^ 65. 20. März 1911. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 3495 0 Verlag für Literatur und Kunst Albert Langen München Ende März werden erscheinen: Katarina Botsky! Dev TvMkev/Roman Geheftet 2 Mark, in Pappband 3 Mark (Dieser Roman ist in jeder Beziehung eine Überraschung. Das Thema selbst — die Geschichte des ^ armen John, des Trinkers — ist, mindestens in dieser Art, ungewöhnlich, die Darstellung ist so sein und psychologisch sicher fundiert und frei von allen, bei diesem Titel leicht zu befürchtenden Roheiten, daß man mit seltener Befriedigung erkennt, wahrhaft ein Werk reifer Kunst vor sich zu haben. Am erstaunlichsten und am meisten bewundernswert aber ist, das gerade dieses Buch von einer Frau geschrieben wurde! Nichts verrät dies, wenn es der Titel nicht sagte. Von allen Frauenbüchern der letzten Jahre, wenn nicht überhaupt, ist dieses das männlichste im Sinne strenger Kunstübung, und auch die besten unserer Dichter könnten Katarina Botsky darum beneiden. Der noch so junge John Zarnosky, der Gutsherrn-Sohn, der sich der Trunksucht ergeben und von diesem Laster, nicht ohne Schuld seiner Familie, nicht loskommen kann, dieser bemitleidenswerte Mensch mit seiner, wie bei Trinkern meistens, so gutmütigen und empfindlichen Seele ist in allen Teilen der Schilderung von unnachahmlicher Echtheit. Wie aber das schwerste und unwürdigste Menschenlvs nicht bar ist aller Lichtblicks und freundlicher Stunden, so auch nicht dieser Meisterroman, Man kann sogar herzlich lachen über diese echten ostpreußischen Typen, aus denen die Zarnosky-Famiiien sich zusammensehen, deren originelles Familienmerkmal, eins unbändige, erheiternde Lust und Begabung zum frechsten Aus schneiden, mit wahrer Meisterschaft ganz unaufdringlich und natürlich geschildert ist. Diesen Roman muß man als wirkliche künstlerische Tat freudig begrüßen, mit der Katarina Botsky ein großes Ver sprechen gegeben hak. Bruno Frank Novellen Geheftet 3 Mark, in Pappband 4 Mark, in Lalbsranz 6 Mark OHruno Frank ist kein Fremder mehr. Ein Roman, ein Novellen- und ein Gedichtband haben ihn bereits bekannt gemacht, wie in letzter Zeit Arbeiten im „Simplicissimus" und „März". Man merkt es den vorliegenden sieben Novellen auch an, daß sie kein Neuling geschrieben hat. Interessante Problemstellung, charakteristische Darstellungsweise, deutlich sichtbare Pflege der Sprache verraten den geschmackvollen Schriftsteller, In diesem neuen Bande erzählt er von Flüchtlingen — Flüchtlingen des Lebens —, von denen keinem aber die Flucht glückt. Der Verfasser wollte zeigen, daß es den Menschen nicht gelingt, „auch nur den Fuß den Fesseln zu entziehen", die uns alle ans Dasein, an die Formen unseres Lebens ketten. Er tut dies mit einer leichten Ironie, die am ersten von der Echtheit des eigenen Empfindens und Erlebens überzeugt, die in diesen Novellen stecken, und findet so auch die beste Art, mit der man den geplagten Menschen von diesen im Grunde ernsthaftesten Dingen erzählen kann. Bezugsbedingungen: In Rechnung 25°/», bar 33'/?/» und 7/6 München, 15. März 1911