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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.05.1870
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 23.05.1870
- Sprache
- Deutsch
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Welche Erinnerungen erwecken jene Namen in uns. — So sind denn fast alle die Männer in der kühlen Erde gebettet, welche die geistigen und steinernen Pfeiler dieses Hauses richten halfen und wir, die wir hier versammelt sind, haben beinahe das Recht, uns in einem gewissen Sinne die Jüngeren zu nennen, nachdem fast alle Zeugen früherer Zeiten dahingegangen sind. Carl Duncker, Ernst Siegfried Mittler, Carl Jügel, I. D. Saucrländer, Ludwig Oehmigke, Eduard Vicweg, Ferdinand Enke — an jeden dieser Namen hat dieses Haus und dieser Kreis eine dankbare Erinnerung zu knüpfen; ein jeder dieser Männer ist nicht nur hervorragend in seinem Berufe gewesen, sondern wir Genossen haben uns seiner bereiten Hilfe, welche er unserem genossen schaftlichen Wesen zuwendete, der eine inehr der andere minder, je nach Beruf, Neigung und Kräften, zu erfreuen gehabt. Carl Duncker hat mitgerathcn zu dem Bau der Börse; Duncker wie Mittler haben dann im Verwaltungsausschusse den Bau gefördert; Enke, Duncker, Oehmigke haben zu verschiedenen Zeiten an dieser Stelle als Vorsteher oder Mitglieder des Vorstandes des Börscnvcrcins getagt und neben ihnen haben Vieweg, Oehmigke, Or. Barth Arbeits- und Ehrenämter unserer Cor poration willig und erfolgreich verwaltet. Die Chronik unseres Vereins hat diese Arbeiten verzeichnet, damit sie dem Gedächtnisse nicht nur der Zeitgenossen erhalten bleiben mögen. Wir müssen darauf verzichten, uns hier jeden solchen Dienst zu vergegenwärtigen, und wir müssen uns begnügen, daß wir hier dieser Männer Andenken an das, was sie in der Genossenschaft waren, mit ernstem und feierlichem Danke ehren. Ein jeder der Genannten war hervorragend und bedeutend im Kreise seiner Mitbürger und in seinem Gcschäftsberufc; manche von ihnen haben dem Buchhandel neue Wege und neue Gesichtspunkte eröffnet. Duncker, Mittler, Viewcg, ,Enke haben ihre Thätigkeit mit äußerstem Erfolg, ein jeder gewissen Gebieten des wissenschaftlichen Lebens zugewicscn. Duncker suchte darzustellen den Umschwung seiner Zeit, vornehmlich in den Meisterwerken der Geschichtschreibung und der philosophischen Wissenschaft: ich nenne Leopold von Ranke und Hegel. Um diese Namen gruppirt sich die Schaar hervorragender Geister, welche in jener Zeit auf verwandten Gebieten wirkten und Neues schufen. Enke hat sich die medicinischen Wissenschaften als das Feld erwählt, dem er fast ausschließlich diente. Er hat Fleiß und Mittel nicht gescheut, dieses Gebiet nach den vielfachsten Seiten auszubauen. Vicweg, dessen besondere Thätigkeit als Bürger seines Vaterlandes und seiner Vaterstadt die Gedenktafeln Braunschweigs bewahren, hat besonders der Entwickelung der Naturwissenschaften seine zu höchster technischer Leistung bestimmten Pressen dargeboten. Was dieselben auf diesem und anderen Gebieten erzeugten, war von Bedeutung an innerem Werthe und äußerem. Mittler widmete sich dem Verlage der Militärwissenschaften und der kricgsgcschichtlichen Werke. Ihm — dem Nestor des Buchhandels — war es in den letzten Jahren seines reichen Lebens vergönnt, einen erneuten großartigen Aufschwung dieser seiner Lieb lingswissenschaft zu erleben. Saucrländer widmete seine gediegene Verlagsthätigkeit nicht der vornehmlichen Bebauung eines einzelnen Feldes, aber er war in Vielfachem würdig und glücklich. Die Blüthen seines Verlages: Brentano's und Rückcrt's Werke, zeigen die Trefflichkeit seiner Arbeit. Schultheß war in seiner Heimath für Erhaltung und Entwickelung des Berufs unter seinen Berufsgcnossen thätig. Mit dem gründlichsten Betriebe des Sortimcntes verband er einen nach vielen Seiten hervorragenden Verlag, namentlich in Kricgswissenschaft, Historie, Pädagogik. Oehmigke bemühte sich vornehmlich auf dem letzteren Gebiete und dem der theologischen Wissenschaft mit einem seltenen Fleißc und einem ebenso seltenen Erfolge. Jügel entwickelte sein Geschäft zu einer außerordentlichen Höhe. Er war ein begeisterter, selbstthätiger Freund der Literatur und er hat mit Neigung und Eifer die Liebe zu derselben in seinem Freundes - und Berufskreise verbreitet. Er hat noch Goethe in's Auge geschaut und durfte sich als ein hochbetagter Greis noch des Antheils rühmen, welchen der Heros ihm gewidmet. Unter den jüngeren abgerufenen Freunden darf ich wohl Barth hervorhebcn, der des Vaters Werk forlführte mit fördcrnd- stem Eifer. Ich nenne den wackeren Felix, der gleich Barth in der Fülle der Kraft dahingenommen wurde; ich nenne Baereckc, der in seiner Vaterstadt Achtung genossen durch seinen Charakter und seinen Fleiß. Und wenn ich die Anderen, die gewiß einen ebenso gültigen Anspruch auf unser Gedenken machen dürfen, nicht noch einmal besonders namhast mache, so unterlasse ich es nur, weil eingehende Mit- thcilungcn über sic mir fehle». Aber nicht nur die Arbeit, welche die Heimgegangenen vollbracht, nicht nur das Ansehen, welches sie genossen haben, sind der Grund, auf welchen unser Gedenken erbaut ist; — die Darstellung ihres Charakters, ihres Wesens, ihrer Art und Kunst das Leben zu erfassen in ernsterem und heiterem Verkehre, vervollständigen das Bild, welches wir in ihnen erblicken, und wir erkennen auch hierin ihre Meisterschaft an. In Mittler spiegelte sich der ruhige Ernst und die heitere Gleichmäßigkeit, welche ein gutes Gewissen gewähren. Er durfte von sich selbst sagen, daß er keinen Feind habe und daß er nie Jemand mit Wissen und Willen beleidigt. Duncker überraschte durch die sich stets gleichbleibendc Frische des Geistes, welche einem jeden wirklichen Interesse sich mit Theilnahmc zuzuwendcn vermochte. Beide Männer waren treue Freunde. Beide Männer besaßen die seltene Kunst im höchsten Maße: nicht nur geistig, sondern auch leiblich die Jugend sich zu erhalten. Duncker wirkte anregend und belebend im Verkehr; Mittler durch Milde und Harmonie des Wesens besänftigend. View eg, der 1813 — wie auch Oehmigke — das Schwert gegen den Feind des Vater landes gezogen, stellte schon äußerlich das Bild seines kräftigen Strebens dar; Gefaßtheit, Energie des Willens, Tüchtigkeit erkannte ein Jeder in ihm. Sauerländcr's wohlwollende Milde that Jedem wohl. Enke's gerade Biederkeit und heiterer Sinn ließen ihn uns lieb gewinnen. Ludwig Oehmigke's freundliche Bescheidenheit und anspruchslose Dicnstfcrtigkcit bleiben unvergessen. Mittler und Oehmigke sind lange Jahre hindurch an der Spitze unseres Untcrstützungsvereins thätig gewesen und der Verein empfängt noch heurc rührende Beweise, wie gut und klug und väterlich Beide amtlich und außcramtlich den Bedrängten beistandcn. Diese kurzen Andeutungen sind ausreichend, uns ein Bild zu gewähren von der Würdigung und von der Schätzung, welche die Heimgegangenen Männer unter uns erfuhren. Die Betrachtung, welche wir ihnen widmeten, schließe ich mit dem Wunsche, daß auch unser Andenken dereinst in Segen bleiben und das Gedächlniß der Söhne nicht Himer dem der Väter zurückstehen möge. 246 '
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