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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.02.1870
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- 1870-02-07
- Erscheinungsdatum
- 07.02.1870
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- Deutsch
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JL 30, 7. Februar. 409 Nichtamtlicher Theil. uiß in Formen, welche an sich gar nicht in den Bereich schöner Kunst fallen, wird zu sehr bestimmt durch Gewohnheit, Laune und Mode, am verständigsten noch durch die Rücksicht auf Zweckmäßigkeit. Das Schönheitsgefühl, welches sich der moderne Mensch durch seine Kunstanschauungcn erworben, macht sich in diesen kleinen, an sich »»künstlerischen Formen und Gegenständen zu unserer Zeit sehr un sicher gellend. Dagegen ist sicher, daß die alten Haudschriftenschreiber in Deutschland nicht nur durch die Beschaffenheit ihres Rohrs und ihrer Tinte zu den Ecken und dem gebrochenen Schwünge der römi schen Buchstaben kamen, sondern daß sie in dem behaglichen Genuß ihres Schreibens auch ein gewisses gemüthliches Bedürsniß fühlten, die kalte Einförmigkeit der lateinischen Schriftzüge zu verschönern, indem sie Knöpfe und scharfe Kanten daran bildeten, dem Geraden einen kleinen Schwung gaben, dem Bogen einen Haken und eine Brechung zusügten. Und ebenso sicher ist, daß Albrccht Dürer bei seiner Aufstellung der Buchstabenproportionen und bei den Nuancen, die er in den deutschen Ductus brachte, durch sein künstlerisches Stilgefühl Urthcil und Sicherheit für seine Aenderungen erhielt. Freilich hat im Laufe des sicbcnzchnteu Jahrhunderts, in welchem leider üherhaupt Geschmacklosigkeit in das deutsche Leben und die deutsche Kunst cinkehrte, auch die deutsche Fracturschrift vieles von ihrer ursprünglichen Schönheit verloren; dieser Zustand hat iudcß nicht lange gedauert, und als sich der Kunstgcschmack wieder hob, hat auch unsere Schrift sich gebessert, obwohl nicht geleugnet werden soll, daß in der modernen Gliederung unserer Buchstaben der kräf tige und sichere Schwung der Typen Schöffer's und Dürer's nicht wicdergefundcn ist und daß an Stelle der verhältnißmäßig sicheren Stilempfindung, welche jenen Alten die Gothik gab, bei Denen, welche unsere Lettern schneiden, Unsicherheit und Willkür nicht zu verkennen ist. Der Vorwurf aber ist völlig unwahr, baß die lateinische Druck schrift sich leichter liest als die länger gezogene deutsche; denn die runde lateinische Form greift die Augen weit mehr an als die auf gleichem Kegel geschnittene deutsche, an deren Ecken und vielfach ge gliederten vom Fetten ins Magere streichenden Linien das Auge schneller das Charakteristische der Buchstaben faßt. Darüber kann freilich nur urtheilcn, wer gewöhnt ist, Fractur und Antiqua in Büchern ähnlichen Inhalts gleich oft und gleich lange zu lesen. Daß der runde, breite und fettstrichige Schnitt der lateinischen Lettern für die zahlreichen ziemlich harten Consonantcnvcrbindungen der deutschen Sprache weniger paßt als deutsche Schrift, ist unleug bar, denn die vollen, festgcschlossencn lateinischen Buchstaben setzen sich im Druck sehr von einander ab, — was beim Fcdcrzuge der Handschriften allerdings die Deutlichkeit vermehrt — die schmäleren und längeren deutschen Lettern weisen mit ihren Spitzen und Ecken das Auge unablässig vorwärts. Endlich wird ein Tadel gegen die deutsche Fracturschrift auch daraus abgeleitet, „daß sie alle Drucker zwinge, sich mit dem zwei fachen Vorrath lateinischer und deutscher Typen auszurüsten, wäh rend in Italien, Frankreich rc. Latein und Vulgär mit denselben Lettern gesetzt wird." — Wie aber darf man den Besitz eines selb ständigen Schristtypus nach dem so ganz und gar äußeren Umstand messen, daß die Druckereien, — welche, nebenbei bemerkt, heutzu tage selbst mit Zicrschriftcn aller Art überladen sind, — einen größeren Schriftvorrath nöthig haben? Während Franzosen