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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.02.1886
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- Erscheinungsdatum
- 03.02.1886
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- Deutsch
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586 Nichtamtlicher Teil. lV 27, 3. Februar 1886. Mit welcher Engherzigkeit der Verfasser bei der Verarbeitung des Materials zu Werke ging, tritt bei der Benutzung der literari schen Berichte klar zu Tage. Zu bequem oder zu unfähig, unter dem Gebotenen eine weise Auswahl zu treffen, nahm der Autor eine Anzahl schriftlich fixierter Erzählungen höchst gedankenlos herüber, ohne sich dabei zu genieren, manche erst aus Faust zu über tragen. Unter den im ganzen Lande über den geheimnisvollen Mann umlaufenden Geschichten und Erzählungen scheint der Herausgeber eine beliebige, nichts weniger als methodische Auslese vorgenommen und das Herausgcgriffene in unveränderter Gestalt mit besonderer Ungeschicklichkeit an einander gereiht zu haben. Außer diesen beiden stärker und schwächer fließenden Quellen, der mündlichen Tradition und der schriftlichen Berichterstattung, will der Herausgeber bei der Zusammenstellung der Historia auch Fausts »eygene hinderlaffene Schriften« benützt haben; doch scheint, wenn es auch nicht ganz unmöglich ist, daß dem Autor einige angeblich von Faust selbst herrührende Schriftstücke zugekommen sein könnten, daß der Verfasser einige für ihn hochwichtige Stellen dem Faust in den Mund legte, um ihnen größeren Nachdruck zu verleihen und auf sie ganz speciell die Aufmerksamkeit der Leser hinzulenken. Mit mehr Fug und Recht kann man aber annehmen, daß der Kompilator dem gegebenen Stoff nicht unwesentliche Er weiterungen und Veränderungen angedeihen ließ. Mag man sich nun immerhin mit der ganzen Anlage der Historia und dem sie durchwehenden Geiste nicht befreunden können, mag man den Verfasser auch kunstloser, ungeschickter Verarbeitung des zu Gebote stehenden Stoffes zeihen und die Verwendung des selben zur Umhüllung der theologischen Tendenz nicht billigen, so muß man demselben doch ein zweifaches Verdienst zuerkennen. Erstens hat derselbe ein damals allgemein lebhaft empfundenes Bedürfnis durch die Herausgabe des von ihm gesammelten Mate rials über Faust befriedigt; denn, wie der Verleger Spieß in einem Briefe berichtet, herrschte damals eine große Nachfrage nach Anekdoten und Erzählungen über Faust und seine Wunderthaten. Ganz besonders aber hat sich der unbekannte Autor verdient gemacht, ohne es selbst zu wissen oder zu wollen, indem er durch die Abfas sung seines Buches die Faustsage vor dem im anderen Fall gewiß unausbleiblichen Untergang bewahrt, indem er den Grund gelegt hat für die gesamte litterarische Entwickelung der Faustidee, auf dem unsere heutige umfängliche Faustlitteratur aufgerichtet wurde. (Schluß folgt.) Miscellrn. Auktionsprcise. — Durch die Tagesblätter geht folgende Auktionsnachricht, welche wir hier wiedergeben, ohne übrigens die Voraussetzung der einleitenden Worte in diesem Falle zu der unsrigen zu machen. »Wie sehr Bücher und Zeitschriften schon nach wenigen Jahren ihres Erscheinens im Preise sinken, dafür lieferte eine soeben im Lepke'schen Kunstauktionshause in Berlin stattgehabte Bücherver steigerung vollgiltigeu Beweis. Nur selten wurde der zehnte Teil des einstigen Wertes erzielt; bei manchen, einst gesuchten Werken wurden faktisch kaum das Papier und die Buchbinderarbeiten be zahlt. Das große Prachtwerk von G. v. Glasenapp »Die Gene rale der deutschen Armee« ging für 50 M. fort; das »Literarische Centralblatt«, von Zarncke herausgegeben,(Wie viel Jahrgänge? Red.) wurde für 18 M. verkauft; W. G. Beckers »Dresdens antike Denk mäler« ging für 35 M. fort; I. H. Campes »Wörterbuch der deutschen Sprache« konnte sogar schon für 2 M. gekauft werden; zwölf Jahrgänge der »Gegenwart« gingen für 9 M. fort. Auch das von dem eben verstorbenen vr. A. Phillips herausgegebene »Historisch-politische Jahrbuch« kam unter den Hammer und konnte hier schon für 2 M. erworben werden.