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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.04.1870
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 05.04.1870
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- Deutsch
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1174 Nichtamtlicher Theil. 77, 5. April. Nichtamtlicher Theil. Sollen Nichtmitglieder vom Untcrstützungsverein ferner hin unterstützt werden? Diese Frage ist in den verschiedensten Kreisen so vielfach ange regt, und bereits auch im Schoße des Borstandes desUnIcrstühungs- vcreins in Erwägung gezogen worden, ohne bisher in bestimmter Form vor die Gcsammlhcit des deutschen Buchhandels zu treten, daß ich es in der That angezeigt hielt, dieselbe einmal in einem ganz be stimmten Anträge vor die Oeffentlichkeit zu bringen, uni dadurch Gelegenheit zu einer Discusston zu geben, aus welcher ein Nrtheil über die Stimmung des Gesammtbuchhandcls in Bezug auf diese Frage gewonnen werden könnte. — Ich sage: desGesamm t-Buchhan- dels, denn es liegt mir fern, zu prätendiren, daß die Berliner Mit glieder des Unterstühungsvercins in einer Generalversammlung allein über eine so wichtigcFrage entscheiden sollen. DerVorstand des Unterstützungsvcreins inachte mich bei Einbringung meines An trags auf §. 19. des Statuts aufmerksam, wonach über meinen zur Gencratversanimlung gestellten, im Börsenblatt Nr. 53 enthaltenen Antrag, da er eine Statnten-Aendcrnng invvlvirc, nicht abgcstimnit werden könne (was somit ihm und beiläufig gesagt auch mir auch ohne den Hinweis des Hrn. A. T. im Börsenblatt Nr. 67 bekannt war). — Wenn der geehrte Vorstand den Antrag dennoch auf die Tagesordnung setzte, so geschah cs eben in der Absicht, ihn öffentlich zur Debatte zu bringen, und ich danke ihm dafür. Was mich bewog zur Einbringung meines Antrages: „1) Es sollen künftig nur Mitglieder unterstützt werden, jedoch 2) Unter stützungen an Wittwcn und Waisen von Nichtmitglicdcrn auch ferner hin nach Maßgabe der vorhandenen Mittel bewilligt werden", ist Folgendes. Aus den jährlichen Rechenschaftsberichten erfahren wir stets, daß die Mittel des Vereins bei weitem nicht ansreichcn, um den an den Vorstand gerichteten Gesuchen in dem Maße zu genügen, wie dieser cs oft selbst wünscht. Vergleicht man nun die Zahl der unterstützten Nichtmitgliedcr mit derjenigen der unterstützten Mitglieder, so ist cs augenscheinlich, daß letztere durch erstere wesentlich beeinträchtigt werden. DcrdicsjährigeJahrcsbcricht weist nach: 140 Unterstützte, und zwar 84 Prinzipale und Angehörige, davon 32 Nichtmitgliedcr (also mehr als ein Drittel), ferner 56 Gehilfen und Angehörige, davon 27 Nichtmitglieder (also fast die Hälfte), so daß sich das Gc- sammtvcrhältniß stellt wie 3 zu 4. Dasselbe Verhältniß findet bei der Untcrstütznngssnmme statt. Es erhielten 81 Mitglieder und An gehörige 4766 Thlr. 5 Sgr. und 59 Nichtmitglieder und Angehörige 3279 Thlr., so daß, wenn nur erstere unterstützt worden wären, 40 Thlr. pro Kops mehr zur Vcrtheilung hätten kommen können, eine Summe, welche für Unterstützungsbedürftige sehr wesentlich ist. Ich kann in der That auch nicht einsehcn, warum der Unterstützungs- Verein anders verfahren soll, als alle ähnlichen genossenschaftlichen Vereine, bei denen nur Diejenigen ansprnchsbercchtigt sind, die ihnen angchören. Daß nicht Inhumanität mich bei meinem Antrag leitet, beweise ich durch Alinea 2 meines Antrages, wonach die Witt wcn und Waisen nicht für die Unterlassungssünden ihrer Verstorbe nen gestraft werden sollen. Ich würde das Alinea auch noch dahin erweitern, daß bis jetzt bewilligte fortlaufende Unterstützungen an Nichtmitgliedcr auch ferner bewilligt werden. Ich meine aber, daß cs an der Zeit ist, von einem zu bestimmenden Zeitpunkt an neue Unterstützungen an Nichtmitgliedcr nicht mehr zu bewilligen, da jeder Buchhändler durch ein geringes Opfer im Stande ist, sich bei guten Zeiten die Möglichkeit einer Unterstützung für böse Tage zu sichern, und so zugleich die Mittel des Vereins mehren zu helfen. Es würde die Aufnahme einer solchen Bestimmung in die Statuten aber auch wesentlich zur Hebung des Ehrgefühls der UnterstützungssuchcnLen beitragen, da dieselbe ja dem Antragsteller die drückende Nolle eines Supplicanten erspart. In der lebhaften Debatte, welche mein Antrag in der General versammlung hervorrief, wurde mehrfach betont, daß durch Annahme desselben der Verein einen wesentlich andern Charakter erhalten würde, da er gegründet sei zur Unterstützung „deutscher Buchhändler" und nicht bloß seiner „Mitglieder", und daß der Börjcnverein möglicher weise seinen reichen Jahresbeitrag von 1500 Thlrn. znrückziehen könnte, wenn der Verein seinen bisherigen Charakter ablegt. Wenn bisher derBegriffBuchhändler ein solcher war, daß mit ihm zugleich der Begriff von „Intelligenz" und das gemeinsame Ge fühl für Wahrung der genossenschastlichen Interessen Hand i» Hand ging, so ist er seit dem Erlaß der neuen Gewerbeordnung ein we sentlich anderer geworden, und es steht zu befürchten, daß in Folge des Hinzutritts von dem Buchhandel disparatcn Elementen die An forderungen an den Unterstützungsverein sich in noch höherem Grade vermehren werden, als dies bereits in den letzten Jahren leider der Fall war. Ich theile deshalb um so weniger die Befürchtung, daß der Börscnvcrein aus falsch verstandener Humanität seinen Beitrag zurückziehen wird. Jedenfalls habe ich aus den Debatten nicht die Uebcrzeugung gewinnen können, daß die Mehrzahl der Anwesenden meinem An trag entgegen war, cs erhoben sich im Gegcntheil ebensoviel Stim men dafür wie dagegen; und wenn ich von einem Theil auf das Ganze schließen darf, sowie aus den mehrfach mir kundgegebencn mündlichen und schriftlichen Aufforderungen, meinen Antrag aufrecht zu erhalten, so glaube ich, daß auch die große Mehrheit sämmtlicher Mitglieder des Vereins meinem Anträge, der ja verbesserungsfähig ist, im Wesentlichen zustimmcn wird. Ich behalte mir daher vor, ihn in statutenmäßiger Form entweder für die nächstjährige Gene ralversammlung zu wiederholen, oder ihn znm Gegenstand einer außerordentlichen Generalversammlung im Herbst zu machen. Es soll mich freuen, wenn ich hiermit die Anregung gegeben habe, die Frage im engern und weitern Kreise zur eingehenden Be sprechung zu bringen, damit sie für die Generalversammlung spruch reif ist. — Vielleicht findet der geehrte Vorstand des Börsenvereins als Hauptcontribncnt zum Unterstützungsvereiu Veranlassung, die Frage in der bevorstehenden Ostermesse zur Sprache zu bringen; auch ist die geehrte Redaction des Börsenblattes gewiß gern bereit, weiteren Besprechungen über dieselbe die Spalten des Blattes zu öffnen.*) Berlin. F. Weidling. Miscellen. Der neulich mitgctheiltcn Erklärung einer Anzahl deutscher Schriftsteller (Edmund Hoefer und Genossen) in Sachen der Au torenrechte (Nr. 71) haben sich auch folgende Dresdner Schrift steller angeschlossen: Professor Dr. Hermann Hettncr, De. Ferdinand Stolle, Dr. Moritz Weinhold, Robert Waldmnller-Duboc, Dr. N. Döhn, Oe. Hugo Schramm, O. S. Seemann, Dr. Alexander Schnctger, Edmund Judcich, Dr., R. Treitschke. Ferner sind bei- getrcten die Heidelberger Bluntschli, Schenkel, Kirchhofs, Köchly, v. Vangerow, Weber und andere, die Frankfurter Lorenz Dieffenbach, Friedrich Hornfeck, Hermann Presber, Heribert Rau, Friedrich Stoltze und Theodor Winkler. Bei der Wichtigkeit der angeregten Frage kann es wohl kaum erst der besonder«: Versicherung bedürfen, oaß weitere Artikel darüber allerdings dankbare Aufnahme finden werden. D. Red.
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