und Engländer in Erfindung neuer Schriftarten unerschöpflich sind, wäh rend die Franzosen in neuester Zeit wieder nach dem Muster der einstmals aus Deutschland cingedrungcnen Typen sogenannte Re naissancetypen gießen, sollen wir — um die Druckereien nicht zu belästigen, unsere mit der Sprache ziemlich fest zusammenhängende Schrift aufgeben? Das ist ein Tadel, dem sich nur der vergleicht, „daß die deutsche Schrift nöthige, in der Schule die Zahl der Alphabete zu verdoppeln. Jedes Kind müsse für ein Zeichen acht lernen, wo die Hälfte ausreichte." — Zunächst sind die Formen so verwandt, daß eine zur anderen überführt. Und uns scheint, daß auch das Auseinanderfallen der zahlrcichenverwandten Anschauungen und die Aufmerksamkeit auf die kleinen Verschiedenheiten unseren Schülern nicht unnütz ist. Der Name Bulwcr in der englischen Literatur. Bei der großen Popularität, welche der Name Bulwer auch in Deutschland erlangt hat, so schreibt das „Magazin für die Literatur des Auslandes", werden den Lesern die nachstehenden Notizen über diejenigen Mitglieder dieser Familie, welche als Schrift steller einen bedeutenden Succeß erreicht haben, vielleicht von Interesse sein. I. Edward (George) Lytton Bulwcr ist geboren 1805. Sein Vater war General Bulwer. Nach mehreren schriftstellerischen Versuchen veröffentlichte er 1827 „Falkland" (anonym) und das Jahr darauf „Pelham", welches ihn in die Reihe der ersten Novelli sten seines Vaterlandes stellte. Diesem Romane sind seitdem eine große Zahl von Werken gefolgt; wir nennen: „Nacht und Morgen", „Ernst Maltravers", „Eugen Aram", „Die letzten Tage von Pom peji", „Rienzi", „DeverE^-,-5>Die Cartons", „Meine Novelle" u. a.; daneben dramatische Werke, wie „Die Dame von Lyon", „Nicht so schlecht als wir scheinen" u. a.; Dichtungen und eineUeber- setzung der Schiller'schen Gedichte. Bulwer cichielt im Jahre 1835 die Baronetswürdc und führte daher von da an vor seinem Namen das Prädicat „Sir". Als er 1844 den Grundbesitz seiner Mutter — einer gcbornen Lytton — Knebsworth — erbte (man schlägt dessen jährlichen Ertrag auf mehr als achtzigtauscnd Thaler an) nahm er den Familiennamen seiner Mutter „Lytton" an, und sein früherer Name Bulwcr erschien nur als Vorname. Wir finden ihn daher von jener Zeit an als: Sir Edward Bulwcr Lytton, Lsronst, bis vor wenigen Jahren ihn die Königin zum Lord als „LordLyttou" erhob. Dies also ist der jetzige Name des Verfassers des „Pelham". Wir erwähnen noch, daß Lord Lytton auch auf politischem Ge biete eine hervorragende Thätigkeit entfaltet hat. Er war öfters Mitglied des Parlaments und einmal Mitglied des Ministeriums. II. Sir Henry Lytton Bulwer, geboren 1804, ist der ältere Bruder Lord Lytton's. Er ist der vielgenannte, hervorra gende Diplomat, der in einer langen Reihe von Jahren an ver schiedenen Höfen sein Vaterland vertreten hat. Von seinen Schrif ten sind die „üiswrioul olirrraetsrs" besonders auf dein Contincnte bekannt geworden. In diesem Augenblicke beschäftigt ihn die Her ausgabe des Lebens von Lord Palmcrston. III. ll'iio 6onourut,Is Robert Lytton ist der einzige Sohn (eine einzige Tochter starb in früher Jugend) von Lord Lytton und hat sich durch seine Gedichte, die er unter dem nova äopIumsOwen Meredith seit einer Reihe von Jahren hat erscheinen lassen, einen wohlbegründeten Ruf geschaffen. Er ist gegenwärtig der englischen Gesandtschaft in Wien attachirt, und führt als Sohn eines Lords das Prädicat „Honourabls". Zum Schluß sei noch bemerkt, daß auch die Gemahlin Lord Lytton's — mit diesem vermählt 1827 — sich als Schriftstellerin versucht hat. Sie ist die Verfasserin von „Chevcly", „Bianca Ca- pello" u. a. —tz. Misccllen. Aus Berlin, 1. Fcbr. berichtet die Dtsch. Allg. Ztg.: „Die Angabe, daß das sogenannte Nachdrucksgesetz in der Sitzung des Bundesraths vom 27. v. M. in den Ausschuß wieder zurückver-
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