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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.02.1870
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- 1870-02-07
- Erscheinungsdatum
- 07.02.1870
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30, 7. Februar. Nichtamtlicher Theil. 407 Nichtamtlicher Theil. Die deutsche Druckschrift.*) I. Zum Verständnis; der Bemerkungen, welche im Folgenden über unsere Druckschrift gemacht werden sollen, wird zunächst an Bekann tes, an Ursprung und Ausbildung der deutschen Lettern erinnert. Unsere deutsche Schrift, wegen ihrer gebrochenen Ecken Frac- turschrift genannt, ist die Druckschrift aller politischen und populä ren Zeitschriften, und fast aller in deutscher Sprache geschriebenen Bücher, mit theilweiser Ausnahme jener, welche für Gelehrte be stimmt sind. Sic hat sich durch allmähliche Verbesserung und Ver schönerung direct aus der Schriftdes fünfzehnten Jahrhunderts heraus gebildet, und ruht mit dieser auf der Schrift, welche bereits in den ältesten Handschriften, die Deutschland aufzuweisen hat, verkommt, auf der von den Mönchen im achten und neunten Jahrhundert für Aufzeichnungen auch in deutscher Sprache angewendeten lateinischen Schrift. Diese Mönchsschrift wurde, nachdem sie im zehnten Jahr hundert einen schönen, accuraten, weniger runden, unserer jetzigen lateinischen Schrift sehr ähnlichen Charakter angenommen hatte, im elften Jahrhundert etwas höher, fast langbeinig und verdichtete sich nach unten, noch mehr im zwölften Jahrhundert, in dem die Schrift abermals länger und allmählich die Enden der Buchstaben mit einem sehr scharfen abschneidenden, feinen Querstrich versehen wurden. Die großen Buchstaben bekommen gleichzeitig oft wunderliche Beugungen der Schenkel, die Nebenzügc der alten Schrift wurden oft zu Haupt- zügcn gemacht und die ganzen Buchstaben verschnörkelt. Die kleine Schrift wird wankender, unsymmetrisch, und endlich im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert, in welchem sich die Abkürzungen häu fen, sowohl oben als unten an den Spitzen gebogen. So wurde die deutsche Bücherschrift nach langer Geschichte in den Buchstaben firirt. Die Erfinder der Bnchdruckerkunst, des großartigsten Fun des unter allen seit Erfindung der Buchstabenschrift, hatten die Ab sicht, Handschriften auf eine schnellere Weise, als bisher, herzustellen, um sich dadurch eine ergiebige Einnahmequelle zu eröffnen. Weil cs sich zunächst um einen Ersatz der Schrcibkunst und eine Production von Büchern handelte, welche den Handschriften völlig gleichen sollten, hielten sich die ersten Drucker so viel als möglich an die Schreibweise der gleichzeitigen Handschriftenvcrfertiger. Der Druck enthielt gleich den Handschriften keinen Titel, keine Seitenzahl u. s. w., die An fangsbuchstaben wurden in Gold oder Farben eingemalt, die Buch staben endlich den in der gleichzeitigen Schrift üblichen möglichst ge nau nachgebildct, sogar eine Verschiedenheit der einzelnen Exemplare durch Abänderung in der Zeilenzahl, in auffallenden Abkürzungen, vornehmlich am ersten und letzten Blatte erstrebt. Die Typen des ersten größeren Werkes, der sogenannten 42zeiligen Bibel von Gu- tenbecg und Fnst, waren der Schrift nachgeschnittcn, welche damals in Bibeln rc. angcwendet wurde. Gleich dieser waren sie länglich, viereckig, dick, ungleich; die Wörter voller Abkürzungen, und die Anfangsbuchstaben durchaus in keinem richtigen Verhältnis; zu der übrigen Schrift. Nur kurze Zeit begnügte man sich mit dieser über kommenen Form der Buchstaben; die Kunst, welche schneller als ir gend eine ihrer Vollendung entgegcnreifte, ersann bald nicht nur technische Verbesserung, sondern auch Verschönerung der Schrift, die schon wenige Jahre nach den ersten Versuchen, namentlich durch das Talent des erfahrenen Schönschreibers, Jllnminirers und Rnbrica- tors Schösser in solchem Grade erzielt murde, daß eines seiner Werke, dasPsalterium vom Jahre 1457, noch