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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.01.1917
- Strukturtyp
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- 1917-01-12
- Erscheinungsdatum
- 12.01.1917
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ g, 12. Januar lS17. Büttner: Symphonie In G. Rudi Stephan: Musik für Orchester. Könnecke: Suite. Raren: Kaleidoskop. Die Mnicumskonzcrte in Frankfurt a. M. uuter Menpetbera: o. Bausincrn: 4. Symphonie. Schillings: Rhapsodie. Sektes: Zwerg und Infantin Op. 22. Straeßcr: Frühling. Op. 28. Die Gewandhaus-Konzerte in Leipzig unter Arthur Nikifch: (die 8 Beethoven-Abende und 4 Brahms-Abende angesetzt haben): Mahler: Lieb von der Erde. Strauß: Tod und Verklärung. Bruckner: 3. -Symphonie, kluger: ,Nacht. 3 Skizzen. Bcrlioz: .Stücke aus Romeo. Georg Schumann: Im Ringen um ein Ideal. Op. 88. Die Mannheimer Akademien unter Furtwängler: Mahler: Lied von der Erde, von Klenan: Dantes Inferno 5. Gesang. Sekles: Die Temperamente. Hausegger: Wieland der Schmied. Die Gürzenich-Konzerte in Köln unter Hermann Abendroth: Sekles: Die vier Temperamente. Ehrenberg: Jugend. Hausegger: Natur-Symphonie. Die dortige Kammermusik: Bölsche: Streichquartett. Straeßer: Violin-Sonate. Op. 32. Schönberg: Verklärte Nacht. Op. 4. G. Schumann: Klaviertrio. Die Rüth-Konzerte in Berlin: Ang. Neuß: Johannesnacht. Rctfner: Die Bremer Stadtmnsikanten. und in Hamburg: Bcer-Wialvrunn: Wölkenkuckucksheim. 3 Burlesken. Diese Proben, die nach den Programmen, die mir zur Ver fügung standen, gewählt sind, zeigen, das; von einer Nichtberück sichtigung der Modernen vielleicht bei einem oder dem anderen Konzertinstitut, sicher aber nicht im gesamten deutschen Konzert leben gesprochen werden kann. Hinzu kommt, daß Werke einiger moderner Komponisten, die noch vor wenigen Jahren nur von einem geringen Teil des Publikums gewünscht und verstanden wurden, jetzt als Allgemeingut zum eisernen Bestände der Pro gramme gehören. Ich denke dabei an die großen Symphonie- Werke eines Bruckner, Mahler und zum Teil auch Strauß. An dererseits ist klar, daß, wie die namhaften Musikverleger nicht mit beliebigen neuen Komponistennamen experimentieren können, auch die Konzert-Institute von Ruf nicht als Versuchsstation für junge Komponisten dienen dürfen. Die Aufstellung und Zusam menstellung richtiger Programme ist eine Kunst für sich und be darf sorgfältigster Erwägungen, um einerseits die geistige Höhe der Konzerte zu erhalten und andererseits dem besonderen Pu blikum des betreffenden Konzert-Instituts gerecht zu werden. Dem Vorwurf der Kritik, daß die Dirigenten nicht genügend Modernes bieten, steht oftmals die Klage der Konzert-Vereini gungen gegenüber, daß das Publikum sich bei Neuigkeiten wenn auch nicht ablehnend, so doch schwierig verhalte. Die Schwierigkeit des Publikums neuen Werken gegen über erklärt sich vielfach daraus, daß von den Konzert- Veranstaltern nichts getan wird, um das Verständnis für das arrfgeführte Werk zu erleichtern. Ich erlebte unlängst folgende Beispiele: Eine Sängerin setzte sich mutig für einen unbekannten, jungen Komponisten ein, auf dem Programm war außer dem Namen: Johann Andräe und dem Zusatz »Manuskript« — kein Wort gesagt; von drei Seiten wurde ich um Erläuterung gebe ten, Das andere Mal wurde im Gewandhaus die 2. Symphonie von Ewald Straeßcr aufgefllhrt; weder auf den Programmen, nach in der Presse war vor dem Konzert zu lesen, wer denn dieser Straeßer sei, Wohl nur ein verschwindend kleiner Teil des Publikums wußte, daß der Komponist ein in Köln lebender Musiker sei, der bereits eine Symphonie geschrieben, dessen beide Symphonien gedruckt vorliegen (Verlag Fischer L Jagen berg, Köln), der verschiedene wertvolle Kammermusik veröffent licht hat und der, obgleich ein Moderner, doch klar mit berücken der Klangschönheit zu schreiben weiß. Man sage nicht, daß sol ches zu wissen für die Aufnahme des Werkes ohne Bedeutung sei; es erscheint vielmehr zweifellos, daß das Interesse und Ver ständnis des Publikums ein ganz anderes