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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.02.1870
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- Erscheinungsdatum
- 02.02.1870
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- Deutsch
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350 Nichtamtlicher Theil. JZ 26, 2. Februar. Men nur gediegene, wichtige Werke herausgegcben werden. In Deutschland dagegen erscheinen die großartigsten Werke nicht allein in Berlin, Wien und Leipzig, sondern in allen Städten, Städt chen und Flecken werden die bedeutenden Errungenschaften eisernen Fleißes und mühevoller, saurer Geistesarbeit zu Tage gefördert. Mag es an dieser Stelle als ein an die Herren Moskowitcn gerich tetes Wort gelten, wenn wir sagen, daß im Reiche des Geistes und der Wissenschaft die deutsche Nation die Krone trägt und, trotz aller Mißgunst, noch lange tragen wird. In Rußland befindet sich der Buchhandel noch in vollkommen primitivem Zustande. Da der Credit und das gegenseitige Vertrauen hier noch unbekannte Größen sind, kann von einer Mittheilung und Versendung neuer Bücherausgabcn ä oouäitwu, in Commission, gar nicht die Rede sein. Hier heißt es: erst das Geld und dann die Waare. Und ist ein Verleger einmal wirklich in die seltene Lage ge kommen, ein gediegenes Werk zu veröffentlichen, so ist er auch gleich ein Despot seinen Kollegen gegenüber; ein Minimum von 3, 5 oder 6 Ercmplaren liefert er dann gar nicht aus, cs müssen sogleich zum wenigsten 10, 20 oder 25 Eremplare mit einem Male bezogen werden. Daß bei so einseitigen, unsoliden Verhältnissen eine geregelte Entwickelung des Buchhandels oder des geistigen Lebens kaum erwartet werden kann, ist evident. Der ganze russische Buch handel beschränkt sich daher auch fast nur aus die beiden Haupt städte Petersburg und Moskau, und ist cs ein Ercigniß, wenn in Kiew, Charkov, Odessa oder Kasan irgend ein gutes Buch veröffent licht wird. Eine Folge des traurigen Darniederliegens des russischen Buch handels und des spärlichen wissenschaftlichen Lebens in Rußland ist daher auch der sehr fühlbare Mangel einer genauen, zuverlässigen Bibliographie. Zwar wurden im Laufe dieses Jahrhunderts auch hier einige bibliographische Anstrengungen gemacht, können jedoch durch aus nicht verglichen werden mit den gewissenhaften vorzüglichen Werken von Kayscr, Hinrichs, Kirchhofs, Grässe, Engelmann u. s. W. — In den zwanziger und dreißiger Jahren wurden von Smir- din und Krascheninikov recht gute Kataloge einer ziemlich bedeu tenden russischen Leihbibliothek, auch wissenschaftliche Werke um fassend, veröffentlicht, in welchen fast alles Wichtige der älteren russischen Literatur registrirt ist. — Dann gab es wieder eine lange Pause mit tiefem Schweigen bis 1860. Von diesem Jahre bis 1867 wurde zweimal monatlich „Der Bücherbote" (Luisellui1Ve8t- oik) unter der Nedaction von Scnkowsky und später von Rostowzew in Petersburg herausgegeben, der den nothwendigsten Bedürfnissen des russischen Buchhandels genügte und einigermaßen sichere Auskunft über neue literarische Erscheinungen gab. Wegen zu geringer Teil nahme, einer Auflage von kaum 500 Ercmplaren, ging dieses Blatt jedoch leider schon 1867 wieder ein. Augenblicklich hat der Gchcim- rath A. N. Strugowschtschikov ein großartiges Unternehmen angc- kündigt, auf dessen Verwirklichung die literarische Welt in Rußland sehr gespannt ist, nämlich eine Monatsrevue unter dem Titel „Der Bibliograph" (Ausgabe des Geschäftes: der russische Buchhau handel), in monatlich erscheinenden Heften von 8 —10 Bogen für den nicht geringen Preis von 7—8 Rbl. jährlich. Das Programm desselben zerfällt in fünf Abtheilungen: 1) Bibliographische Be sprechung russischer Bücher; 2) bibliographische Besprechung aus ländischer Bücher; 3) von den russischen periodischen Schriften; 4) vollständiges Verzeichniß aller neu erscheinenden russischen und ausländischen Bücher, sowie der periodischen Schriften (?