Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.04.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-04-08
- Erscheinungsdatum
- 08.04.1916
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19160408
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191604087
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19160408
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1916
- Monat1916-04
- Tag1916-04-08
- Monat1916-04
- Jahr1916
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
82, 8. April 1916. Redaktioneller Teil. eompleto n-orks. ^Oxkord text. Orai^.) 9 vols. London, Frowde, 1910- 11. Für gelehrte Zwecke: ^ variorum oditiov. L6. H. II. ^urv688. Seit >871. Bisher 18 Bände, und Hie Olck-Lpellin^ 8kalLe8peare öein^ tde woik8 ok 8kalre- 8peare in tdo 8pe1IinA ok tko be8t tzuarto and k'olio t6xt8. Ld. k'uroivall and 6o8^ve11-8ron6. London, Chatto L Windus. Seit 1908. Bisher 16 Bände. Von den englischen biographischen Werken nenne ich: 8idoo^ 1^66, ^ like ok William 8dakospear6. 2. ed. London. Smith. Elder L Co., 1898. Auch in deutscher Übersetzung: Leip zig. Georg Wigand, 1901.— llai-ri8, ?bo man 8kako8pear6 and Ki8 tra^ie liko 8tor^. London, Palmer, 1909, und end lich W. 6. Har litt, 8bake8p6ar6 bim86lk and lÜ8 ^vorlv. 4. ed. London, Quacitch, 1912. Buch und Kino. Von * * * (z. Zt. verwundet). Die Wirkung des Kinematographen ist etwa dieselbe wie die eines schlechten Buches : beide unterhalten, ohne zu bilden. Zwar ist es auch nicht unbedingt die Ausgabe des guten Buches, zu bilden, sondern es gilt in dieser Beziehung für heute und morgen der Goethesche Satz, daß die Kunst nicht moralisch zu wirken brauche. Damit soll natürlich nicht gesagt sein, daß jegliches Machwerk, das ohne die Absicht, bilden zu wollen, in die Er scheinung tritt, ins Gebiet der Kunst siele, noch weniger, daß das Künstlerische unmoralisch, d. h. in unserem Falle ohne Bil dungswert sein müsse. Die erste Entwicklung des Kinematographen fiel in jene Zeit, in der das Feldgeschrei gegen die Schundliteratur am lautesten hallte. Nick Carter und Buffalo Bill bildeten damals den Lesestoff von Jungdeutschland und spukten in allen Köpfen. Es ist also kein Wunder, daß der mit allen Hunden gehetzte Detektiv, sowie der wackere Scout, der nie eine Hand frei hatte, weil er stets gleichzeitig zwei Revolver aus die ihn umringenden Rothäute abschoß, die Handlungen der ersten Filme belebten. Das sind die frühesten Beziehungen zwischen Literatur und Kino, in diesem Falle richtiger: Schundliteratur und Schundkino. Gleichzeitig mit dem Einsetzen des Kampfes gegen Schund und Schmutz in Wort und Bild erhob sich jedoch ein scharfer Wi derspruch gegen das Schundkino, der es schließlich durchsetzte, daß die Filme einer strengen Polizeizensur unterstellt wurden. Und damit wurde die Betätigung der Filmfabrikanten in we sentlich andere Bahnen geleitet. Zunächst liehen die beteiligten Unternehmer den Pädagogen ihr Ohr, indem sie für die Jugend nützliche und auch sehr schöne Filme herstellten. Das waren Ausnahmen aus der freien Natur, völkerkundliche, technische, populärwissenschaftliche und Kolonialbilder, kurz alles, was das Herz erfreut und den Geist bilden kann. Aber diese wunder schönen uird herzlich gut gemeinten Lichtbilder entbehrten der »Spannung« der Hintertreppensilme, vielleicht witterte unsere Jugend auch hinter ihnen Moraltheorien, oder sie waren ihnen sonst zu brav. Jedenfalls fanden die Filme so geringen An klang, daß sich die Theater gezwungen sahen, sie lediglich zur Programmfüllung zu benutze». Die Interessenten sahen sich nach anderem Stofs um und fanden ihn im sogenannten Kinodrama. Diese Art Drama hatte mit seinem literarischen Namensvetter zu nächst keinerlei Ähnlichkeit. Sie wurde nicht in Akte eingeteilt, sondern in Abteilungen, deren Szenen unzählige Male gewechselt wurden, weil das eben beim Kino keinerlei Schwierigkeiten ver ursachte. Der häufige Shakespearesche Szenenwechsel, der den Regisseuren der Schaubühne so viel Kopfzerbrechen macht, ist gegenüber den Szcnen-Rattcnkönigen der Filmdramen kaum der Erwähnung wert. Die einzelnen Abteilungen waren häufig nicht durch den Gang der Handlung begründet. Ferner schienen diese Filmschauspiele freie Erfindung der Filmfabrikanten und ihrer Mitarbeiter zu sein. Natürlich konnte das