ist, wenn es mit Nach druck auf das Neue als etwas Besonderes hingewiesen wird und andererseits, wenn es ungefähr weiß, was es zu erwarten hat. Die richtige Einstellung für ein Kunstwerk ist oft entscheidend. Eine neue Symphonie, der Begriff genügt, damit der Hörer schwerstes Geschütz erwartet, und wenn dann plötzlich freundliche, klare, lichte Weifen auf ihn eindringen, so muß er sich zum min desten »neu orientieren« oder auch, er ist gleichsam beleidigt, daß man ihn so in seiner Voraussetzung enttäuscht hat. Es ist er staunlich, daß in unserer Zeit,in der auf demGebiete der bildenden Kunst die Kunsterziehung so außerordentliche Erfolge zu verzeich nen hat, für die Musik hiervon so wenig übernommen wird. Daß die Konzert-Agenten, wie Marsop meint, dem Modernen feindlich gegenllberstehen, glaube ich nicht, aber sicher könnten auch sie in dem gedachten Sinne für die Einführung neuerWerke und sür das Verständnis älterer viel tun, Programme, in denen die Werke von Schubert und Reger ohne jede nähere Angabe, ohne Opuszahl, ohne Kompositionsjahr verzeichnet stehen, gehören selbst in ersten Konzert-Instituten, insbesondere bei Liedern, nicht zu den Sel tenheiten. Ernste Konzertgeber sollten außer auf eine gute Vor- tragsfolge auf richtige und ausführliche Nennung der Werke Wert legen; auch die Angabe der Verleger dürfte, besonders bei um fangreichen Werken, keine ungerechtfertigte Forderung sein. Mustergültig in dieser Beziehung erscheinen mir die Programm bücher der Symphoniekonzerte des Kgl, Hoftheaters in Dresden. Hier werden, neben kurzer biographischer Skizze, knappe Ein führung in die Werke mit Notenbeispielcn, genaue Angabe der Orchesterbesetzung und bei bedeutenden Solisten auch kurze An gaben über die Künstler geboten. Außerdem befindet sich am Schlüsse eine Aufstellung sämtlicher Konzerte der Saison, Gerade hierdurch wird auch das Interesse lange Zeit vorher für be stimmte Abende erweckt und erhöht werden. Einen anderen Weg schlägt man bisweilen in Hamburg ein. Dort hält der Kapell meister (Hausegger) über besonders schwierige und bedeutende Werke, die später aufgeführt werden, vorher erläuternde Vor träge. Ist es gegen die Tradition der Konzert-Institute, Programm bücher, wie die erwähnten, herauszugeben oder die Darbietungen durch Vorträge zu unterstützen, so wird in manchen Fällen schon durch kurze Notizen in den Programmen viel gewonnen sein. Jedenfalls sollten die Hauptkonzert-Veranstalter die Tages- Presse in weit stärkerem Maße in ihren Dienst stellen, als es meist geschieht. In einer wichtigen Musikstadt Deutschlands speist das führende Blatt die regelmäßigen Konzerte, um die ganz Deutschland die Stadt beneidet, meist mit etwa 40 Zeilen ab! Für so unglaublich viel überflüssiges und Uninteressantes sind Papier und Druckerschwärze vorhanden (— wie gern schenkte man der Redaktion die Hälfte aller Ver mutungen, aller »Man glaubt«) — aber hier, wo es sich um eine ernste Kulturaufgabe handelt, die die Fachzeitschriften durch ihr seltenes Erscheinen nicht übernehmen können, — wird in unzu lässiger Weise mit dem Raum gegeizt. Die Konzertgefellschaften sollten die Macht besitzen, die Presse in zweckmäßiger Weise ihren Veranstaltungen dienstbar zu machen, das heißt nicht, sie auf gute Kritiken zu verpflichten, sondern dafür zu sorgen, daß in längeren Feuilletons von ver ständiger, sachkundiger Seite eine Einführung vor dem Konzert und eine weitere Ausführung der Gedanken über dies oder jenes Werk nach der Veranstaltung geboten wird. Vor allem sollte mit den Rachtkritiken, in denen die mehr oder minder müden Kritiker zum lOOsten Mal den Ausführenden ein gutes oder schlechtes Zeugnis ausstellen, aufgeräumt werden. Wenn die Museumskonzerte in Frankfurt a, M. nach einem! Streit mit der Presse sich kritiklos wohlfühlen, so dürfte dies eine Ausnahme sein. Im allgemeinen liegt die Hebung des Verstäub nisses der Hörer im eigensten Interesse der Konzertgescllschaften. Nur wenn das Publikum die Aufführungen nicht nur hört, son-
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