>?), nebst kurzen Bemerkungen über dieselben; 5) allgemeine Nachrichten über den Buchhandel. Die Ankündigung ist bereits seit Monaten erfolgt, und ist wohl jetzt bereits das erste Heft erschienen. In wie weit dieses Unternehmen jedoch den Bedürfnissen der Zeit Genüge leisten wird, kann natürlich erst nach Verlauf einiger Monate mit Gewiß heit beurtheilt werden. Recht gewissenhafte Arbeiten hat während der letzten zehn Jahre der bekannte Bibliograph W. I. Mcschov veröffentlicht, von welchen uns gegenwärtig ein starker Band von 1000 Seiten vor liegt : der Katalog der russischen Buchhandlung von Basunov in St. Petersburg, 12,000 Büchertilel und ungefähr 7200 kritische und bibliographische Notizen enthaltend*). Bei dem gänzlichen Mangel guter bibliographischer Hilfsmittel ist dieses emsig zusammengetragene Werk des Hrn. Mcschov jedenfalls mit großem Dank und besonderer Anerkennung aufzunchmen, wenn es auch von einer erschöpfenden Vollständigkeit noch sehr weit entfernt ist. Daß sämmlliche angeführte Werke in einer Bändczahl von 30 — 40,000 alle in der genannten Buchhandlung zumKaufe vorhanden sein sollen, ist abercbensowenig begründet, wie die kindliche Behauptung, daß einen so vorzüglichen Katalog bis jetzt noch keine einzige europäische Literatur aufzuwei- scn habe. Als Beweis des Gegentheils mag nur die Bemerkung dienen, daß alle älteren, antiquarischen Werke, die vor 1825 er schienen und gegenwärtig im Novitäten - Buchhandel nicht cursiren, eben in demselben nicht vorhanden sind. Auch sind von ausländischen Kritiken und Rcccnsionen nur „Die Russische Revue von Dr. Wolff- sohn" und „Die Preußische Vicrtcljahrsschrift" angeführt, während der unzähligen, kritischen Rcccnsionen unseres „Magazin", das seit achtunddreißig Jahren fast alle wichtigen Erscheinungen der russischen Literatur besprochen hat, nicht mit einer Silbe gedacht ist. In der ersten Abtheilung, der „Theologie", bilden die zahllosen Bio graphien und Wundcrthatcn der Tausende von Heiligen der russi schen Kirche natürlich einen Hauptabschnitt; — sowie die vielfachen Uebersetzungen wissenschaftlicher und belletristischer Werke aus dem Englischen, Französischen und Deutschen den Löwenantheil aus- machcn. Zum Ruhme der russischen Literatur sind uns dagegen noch viel mehr, als die angeführten 400 Uebersetzungen russischer Werke in fremde Sprachen bekannt. Für die neuere russische Literatur ist dieser Katalog aber immer hin in Ermangelung eines besseren ein ziemlich brauchbares Nach- schlagebuch, und kann man nur wünschen, daß Hr. Mcschov durch die Anerkennung des Geleisteten sich crmuthigt fühlen möge, diesen Grundstein einer Bibliographie der russischen Literatur zu einer umfassenden, vollständig erschöpfenden Arbeit auf diesem Felde zu erhöhen. (Mag. f. d. Lit. d. Ausl.) Miscellen. Leipzig, 31. Jan. Nach einer Mittheiluug des hiesigen nordamerikanischen Consuls sind im vierten Quartal vom Jahr 1869 im Ganzen für 45,154, 49 Dollars Bücher, Zeitschriften und an dere Drucksachen, und für 9083, 87 Dollars Landkarten, Gemälde und Malereien von Leipzig nach Nordamerika versandt worden. Die von Hrn. Karl Czermak in Wien veranstaltete Bücher sammlung für in Dalmatien verwundete und erkrankte k. k. Kriegerhatnach dem in der Wiener Zeitung vom 10. Januar erschie nenen Ausweis die ansehnliche Summe von 1788Bänden ergeben welche nach allen Richtungen des Jnsurrcctionsschauplatzes hin, wie Ragusa, Cattaro, dann Zara, Triest u. s. w. versendet und überall mit großem Dank ausgenommen wurden. Zahlreiche Dankschreiben,, sowie eine Zuschrift des k. k. Reichskriegs-Ministcriums sprachen sich über das Unternehmen des Hrn. Czermak in anerkennendster Weise aus. ') Systematischer Katalog der russischen Bücher, die von 1825—1869 in Rußland erschienen sind und in der Buchhandlung von Basunov in St. Petersburg verlaust werden, nebst Hinweisen aus Kritiken und Recen- sioncn, sowie Anzahlung von 400 Uebersetzungen russischer Werke in an dere Sprachen. Von W. I. Mcschov. St. Petersburg 1869.
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