nicht immer so bleiben, denn wie es selbst dem erfindungsreichsten Künstler nicht gegeben ist, dauernd Originelles zu schassen, so mußte schiießtich auch die Phantasie des spitzfindigsten Filmregisseurs erlahmen. Als diese Zeit gekommen war, wurden bei der Literatur Anleihen gemacht, und damit trat die Filmkunst aber mals in ein neues Stadium. Die Filmregisseure beschritten nun zwei Wege. Zunächst wandten sie sich an bekannte Dichter oder Literaten und ließen sich besondere den Bedürfnissen des Kinematographen angepaßte Dramen Herstellen. Beispiele hier für sind »Der Andere« von Paul Lindau, ferner der von H. H. Ewers bearbeitete »Student von Prag«. Diese Art der Film herstellung hat zweifellos einen gewissen inneren Wert, und wenn man ihr keinen positiven Erfolg nachrühmen kann, so mag das daran liegen, daß sie allzuwenig versucht worden ist. Der zweite Weg war folgender: Die Hersteller suchten irgend ein Werk der Literatur, das schon auf dem Büchermärkte seine Zugkraft erwiesen hatte, und arbeiteten dieses für ihren Zweck um. Beispiele hierfür sind Sienkiewicz, Huo vaciis?, Lytton, Die letzten Tage von Pompeji, Schnitzlers Liebelei und viele andere mehr. Dieser Weg ist viel häufiger beschritten worden, weil er der bequemere ist, und die bekannten Titel schon an sich den Erfolg verbürgten. Das sind im wesentlichen die heutigen Beziehungen zwischen Buch und Kino. Sie sind ganz äußerlich, rein stofflicher Natur, während ideelle Beziehungen überhaupt nicht zu bestehen scheinen. Das Kino ist eine ausländische Pslanze, und es wundert uns deshalb nicht, daß es sich zur Industrie entwickelt hat, während es doch ein Kunstzweig sein könnte. Daß wir es trotz seines kulturwidrigen Zustandes in seiner ursprünglichen Form über nommen haben, ist kein gutes Zeichen. Der Filmvertrieb mit seiner Organisation, seiner Reklame und allem Drum und Dran ist so ausländisch, vor allem aber deutscher Arbeit und deutschem Wesen so fremd, daß es einem ganz hoffnungslos zu Mute wird. Sämtliche Filmtheater sind heute über einen Leisten. Sie abon nieren einfach bei einer Filmfabrik und haben damit ihr Pro gramm für eine bestimmte Zeit fertig. Irgendwelche Charakte risierung, freie Stückwahl, wie bei der Schaubühne, gibt es nicht, weil das den geordneten Verleihbetrieb und das Geschäft be einträchtigen würde. Es bleibt hier nur eine Umgestaltung von Grund aus übrig. Nun sind ja allerdings Filmkunst und Dichtkunst wesensver schieden in der Darstellung, aber gerade diese Tatsache sollte eine schöne Aufgabe enthalten, nämlich über diese Schwierigkeiten hin weg ein einheitliches künstlerisches Ganzes zu schaffen. Wenn man aber ein Werk mit seiner Filmbearbeitung vergleicht, so fällt sofort die Gedankenlosigkeit der Übertragung auf. Die Hand- lung eines literarischen Werkes, etwa eines Romans, kinemato- graphisch darzustellen, ist sehr schwer, die vielen psychologischen Feinheiten gehen fast immer verloren. Elendes Stückwerk ist das heutige Lichtspiel schon dadurch, daß eine komplizierte Handlung ohne textliche Erklärung nicht verständlich gemacht werden kann. Diese Tatsache legt den Gedanken nahe, daß der Kinematograph weit über sein Ziel hinausgeschossen ist. Man möge sich der mittel alterlichen Pantomime erinnern, und man erkennt sofort die Hem mungen und Möglichkeiten des Kino. Der Kinematograph kann vielleicht einmal die Fabel, den Kern der Handlung eines lite rarischen Werkes zur Darstellung bringen, niemals aber wird er imstande sein, den Inhalt eines Werkes in dem Sinne zum Aus druck zu bringen, wie es bis jetzt versucht wurde. Ob diese Kultivierung des Kinos möglich ist, weiß ich nicht. Mir jedenfalls erscheint es durchaus nicht unmöglich, seine Be tätigung auf das rechte Matz zurllckzuführen oder in andere Bah. neu zu lenken. Die Schwierigkeit besteht vielleicht nur in der Auffindung, geschickten Bearbeitung und künstlerischen Darstellung von einfachen Stoffen. Will man das literarische Moment heranziehen, so bedarf es zumindest einer behutsameren Behand lung des Gegebenen, und vor allem mutz man vom Sensations mäßigen absehen, dem wirkliche Kunst stets fremd sein wird. So lange dies nicht geschieht, kann es das Buch nur diskreditieren, wenn es mit der Filmkunst in einem Atem genannt wird.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder