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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.09.1900
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- 1900-09-20
- Erscheinungsdatum
- 20.09.1900
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7018 Nichtamtlicher Teil. 219, 20 September 1900. die Verdienste von Leo Müller um den österreichischen Druck maschinenbau hin. Müller, der in den dreißiger Jahren zusammen mit Helbig seine Fabrik errichtete, brachte ganz bedeutende Verbesserungen an der Schnellpresse an, wie die Eiscnbahnbewegung, die Greifer statt der alten Bänderführung und den Doppelexccnter, der die rotierende Bewegung des Druckcylinders beim Rücklauf desselben znm Stillstand bringt; ferner ersetzte er die Tischfärbung durch das Cylinderfarbwerk. Aus seiner Schule ist eine ganze Reihe bekannter Schnell pressenbauer hervorgegangen, wie Sigl, Klein (später Klein, Forst L Bahn, Johannisberg), Aichele u. a. Ein ausgezeich netes Bild des Hofrates Auer, des berühmten Reformators der Wiener Hof- und Staalsdruckerci, in Heliogravüre aus geführt, ziert diesen Abschnitt. In dem Kapitel über Setz maschinen wird auf die österreichischen Erfinder Kliegl, der sich bereits 1819 mit dem Problem beschäftigte, und Tschulik, der im Jahre 1837 eine Setzmaschine konstruierte, hingewiesen. Die Setzmaschine des ersteren erregte seiner Zeit großes Aufsehen, so daß sogar Kaiser Ferdinand den Erfinder mit 6400 fl. dotierte, kam aber doch nicht über das Ver suchsstadium hinaus. Gegenwärtig wird in Oesterreich von Setzmaschinen nur die Monoline, die jüngste der Zeilen gießmaschinen, gebaut, und zwar in der Steyrer Waffenfabrik. Auf dem Gebiete der Schrift werden mit Recht besonders die Versuche von Leopold Weiß hervorgehoben, die Logotypen für den Schriftsatz nutzbar zu machen. Unstreitig ersann er dafür das durchdachteste aller Systeme. Ein Weißscher Kasten enthält nach den letzten Verbesserungen 276 Fächer mit 184 Wortgliedern. Die Abhandlung über den österreichischen Buchhandel hat Karl Junker, Sekretär des Vereins der österreichisch ungarischen Buchhändler in Wien, verfaßt. Auch hier findet sich viel Lesenswertes. Oesterreichs Sortimentsbuchhandel ge hört nach Junker zu den bedeutendsten aller Kulturländer. Das sprachcnreiche und infolgedessen auch sprachenkundige Reich bezieht Bücher aus allen Ländern, und der Import be weist, wie groß und vielseitig das Lesebedürfnis des öster reichischen Publikums ist. Wenn man auf dem imposanten Platze unter dem Eiffelturm mit dem Trocadero im Rücken steht, so sieht man vor sich das mit den mächtigen Jndustriehallen an beiden Seiten seiner ganzen Länge nach bedeckte Marsfeld. Am anderen Ende des Marsfeldes schließt sich die Maschinen halle, die noch von der 1889 er Ausstellung herstammt, an und vollendet damit den gewaltigen, hufeisenförmigen Ge bäudekomplex. Die Maschinenhalle hat eine wesentliche Aenderung durch den Einbau des großen Festsaales, eine bautechnische und künstlerische Leistung ersten Ranges, er fahren. Dieser Festsaal dient für die verschiedenen Kongresse, Konzerte und Bankette. Ein höchst eigenartiges Arrange ment des Ganzen ist dadurch getroffen, daß, obgleich die Festhalle selbst viereckig ist, der innere Raum eine Kreis form hat. Dies ist dadurch erreicht, daß sich in den vier Ecken amphitheatralisch Sitzreihen erheben, die für über 6000 Personen Raum haben, während der übrig bleibende Jnnen- raum mit 90 Meter im Durchmesser 12000 Personen Platz gewährt; außerdem fassen die Galerieen noch 2000 Personen. Eine festliche Veranstaltung in diesen Räumen anzusehen, gehört zu den mächtigsten Eindrücken, die die Ausstellung bietet, und daß die Franzosen solche Feste mit dem nötigen Pomp zu feiern verstehen, das wäre mir hier klar geworden, wenn ich's nicht schon vorher bei dem Ministerpräsidenten M. Dechanel im Palais Bourbon kennen gelernt hätte. Vor dieser Festhalle nach der Eiffelturmseite hin befindet sich im Anschluß an die