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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.04.1870
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 27.04.1870
- Sprache
- Deutsch
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Welche lächerliche Ungerechtigkeiten das gctheiltc Eigenthum gegen Tausende von in Frankreich lebenden Deutschen bei der jetzigen Praris mit sich fuhrt, zeigt sich am ausfälligsten bei der Gesangmusik. Ist das gleiche Werk niit gelheilkem Eigenthnm in Deutschland und Frankreich erschienen, und hat, wie häufig vorkommt, die französische Ausgabe nur französischcnTert, so ist der deutschcTert unser» eigenen Landsleuten, auf legalem Wege wenigstens, durchaus unzugänglich! Mittelbar arbeitet dieser Zustand einer Französirung derselben in die Hände und verlangt daher auch aus patriotischen Gründen eine Acnderung. K. O. Herr E. Steiger und der deutsche Buchhandel in Amerika. Ein Wort an die Herren Verleger in Deutschland. In Nr. -15 des Börsenblattes finden wir wieder eine jener bombastischen Proclamationcn, in denen sich Hr. Steiger so sehr ge fällt. Die dem Vercinigten-Staaten-Congrcß vorliegende Revision des Tarifs ist diesmal das Schrcckbild, das Hr. Steiger benutzt, um die Verleger Deutschlands für seine Zwecke kirre zu machen. Außergewöhnlich billige Preise, Commissions-Sendungen, langer Credit und schließlich Monopole: das sind die Forderun gen, die derselbe in seiner unermeßlichen Bescheidenheit an die deut schen Verleger stellt. Wenn aber den letzteren die vortheilhaftcn (?) Anerbietungen, die Hr. Steiger zu machen sich herabläßt, nicht ganz einlcuchlen sollten, dann (droht derselbe) wird die Strafe auf dem Fuße folgen. „Nachdruck" ist das magische Wort, gestützt auf den projec- tirten Tarif, der trotz Hrn. Steigcr's Prophezeiung noch immer nicht zur Thatsachc geworden ist und cs überhaupt auch vorläufig nicht zu werden scheint, mit dem derselbe die Herren Verleger zu Paaren zu treiben gedenkt. Hr. Steiger darf nur, wie cs scheint, über ungezählte Millio nen gebieten und mit einem Schlage ist der amerikanische Markt für die deutschen Verleger auf ewig verloren. Dies sind ungefähr die leitenden Ideen, die dem erwähnten Artikel zu Grunde liegen. Hr. Steiger beansprucht natürlich alle Vorthcile nur für sich. Für ihn eristirt nur sein eigenes Geschäft und nebenbei die kleinen Händler, an die er seine „Waare" absctzt. Er gerirt sich ungcnirt als den Repräsentanten des deutsch-amerikanischen Buchhandels und alle übrigen Importgeschäfte versinken in nichts, dem strahlenden Sterne seines eigenen Jchs gegenüber. In seinem Dünkel scheint er sogar jenes alten geachteten Hauses zu vergessen, das den deutsch- amerikanische» Buchhandel schon zu Ehren brachte, als Hr. Steiger noch bescheiden als dessen Commis fungirte. Werden aber die Herren Verleger sich durch marktschreierische Prahlereien so düpiren lassen, um sich mit gebundenen Händen diesem sein wollenden Monopolisten zu überliefern? Oder liegt cs im Interesse der deutschen Verleger, hier Monopole oder Allein- debite zu schaffen? Mit nichtcn! Diejenigen Bücher, welche für den hiesigen Markt passen, werden sich einen Absatz suchen, auch wenn Hr. Steiger ihnen seine allerhöchste Protection nicht angedeihen läßt. Sollten aber einige Verleger sich wirtlich beirren lassen, so mögen sie dadurch vielleicht eine beschränkte Anzahl von Exemplaren verkaufen, allein von einem massenhaften Absatz, der nur durch die der allgemeinen Concurrenz entspringende Thätigkeit erreicht wird, kann nie die Rede sein. Andere Importge schäfte aber, die nicht als Lakaien solcher „noulll ds-Monopolistcn" agitircn wollen, werden ihre Thätigkeit ähnlichen Erscheinungen zu- wcnden, denen nicht das Merkmal des Allein-Dcbits auf die Stirne gcdrücki ist, und in ihren Wirkungskreisen solche Monopol-Artikel zu präcludiren suchen. Wie Hr. Steiger manipulirt, sind wir in der Lage durch ein Beispiel zu illusirircn. In Folge des'billigen Goldagio hat sich derselbe ver anlaßt gesehen, am I.März die ou xros-Preisc von einer Anzahl Zeit schriften herabzusetzcn; allein Journale wie Roman-Zeitung, Haus freund, für die Hr. Steiger, wenn wir nicht irren, den Allein-Dcbit und folglich keine Concurrenz zu fürchten hat, blieben zufällig von dieser Preisermäßigung ausgeschlossen. Der deutsche Buchhandel in Ameri ka ist gegenwärtig noch in seinem Entwickelungs-Stadium begriffen und selbst für den Fall, daß der projectirte Tarif wirklich passiren sollte, wird derselbe dessen Fortschritt nur zeitweilig hemmen können. Er wird und muß sich Bahn brechen und mit der wachsenden Intelligenz des amerikanischen Deutschthums gleichen Schritt halten. Der beste Beweis dafür ist, daß in letzterer Zeit eine nicht unerhebliche Anzahl inländischer Firmen mit dem deutschen Buchhandel in dirccte Ver bindung getreten ist. Gewiß werden die deutschen Verleger diese Be strebungen mit Freuden begrüßen und denselben aufmunternd die Hand reichen. Diejenigen Verleger aber, die vernünftigen Vorstellungen nach- gebcn und durch angemessen erhöhten Rabatt einigermaßen dein amerikanischen Sortimenter den schwierigen Standpunkt erleichtern, werden durch vermehrten Absatz die Opfer, die sie bringen, reichlich belohnt finden. Ungeachtet der Drohungen des Hrn. Steiger wird Deutschland noch lange Amerika mit den Erzeugnissen der deutschen Literatur versorgen. Letzteres muß sich mit derZeit zu einer großenAbsatzquclle gestalten, wenn die Verleger ihre Interessen zu wahren wissen. Gleichmäßig billige Particprcisc an alle Handlungen, die die entsprechenden Quantitäten beziehen, das sind nach unserer unmaßgeblichen Meinung die Hebel, die dem deutschen Verleger zu Gebote stehen, hiesige Handlungen zur Thätigkeit anzuspornen. Commissions-Sendungen halten wir in den meisten Fällen für unzulässig. Die Verhältnisse des hiesigen Buchhandels sind so grund verschieden von denen drüben, daß solche Artikel, welche man nicht in feste Rechnung gebrauchen kann, überhaupt nicht Werth sind im- portirt zu werden. Was den Nachdruck anbctrifft, so glauben wir, daß die deut schen Verleger vorläufig noch ruhig schlafen können. Was die wäh rend der letzten acht Jahre herrschenden hohen Goldverhältnisse nicht vermocht, wird auch der proponirte Tarif im Falle seiner Pasfirung nicht zuwcgebringen. Einzelne Sachen mögen wohl nachgedruckt werden, allein hiesige Verleger werden sich wohl hüten, ihre ganze Existenz auf einen Tarif zu bauen, der, wenn auch ins Leben tretend, im nächsten Jahre widerrufen werden kann. Die Unbeständigkeit der politischen Verhältnisse und das Hin- und Herwegen der Parteien hier zu Lande bieten keine hinreichende Garantie für umfassende Spcculationcn, die, mit Rücksicht auf Ka pitalanlage und hohe Arbeitslöhne, günstige Resultate nicht in Aus sicht stellen. Mit Ausnahme der von Hrn. Thomas in früheren Jahren veranstalteten billigen Ausgaben der deutschen Klassiker, so wie des Weik'schcn Heine, der in seiner schönen Ausstattung mit den überaus theuern Ausgaben von Hoffman» & Campe vorteilhaft coneurrircn konnte, hat die Geschichte des deutsch-amerikanischenVcr- lags nur wenig umfangreiche und werthvolle Werke anfzuweisen, die die Concurrenz drüben in die Schranken fordern. Schließlich gratuliren wir Hrn. Steiger von Herzen zu den Er folgen, welche er, vermöge seiner unermüdlichen Thätigkeit, errungen hat; allein wir können nicht umhin, demselben das bekannte Sprich wort in Erinnerung zu bringen: „Leben und leben lassen". Amerika ist ein großes hoffnungsreiches Land und hat Raum für Viele. Milwaukee, Ende März 1870. I. A. H.
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