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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.06.1870
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 13.06.1870
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- Deutsch
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1992 Nichtamtlicher Theil. I« 132, 13. Juni. ro> in ausgeivählten Abdrücken bildeten. Nur noch ein einziges Eremplar ist in solcher Vollständigkeit und Vorzüglichkeit im Louvre vorhanden. Das eigenthümlichste und in gewissem Sinne das bedeutendste Interesse bot die Bibliothek durch Humboldt's eigenhändige In schriften in einer großen Anzahl von Büchern, sowohl eigenen, wie fremden. Sie waren von dem mannigfaltigsten literarischen, biblio graphischen, historischen, biographischen, kritischen Inhalt. Der Unterzeichnete hatte Gelegenheit, bei Anfertigung des Katalogs manches daraus zu copiren, wovon ein Theil in einem Artikel „Die Bibliolhek Alcrandcr v. Humboldt's" in Rodenberg's Salon 1869 Bd. IV., Heft 11. gedruckt wurde. I. Loewenberg. II. Es darf gewiß zu den eigenthümlichen Illustrationen der Schwierigkeiten gezählt werden, welche mit der Erforschung des that- sächlichcn Verlaufes auch der einfachsten Vorgänge verbunden sind, daß Alerander v. Humboldl's Bibliothek und ihr Schicksal der „Lust zu fabuliren" nicht entgehen kann. Noch ist kein Jahrzehend ver stoßen, seit die merkwürdige Sammlung Berlin entfremdet wurde, und schon seit lange bietet sic ergiebigen Stoff zu mehr oder minder schüchternen Versuchen in Wahrheit und Dichtung. Es ist so bequem, dicLücken, die sich in derKenntniß der Thatsachcn finden mögen, aus den unendlichen Schätzen der Wahrscheinlichkeitsrechnung zu ergänzen! Neuerdings gibt zur Wiederbelebung solcher Versuche eine Nach richt Veranlassung, welche die Runde durch die Zeitungen macht, wonach die Bibliothek in ihrer ganzen Vollständigkeit im Besitze des Hrn. Henry Stevens in London noch vorhanden wäre. Als Quelle für diese tröstliche Neuigkeit wird ohne Weiteres ein von dem ge nannten Herrn herrührender Artikel in Nr. 145 von Silliman's ^merienn llonrn»! os 8oiono6 angeführt. Ich habe diesen Artikel gelesen und finde darin auch nicht die entfernteste Andeutung, die jene Behauptung rechtfertigen könnte. Der Artikel ist nichts als ein etwas veränderter Abdruck des „biblioArapbieal anä bioxraxllioal Nvmoir", welches dem Kataloge der Humboldt-Bibliothek, den Mr. Stevens im Jahre 1863 herausgab, vorangedruckt ist. Die Nachricht kann nur von einer Person herrühren, deren Kenntniß des Englischen so mangelhaft ist, daß sie irgend einen Satz jenes Artikels mißver standen hat. Ans dem Ei dieses „Mißverständnisses" ist denn eine Ente gekrochen, die nun lustig in der Tagespreise umherschnattert, und u. A. auch Hrn. Julius Loewenberg erweckt hat, diesem „echt amerikanischen Humbug", dieser „Reclame für einen bibliopolischen Schwindel" entgegen zu treten — Beschuldigungen, welche Hr. I. Loewenberg sicher zurückgehalten hätte, wäre ihm der Aufsatz in Silliman's Journal bekannt gewesen. Hiermit wäre den» genug gesagt, um den dem Verfasser des erwähnten Artikels gemachten Vorwurf zu entkräften — leider aber haben sich noch andere Jrrthümer in Hrn. Löwenbcrg's schätzbare Mittheilungen eingeschlichen und cs möchte daher nicht unnütz sein, im Nachfolgenden die Thatsachcn, wie sie mir aus eigener Erfahrung bekannt sind, mitzntheilcn. Als Mitinhaber der Firma A. Ashcr L Co. kaufte ich die Bibliothek Humboldt's nebst der Kartensammlung im Sommer des Jahres 1860 von dem nun verstorbenen Herrn I. Seifert, dem treuen Diener Humboldt's, welchem dieser den größten Theil seiner Habe hinterlasscn hatte — nicht für 10,000 Thlr., wie gesagt wor den, sondern für eine bedeutend höhere Summe. Später fügte ich der Bibliothek die Sammlung von circa 160 Diplomen hinzu, welche Humboldt von Akademien, gelehrten Gesellschaften, deren Mitglied er gewesen (er gehörte zu den Wenigen, die sich omuium minrnm «oänlis nennen konnten), erhalten hatte: eine höchst