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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.07.1901
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- Erscheinungsdatum
- 29.07.1901
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- Deutsch
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-öor-iuchÄtt f. d. veu^chen vuchhasoet Nichtamtlicher Teil. 5977 tollte er Kunden gegenüber, die er im Verdacht hat, Ansichts sendungen zu mißbrauchen, die größte Vorsicht üben, indem er gebundene Bücher nur auf allerkürzeste Frist sendet und Lei broschierten schriftlich erklärt, daß die Bücher nicht aus geschnitten werden dürfen. Wenn aber der Sortimenter meint, daß es das bequemste ist, einen Kunden zu schonen und jeden Mißbrauch desselben zu übersehen, in der Hoffnung, die unbrauchbaren Exemplare dem Verleger aufhalscn zu können, so kann dabei das friedliche Zusammenarbeiten nicht gedeihen. Es giebt aber offenbar leider Sortimenter, die ruhig ein Auge zudrücken, wenn ein Kunde durchschnittlich von zwei zur Ansicht empfangenen Büchern eins kauft und das andere zwar liest, aber nicht kauft. Auf diese Weise kommt im Deutschen Reiche eine ganz hübsche Anzahl von »Bücherfreunden« zu einem recht wohlfeilen Lesegenuß — und auf Kosten wessen? Wohl am allermeisten des Verlegers. — e. Die Handschriften und Inkunabeln der »Nachfolge Christi«. Die vier Bücher von der Nachfolge Christi, die unter dem Verfassernamen des Thomas von Kempen am be kanntesten geworden sind, bilden eines jener seltenen reli giösen Bücher, die von Katholiken und Protestanten benutzt werden, und in deren Lektüre auch mancher einen Genuß findet, der weniger religiös angelegt ist. In seinem --System der Ethik«*) nennt der protestantische Professor Paulsen die Nachfolge Christi, die wahrscheinlich einen katholischen Ordens mann zum Verfasser hat, ein Buch von einer Einfalt und einer Tiefe der Erkenntnis des Herzens, dazu von einer Schlichtheit und Kraft der Rede, daß ihm hierin schwerlich eine andere Moralpredigt gleichkomme. Dieser Bewertung des Buches entspricht feine Verbreitung. Man schätzt sie für so groß, wie sie außer der Bibel kein anderes Werk erfahren hat. Schon im fünfzehnten Jahrhundert, vermutlich dem Säkulum ihrer Entstehung, gab es dreißig Uebersetzungen des lateinischen Originals, darunter vier französische, sechs deutsche, fünfzehn italienische, vier spanische und eine portugiesische. Das sechzehnte Jahrhundert brachte englische, niederländische, polnische, dänische und böhmische Uebersetzungen, das sieb zehnte chinesische, japanische, griechische, ungarische, illyrische, russische, arabische, armenische, schwedische, isländische, bas- kische und bretonische, das achtzehnte sogar eine syrische und grönländische, das neunzehnte endlich eine hebräische, malayische, lettische und sorbische. Auszüge giebt es ferner in tamulischer und der Teluga - Sprache. Während dreier Jahrhunderte, von 1480—1780, wurden nach einer Be rechnung Desbillons' zweitausend Ausgaben bezw. Ueber setzungen verlegt, und wenn man die Gesamtzahl der bis 1886 erschienenen auf dreitausend schätzt, so greift man eher zu niedrig als zu hoch. Man zählt allein gegen tausend französische Ausgaben**). Aber auch schon vor der Erfindung der Buchdrucker kunst hatte die Imitativ handschriftlich eine verhältnismäßig lehr große Verbreitung erlangt. Noch heute kennt man nach der Angabe des Thomasforschers Cruise"*) vierhundert zwanzig Handschriften des berühmten Buches, von denen fünfundzwanzig Frankreich, neunzehn Italien, fünfzehn Eng land und dreihunderteinundsechzig Deutschland, dem Ursprungs- ^) S. Aufl. I. S. 170. Kölner Stadtbibliothek. Köln 1886. S. IX, X, teilweise nach Mooren, Nachr. über Thomas a Kempis. Crefeld 185ö, p. 180, Anm. 1. "*) Cruise, Wer war der Verfasser der Nachfolge Christi? Deutsch von I. Regen u. A. Klöckncr. Kempen 1901. S. Sk. llchtmidstchzlgsttr Jahrgang. lande, angehörcn Aber so groß auch immer ihre Zahl ist, so scheint doch die wichtigste, nämlich die Urschrift des Verfassers verloren gegangen zu sein; denn in keiner einzigen Handschrift bekennt sich der Schreiber als Verfasser, und alle scheinen nur Abschriften zu sein. Dieser Umstand hat vor dreihundert Jahren einen litterarischen Streit hervorgerufen, der bis in unsere Tage hinein andauert. Für nicht weniger als sünf- unddreißig Leute sind Ansprüche auf die Verfasserschaft er hoben worden, vier Gelehrtenkongresse des siebzehnten Jahr hunderts haben sich zu Paris mit der Frage eingehend be schäftigt, in mehr als zweihundert Werken hat eine große Anzahl von Forschern die Angelegenheit mit Wissenschaftlich keit, Eifer, Erbitterung und Voreingenommenheit zu erledigen versucht. Wie der Harlemer Koster in Stein und Erz als Erfinder der Buchdruckerkunst verewigt worden ist, so sind als dem Verfasser der Imitativ auch einer Persönlichkeit Denk mäler erstanden, die heute bei allen ernsthaften Forschern als lediglich der Phantasie angehörend erkannt wird! Die Zeit der Entstehung des Buches ist nicht genau festzustellen. Unter den vierhundertzwanzig Handschriften be finden sich nämlich viele undatierte, und gerade von diesen hält man verschiedene sür die ältesten von allen. Die Fest stellung der Entstehungszeit einer Handschrift sür ein be stimmtes Jahrzehnt, ja sür ein Jahrhundert ist heute aber noch so unsicher, daß man aus diesen Schätzungen Folgerungen so gut wie gar nicht ziehen kann. Ein Beispiel hierfür bietet der sogenannte Ooäsx äs .4<ivo<unis der Imitativ, den Gregory 1830 bei einem Buchhändler Techener im Pariser Louvre aufgefunden hat. Das Manuskript stammte angeblich von einem Italiener und gehörte ursprünglich einer Familie Avogadro, die in Turin, Vercelli und Biella Besitz hatte, weshalb der Codex auch seinen latinisierten Namen trägt. Zur Feststellung der Eutstehungszeit legte Gregory die Hand schrift vierundzwanzig Gelehrten vor, unter denen sich die bedeutendsten Paläographen befanden. Von ihnen behaupteten acht, daß sie dem dreizehnten Jahrhundert angehöre, sieben ließen es offen, ob die Schrift dem dreizehnten oder dem Anfang des vierzehnten Jahrhunderts entstamme, ebenso viele setzten die Entstchungszeit in das vierzehnte Jahrhundert, einer sprach sich für das Ende des vierzehnten oder den Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts aus, und einer hielt sie als aus dem Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts stammend! Unter solchen Umständen bleibt wohl nichts anderes übrig, als die undatierten Handschriften überhaupt zu ignorieren und sich nur an die datierten zu halten Die älteste von diesen befindet sich in der Bibliothek der aus der Klosterbibliothek der Benediktiner bei Helmstedt stammt, des einzigen Braunschweigischen Klosters, das zur Reformationszeit katholisch blieb und 1803 säkularisiert wurde Der Codex, der von dem trefflichen Thomasforscher Pastor Karl Hirsche in Hamburg zum erstenmal beschrieben worden ist,') enthält außer fünf anderen «seelischen Ab handlungen au erster Stelle das erste Buch der Imitativ. Hinter der dritten der fortlaufend geschriebenen, nicht etwa bloß zusammengebundenen Abhandlungen >das Imitutio- Kapitel mitgercchnet) befindet sich die Bemerkung, daß die Abschrift 1424 um das Fest Palmarum auf dem Berge Hieronymus vollendet worden sei, und zwar von den Brüdern des gemeinsamen Lebens. Die tkratrss vitas communis, die wegen ihrer eigen tümlichen Kopfbedeckung auch Gugel- oder Kappenherren, auf Grund ihrer populären Vorträge (vollutiouss), die sie für *) prolsxoiusnu zu einer neuen Ausgabe der Imitativ Oüristi nach dem Autograph des Thomas von Kempen. III. Berlin 1894. S. 174—181. 786
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