mühe werden sie mit Erweiterung unseres Ein flusses lohnen. Lucien Descaves. Immerhin muß gesagt werden, daß wir uns keineswegs so un tätig verhalten, wie man behauptet. Den Beweis dafür habe ich un längst in der deutschen Schweiz gefunden, also gerade da, wo man unserem Werbedienst den Vorwurf der Schlaffheit macht. Man hat sich kurz entschlossen, in einer großen von den Deutschen oder »Neutralen in Besitz genommenen Stadt eine französische Buch handlung zu eröffnen, ja, meine Herren und Damen, eine Buchhand lung, also ganz das, wie es französischer kaum etwas geben kann. Es gibt Leute, die sich noch heute nicht davon erholt haben. Es war — um sie zu hören — eine unleugbare Schlappe, ein Abgrund, der plötzlich zu unseren Füßen gähnte, ans Kosten der »Prinzessin« gegraben. Keine Käufer für die französischen Bücher, folglich auch keinerlei Mög lichkeit, Geschäfte zu machen Der Verkauf von billigen Büchern ge nüge nicht, um eine Handlung lebensfähig zu erhalten, nsw. Ich hörte diese Flaumacher an und behielt meine Meinung für mich. Ich hielt mich zurück, weil ich mir zunächst selber mal den »Ge schäftsmann« bei seinem Werke ansehen wollte, den sachverständigen Mann, den man diesmal wenigstens — den guten Einfall gehabt hatte, an die Spitze des Unternehmens zu stellen. Ich war starr. Nichts Anregenderes, Lehrreicheres als dieser Prü- fnngsbesnch. Der dort hingcstelltc Buchhändler hatte damit angefangen, mit den Ratschlägen sogenannter erfahrener Leute reinen Tisch zu machen. So hatte er die Schwierigkeiten des Anfangs glatt überwunden, statt Kleine Mitteilungen. Buchhandelsgeschäfte mit Minderjährigen. — In den Tageszeitun gen lesen wir: Eine Verlagsbuchhandlung in Berlin läßt durch ihre Reisenden in ganz Deutschland ein Werk »Die Praxis des modernen Maschinenbaues« vertreiben. Überaus zahlreich bei der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schwindelfirmen in Lübeck eingelanfene Beschwer den lassen erkennen, daß die Reisenden sich vornehmlich an Minder jährige wenden, die sie beim Hin- oder Herweg von ihrer Arbeits stelle aushalten und veranlassen, einen Bestellschein aus das Werk zu unterzeichnen. Gewöhnlich verweigern dann die Eltern, die von dieser Bestellung nichts wissen und sie auch nicht genehmigen, die Annahme des unter Nachnahme eingehenden Werkes, worauf bei dem Minder jährigen ein mit Maschinenschriftimitation hergcstelltes Klagcan- drehungsschreiben eines Berliner Fnstizrats eintrifft, in dem ersucht wird, sich binnen fünf Tagen zur Abnahme des Werkes bereit zu er kläre» und an de» Instizrat i» derselben Zeit 1.25 Mk. für Schreib arbeit zu cntrichlc». Es ist anzunehmen, daß viele Eltern, u», de» Weiterungen eines Zivilprozesscs, der natürlich bei»« Amtsgericktt Berlin-Mitte anhängig gemacht würde, zu entgehen, schweren Herzens die Rate und wohl auch die weiteren Rate» bezahle» werde». In einem der Zentrale augenblicklich vorliegenden Falle weigert sich die 14^9
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