Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1859-12-19
- Erscheinungsdatum
- 19.12.1859
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18591219
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-185912194
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18591219
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1859
- Monat1859-12
- Tag1859-12-19
- Monat1859-12
- Jahr1859
- Titel
- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Autor
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2540 ^7 155, 19. Dccember. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. Ganz richtig ist dagegen die Einwendung, daß nur sehr wenige Firmen im gegenwärtigen Augenblick von den erbetenen Vorlheilen Gebrauch machen können. Allein der ganze Vor schlag hat ja überhaupt nur Sinn in Verbindung mit der von den oe stcrreicki sch en Buchhändlern beschlosse nen Kürzung des ihren Kunden gewährten Crcdits von IJahrauföMonate. Es ist klar, daß, wenn die Rechnungen, statt wie jetzt nur im Januar und Februar, in Zukunft auch noch im Juli versendet und Notabene bezahlt werden, alle soliden Firmen auch Baarbezüge und s Eonlo-Zahlungcn machen können, was ohne diese Maaßregel ebenso bestimmt im Allgemeinen nicht möglich wäre. In dieser Maaßregel liegt aber zugleich auch die Sicherung ge gen allzu große Verluste durch das Agio, denn der Buchhändler kann dann wie jeder andere Kaufmann nur an eincm Thcil seines Jahresumsatzes durch eine ungünstige Eonjunctur verlieren, und da mit ist dem zweiten Punkte, den ich oben erwähnte, genügt, soweit das überhaupt möglich ist. Ich werde indessen später noch einmal darauf zurückkommcn. Nachdem ich nun gezeigt zu haben glaube, daß die Vorschläge der oesterreichischen Buchhändler vollkommen sachgemäß und ausführ bar sind, werde ich mir erlauben, Hrn. Spanier auf die Mängel sei nes Vorschlages aufmerksam zu machen. Es ist ganz richtig, daß die Guldenrechnung für den oesterreichi schen Buchhändler die beste und angenehmste ist, aber nur unter einer Bedingung, nämlich dann, wenn derThalcr mit Ist. 50Nkr., alsopari gerechnet wird. Sobald der Thalcr höher berechnet wird, zu 1 fl. 80 Nkr. oder zu 2 fl. u. s. w., bietet sie dem Sortimenter keine Vortheilc mehr, sic wird im Gcgentheil höchst lä stig , und daher mögen wohl die unangenehmen Erfahrungen kom men, die mit solchen Conti gemacht wurden. Kann ein Verleger die Gefahr übernehmen, möglicherweise an seinem Umsatz nach Oesterreich 30—40 Proc. zu verlieren, so wird er, da ein solcher Verlust ja nicht jedes Jahr cinlreten kann, sehr wohl thun, in Banknoten den Thalcr zu 1 fl. 50 Nkr. zu nehmen. Er erreicht dann wirklich, was Hr. Spamcr mit seinem Banknotenconto zu erreichen glaubt, nämlich feste Preise und durch die Wohlfeilheit seiner Artikel einen stärkeren Absatz derselben. Jeder intelligente Sor timenter wird für ein solches Conto auch vorzugsweise thätig sein. Aber das Alles wird nur für sehr wenige Verleger die erheblichen Verluste decken können, die sic doch dabei erleiden müßten; dcßhalb könnte ein solcher Vorschlag nur von sehr Wenigen angenommen werden, und dcßhalb wagten es die Oesterreicher, obgleich er der für sic vortheilhaftcste wäre, nicht ihn zu machen. Das Banknotenconto, wie es Hr. Spanier vorschlägt, ist aber eine ganz andere Sache. Es soll, wie in der Broschüre bemerkt wird, einerseits den Schwankungen der Preise ein Ende macken, an dererseits den pünktlichen Eingang des Saldo's bewirken, die Sor timenter vor Verlusten schützen, und den Vertrieb der Artikel der betreffenden Verleger in Oesterreich ohne allzu große Opfer für die selben erleichtern und begünstigen. Allein ich fürchte, daß es von allen diesen Zwecken keinen einzigen erfüllen kann. Wenn ich näm- ick annehme, daß die Sache ins Leben tritt, so sind nur zwei Fälle möglich: entweder dasAgio fällt, oder es steigt. Es kann allerdings auch einige Zeit nahezu unverändert bleiben, allein das ist dann doch nur vorübergehend und etwas früher oder später muß dann ein um so bedeutenderes Steigen oder Fallen doch kommen. Hr. Spamer will auf dem Banknotenconto die Preise mit 1 fl. 80 Nkr. — 2 fl. pr