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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.02.1886
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 03.02.1886
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- Deutsch
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582 Nichtamlicher Teil. 27, 3. Februar 1886. bei dem riesenhaften Fortschreiten der buchgewerblichen Technik bereits auf das Gebiet der Geschichte zurückgedrängt wurde, so regelt sich doch der heutige Geschäftsbetrieb noch zu sehr nach den zu Anfang des Jahrhunderts gemachten Erfindungen, um einen späteren Termin, bei welchem zunächst an die Zeit der Einführung des Lichtes als graphischen Künstlers gedacht werden müßte, als Wendepunkt anzunehmen, trotz der enormen Um wälzung, welche dies Ereignis teils schon hervorgebracht hat, teils noch Hervorbringen wird. Unsere Nachkommen werden vielleicht hierüber anders denken müssen; ihnen möge denn auch eine Einteilung nach anderen Grundsätzen Vorbehalten bleiben. Für die praktischen Zwecke des Museums ist diese große Zweiteilung jedoch nicht genügend. Der lange Zeitraum von dreihundertundfünfzig Jahren (1450—1799), welcher auf die erste Abteilung fallen würde, verlangt ein engeres Zusammen fassen nach Zeitperioden, während der bei weitem kürzere Abschnitt von dem Jahre 1800 bis auf heute bei der großen Ver zweigung der graphischen Künste der Neuzeit eine Gliederung nach Fächern notwendig macht. Die Periodeneinteilung der ersten Abteilung braucht nicht künstlich hervorgerufen zu werden, sondern bietet sich von selbst dar. Bevor wir jedoch an diese herantreten, haben wir uns erst mit der Vorgeschichte der Kunst zu beschäftigen, von der Ent stehung der ersten Versuche ab den Gedanken in sichtlicher Weise zu verewigen bis auf die Zeit, wo es Gutenberg gelang, die vollendete Form hierfür zu finden. Steht diese Zeit auch außerhalb der eigentlichen Geschichte der Typographie, so ist die Bekanntschaft mit ihr nicht allein eine interessante, sondern eine unerläßliche; denn sie befähigt erst, den unvergleichlichen Wert und unermeßlichen Vorzug der Er findung Gutenbergs vor allen anderen vervielfältigenden Ver fahren klar zu erkennen. Deshalb müssen wir, bevor wir die Halle Gutenbergs betreten, den Raum durchschreiten, in welchem graphische Überreste einer Zeit, die nach Jahrtausenden zählt, zu einem übersichtlichen Bilde von dem Schriften- und Bücherwesen im Altertum vereinigt sind. Hier finden wir Proben der ältesten Arten der Erhaltung und Überlieferung von wichtigen geschichtlichen Thal- fachen, von Gesetzen, Dokumenten und dergleichen, hergestellt durch Einmeißeln, Eingraben, Eindrücken oder Schnitzen in Stein, Metall, Thon, Holz, schließlich durch Schreiben oder Pinseln auf Papyros, Pergament, dann auf Papier. Das Buch und die Buchbindung zeigen sich in ihrer ersten Entstehung (Rollen, Diptychen rc.). Wir lernen die Entwickelung der Schrift durch die verschiedenen Stadien, die hicroglyphische, chinesische und amerikanische Bilder schrift, sowie die Schriftzeichen der west- und südasiatischen Völker, schließlich die griechische, römische, gotische und andere Schriften kennen, woran sich die Belege für die Entstehung und Vervoll kommnung der Illustration der Bücher durch Rubrikation, Ini tialen, Miniaturen und Umränderungen schließen, geordnet nach den verschiedenen Kunstschulen, Arten und Perioden. Dann folgt die Bindung in Holz, Metall, Elfenbein, Leder und Pergament. Wir sehen die vervielfältigenden Künste, Metallhochschnitt, Xylo graphie, Chalkographie entstehen und wachsen (Teig- und Zeugdrucke, Spielkarten, Tafeldrucke, xylographische Bücher, Niellen, Kupferstiche). Dieser Abteilung wird die Klemmsche Sammlung (deren Einverleibung in das Museum in dem Folgenden voraus gesetzt ist) bereits einen nicht unbedeutenden Stoff zuführen bezüglich des Manuskript- und Jllustrationswesens. Was die mehr monumentalen älteren Schriftdenkmäler betrifft, so wird man sich fürs erste hauptsächlich mit Abformungen begnügen ^ müssen, bis der Zufall oder die Unterstützung archäologischer Institute nnd Bibliotheken aus ihrem Überfluß die Ausfüllung der Lücken möglich macht, die jedoch als eine Lebensfrage für den praktischen Nutzen des Museums nicht zu bezeichnen sind. Wir treten nunmehr in das eigentliche Museum ein. Erste Hauptabteilung (1450—t799). Gruppe I. Die Erfindung. Der Altmeister der Kunst, halb der unklaren Sage ange hörend, halb auf dem Boden der Geschichte festruhend, steht so groß da, daß alles, was direkt mit seiner Person und seinem Schaffen verknüpft ist, einen hervorragenden Platz und eine isolierte Abteilung in dem Deutschen Buchgewerbe-Museum be anspruchen muß, welche die Drucke des Altmeisters vor, während und nach der Verbindung mit Fust und Schösser, ferner die Schöpfungen der beiden letzteren nach Aufhebung der Verbindung mit Gutenberg, schließlich die Arbeiten Schössers nach Fusts Tode umfaßt. Wir erhalten hier einen Einblick in die schnelle Ent wickelung der Schriftschneidcrei und der Schriftgießerei, lernen die erste Anwendung von fremdländischen Typen und Noten, die ersten Versuche des Mehrfarbendrucks, sowie das höchst interessante Zusammenwirken der Handarbeit mit der mechanischen kennen, da man es noch nicht wagte, mit dem Duktus der Manuskripte zu brechen, deshalb die gedruckten Bücher mit eingemalten Miniaturen, Initialen u. dergl. schmückte. Es werden hier auch die leider sparsamen Überreste, sowie Modelle, Abbildungen von dem Druckapparate, soweit sich solche noch konstruieren lassen, schließlich von den Denkmälern Guten bergs und seiner Genossen gesammelt, ebenso alles, was sich auf die Geschichte (oder Mythe) der Pseudoerfinder bezieht. Wie allen bekannt, ist diese Ehrenhalle der Kunst durch den unermüdlichen Sammeleifer uud das Sammelgeschick des Herrn Klemm bereits in einer Weise ausgerüstet, die den Neid selbst großer Bibliotheken erregen könnte. Das Vorhandene oder selbst nur das Bedeutendste aufzuzählen, würde über den Rahmen dieses Artikels hinausgehen. Das hier noch Fehlende oder Wünschenswerte zu ergänzen, muß Sache einer späteren Zukunft sein. Weltmuseen lassen sich selbst da, wo das Geld zum Sammeln vorhanden ist, nicht aus der Erde stampfen; das Buchgewerbemuseum hat aber auch noch das Geld zu sammeln. Gruppe II. Die Verbreitung der Kunst (bis Ende des fünfzehnten Jahrhunderts). Mit dem Anfänge der sechziger Jahre des fünfzehnten Jahr hunderts wird mit dem typographischen Sagenkreis ganz gebrochen. Die beglaubigte Geschichte zeigt uns, wie nunmehr die Buch druckerkunst ihre eigentliche kulturhistorische Mission und zwar gleich nach einem großen Maßstabe beginnt. Es gewährt ein ebenso lehrreiches wie anziehendes Bild, den ersten begeisterten Jüngern der Kunst auf ihren Wanderungen durch alle Länder Europas zu folgen, zu beobachten, in wie kurzer Zeit die Kunst überall feste Wurzeln schlägt, wie sie sich technisch den Traditionen der romanischen und germanischen Völker schmiegt; wie man, um einen zwar wenig korrekten aber zutreffenden typographischen Handwerksausdruck zu gebrauchen, nicht mehr daran denkt »ge druckte Manuskripte« zu liefern, sondern Bücher zu drucken; wie das Papier das Pergament verdrängt, wie das Format, die Titel, die typographische Einteilung, die Schriften, der Einband sich den neueren Verhältnissen anpassen, wie die Wissenschaft sich der Typographie bemächtigt und dienstbar macht, während letztere die ihr vorangegangene und ihr den Weg er leichternde illustrierende Kunst anfänglich fast ganz vernach-
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