jetzt, auch wasSchön- *) Mit gefälliger Erlaubnis; des Herrn Verlegers aus den „Grcnz- boten" abgedrnckt. heit der Typen anbelangt, unsere Bewunderung erregt. Er gestal tete die Typen leichter und gefälliger, und verlieh ihnen neben Ein fachheit das rechte Ebenmaß, worauf unabhängig von ihm auch der große Bamberger Drucker Pfister hinarbeitete. Durch das ganze fünfzehnte Jahrhundert bis ins sechzehnte herein blieben Schöffer's Typen in ihren verschiedenen Größcnab- stufungen maßgebend, bis endlich nach resultatlosen Versuchen Ande rer Albrecht Dürer neue Typen erfand und eine feste Regel für ihren Bau anfstellte. Er gab in seinem oft gedruckten, berühmten Werke: „Unterweisung der Messung mit Zirkel und Nichtscheid in Linien, Ebenen und ganzen Körpern" (1525) für die einzelnen Buchstaben die Proportionen an, und stellte dadurch eine Norm auf, welche dem Wesen nach bis auf die Gegenwart in unserer Frac- turschrift lebt. Denn so sehr auch in späterer Zeit bis herab auf unsere Tage die Typen in ihren Größenabstufungen verändert wor den sind, sie haben sich selbst in der Gegenwart noch nicht weit von den Verhältnissen, wclcheDürer aufstellt, entfernt, und sind der Zeich nung, welche der berühmte Nürnberger Schönschreiber Neudörffer, der Aeltere, nach den Angaben Dürcr's geliefert hat, noch nicht so unähnlich geworden, daß eine prinzipielle Umgestaltung der Schrift angenommen werden könnte. Diese deutschen Buchstaben gingen sehr bald in die benachbar ten Länder über. Allerdings bildeten die ersten Drucker, welche nach Frankreich kamen, z. B. der Schweizer Ulrich Gering, gleich anderen späte ren in richtigem Verständniß ihrer Aufgabe, ihre Typen nach der da mals in französischen Handschriften üblichen Schrift (ronlls), welche den alten römischen Schrifttypus getreuer bewahrt zeigte, die großen Buchstaben nicht verschnörkelt, die kleinen aber an den Spitzen ent weder gar nicht, oder nur unmcrklich gebogen hatte, und die Buchsta ben überhaupt mehr rund oder geradlinig als eckig und gebogen zeich nete. Bald gewannen aber durch einige der bedeutendsten Drucker die inzwischen in Deutschland verbesserten Typen, welche man kurz weg Allemand oder ihrer eckigen Form wegen auch Usttrss äs kormv nannte, das Uebergewicht, das sie erst im siebenzchntcu Jahr hundert, nachdem sie eine Zeitlang fast ausschließlich geherrscht hat ten, verloren. Schon Michel Vascosan (1530—1576) druckte z. B. nur mit gothischer Schrift. Diese fand auch in Italien rasche Verbreitung. Denn obwohl auch hier die ersten Drucker, die deut schen von Mainz ausgewanderten Werklentc Fust's und Schöffer's Conrad Sw eg ehe im und Arnold Paunartz, ihre ersten Typen ebenso vollständig als meisterhaft dem in gleichzeitigen italienischen Handschriften üblichen, rein römischen Schriftductus, der damals den deutschen Officinen ganz fremd war, nachbildeten, so kam doch auch hier die deutsche Druckschrift bei den berühmtesten Druckern in Ge brauch, ja sic wurde selbst dann noch angewendet, als die römische Schrift bereits durch Wendel in von Spei er bedeutende Ver besserungen erfahren hatte, und der Venetianer Nicolaus Jen son (1470—1482) wahrscheinlich nach Handschriften aus der be rühmten Florentinischen Schreiberschule, die ihm der Zufall in die Hände gespielt hatte, seine herrlichen gerad estehenden Typen ge- gosscn hatte, welche anfänglich die venetianischen, daun die rö mischen oder Antiqua (in Frankreich Romain, auch äroit, in Eng land Romain, in Italien ^.ntioo) genannt wurden. Es scheint aber, daß man die geschnörkelten gothischen Lettern Deutschlands für kirch licher hielt. Nur allmälich wurde die Anwendung der gothischen Schrift seltener, wozn der Umstand beitrug, daß der Venetianer Aldus Manutius ums Jahr 1502 auch zur Anführung von Ci- taten rc., wozu man sich zur Unterscheidung von der Textschrift noch lange der gothischen Schrift bediente, eine selbständige, im Typus 59*
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