« — Bei so niedrigen Geboten scheint es denn doch nur etwas stark an Käufern gefehlt zu haben, so daß »Angebot und Nachfrage« das entscheidende Wort gehabt haben. Ganz andere Resultate gab die soeben beendete Auktion von alten Büchern durch Lempertz' Antiquariat in Bonn. Hier nur ein paar Beispiele. Von der Seltenheit ersten Ranges bei Hain 10209: «lübsr äs rvissrig, burnans oonä'oöllis Oottmrij«, mit der Jahreszahl 1448 im Inoipit, welche Schöpflin für den ersten Straßburger Druck von demselben Jahre erklärt, wurde ein Exemplar von nur 35 Blättern mit 116 Mark infolge Auftrages L tont prix vom Bibliographischen Museum in Dresden erworben; die König!. Bibliothek zu Berlin hatte ebenfalls bis über 100 Mark bieten lassen. Dieselbe Bibliothek überbot dagegen alles mit 300 Mark für ein Evangelienbuch, gedruckt zu Dutenstein 1506. Man sieht, wie sehr unsere großen Bibliotheken bemüht sind, früher versäumte Ankäufe von seltenen alten Druckwerken nachzu holen, was leider in vielen Fällen heutzutage nur noch zu enormen Preise, in Bezug auf Seltenheiten ersten Ranges meist gar nicht mehr möglich ist. Die Antiquariatsbuchhandlung von U. Hoepli in Mailand hat dieser Tage einen bedeutenden Ankauf gemacht, bestehend ans ca. 125 kostbaren Pergament-Handschriften, die seinerzeit der Biblioteca Trivulziana in Mailand angehörten, wie auch ein Teil derselben mit bibliographischen und historischen Notizen von der Hand des Marchese C. Trivulzio versehen ist. Es befindet sich darunter ein illisgale llomannm aus dem Anfang des XI. Jahrhundert (ca. 1003) mit vielen Neumen, ca. 15 Oküoinni Llarias italienischen, französischen und holländischen Ursprungs mit kostbaren Miniaturen, darunter ein wahres Kabinettsstück; ein Voragine, I>s§snäa aursa mit über 100 Minia turen, ebenso ausgestattet eine Vitaäi 8. k^noisoo ä'^soisi, Breviare und Miffale aus dem XII—XV. Jahrhundert, ein lateinischer Kommentar zu Dantes Paradies, Virgils Bucolica für einen Duca Sforza angefertigt, Seneca, Terentius, ein Xulipbouarinm Oistsre. aus dem XII. Jahrhundert, ^.rstinuo äs bsllo pnrüoo 1440. — Im prs8a äslta Iscäa Xsxropoots 1470. Ein hebräischer Codex mit Miniaturen rc. rc. — Das Ganze bildet eine Sammlung, wie sie ein Antiquar selten zu kaufen bekommt. Personalnachrichten. Ludwig Arrigoni ff — Am 15. Januar starb in Nervi in den Armen seiner Mutter und Schwester nach langen, schweren Leiden der Antiquar Ludwig Arrigoni aus Mailand. Verhältnismäßig noch jung hat er doch, dank einer trefflichen von seiner Mutter geleiteten Erziehung, verstanden, seinem Namen und seiner Firma ein Ansehen zu geben, wie es italienischen Anti quaren selten zu teil wird; sein Name wird mit den besten Deutsch lands, Englands und Frankreichs zusammen genannt. — Er richtete sein Augenmerk in gleicher Weise auf alte seltene Druck werke, wie auf handschriftliche Dokumente und Autographen; aus seinen Schätzen sandte er zur letzten Turiner Nationalausstellung die allseitig bewunderte Sammlung von Originalschriften, Auto graphen u. s. w., die sich auf die Wiedergeburt seines Vaterlandes bezogen; er erhielt dafür den Orden des S. Maurizio e Lazzaro. — Die von ihm herausgegebenen Kataloge (sein letzter bietet eine Sammlung von Autographen italienischer Dichter) zeigen in der Ausstattung einen Luxus, wie ihn Wohl der Geschmack des Samm lers und Liebhabers, kaum das Interesse des Händlers diktierte. Arrigoni war ein Ehrenmann in jeder Beziehung; sein An denken wird in Ehren bleiben. — s.
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