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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.09.1900
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- Erscheinungsdatum
- 20.09.1900
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- Deutsch
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S19, 20. September 1900. Nichtamtlicher Teil. 7017 deshalb auf jene semigotischen Formen zurück, die sich in den letzten Jahren großer Bevorzugung seitens der buchgewerblichen Kreise erfreut haben. Der Zeichner der Schrift, der kaiserliche Graveur Georg Schiller, hat mit großem Geschick und künstleri schem Feingefühl diese Aufgabe gelöst und eine Schrift geschaffen, die dem gesteckten Ziel sehr nahe gekommen ist. In der That liest sich die Textschrift des Katalogs gleich fließend in deutscher, englischer und französischer Sprache. Sogar die Auszeichnung in Versalienzeilen läßt sich machen, und in den größeren Graden wirkt eine solche Versalienzeile gar nicht übel; in den kleineren Kegeln allerdings dürfte sie schlechter zu lesen sein — immerhin noch viel besser als die Versalienzeilen, wie wir sie auf so vielen modernen Entwürfen von einer großen Zahl von Künstlern sehen, denen der Sinn für gute Schrift noch nicht erwacht ist. Die Schillersche Schrift ist von Anfang bis zu Ende mit dem Auge des Künstlers und erfahrenen Buchdruckers durchgearbeitet und zeigt das tiefe Studium ihres Schöpfers an alten Vorbildern. Ich möchte übrigens hier auf einen mehr kuriosen als gelungenen Versuch des Berliner Schriftgießers C. G. Schoppe Hinweisen, der bereits im Jahre 1853 eine Verschmelzung der Antiqua mit der Fraktur hergestellt hatte. Er veröffent lichte sie unter dem Namen »Centralschrift« im Journal für Buchdruckcrkunst 1853, Nr. 9, und das ihr zu Grunde liegende Prinzip war einfach das folgende: die obere Hälfte aller Buchstaben hat den Schnitt der Antiqua, die untere Hälfte den der Fraktur. Bedeckt man eine Zeile zur Hälfte horizontal, so sieht man ent weder Fraktur oder Antiqua. Natürlich ist dies radikale Verfahren vorn künstlerischen Standpunkt durchaus zu ver werfen, da bei derartiger mechanischer Konstruktion nie etwas Befriedigendes herauskommen kann; aber immerhin ist der Schoppesche Versuch von historischem Wert. — Weniger kann man den rein satztechnischen Neuerungen des Katalogs zustimmen, und ich meine dabei vor allem das Wegfallen der Einzüge zu Anfang eines Absatzes. Es ist überhaupt richtiger, wenn man in Bezug auf Schriftarrange ment nicht allzuviel auf die »Reformen« giebt, die man in dieser Hinsicht in modernen Druckwerken beobachten kann, die der Inspiration von dem Druckgewerbe fernstehenden Künstlern entsprossen sind. Besser ist es schon, man verläßt sich dort auf das von Jugend an für Schriftharmonie ge schulte Auge des denkenden Buchdruckers. Einem solchen hätte das oben erwähnte Arrangement nicht passieren können — oder wenn schon, dann hätte er mit Sicherheit die Kon sequenz gezogen, auch die Endzeile der Absätze mit Orna menten auszufüllen und so das Gleichgewicht wiedcrher- zustellen. Meiner Ucberzeugung nach werden alle die Manieriertheiten in Bezug auf Schriftverteilung, die von so Vielen als besondere Errungenschaften, ja als Charakteristikum der modernen Buchkunst angesehen, von feiner empfin denden Buchdruckern aber nur mit Widerwillen mitgemacht werden, auf die Dauer den alten gesunden Regeln des Typen- satzes nicht standhalten können. — Dem reizvollen Kataloge der deutschen Buchgewerbe- Ausstellung im deutschen Hause giebt sein Gepräge vor allen: die ausgezeichnete Textschrift, die dazu verwendet wurde, die römische Antiqua von Genzsch L Heyse in Hamburg. Die berühmte Hamburger Gießerei hat mit dieser Schrift ihren vielen schönen Schöpfungen auf dem Gebiete charakter voller Buchschriften eine ebenbürtige Leistung augereiht. Am schönsten wirkt die Schrift in dem einleitenden Text, über haupt da, wo sie in glattem Satz verwendet wird. Im zweiten Teile wird ihre Wirkung beeinträchtigt durch die Unruhe des Arrangements, die durch die gleichzeitige Ver wendung von Versalienzeilen, Kapitälchen, gesperrtem Satz und zwei Schriftkegeln hervorgerufen wird; etwas weniger wäre hier wirklich mehr gewesen. Auch die durch silhouetten artige Umrahmungen am unteren Ende der Kolumnen ganz unberechtigt stark hervorgehobenen Seitenzahlen müssen als verfehltes Arrangement bezeichnet werden. Da die künstle rische Leitung in Händen des bekannten Zeichners I. V. Cissarz in Dresden lag, so würde das wiederum das schon oben Gesagte beweisen, daß man in dieser Unterordnung seitens des Buchdruckers nicht zu weit gehen darf, sondern die praktische Erfahrung und das Gefühl des letzteren dort unbedingt den Ausschlag geben läßt, wo es sich um satz- technische Dinge handelt; sicher wären dann diese Mängel vermieden worden. Die ornamentale Ausgestaltung dieses Katalogs ist ganz vorzüglich und zeigt Cissarz in seiner ganzen ausgezeichneten Kunst. Die pflanzlichen Um rahmungen schmiegen sich zierlich und elegant dem Schrift bilde an, und die Farbenwahl ist eine sehr wirkungsvolle. Der Katalog wurde bei Breitkopf L Härtel gedruckt und ist, wie bei den Arbeiten dieser Firma selbstverständlich, tadellos hergestellt. Alles in allem ist es ein vornehmes, inter essantes Druckwerk, an dem man seine Freude haben kann, wenn man von dem Tapetendruck des Vorsatzblattes absieht. Mcht versäumen möchte ich, darauf hiuzuweisen, daß ebenso wie für den vorerwähnten offiziellen Hauptkatalog für der: buchgewerblichen Teil, auch hier Herr Arthur Wörnlein, der Geschäftsführer des Buchgewerbe-Vereins, die Einleitung bearbeitet hat. Herr Wörnlein giebt eine an schauliche Darstellung des Standes der verschiedenen Zweige des Buchgewerbes in: Deutschen Reiche, eine Schilderung, die erfreulicherweise von einer allgemeinen Fortentwicke lung und günstigen geschäftlichen Lage zu berichten weiß. Wenn ich an den vortrefflichen Ausführungen des Verfassers etwas auszusetzen hätte, so wäre es höchstens die allzu große Bescheidenheit, die er im Vergleich der Leistungen des deutschen Buchgewerbes mit denjenigen des Auslandes gezeigt hat. Wer in Paris einen derartigen Ver gleich praktisch ziehen konnte, der wird wünschen, daß wir von unserer alten Aengstlichkeit in dieser Hinsicht endlich einmal ablassen und uns dessen, was wir können, bewußt werden. Eine solche deutlichere Sprache wäre meines Erachtens namentlich in Bezug auf den Accidenz druck und den Jllustrationsdruck angebracht gewesen. Von dem hoch entwickelten ornamentalen Accidenz-Typensatz und -Druck, wie ihn unsere Buchdrucker seit Jahrzehnten pflegen, hat man in Frankreich, Amerika und England noch heute keine Ahnung, und in Bezug auf Jllustrationsdruck zeige man mir eine einzige Monats- oder Wochenschrift jener Länder, die sich mit unseren ersten Publikationen auf diesem Gebiete auch nur annähernd vergleichen läßt. Ich habe auch iu Paris keine gesehen, und es kann durchaus nichts schaden, wenn dies einmal nachdrücklich festgestellt wird und damit die Aeußeruugen Mancher, die noch immer glauben, daß das deutsche Buchgewerbe nach England, Frankreich oder Amerika gehen müsse, um drucken zu lernen, zurückgewiesen werden. — Eine besondere Beachtung verdient auch der offizielle österreichische Katalog, der von der k. k. Hof- und Staats druckerei in Wien gleichfalls eine sorgsame Drucklegung erfahren hat. Er enthält zwölf Hefte, von denen jedes wieder drei Teile umfaßt, nämlich 1. Beiträge Oesterreichs zu den Fortschritten im neunzehnten Jahrhundert, 2. die wirtschaftlichen Verhältnisse der in dem betreffenden Hefte behandelten Industriezweige und 3. die Liste der Aussteller. Der Titel ist mit einer hübschen, mehrfarbig gedruckten, in sehr feiner Autotypie ausgeführten Zeichnung versehen: eine Lorbeerguirlande geht fortlaufend über Vor- und Rückseite, während die Vorderseite eine allegorische Darstellung des Buchgewerbes enthält. Den einleitenden Text über Buchdruck behandelt der k. k. Regierungsrat G. Fritz in Wien und weist darin auf 940
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