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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.11.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-11-29
- Erscheinungsdatum
- 29.11.1916
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
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Redaktioneller Teil. 277, 29, November 1918, stand, erzählte mir in diesem Sommer, daß seine Kompagnie 1919 Weihnachtspakete aus einer großen mitteldeutschen Stadt er halten hätte, und in jedem der 250 Pakete sei als Buchgabc ge wesen — »Streicher, Schillers Flucht aus Stuttgart!« Da wären all die alten Landsturmleute zu ihm gekommen, mit den Worten: »Unneroffezeer, nehmt Se man dat Bok, dat is für uns doch nix«, Mer für 250 Exemplare »Schillers Flucht aus Stutt gart« hätte er auch keine Verwendung gehabt, und so sind die Bücher unbenutzt den Weg alles Fleisches gegangen,- Ich habe schon vergangenes Jahr vor Weihnachten im Börsenblatt den Ruf nach Vielseitigkeit erhoben, vielseitig nicht nur im Inhalte, sondern auch im äußern Gewand, Es ist begreiflich genug, daß unsere Feldgrauen und die Blaujacken auf den Schiffen mehr Freude haben an Büchern mit anderem Gewände, als denen der so vielfach bevorzugten, bekannten Sammlungen, Wir haben von Hamburg aus zu Anfang dieses Jghres einen Feldzug um Erhöhung des Verlegerrabatts begonnen. An einen raschen und allseitigen Sieg haben wir dabei nicht geglaubt. Aber wie vor etwa 10 Jahren, als wir zum ersten Male darum kämpften, eilte große Zahl von schön- wissenschaftlichen Verlegern uns Gehör gab, so dürfen wir auch jetzt schon auf beachtenswerte Erfolge bei den wissenschaft lichen Verlegern Hinweisen; in ihre Phalanx ist Bresche gelegt. Jetzt ist ein drittes Rundschreiben versandt, von dem wir weitere Erfolge erhoffen. Denn was wir wünschen, ist eine Forderung der Gerechtigkeit und Billigkeit, Deshalb sind wir auch über zeugt, daß die billig denkenden Verleger mit der Gewohnheit brechen darum handelt es sich im Grunde, sachliche Gründe gibt es nicht mehr für Beibehaltung des 25 "/»-Rabatts — und den geänderten Zeitumständen Rechnung tragen werden. Gewiß mag es vor 60 und 50 Jahren angemessen gewesen sein, die Or dinärrechnung aufzugeben und zu 25 "/« überzugehen. Übrigens wurden noch bis zum Jahre 1873 bei Elwert in Marburg — er ist Wohl der letzte Verleger gewesen — wissenschaftliche Bücher ordinär geliefert, d, h, sie wurden mit den Ordinärpreisen faktu riert, mit Ordinärpreisen wurde remittiert und disponiert, und vom sich so ergebenden Saldo wurden dann 3314 "/» abgezogen. In diesen etwa 60 Jahren hat sich aber viel geändert, so daß es nun an der Zeit ist, mit dem Atavismus — ein Fremdwort Pflegt immer milder zu sein, als unser geliebtes Deutsch — aufzuräumen. Nun gar diese unangenehmen kleinen Nadelstiche ungenügenden Rabatts, wie z, B, 1,50 ord., ,F 1,15 netto, 2,50 ord,, -kl 1,90 netto usw,, sind durch nichts zu rechtfertigen und müssen verschwinden. Die betreffende» Bücher dürfen ebensogut 10 «s oder 20 «s teurer sein, um dann auskömmlich rabattiert werden zu können, wie es sich bei der ganzen Frage nur um eine mäßige Erhöhung der Ladenpreise zugunsten des Sorti- ments handelt. Niemand will dem Verleger seinen rechtmäßi gen Gewinn schmälern, aber das Sortiment hat daneben An spruch, rechtmäßigen Anspruch auf einen auskömmlichen Rabatt. Wir empfingen diesen Sommer u, a, den Brief eines hoch angesehenen schönwissenschaftlichen Verlegers, der sich zu der Frage in folgendem Bilde äußerte: Die schönwissenschastlichen und ähnlichen Verleger ermöglichen mit ihren auskömmlichen Rabatten dem Sortimenter, sich sein Rest zu bauen, und dann kommen die wissenschaftlichen Verleger und legen ihre Kuckucks eier in das Nest hinein, um sie mit ausbrüten zu lassen. Ich will mir das Bild nicht zu eigen machen, aber auch als Sorti menter alter Schule, der an den Vertrieb sich meine den mit Kosten für den Sortimenter verbundenen Vertrieb) seit 50 Jahren gewöhnt ist, kommt man dazu, sich die Frage vorzulegen, ob es geschäftlich noch zu rechtfertigen ist, wissenschaftliche Bücher künftig zu vertreiben. Der Vorstand des Deutschen Verlegerver eins, mit dem wir im Frühjahr über diese Frage im Briefwechsel standen, warnte uns davor, auf den Standpunkt des englischen siiopkoapor herabzusinken. Ich meine, es ist Sache des deutschen ! wissenschaftlichen Verlegers, dies dadurch zu verhindern, daß er, durch einen auskömmlichen Rabatt den Vertrieb wissenschaftlicher Werke wieder lohnend macht. Es bleibt dabei: Das Recht, den Ladenpreis zu bestimmen, schließt die 1458 Pflicht ein, einr'n auskömmlichen Rabatt zu ge währen! Neben die Bemühungen auf Erhöhung des Verleger-Ra- batts kann ich auch zur Ergänzung des Bildes die im Kreis Norden und in Hamburg-Altona beschlossene gänzliche Ab is ch a s f u n g des Kundenrabatts stellen. Ein wirklicher Rabatt wurde allerdings bei uns seit langen Jahren schon nicht ! mehr gegeben, es handelte sich lediglich um einen Abzug von 27» bei größeren Bareinkäufen und bei pünktlicher Bezahlung, von Rechnungen, um 2°/», die gegeben werden durften, nicht ge geben werden mußten, und die nur in einer Minderheit von Füllen wirklich gegeben wurden. Ob es zweckmäßig war, auch die 2 7, bei größeren Bareiukäufcn zu streichen, soll hier nicht erörtert werden, weil die Sache einmal beschlossen ist. Eigent lich geht doch der Zug der Zeit aus Verminderung des Rech- nungs- und Steigerung des Barverkehrs, wozu jene 2 7« Kassa- skonto ein guter Anreiz waren und bleiben. Der Beseitigung des Abzugs von 2 7» wird die des Be tz ö r d e n r a b a t t s von 5 7» auf dem Fuße, und zwar noch im alten Jahre, folgen, wenigstens für Hamburg, Die einleitenden Schritte dazu sind getan. Bei Überreichung einer dahin zielen den Eingabe fanden wir bei dem betr, Oberregierungsrat Persön lich ein wohlwollendes Verständnis für die Sache, und er er faßte ihren Kern sehr richtig, indem er sagte: »Sie wollen mit mir ja gar nicht verhandeln, sondern Sie machen mir die Mit teilung, daß der Rabatt vom nächsten Jahre an aufhören wird«. So war allerdings die Sache im Hamburg-Altonaer Buchhänd- ler-Verein besprochen worden. Ob nun einzelne Bibliotheken Schwierigkeiten machen und versuchen werden, von auswärts ! zu beziehen, steht dahin. Uns trieb jedenfalls die Not der Zeit, sowohl auf Erhöhung des Verlegerrabatts, nämlich die Besei tigung der unzulänglich gewordenen 25 7», wie auch auf Ab schaffung jeglichen Kundenrabatts zu dringen. Fester Wille, ans ein gerechtes Ziel gerichtet, führt zum Ziel, Vor einigen Jahren habe ich an dieser Stelle auf den jun gen plattdeutschen Dichter Gorch Fock hingewiesen. Jetzt hat ihn jählings der Tod dahingerafft. In der Skagerrak-Schlacht hat er mit der ganzen Besatzung der »Wiesbaden« ein ruhm volles Ende gefunden. Zu früh, nach menschlicher Meinung, ist er aus dem Leben abbcrufen, aber seine Werke werden ihn lange überleben. Denn er war ein wirklicher Dichter, einer, dem von der Muse die Gabe der Dichtkunst in die unscheinbare Wiege ge legt war. Auf der Elbinsel Finkenwärder ist er als Sohn eines Hochseefischers geboren. Ein von ihm als widrig empfundenes Geschick brachte ihn in die Lehre einer Kleinhandlung in Geeste münde, später in eine bescheidene Stellung in den Riesenkontoren der Hamburg-Amerika-Linie, Sein Dichten war rein, heimisch und deutsch, voll Saft und Kraft, Sein Hauptwerk »Seefahrt ist not!« — dieser Roman liegt schon im 21,-25, Tausend vor — atmet starke vaterländische Empfindung, Als ich jüngst den Ab schnitt, der den Untergang von Klaus Mewes im furchtbaren Sturm am Skagerrak schildert, meisterhaft vorlcsen hörte und di« Stelle kam »Ein englischer Trawler kam in Sicht, das erste Schiff seit zwei Tagen, Aber das lag beigedreht und hatte genug mit sich selbst zu tun. Dennoch hätte es vielleicht geholfen, wenn Klaus Mewes die Notflagge gezeigt hätte, aber Klaus Mewes dachte nicht daran, sich von einem Englishman ins Schleppt»'» nehmen zu lassen, Gott schall mi bewahren, dachte er und ließ John Bull stiemen«, konnte ich nicht zur mich halten und rief ein lautes »Bravo!« durch den überfüllten Saal, Und in der Erzählung »Fies Mariners« aus dem nachgelassenen Werke »Nordsee« kommt das deutsche Herz des Dichters so schlicht und eindrucks voll, gegen England gerichtet, zum Ausdruck, daß es uns Ham burger mit wehmutsvollem Stolz erfüllen darf, ihn den Un fern haben nennen zu können. Er ist dahin — »ach, der Krieg verschlingt die Besten!« Wenn zurzeit seine Bücher in Hambnrg besonders stark ge kauft werden, so gebührt das Verdienst daran mit vr, Paul Ohnsorg und seinen Liebhaber-Schauspielern, die zwei Stücke
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