Thalcr je nach den Herstellungskosten bestimmen; fällt nun das Agio um 10—15 Proc., so sind diese Preise bedeutend höher, als der wirkliche Werth des Thalers, die Sortimenter müßten nun die Rückkehr zum Thalerconto verlangen, das dürfen sie aber nicht, cs bliebe ihnen also nichts übrig, als den Verkaufder so berech neten Artikel ganz einzustellen und das, was sie doch brauchten, aus zweiterHandzu beziehen, wosiecsja bedeutend billigcr h ätten. Die Bücherkäufcr in Oesterreich haben nämlich ohne Ausnah me durch die zehnjährige Ucbung sehr gut rechnen gelernt. Das Agio wird nicht gern bezahlt, doch sieht man ein, daß es nicht an ders sein kann, und fügt sich. Niemand aber würde ein Buch, nach dem das Agio gefallen und ein neuer Tarif bekannt gemacht ist, zu einem höheren als dem tarifmäßigen Preis bezahlen. Es wäre ganz unmöglich, den Leuten begreiflich zu machen, weßhalb sie, wenn z. B. dasAgio im Februar oder März 1860 auf 5 Proc. siele, noch während eines ganzen Jahres aufgewisse Bücher 20—25 Proc. Agio zahlen sol len. Der Absatz aller solcher Bücher wäre wenigstens hier in Prag und in Böhmen überhaupt beinahe unmöglich.*) Jeder bedeutende Fall des Agio würde also den Absatz solcher Banknotcnarlikel suspendiren, und die Verleger müßten in ihrem eigenen Interesse dieses Conto sofort schließen und ein Thalerconto eröffnen. Bei einem bedeutenden Steigen, z. B. auf 50 oder 60 Proc. und höher, würden die meisten Verleger dieses Conto aber auch schließen müssen, weil, wie ich bereits erwähnt habe, nur sehr we nige Verleger einen Verlust von 30—40 Proc. an ihren Artikeln er tragen können. Das Banknotenconto könnte also große Schwankungen nicht überdauern, bei kleinen aber ist cs ohnehin ganz überflüssig, denn die Tarife werden nur bei größeren Schwankungen geändert, cs ist daher nicht wohl zu begreifen, wozu es dienen soll. Abgesehen von diesen Gründen, die wohl genügen, die Unzweck mäßigkeit eines solchen Conto's darzuthun, wäre cs aber noch mit sehr vielen anderen Unannehmlichkeiten verknüpft. Jetzt kann man jedem Bücherkäufer den Preis jedes Buches nach den Katalogen sagen und den Käufer durch Katalog und Tarif überzeugen; das würde aber dann natürlich aufhören; denn wenn ein älteres Buch aus einem solchen Conto bestellt würde, könnte man ja nicht wissen, wie cs der Verleger berechnen wird. Auch unter den neuen Werken würde gerade das eintreten, was Hr. Spamcr vermeiden will, näm lich eine heillose Verwirrung in den Preisen. Man könnte sich an keinen Katalog mehr halten, und die nothwendigeFolge davon würde sein, daß diese Preise, wenn sie niedriger wären als die Tarifprcise, sehr häufig überschritten würden. Von einem größeren, auf diesem Wege zu erreichenden Absätze kann unter solche» Verhältnissen ohne hin nicht die Rede sein. Abgesehen von diesem Radicalfehler, hat aber der Entwurf des Hrn. Spamcr noch einige andere Mängel, die es dem oesterreich ischen Buchhändler beinahe unmöglich machen würden, darauf ein zugehen; so z. B. ist nicht recht einzusehen, warum der Sortimenter nach K. 2. nicht von dem Banknotenconto zurücktrelen darf. DerHan- del kann ja nur betrieben werden, wenn beide Theile ihren Vorthcil dabei finden. Der Zwang wäre überdies hier, wie ich früher nach- gewiesen habe, für den Verleger selbst sehr nachtheilig, denn der directe Absatz seiner Artikel würde eben, wenn er das Conto nicht auflöst, ganz einfach aufhören. *) In einer hiesigen Handlung kam der Fall vor, daß ein Buch eines Verlegers, der in solcher Weise in Banknoten rechnete, gefordert wurde. Es ward vorgelegt und der Preis genannt, der Käufer fand den Preis zu hoch, man erklärte, er sei doch ganz richtig. Er erbot sich nun, das Buch in „Silber" effectiv zu bezahlen, das konnte aber nicht angenommen werden, weil man dabei beträchtlich verloren hätte. Nun wurde der Mann aber sehr unangenehm, es gab eine förmliche Scene, die Leute blieben auf der Gasse stehen und man mußte froh sein, endlich das Buch mit Schaden wegzugeben, während er in dem Glauben aus dem Laden trat, eine unverschämte Forderung gebührend abgewicsen zu haben.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder