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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.09.1859
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 12.09.1859
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- Deutsch
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Zur Frage von der klassischen Schulbildung des Buchhändlers. In Nr. 111. dieses Blattes/ in einem Referat über die Biblio thek des Leipziger Buchhandlungs - Gehilfcnvereins finden wir die Bemerkung: „Auffallender Weise erscheint neben der zahlreichen Vertretung der neueren Sprachen nur ein lateinisches Handwörter buch. Es ist, als wenn hiermit ausgesprochen sein sollte, daß die klassische Schulvorbildung beim Buchhändler vorausgesetzt werde und nicht erst im Geschäftsleben gesucht werden dürfe." Wir möch ten gerade den entgegengesetzten Schluß ziehen: dieses einzige latei nische Handwörterbuch documenlirt uns die Anschauung des Buch handels, daß die klassische Schulbildung überhaupt nicht in den Kreis des Buchhändlers falle! Ist diese Anschauung eine ganz oder theil- weise berechtigte? Betrachten wir mir nüchternem Sinn die Verhältnisse, wie sie sind, so komme» wir zu dem Resultat, daß der Besitz einer klassischen Bildung, d. h. die Kennlniß des griechischen und römischen Allcrthums in seinen Schriftstellern, seinem Staats- und Cullur- lebcn u. s. w. und die daraus erwachsendeRückwirkung auf dieEnt- wicklung des Rein-Menschlichen in uns, der Humanität — zwar auch für den Buchhändler höchst wünschenswecth, aber nur in einzel nen Fällen und unter besonders günstigen Bedingungen erreich bar ist. Neun Zehntheile der jungen Leute, welche sich dem Buch handel widmen, kommen über die Tertia oder Sekunda des Gymna siums nicht hinaus; diese Elasten aber bilden nur die Vorhöfe zu dem Tempel des klassischen Alterlhums; ihre Zöglinge quälen sich mit den Formen der Sprache ab; die Realien, die sic in sich auf nehmen, sind vorläufig noch eine Masse einzelner Bausteine, aus denen erst in den Universttälsjahren jener Tempel aufgebaut wird. Ein Secundaner ist noch nicht in den Geist des Alterlhums einge drungen ; erwirb dies noch viel weniger können, wenn er die Schule verlassen hat und in den Buchhandel eingctrcten ist. Die klassischen Studien verlangen die Hingebung des ganzen Menschen; in we nigen Stunden wöchentlich läßt sich das gewaltige Material nicht ein mal annähernd bewältigen. Und selbst diese wenigen Stunden — kann der Buchhandlungslehrling zu diesemZwecke darüber verfügen ? Ist die Nothwcndigkcit, sich mit den neuern Sprachen, mit Litera turgeschichte, Geschichte und Ethnographie zu beschäftigen, nicht ge bieterischer? Er wird das Alterthum liegen lassen, wird das Inter esse daran, wenn es überhaupt vorhanden war, verlieren und selbst das bis dahin Gelernte vergessen. Als Gehilfe wird er vielleicht diese Lücke in seinen Kenntnissen schmerzlich fühlen — sie auszu füllen fehlt ihm die Muße; die neue Zeit mit ihrem schnellpulsi- renden Leben und vielfachen Anforderungen drängt sich in den Vor dergrund. Beneidenswert!, diejenigen College», welche infolge glücklicher Anlagen oder eines sorgfältig geleiteten Unterrichts eine solche klas sische Bildung besitzen — es werden aber immer nur wenige Aus- erwählte sein; unter hundert Gehilfen ( — und Principalen, glauben wir hinzufügen zu dürfen) werden nicht zehn sich finden, die im Stande sind, einen einigermaßen complicirten lateinischen Buch titel zu übersetzen; bei den meisten ist dies nicht eigene Schuld, sondern die der Verhältnisse, der Richtung unserer Zeit, welche in ihrer Universalität an den Menschen gern übermenschliche Anfor derungen zu stellen scheint. Ziehe sich also der junge Buchhändler immerhin einen engeren Kreis, diesen aber fülle er ganz aus; Zer splitterung thut nimmer gut. Nicht unbemerkt wollen wir übrigens lassen, daß für