elektrische Ausstellung das sogenannte ObLisim ä'LLv, die genialste Kombinatton von Wasserfall und elektrischer Beleuchtung, die die Erde bis jetzt gesehen hat. Die Beleuchtung dieses Wasserschlosses von dem das Wasser aus einer Höhe von 30 Meter mit 10 Meter Breite herabstürzt in einer stündlichen Masse von 4 ff, Mil lionen Liter macht einen überwältigenden Eindruck, von dem man sich schwer losreißen kann, zumal auch die künst lerische Ausgestaltung der ganzen Idee eine hervorragende ist. Hier, angesichts des gleichfalls in ein Lichtmeer ge tauchten Eiffelturmes, spürt man den Kulminationspunkt der Ausstellung: die Herrschaft der Elektrizität. Ohne die Elek trizität wäre überhaupt der Grundplan der Ausstellung, nämlich, die Maschinen und ihre Produkte gleichzeitig und nebeneinander vor Augen zu führen, nicht möglich gewesen. Früher waren die Arbeitsmaschinen in buntem Durcheinander an die Maschinenhalle gebunden; in der Pariser Ausstellung ist dank der vollendeten Ausnutzung der elektrischen Kraft übertragung zum erstenmale mit dieser Ueberlieferung ge brochen, und darin liegt wohl mit das wichtigste Charakte ristikum. Um den Lesern einen Begriff zu geben, was in dieser Ausstellung an Elektrizität und Dampfkraft verbraucht wird, möge ein kurzer Hinweis eingefügt sein, der zugleich auch einen Beweis für die Genialität und den Umfang der unterirdischen Anlagen giebt, die dem Auge des Publikums zwar entzogen sind, aber ebensolche Beachtung wie die ober irdischen verdienen. Es sind nämlich von den Dampf maschinen stündlich 200 000 Kilo Dampf zu erzeugen, um die nötige Kraft für Licht und Betrieb aufzubringen. Die ganz kolossalen Rauchmassen, die sich bei der Erzeugung dieser Dampfmenge entwickeln, werden durch zwei unterirdische Riesenkanäle, durch die bequem ein Pferdebahnwagen fahren kann, zu den beiden dekorativ sehr hübsch wirkenden Schloten, von nicht weniger als 80 Meter Höhe und 12 Meter Durch messer an der Basis geleitet, von denen jeder die runde Summe von 200 000 Francs gekostet hat. Bei diesen Dampf maschinenanlagen ist Deutschland in ganz hervorragender Weise vertreten, und namentlich hat die Maschinenfabrik Augsburg, die, wie wir später sehen werden, auch die größte Rotationsmaschine ausgestellt hat, mit ihrer stehenden drei fachen Expansionsdampfmaschine, die die Schuckertschen Dynamos treibt, großes Aufsehen erregt. — Gleich rechts vom Eiffelturm befindet sich die uns Bnch- gewerbler speziell interessierende Abteilung des eben geschil derten Gebäudekomplexes, nämlich der Palast für Erziehung und Wissenschaft. Von einer prächtigen Freitreppe betreten wir eine malerisch wirkende Centralhalle, von der strahlen förmig die verschiedenen Gruppengänge abzweigen. Die Kuppel, die diese Halle deckt, zeigt über den verschiedenen Eingängen Allegorieen mit Bezugnahme auf die betreffenden Gewerbszweige. Diese von verschiedenen Pariser Künstlern gemalten allegorischen Frauengestalten sind sehr hübsch und stimmungsvoll; so ist die Buchdruckerkunst durch ein Frauen bild, die das Rad einer Schnellpresse dreht mit der Schrift: Solls insvcksees arqrllt llors.8 dargestellt. In ähnlicher Weise begleitet die Frauengestalt, die den Buchhandel repräsentiert, der Spruch: Imx ownibns st ormlls sst und diejenige der Photographie das Wort: 8ol ipss von kagavit. In den ersten Kojen erblickt man zunächst eine inter essante historische Sammlung, die zum Teil hervorragend und reichhaltig ist. Erwähnen möchte ich sehr bemerkenswerte alte Holzpressen aus dem Ende des siebzehnten und Anfang des achtzehnten Jahrhunderts, die sich durch gefällige Formen auszeichnen. Die letztgenannte ist Eigentum der trefflichen Gießerei Deberny L Cie. in Paris, währe ad die erstere bis zum Jahre 1825 in der Buchdruckerei von Dodivers in Besanyon in Gebrauch war und jetzt von Mouillot in Paris ausgestellt ist. Noch zwei andere gleichfalls interessante Holzpressen aus Lille findet man hier.
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