merk- avürdige Reihenfolge, die mit dem Diplom der Berliner Akademie vom 3. August 1800 beginnt und mit dem Gratulationsschreiben schließt, das die Münchener Akademie bei ihrer Säcularfeier am 28. März 1859, wenige Wochen vor Humboldt's Tode, an ihn er lassen hatte. Es trat ferner hinzu die Kolossal - Büste Humboldt's von David d'Angcrs nach dem Leben in Marmor ausgeführt, ein Geschenk des Künstlers an Humboldt. Beide Gegenstände hatte ich im September 1860 in der Versteigerung von Humboldt's „Kunst nachlaß" erworben. Die anderen Kunstgegcnstände, Medaillen, Instrumente, Naturalien, welche Hr. Löwenberg der Bibliothek eben falls einverleibt, gehörten nie zu dieser, sondern gingen in viele ver schiedene Hände über. Die Bibliothek bestand nicht aus 9000, sondern aus mehr als 14,000 Bänden, ohne die höchst werthvollc Sammlung von circa 4000 wissenschaftlichen Broschüren und Abhandlungen zu rechnen — eine Sammlung von bedeutendstem Interesse, denn viele Stücke der selben waren nie für den Handel bestimmt und nur in wenigen Exemplaren abgezogen worden. Sie trugen fast sämmtlich eigen händige Widmungen der Verfasser und viele waren mit Bemerkun gen von Humboldt's Hand bereichert. Abgesehen von der großen Menge kostbarer und seltener Werke, die sich meistentheils auch in anderen Sammlungen finden mögen, war die Bibliothek einzig in ihrer Art, denn wohl niemals hat eine andere in gleichem Maße die Individualität ihres Besitzers wiederspiegelt wie diese. Tausende von Büchern und Schriften aus allen Gebieten menschlichen Wissens Waren mit handschriftlichen Anmerkungen Humboldt's versehen, die in ihrer Gesammthcit, besser als irgend eine Schilderung es könnte, den in ewiger Geistesfrischc aus allen Quellen schöpfenden Meister in seiner Werkstatt vergegenwärtigten. So erstaunlich vielseitig und allumfassend, wie er im Leben war, stand er hier vor uns, alle Seiten seines Naturells, die sarkastische nicht ausgenommen, fanden hier ihren Ausdruck. Dazu kamen zahlreiche schriftliche Zusätze in den Handexemplaren seiner eigenen Werke, allein 12 Seiten im Kosmos, nicht weniger im „Lxamsn oritigus", in der „ lislstioo 6u nnx roAions oczuinoxinlo^", in dem „blsssi uur In Aöo- Arnpbis tles plnnts-i" re. Auch eigenhändig ergänzte Werke anderer Autoren ersten Ranges fehlten nicht, wie z. B. Jörome Lalande's „Lstranomis" (3 Vo>8. 4. ?ari8 1792) mit Tausenden von ergän zenden und kritischen Notizen, Berechnungen und Zeichnungen von des Verfassers Hand, Cuvier's „Usel>sreliv8 8ur Iv8 088t>rusnt8 ko88Ü68", mit handschriftlichen Anmerkungen Arago's, und vieles Andere ähnlicher Art. Man wird gestehen, daß eine solche Sammlung verdiente, der Nachwelt und Berlin, dem Geburtsorte Humboldt's und der Stätte seines Wirkens in höchster Reife, erhalten zu werden. Es wurden denn auch manche Wünsche in dieser Beziehung laut, aber alle Schritte, die zu ihrer Verwirklichung gcthan wurden, blieben erfolg los. In gewissen Regionen herrschte damals eine gereizte Stimmung gegen Humboldt, dessen Briefe an Varnhagen kurze Zeit vorher ver öffentlicht worden waren; man verhielt sich kühl gegen alles, was seinen Nachruhm betraf. Im Auslande dachte man anders. So mancher gelehrte Reisende ließ cs sich nicht verdrießen, den Weg über Berlin zu nehmen, um die Bibliothek zu besichtigen, deren Ruf sich schnell verbreitet hatte. Unter ihnen ist besonders Mr. Cogswell zu erwähnen, der damaligeDirector der Astor-Library in New-Aork, welcher nach eingehender Kenntnißnahme den Wunsch hegte, die Sammlung für die unter seiner Leitung stehende Bibliothek, die ihre Entstehung einem deutschen Bürger der transatlantischen Republik verdankt, zu erwerben. Zwar waren viele der hier befindlichen Werke bereits im Besitze der Astor-Library, trotzdem sollte die Hum boldt-Bibliothek ungetheilt der letzteren einverleibt und in einem be sonderen Raume aufgestellt werden. Als Duplicate sollten die in der Bibliothek in New-2)ork bereits vorhandenen Exemplare ausge-
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