die Colle ge», welche sich im klassischen Altertbum etwas umzuschauen wün schen, die Bibliothek des Leipziger Gehilfenvereins doch einige sehr schätzbare Mittel besitzt: die vortrefflichen W.A Becker'schen Wecke: Charikles und Gallus (sie führen uns in der Form eines Romans in das Familien- und Staatsleben der Griechen und Römer ein), K. F. Beckcr's Erzählungen aus der alten Welt, die mythologischen Werke von Eckermann, Schwenk und Pctiscus, Jacobs'Hellas, Hoffmann's Altcrthumskunde, Uebersctzungcn von Homer, Sopho kles, Virgil u. s. w. Zur Aneignung klassischer Bildung aber genügt die Lektüre derselben freilich nicht. Selbstverständlich findet das oben Gesagte auf den Antiquar keine Anwendung; ihm ist Kenntniß des Alterthums überhaupt u,^ namentlich der lateinischen Sprache unentbehrlich. — Miscellcn. Der Unfug mit Baarpackctcn nimmt wirklich eine sehr abenteuerliche Gestalt an. Nicht genug, daß jeder nur irgend i in diese Rubrik passende Artikel zum Baarartikel gestempelt wird, nicht genug, daß es im kaufmännischen Verkehr wohl selten Vor kommen möchte, daß man eine Waare bezahlt, bevor man sie prü fen und sehen kann, möchte folgender Vorfall als der genialste, um mich gelinde auszudrücken, bezeichnet werden. Ein Verleger kündigt dieses Frühjahr per Circular eine neue Zeitschrift an, bemerkt dabei, daß er solche nur baar expedirt, sich jedoch zur Rücknahme verbind lich macht, natürlich gegen Einlösung der stattgehabten Auslage- Unter diesen Bedingungen mache ich die Bestellung. Das 1. Heft, auch noch berechnet für 1. bis 3. mit 24 Ngr., kommt an, mcj-"'- Abnehmer für das betreffende Fach convenirl die Zeitschrift Vicht, remitlire also das erste erschienene Heft mit Nachnahme von 24 N, . 14 Tage nach Empfang, erhalte aber mein Packet zurück mit der Be zeichnung des Commissionärs, daß die Einlösung nicht stattsinden könne, da innerhalb dieser 14 Tage der betreffende Verleger bankerott geworden sei! Solche Beutclschne« derei kannte der alte, solide deutsche Buchhandel nicht, und cS i weit gekommen, daß solch ein Mißbrauch des Vertrauens zu existire vermag. Für heule damit genug. — Erlaubt cs meine Zeit, so ich später einmal eine treffende Charakteristik der Schmaro^.i pflanze, genannt Baarpack et, deren Fundorte leider über gan Deutschland verbreitet sind. Ein nun längst Heimgegangener Col lege, solider Verlegerund bedeutender Sortimenter, äußerte mi> beim Beginn dieser Baar-Periode: „Das sind Leute, die das Wass- nicht halten können." Zwar derb, aber im Sinne der allen Schu der Solidität, welche nicht über ihre Mittel hinausspcculirle un ^ deßhalb auch im Nothfall einen Puff vertragen konnte, der dam ganz still und mit einem gewissen Glcichmuth verschmerzt wurde K. In Wien findet der Allg. Ztg. zufolge im gegenwärtig« Monat ein Congreß der oestcrrcichischen Buchhändl statt, bei welchem wichtige Fragen der Literatur und der Valuta verhältnisse gegenüber den ausländischen Verlegern zur Sprache gebracht werden sollen. * Aus London berichtet die Allg. Ztg.: Die dieser Tage vor genommene Versteigerung der berühmten Büchersammlung des Hrn. Libri (zumeist aus Frankreich importirl) hat ihrem Eigenlhümer ge gen 8600 Pfund Slerl. eingebracht. Es wurden im Ganzen hohe Preise gezablt. So für kssilii opers omnai, erste Ausgabe, 85 Pfd. St.; fürdiezweiteAusgabe vonOsnunes kl (jeerels eoncilii Iriäentmi 59 Pf St.; für Dante's Commedia, vom Jahr 1477, 30 Pf.St.; für klpipkünn Opera, aus der Bibliothek von Jean de Poitiers, 80 Pf. St.; für Macchiavclli'S «4>le «je la queres (1540) 150 Pf. St.; vitale lioinsnum, gedruckt 1505 in V.enedig, 91 Pf. St.; für die lliblia psuperum, erste Ausgabe des deutschen,Textes (1470) 220 Pf. St.; für das Buch der Planeten, deutsch mit Holzschnit ten — soll das einzige Exemplar sein — 39 Pf. St. u. s. w.
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